Pluto hat geschrieben: Konkret, was hat Reflexionsfähigkeit mit dem Südenfall zu tun?
Die Reflexions-Fähigkeit IST der Sündenfall. Es wird halt mit der Chiffre der Baum-Geschichte erzählt - Goethe: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis" (Faust II, V.12104f). - Man kann als Mensch nur in Gleichnissen sprechen (in anderem Zusammenhang kannst Du auch sagen: "in Modellen").
Adam wird einem ihm Wesensgleichen ("die Frau") gegenübergestellt (was für ihn neu ist) - genau dieser Zeitpunkt ist der Beginn der Dialektik-Möglichkeit (im Sinne von b). - Kein Wunder, dass in der Bibel ganz UNMITTELBAR danach schon der Sündenfall ist - es gibt nicht den Hauch einer Handlung zwischen der Schaffung Evas und dem Sündenfall - weil beides DIESSELBE Handlung ist.
In diesem wesensgleichen Vis-Ã -Vis entsteht die Erkenntnis des Ich und des Du, das symbolisiert wird durch die "Frucht". - Das Essen der Frucht steht, wie "Die Geburt der Venus" von Botticelli, für die Entdeckung des "Cogito" ("ich denke/reflektiere") und somit auch des "Cogitas" ("Du denkst/reflektierst") - also für die Entdeckung der Dialektik.
Verbunden damit ist die Trennung von der Einheit (logisch) - also die Trennung von dem "Alles in Einem", also von Gott. - In diesem Sinne ist das Verlassen des Paradieses Ausdruck für das Verlassen der Einheit von allem. - Man kann nicht "einfach so" zurückkommen (deshalb die Kerubim als Wache), sondern erst, wenn man ERKENNEND zum Baum des Lebens kommt (von dem übrigens A+E NICHTS wissen!!! - wird manchmal übersehen).
Erkennend zum Baum des Lebens kommen, heisst, die Kluft zwischen den beiden Orientierungs-Größen "Alles in Einem" und "Cogito/cogitas" zu revidieren - das schafft kein Mensch, weil der Mensch nie sein Cogito aufgeben kann (GEHT einfach nicht). - Erlösung ist in diesem Sinne, dass Jesus als "wahrer Gott und wahrer Mensch" von beiden Seiten herkommt ("Alles in Einem" und "Cogito/cogitas") und diese klaffende Wunde von BEIDEN Seiten aus schließen kann - aber das wäre schon wieder ein anderes Thema.
Wie auch immer und im Hinblick auf den Thread: Das "Dein Wille geschehe und nicht meiner" ist in dem eben aufgezeigten tiefen geistigen Sinne zu verstehen - nicht als Unterwerfungs-Geste, sondern als Notwendigkeit.