Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#201 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Mo 1. Dez 2014, 13:30

Savonlinna hat geschrieben:Die verknüpfende Tätigkeit des Verstandes habe ich hier gar nicht thematisiert, weil es mir nur um Wahrnehmungen ging.
Machst du es dir nicht zu einfach? Kann man es denn überhaupt auseinanderhalten?
Sind Verstand, Gefühl und Wahrnehmung nicht so ineinander verwebt, dass man sie nicht wirklich trennen kann?

Savonlinna hat geschrieben:Dass jede physische Wahrnehmung der Ebene A immer auch eine Ebene B der psychischen Wahrnehmung hat, heißt ja nicht, dass es – kategorial gesehen - nicht zwei unterschiedliche Wahrnehmungsformen sind.
Ist das denn immer entscheidbar? Und was meinst du mit psychischer Wahrnehmung?
Sind das nicht Erinnerungen und geistige Assoziationen, die erst auf Grund körperlicher Wahrnehmungen entstehen?

Savonlinna hat geschrieben:Ob die innere Bilderwelt stets eines physischen Anlasses bedarf, habe ich noch nicht untersucht.
Brauchst du auch nicht selbst zu tun. Das wurde von anderen untersucht. ;)
Z. Bsp. meint der Neurowissenschaftler Antonio Damasio auf Grund seiner Forschung, "Wir denken immer mit dem ganzen Körper".

Savonlinna hat geschrieben:Fragen also wie: Ich habe Angst vor einem Hund, mir bricht der Angstschweiß aus, ist die Angst nur darum entstanden, weil der Angstschweiß ausbrach, oder ist der Angstschweiß ausgebrochen, weil ich Angst hatte – das sind andere Fragen, teiweise weltanschaulicher Natur, die ich hier erst mal nicht ins Auge fassen will.
Ich würde sagen, erst kommt die visuelle/akustische Warhnehmung des Hundes, die eine Kaskade von körperlichen Schutzmaßnamen auslöst: Gesteigerte Atemfrequenz, Herzrasen bis hin zum (vom Gehirn ausgelösten) hormoninduzierten Angstschweiß. Dadurch entsteht das geistige Gefühl der Angst — der Körper bereitet sich auf Flucht oder Abwehr vor.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#202 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Mo 1. Dez 2014, 20:58

Salome23 hat geschrieben:@Pluto
Was mir an deinen drei Beispielen auffält, ist, dass sie alle mit einer körperlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen...) angeregt wurden.
Ja-aber lass sie mal zu C kommen
Salome23 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb bin ich der Meinung, dass wirklich jeder Gedanke als externer oder interner körperlicher Reiz beginnt.
Habe ich andere Erfahrungen gemacht-will aber erst mal abwarten, was Savonlinna weiter erzählen wird-bevor ich mich dazu weiter äussere....
Jetzt habe ich ja schon ein weiteres post geschrieben, salome. Jetzt könntest Du Dich schon mal anfangen zu äußern?
Würde mich freuen.

Salome23
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#203 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Mo 1. Dez 2014, 21:47

Jetzt habe ich ja schon ein weiteres post geschrieben, salome. Jetzt könntest Du Dich schon mal anfangen zu äußern?
Ich habe jetzt nochmals alle deine Beiträge so gut wie mir heute möglich ist (bin ziemlich fertig und müde)-durchgelesen ,aber ich vermisse noch immer Punkt"c" oder hab ich etwas überlesen? :)

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Savonlinna
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#204 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Mo 1. Dez 2014, 21:59

Ein bisschen davon habe ich schon geschrieben.
Aber da Punkt C schwierig ist, wären Inputs nicht falsch.
Ich habe heute Abend auch keine power mehr, ein langes post am Tag in diesem Thread reicht.
Aber uns hetzt ja niemand.
Ich werde morgen Vormittag auch noch mal alles durchlesen.

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#205 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Mo 1. Dez 2014, 22:53

Savonlinna hat geschrieben:Aber da Punkt C schwierig ist, wären Inputs nicht falsch.
Mr fiel jetzt spontan etwas zu "Plutos" Aussagen ein-hat aber jetzt nicht wirklich mit "Wahrnehmung" zu tun :

Was mir an deinen drei Beispielen auffält, ist, dass sie alle mit einer körperlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen...) angeregt wurden. Deshalb bin ich der Meinung, dass wirklich jeder Gedanke als externer oder interner körperlicher Reiz beginnt.
Savonlinnas 'C' beinhaltet für mich Assoziationen. "Der Geruch der See erinnerte mich an meinen Heimat", oder.... "diese Story erinnert mich an die Zeit als..."
Was ich meine ist, es scheint immer (ohne Ausnahme) etwas körperliches mitzuwirken — auch wenn es nur der Gedanke an einen Duft oder der Inhalt eines Roman ist welchen man gerade liest.

