closs hat geschrieben:Wir reden nicht von Geist Nr. 1 und Nr. 2, sondern davon, dass die Software zur Steuerung der Lebensbewältigung etwas anderes ist als der transzendente Geist, der in der Lage ist, über die Steuerung der Lebensbewältigung hinaus Fragen zu stellen.
Schon mal darüber nachgedacht, ob es das überhaupt braucht. Ich sehe jedenfalls keine Grundlage für eine solche Annahme (denk an Laplace und Napoleon).
Warum sollte ein Geist der so unterschiedliche Dinge wie Dichtung, Musik, Raumschiffe und Smartphones schaffen kann, nicht auch Transzendenz als
Idee hervorbringen können?
Diese kategoriale Unterscheidung erscheint notwendig, weil Du aus Deinem Weltbild heraus postulierst, der Mensch sei nichts als ein besonders gut kognitiv ausgestattetes Tier.
Ich postuliere gar nichts, schon gar nicht aus einem Weltbild heraus. Was ich schreibe, gründet auf den Beobachtungen und Ekenntnissen der heutigen Naturwissenschaft.
Man könnte Dir insofern zustimmen, dass man auch als Tier mit entsprechender Hirn-Komplexität Wolkenkratzer und Raumschiffe bauen könnte.
Und sich, wie Feuerbach vermutete, auch Götter sich in seinem Ebenbild erschuf.
Man kann Dir jedoch NICHT zustimmen, dass ein Tier nach Gott fragen könnte
Warum denn nicht?
Könnte das nicht alles Teil der Strategie des Geistes sein, um das Wohlbefinden von sich und seinen Mitmenschen zu steigern?
Wer weiß schon, zu welchen Hochleistungen unser Geist noch fähig ist?
denn genau dann wäre es per geistiger Definition (wir sprechen nicht von Biologie) nicht mehr der Kategorie "Tier", sondern der Kategorie "Mensch" zuzuordnen.
Dass in nur 7-8 Millionen Jahren, der Mensch sich so kategorial von den subhumanen Tieren unterscheiden konnte, ist in der Tat eine erstaunlich Leistung.
Viele Evolutionsbiologen meinen den Grund in den häufigen Umweltveränderungen zu erkennen. Dadurch wurde unsere Spezies gezwungen, sich immer wieder neu zu orientieren und anzupassen. So entstand weit mehr als bloße Kognitionsfähigkeit (das kann ein Affe auch). Es entstand Kreativität (Savonlinnas Wortwahl), und mit ihr die Fähigkeit in Symbolen und Bildern zu denken; Symbole und Bilder, die auch der Transzendenz dienen.
Natürlich macht das alles nur einen Sinn, wenn man den transzendenten Geist als vom Fleisch unabhängige Größe versteht, selbst wenn er sich im Dasein des Fleisches bedient.
Wann soll denn deiner Meinung nach, dieser dramatische Umschwung stattgefunden haben, vom Geist als Diener des Körpers zum Herrscher über den Körper?
Ich bin der Meinung, dass der Geist nach wie vor dem Körper dient. Er hat sozusagen nebenbei, all die Fähigkeiten entwickelt, die uns Menschen so stark vom subhumanen Reich abheben, das wir (vielleicht sogar zu Recht) glauben, wir seien etwas Besonderes.