Tree of life hat geschrieben:In Wirklichkeit existiert dieses Forum gar nicht und somit auch niemand, der auf dich eingehn kann.
Daran hat Descartes nie geglaubt - er war sehr wohl fest davon überzeugt, dass die materielle Realität "ist". - Aber er wusste, dass es aus Sicht der Wahrnehmung (also aus unserer Sicht) prinzipiell nicht von Vorstellung unterscheidbar ist. - Nur darum geht es.
Pluto hat geschrieben: Die Sicherung wissenschaftlicher Erkenntnisse übersteigt diejenige der einfachen Wahrnehmung.
Immer wieder:
1) Korrekt
2) Das ist nicht das Thema von Descartes resp. mir.
Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Natürlich vertraue ich persönlich diesen Mechanismen weitgehend
Warum nicht gleich so?
Weil schon immer so.
Pluto hat geschrieben:Immer wieder... du vergisst die in der Wissenschaft eingebauten Kontrollmechanismen, die genau das verhindern.
Nein - da diese ebenfalls Teil der Wahrnehmungs-Seite sind, können sie das nicht. - Was sie können: Sie können INNERHALB der Wahrnehmungs-Seite kontrollierend tätig sein - aber das ist doch nicht die Frage.
Pluto hat geschrieben:Die Kontrollmechanismen der modernen Wissenschaft sind da, um zu verhindern, dass man wir heute noch glauben müssen (Glaube ist ein schlechter Ratgeber), sondern der moderne Wisssenschaftler kann sich auf seine Erkenntnisse verlassen.
Falsche Ebene: Du meinst, dass eine Verbesserung der Wahrnehmung grundsätzliche Fragen zur Wahrnehmung beantworten könnte - nein, kann sie nicht. - Das ist eine Denkweise auf der Ebene von "Es gibt Gott, weil in der BIbel steht, dass es Gott gibt".
Pluto hat geschrieben:Willst du jetzt auch noch die Existenz von Materie in Frage stellen?
ICH will gar nichts in Frage stellen. - Das Thema lautet vielmehr: Könnten wir eine uns vorgestellte Materie (= Materie als Teil unserer Vorstellung und sonst nichts) von einer "Res-extensae Materie als vorstellungs-unabhängige Größe" per Wahrnehmung unterscheiden? - Die Antwort lautet nein, weil es für die Wahrnehmung dasselbe wäre. - Und weil dies so ist, ist die Entscheidung, was man glaubt (Vorstellungs-Materie oder Entitäts-Materie), eine notwendige Entscheidung. - Wer NICHT entscheidet, weil er meint, es sei nicht nötig, lässt einen Bewusstseins-Schritt aus - und wenn er das tut, ist er folglich nicht aufgeklärt. - Descartes war aufgeklärt.
Pluto hat geschrieben:Heideggers Erfolg bei den Massen lag darin, dass er mit großem Brimborium behauptete, Dasein sei nur ein Teil von Sein. Wie sich schnell herumsprach, konnte dies nie nachgewiesen werden, und wird heute mehrheitlich von der philosophichen Fachwelt als lauwarme Luft ohne Substanz bezeichnet.
Willst Du damit sagen, dass die von Dir einfache Aussage Heideggers tatsächlich innerhalb der Philosophie (ich meine nicht die Leute, sondern die Philosophen) NICHT verstanden wird?
Pluto hat geschrieben:Heideggers Erfolg bei den Massen
Es gibt keinen Erfolg von Heidegger bei den Massen - er ist einfach zu schwer zu lesen. - Dito Hegel (und andere auch).
Pluto hat geschrieben: In der Tat setzt sich langsam aber sicher die Erkenntnis durch, dass auch in der etwas vagen Philosophie, die Vorschläge von Popper anerkannt und angewendet werden sollen.
Das ist keine Erkenntnis, sondern ein Rückschritt. - Popper ist gut für die Wissenschaft (= Welt der Modelle), aber nicht in der Philosophie, wo es um Sein oder Nicht-Sein geht.
Das ist doch diese furchtbare Verengung, bei der man sich nicht wundern braucht, dass das Denken der Menschen heute weitgehend so formatiert ist, wie es ist. - Wie soll man mit einer solchen Grundlage bpsw. geistig anspruchsvolle Texte wie etwa die Bibel interpretieren können?
Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
"Denken" bedeutet hier "Über das eigene modellhafte Koordinaten-System hinausdenken".
Und gleich wird wohl noch ein Polysem daraus?
Nicht unbedingt - ich dachte eher an das, was Heidegger als Erläuterung zu diesem seinen Satz selber gesagt hat - und was darüber gesagt wird (hier J.Busche, in:ZEIT, 15,3,1993)
„Die Wissenschaft denkt nicht“, hat Heidegger gesagt. In diesem Satz ist das ganze globale Verhängnis zu greifen.
Dabei ist jedoch zunächst anzumerken, was dieser Satz nicht besagt. Er besagt nicht, daß etwa die Wissenschaftler nicht dächten. Er besagt, daß Wissenschaft eigenen Gesetzen folgt und mit ihnen funktioniert. Der Physiker kann sicherlich über alles mögliche und auch über Physik nachdenken. Aber insofern er Physik macht, paßt er sich ein in einen Wirkungszusammenhang, der mit ihm funktioniert oder ihn ausstößt. Die Rationalität wissenschaftlicher Revolutionen geht nicht aus der Opposition gegen die Wissenschaft als Prinzip hervor, sondern bildet in ihr einen Selbsterhaltungsmechanismus zur Bewahrung des Prinzips. Dieses Prinzip denkt nicht, stellt sich nicht (was ein Wissenschaftler jederzeit kann) grundsätzlich in Frage.
Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Wir reden doch nicht von der Entwicklung der Wissenschaften - natürlich hat sich da viel Fortschritt getan. - Wir sprechen darüber, auf welcher Basis Wissenschaft das vermitteln kann, was sie dann "Wissen" nennt.
Alle wissenschaftliche Erkenntnis kann vermittelt werden. Dass Laien dies oft missverstehen, liegt wohl eher an ihrer fachlichen Inkompetenz.
Ich meine etwas anderes: Was ist die Grundlage, dass es überhaupt Sinn macht, wissenschaftlich tätig zu sein? - Und das war ein Teil der Frage, die Descartes behandelt hat.
Pluto hat geschrieben:Wir müssen heute nicht mehr glauben, dass die Res extensa eine Entität ist; wir wissen heute das sie eine ist.
Das hätte Descartes genau so sagen können (auch ohne heutige Wissenschaft weiß man, was passiert, wenn einem ein Stein auf den Kopf fällt). - Nein, diese grundlegende Frage, um die es hier geht, ist NICHT durch Fortschritt innerhalb der Wissenschaft beantwortbar.
Wenn heute kolportiert wird, man wüsste es, dann NICHT aufgrund eines wissenschaftlichen Fortschritts (um den geht es gar nicht), sondern aufgrund eines philosophischen Rückschritts. - Da aber die heutige Mainstream-Philosophie (nach Deinen Worten und nach meinem Empfinden) "Ancilla Scientiae" ("Magd der Wissenschaft") ist, wie sie im Mittelalter "Ancilla Ecclesiae" war, kann sie in so große Fragen gar nicht mehr eingreifen.
Pluto hat geschrieben:Tatsächlich ist es ein Fortschritt. Man erkennt es daran, dass es funktioniert.
Man erkennt an der WISSENSCHAFT, dass etwas auf WISSENSCHAFTS-Ebene funktioniert - aber da kann sich doch nicht die Philosophie dranhängen - sie hat/hätte doch ganz andere Aufgaben!!!