Träume (im Schlaf) sind ja in gewisser Weise auch Gedanken in Form von aneinander gereihten Bildern, die das Gehirn erzeugt , während wir nicht bei Bewusstsein sind.
Aber welche Art von Reiz geht diesem Prozess vorraus, so dass es überhaupt zu so einem Traum (solchen Bildern) kommen kann.
Was war der Auslöser?

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#206 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von JackSparrow » Mo 1. Dez 2014, 22:59

Savonlinna hat geschrieben:Was meinst Du mit "Wahrnehmung unabhängiger Dinge"?
Das ist ein Genitivobjekt: Wessen Existenz? von der Wahrnehmung unabhängiger Dinge.
=> Die Existenz von Dingen, die von der Wahrnehmung unabhängig sind.

Wie würdest Du dann das bezeichnen, was ich in den letzten posts beschrieben habe?
Detailliertes Fachwissen über Dinge, die ansonsten auch jeder andere Mensch mit seinen normalen Sinnesorganen hätte wahrnehmen können, wenn man ihm nur gesagt hätte, worauf er achten soll.

So ist es auch bei göttlichen Wirkungen. Religiösen Menschen wird offenbar beigebracht, wie sie eine göttliche Wirkung von einer nicht göttlichen Wirkung unterscheiden können. Ein nicht religiöser Mensch kennt nicht die dafür notwendigen Kriterien und muss die entsprechenden Wirkungen daher irgendwie anders bezeichnen. Was zwischen religiösen und nicht religiösen Menschen wiederum zu Verständnisschwierigkeiten führt, weil sie eben kein gemeinsames Vokabular nutzen (wollen).


closs hat geschrieben:Also was bei "geistiger und materieller Realität" überfordernd sein soll, erschließt sich nicht ohne weiteres.
In meiner Sprache bedeutet "geistig", dass man sich etwas nur ausdenkt, während "materiell" bedeutet, dass es mit den Sinnesorganen wahrnehmbar ist. Wenn nun in der Bibel steht "Gott ist Geist", so ist dies in meiner Sprache gleichbedeutend mit "Jemand hat sich Gott ausgedacht." (genauer gesagt steht dort "Gott ist Pneuma", wodurch Gott zu einem gasförmigen Lebewesen erklärt wird).

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#207 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Mo 1. Dez 2014, 23:13

@Jack
In meiner Sprache bedeutet "geistig", dass man sich etwas nur ausdenkt
Bedeutet "man" in deiner Sprache:
a- eine Person denkt sich gerade bewusst etwas bestimmtes aus
oder
b- das Gehirn (einer Person) kreiert sich grade selbsttändig etwas zusammen ohne eigenes absichtliches Zutun des Ichs (=nachdenken/sinnen über)

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#208 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Mo 1. Dez 2014, 23:34

JackSparrow hat geschrieben:In meiner Sprache bedeutet "geistig", dass man sich etwas nur ausdenkt
Das wäre einer der häufigen Fälle, bei denen durch inhaltliche Neubesetzung eines Wortes ("semantischer Shift") dieses Wort nun vollkommen verschiedene Bedeutungen haben kann.

"Gay" hieß im Englischen früher mal "lustig", heute heisst es "schwul". - Wenn dann einer fragt, ob Johann "gay" ist, sagt der andere: "Ja - ich muss auch oft über ihn lachen" - weil beide demselben Wort völlig unterschiedliche Bedeutungen zumessen. - So ist es ganz offensichtlich auch beim Wort "geistig".

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#209 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Mo 1. Dez 2014, 23:42

JackSparrow hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was meinst Du mit "Wahrnehmung unabhängiger Dinge"?
Das ist ein Genitivobjekt: Wessen Existenz? von der Wahrnehmung unabhängiger Dinge.
=> Die Existenz von Dingen, die von der Wahrnehmung unabhängig sind.
Hey, ich wollte von Dir keine grammatische Erklärung :D, sondern wollte wissen, was Du mit "unabhängig" in diesem Zusammenhang meinst und welche Dinge Deiner Meinung nach von der Wahrnehmung unabhängig sind.

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#210 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Mo 1. Dez 2014, 23:53

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:In meiner Sprache bedeutet "geistig", dass man sich etwas nur ausdenkt
Das wäre einer der häufigen Fälle, bei denen durch inhaltliche Neubesetzung eines Wortes ("semantischer Shift") dieses Wort nun vollkommen verschiedene Bedeutungen haben kann.
Mit der Evolution der Sprache müssen wir leben.
Die Bedeutung des Wortes "geistig" hat sich aber im vorliegenden diesem Fall keineswegs groß verändert. Was sich verändert hat, ist unser Wissen und Verständnis der Ursachen und der Abläufe von geistigen Prozessen in unserem Gehirn.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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