Wird die Philosophie unterschätzt?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#21 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von closs » Mo 21. Dez 2015, 23:29

Pluto hat geschrieben:Das ist keine philosophische Frage.
Doch-doch --- eine sehr philosophische Frage sogar. - Deine Antworten sind keine philosophischen, sondern pragmatische. - Gut, aber was ganz anderes.

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#22 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Mo 21. Dez 2015, 23:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist keine philosophische Frage.
Doch-doch --- eine sehr philosophische Frage sogar.
Aus welchem Grund soll es eine philosophische Frage sein?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#23 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von closs » Mo 21. Dez 2015, 23:48

Pluto hat geschrieben:Aus welchem Grund soll es eine philosophische Frage sein?
Weil damit gefragt wird, ob das, was der Mensch nicht weiss, ein lediglich Noch-Nicht-Wissen oder auch ein Prinzipiell-Nicht-Wissen-Können ist.

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#24 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Di 22. Dez 2015, 00:07

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aus welchem Grund soll es eine philosophische Frage sein?
Weil damit gefragt wird, ob das, was der Mensch nicht weiss, ein lediglich Noch-Nicht-Wissen oder auch ein Prinzipiell-Nicht-Wissen-Können ist.
Es ist kein prinzipielles Nicht-Wissen. Sie funktioniert nur anderen Regeln als wir es gewohnt sind, deshalb haben wir Mühe sie zu verstehen. Die Quantenphysik funktioniert nach anderen Regeln als wir es aus der Schule gewohnt sind, aber das heißt nicht, dass Physiker sie nicht beschreiben können, und mit arbeiten können.
Dass die Quantenphysik real; das beweist uns die Technik die man weltweit daraus macht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#25 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von closs » Di 22. Dez 2015, 00:41

Pluto hat geschrieben:das heißt nicht, dass Physiker sie nicht beschreiben können, und mit arbeiten können.
Das ist klar - das meine ich nicht.

Pluto hat geschrieben:Es ist kein prinzipielles Nicht-Wissen.
Das ist eben die Frage. - Das erfolgreiche Umgehen mit dem, was man nicht weiss, ist das Eine. - Das andere ist, ob es jemals ein Modell geben KANN, das Dinge "weiss", die nicht einmal das Objekt zu "wissen" scheint.

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#26 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Di 22. Dez 2015, 09:20

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:das heißt nicht, dass Physiker sie nicht beschreiben können, und mit arbeiten können.
Das ist klar - das meine ich nicht.
Ich meine aber, das ist der springende Punkt: Wenn wir nichts wüssten, könnte die Industrie die rund um die Quantenphysik entstanden ist, nicht so erfolgreich sein

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist kein prinzipielles Nicht-Wissen.
Das ist eben die Frage.
Das ist keine Frage wenn ein Drittel des BSP der Welt darauf beruht.

closs hat geschrieben:Das erfolgreiche Umgehen mit dem, was man nicht weiss, ist das Eine. - Das andere ist, ob es jemals ein Modell geben KANN, das Dinge "weiss", die nicht einmal das Objekt zu "wissen" scheint.
Du versuchst immer wieder die QM in eine spirituelle Ecke zu verschieben.
Das ist aus deiner Sicht logisch und für mich auch nachvollziehbar.

Trotzdem ist es eine laienhafte und völlig falsche Vorstellung.

Denn...
Spiritualität ist ein flüchtiges, undefinierbares Geflecht aus Dogmen und Vermutungen, was Niemand beschreiben kann. Vor allem kann sie keinerlei überprüfbare Vorhersagen machen.
Die Quantenphysik hingegen ist eine exakte wissenschaftliche Disziplin deren Vorhersagen sich mathematisch genau auf über 15 signifikante Stellen berechnen lässt, und sich hat überprüfen lassen, weshalb Physiker sie (zurecht) als reale Existenz sehen.

Die Veri-/Falsifizierbarkeit ist der entscheidende Unterschied. Ähnliches kann die Spiritualität nicht liefern.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von closs » Di 22. Dez 2015, 09:32

Pluto hat geschrieben:Du versuchst immer wieder die QM in eine spirituelle Ecke zu verschieben.
Daran habe ich noch gar nicht gedacht - doch, insofern, dass aus der QM auf naturwissenschaftlicher Ebene Dinge deutlich werden könnten, die das Verständnis für spirituelle Fragestellungen öffnen - das schon. - Aber nicht die QM selbst.

Pluto hat geschrieben:Die Veri-/Falsifizierbarkeit ist der entscheidende Unterschied.
Selbstverständlich - das ist klar, war jederzeit klar und ist sogar begründbar.

Pluto hat geschrieben:Ich meine aber, das ist der springende Punkt: Wenn wir nichts wüssten, könnte die Industrie die rund um die Quantenphysik entstanden ist, nicht so erfolgreich sein
Das zeigt lediglich, dass man mit Dingen, die man nicht weiss, verläßlich umgehen kann. - Um es platt zu sagen:

Man weiss NICHT, wann das Radionuklid Nr. x zerfallen wird, aber dass die Halbwertszeit y verlässlich funktioniert. - Dies reicht, um so damit umzugehen, als wüsste man alles zu diesem Thema - insofern Zustimmung. - Man weiss aber NICHT, warum ein einzelnes Radionuklid zu Beginn oder am Ende der Halbwertszeit zerfällt und wird es prinzipiell nicht wissen.

