Tree of live hat geschrieben:Ich versuchte deine Begeisterung nachzuvollziehen, aber es gelingt mir nicht...Ägypten ist nicht mein Ding, ander Sachen auch nicht

Aber warum ist das so?
...
Die Interessen müssen doch irgendwo herkommen?
Gute Fragen.
Meine Faszination für Ägypten war bereits in sehr frühen Jahren vorhanden, und zwar über Filme.
Die Idee, für die Dauer eines Filmes, in eine längst vergangene Zeit zurückzuspringen, war grundsätzlich schon toll (egal welche Zeit).
An Ägypten fasziniert mich die "warme Umgebung":
-> tolle Farben
-> Sand und Stein, aber auch Wasser und "grüne Inseln"
-> exotische, geheimnisvolle Gebäude (Pyramiden)
-> pompöse Kultur
-> geheimnisvolle Vorstellungen
In den Filmen
-> Abenteuer pur
-> dramatische Filmmusik
-> riesige Aufmachungen
Für mich ist das eine Welt, in die ich mich gerne hineinfallen lasse - zumindest kurzzeitig.
Ich nenne jetzt mal als Film
Das Land der Paharonen - (hier ein
Video), wobei er es alleine wohl nicht gewesen sein dürfte, aber er hat mich, obwohl er damals schon alt war, in der Kindheit beeindruckt.
Das Film-Alter spielt dabei wohl kaum eine Rolle.
OK, wieso bin ich dafür "geeignet", du aber irgendwie nicht, was ist der Unterschied zwischen dir und mir (an dieser Stelle)?
Aus meiner Sicht (also in meinem Weltbild) stellt ein Mensch ein lokal lernendes Wahrnehmungssystem dar, d.h. das Gehirn eines jeden Menschen entwickelt sich entsprechend den Umständen, mit denen der Mensch konfrontiert wird.
Wir beide bauen (schon alleine) dadurch, dass wir nie dieselbe Raumposition einnehmen können, eine unterschiedliche Struktur im Gehirn auf.
Angenommen wir beide wären eineiige Zwillinge, dann starten wir vielleicht relativ "gleich", entwickeln uns aber garantiert auseinander, weil wir nie die exakt gleiche Perspektive einnehmen werden.
Das bedeutet, unsere beiden Gehirne sind garantiert unterschiedlich.
Dieser Unterschied führt dazu, dass eine Konfrontation mit einer neuen Situation zu unterschiedlichen Reaktionen führt.
Trotz der Unterschiede könnte es natürlich dazu kommen, dass wir dennoch ein ähnliches Spektrum abdecken - Motto: ist ja egal, ob ich Zusammenhang X "rechts unten im Gehirn" und du "links oben im Gehirn" verarbeite, Hauptsache wir reagieren beide darauf.
Auf diese Weise könnten wir beide eine Faszination für Ägypten haben.
Dass wir uns hier aber in einer Art "Ausschluss" unterscheiden (ich bin fasziniert, du nicht) hängt meiner Meinung nach durchaus auch an dieser unterschiedlichen Struktur.
Ich denke, es geht um Harmonien.
Das ägyptische Flair hat in meinem Gehirn eine gewisse Harmonie zur Folge, weshalb diese ägyptschen Zusammenhänge sehr leicht "hineinrutschen".
Bei dir scheint es nicht ganz so zu sein, für dich ist die Verarbeitung dieser Zusammenhänge eher ein "Aufwand" - sagen wir, dein Gehirn muss sehr tolerant arbeiten, damit es mit Ägypten umgehen kann.
Das ist sozusagen eine funktionale Basis, die sich aus der "Eignung" des Gehirns ergibt.
Man kann es sich so vorstellen, dass jede Gehirnreaktion einen energetischen Aufwand darstellt, der minuziös in einer Verteilung abgewickelt werden muss (rund um die Neuronen gibt es die Astrozyten, das sind Zellen, die für eine reibungslose Arbeitsumgebung - einschliesslich Energie - sorgen).
Steht in einem Bereich des Gehirns bei einer Themen-Konfrontation zu wenig Energie zur Verfügung, dann kann dies nicht einfach endlos ausgeglichen werden und so ergibt sich quasi eine "Fehlbelastung" (in Bezug auf die aktuelle Entwicklung).
Das Gehirn kann sich zwar anpassen, aber das geht nicht von einer Sekunde zur anderen.
Damit haben wir einen Unterschied, dass einer von uns etwas kann, das der andere nicht kann.
OK, aber wieso
gefällt mir das ägyptische Flair und dir nicht, wieso zieht es mich dorthin und dich nicht?
Dies hat meiner Meinung nach mit dem Belohnungssystem im Gehirn zu tun. Kommt es zu einer Reaktion in diesem System, dann ist das quasi eine "Antriebsbeurteilung", sozusagen "Wow" oder "Bäh"

Das Interessante ist nun, dass es Menschen gibt, die in Bezug auf Musik über
keine Aktivierung im Belohnungssystem verfügen (siehe unten "Details").
Jetzt wirst du gleich sagen "ja aber dann gefällt oder missfällt denen ja nie irgendeine Musik!" -> Genau, diese Menschen hören Musik wie etwas, das vorhanden ist, aber es ist egal, ob es da ist oder nicht - sie "empfinden" keine "Eignung" oder "Nicht-Eignung".
Damit gibt es aus meiner Sicht zwei Faktoren:
1. die grundsätzlichen funktionalen Möglichkeiten des Gehirns zum Zeitpunkt der Konfrontation.
2. die Aktivierung des Belohnungssystems rund um die Konfrontation.
Aus diesen beiden Faktoren ergibt sich "Interesse", "Desinteresse" oder "Neutralität".
Bei der Aktivierung des Belohnungssystems kommt es sicherlich sehr stark auf Punkt 1 an, also "wie geeignet war das Gehirn bisher für ein Thema", je mehr, desto umfangreicher ist vermutlich die Aktivierung des Belohnungssystems.
Es gibt auch Menschen, die etwas gut können, es aber nicht besonders gerne machen. Dies zeigt, dass es sich um zwei Funktionen handeln muss.
In der Neurowissenschaft gibt es die Aussage, dass Themen zu bestimmten Zeitpunkten in der Entwicklung eines Menschen eine Rolle spielen müssen, damit dieser Mensch sich darauf einstellt, ein Interesse aufbaut.
Vermutlich verändert sich das Gehirn in der Kindheit, in der Pubertät drastisch, wie "Wasser, das hin und herschwappt" und man muss eine günstige "Wellensituation" erwischen, damit eine "Surfbewegung" für ein Thema stattfinden kann.
Mit "Ägypten" hat es bei mir irgendwie "gepasst", bei dir nicht - d.h. aber nicht, dass du nie wieder einen Zugang finden kannst - es ist nur eine Momentaufnahme (klar je älter, desto weniger flexibel ist das Gehirn).
Detail-Infos:
kein Musikgefallen - Belohnungssystem
kein Musikgefallen - "Emotionalbereiche" im Gehirn