Und deshalb die philosophische Frage, warum es prinzipiell Unwissbares geben kann und was aus dieser allgemeinen Feststellung zu konstatieren ist.

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#28 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Di 22. Dez 2015, 10:16

closs hat geschrieben:Man weiss NICHT, wann das Radionuklid Nr. x zerfallen wird, aber dass die Halbwertszeit y verlässlich funktioniert.
Nein. Du betrachtest nur die Symptome eines einzelnen Phänomens. Das Wissen bezieht sich auf die grundsätzliche Auffassung, dass die Mikrowelt der Elementarteilchen NUR mit den Mitteln der Stochastik zu verstehen ist.

closs hat geschrieben:Man weiss aber NICHT, warum ein einzelnes Radionuklid zu Beginn oder am Ende der Halbwertszeit zerfällt und wird es prinzipiell nicht wissen.
Ja und?
Deshalb erscheint dem Laien die Quantenwelt so skurril. Physiker haben inzwischen gelernt damit umzugehen. Verschränkung und Superposition sind die neuen Begriffe mit denen man diese Welt beschreibt.

closs hat geschrieben:Und deshalb die philosophische Frage, warum es prinzipiell Unwissbares geben kann und was aus dieser allgemeinen Feststellung zu konstatieren ist.
Auch wenn es sich für den Laien etwas mystisch anhört, so handelt es sich NICHT um etwas prinzipiell "Unwissbares" wie bspw. die Spiritualität.

Die Quantenphysik erfordert eine völlig neue Denkweise, weil die Mikrowelt der Elementarteilchen grundverschieden von unserer gewohnten Welt ist. Sie ist eine Welt wo es tatsächlichen Zufall gibt, der nicht bloß mit einer Verkettung von unerklärbaren physikalischen Kausalitäten erklärbar ist. Die Quantemechanik ist im Gegensatz zur Spiritualität sehr real. Erst wenn man das versteht, kann man hoffen die Quantenwelt zu verstehen.
Der Weg des Verstehens liegt in der Stochastik.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#29 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von closs » Di 22. Dez 2015, 16:22

Pluto hat geschrieben:Das Wissen bezieht sich auf die grundsätzliche Auffassung, dass die Mikrowelt der Elementarteilchen NUR mit den Mitteln der Stochastik zu verstehen ist.
Eben - das heisst allgemein:

Ein reales Einzel-Geschehen ist prinzipiell NICHT verstehbar (obwohl es real ist) - da haben wir es doch schon.

Pluto hat geschrieben: Physiker haben inzwischen gelernt damit umzugehen.
"Damit umgehen" ist etwas anderes und unbestritten.

Pluto hat geschrieben:Die Quantemechanik ist im Gegensatz zur Spiritualität sehr real.
Woher wollen wir wissen, dass die Spiritualität NICHT real ist?

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#30 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Novas » Di 22. Dez 2015, 17:18

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Unterschätz Du da nicht die Philosophie?
Nö. Ich glaube im Gegenteil, sie wird von vielen Menschen überschätzt.

Gut wäre es demnach, wenn wir sie weder überschätzen noch unterschätzen würden. Besser ist es, wenn wir sie wertschätzen und sie als eine Möglichkeit sehen, unser Leben zu inspirieren, sodass wir bewusster leben und handeln.

Philosophie ist dazu da, dass man sich nicht dumm machen lässt.Max Horkheimer

Außerdem entspringt jede Lebenspraxis – bewusst oder unbewusst - einer bestimmten Theorie. Ich will mir nicht von außen vorschreiben lassen, wie ich zu leben, zu glauben, zu denken habe usw. sondern ich bestimme es selbst.

Bertrand Russell schreibt: „Der Wert der Philosophie besteht im Gegenteil gerade wesentlich in der Ungewissheit, die sie mit sich bringt. […] Die Philosophie kann uns zwar nicht mit Sicherheit sagen, wie die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen heißen, aber sie kann uns viele Möglichkeiten zu bedenken geben, die unser Blickfeld erweitern und uns von der Tyrannei des Gewohnten befreien. Sie vermindert unsere Gewissheit darüber, was die Dinge sind, aber sie vermehrt unser Wissen darüber, was die Dinge sein könnten.

(Was ist Philosophie? Programmatische Texte von Platon bis Derrida. Reclam, Stuttgart 2006. S. 218.)

Außerdem ist das Denken selbst ein sinnlicher Akt und hat einen Eigenwert, wie ein Morgenspaziergang im Frühling, Sex oder Urlaub in Hawaii und Cocktails trinken an der Strandbar.

Bild
http://edition.cnn.com/2014/12/11/trave ... each-bars/

Ich brauche dieses Panorama nicht, aber es kann das Leben bereichern :lol:

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