Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Philosophisches zum Nachdenken
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Janina
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#21 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Janina » Mo 13. Apr 2015, 14:08

Pluto hat geschrieben:Mendele gehörte zu der Gruppe Menschen, die vermutlich als Kind ihre Freude daran hatten, Fliegen ihre Flügel abzureißen, um zu sehen was die verstümmelten Fliegen machten. Du scheinst das als Wissenschaft zu sehen; ich nicht.
Der Unterschied zu Wissenschaft besteht darin, dass man ein Ergebnis bekommt. Einen Erkenntnisgewinn.
Wenn ich in die Hände klatsche, fliegt die Fliege weg.
Wenn ich einer Fliege die Flügel ausrupfe, und dann in die Hände klatsche, fliegt die Fliege NICHT weg.
Schlussfolgerung: Ohne Flügel ist die Fliege taub.

barbara hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich glaube du übersiehst hier den Aspekt der Nützlichkeit einer Forschung. Einer Fliege die Flügel abzureißen ist reine Tierquälerei.
Womit ich nicht verneinen will, dass (vor allem in der Vergangenheit) auch viele unnötigen Tierversuche gemacht wurden.
Wenn man der Fliege mitteilen würde, dass das Abreissen ihrer Flügel den Menschen nützlich ist, wäre sie natürlich sofort damit einverstanden und hätte keine Einwände mehr.
Ach, das ist ja sooo schön einfach, auf den bööösen Wissenschaftler zu zeigen. Die Sau!
Ich leite den Zeigefinger gerne mal weiter auf den bescheuerten Kunden, der alle halbe Jahre ein neues Duschgel will, und zu blöd ist, mit einem Stück Kernseife sauber zu werden! Und auf bescheuerte Tussies, die ohne Kriegsbemalung noch nichtmal den Müll raustragen, auf wohlstandsverwahrloste Konsumjünger, die sich bei Douglas mit einer Chemie eindieseln, die ganze Flüsse zum Umkippen bringen könnte, etc...
Der tumbe Kunde hat überflüssige Bedürfnisse geweckt bekommen, deren Befriedigung getestet und als "unbedenklich" freigegeben werden muss. Die dermatologische Sicherheit, die der Kunde wünscht und der Gesetzgeber fordert, muss leider mit gehäuteten, entzündeten und massenweise zu Tode geschundenen Kaninchen bezahlt werden. Klar ist das voll böse, dass die Dreckarbeit im Labor ein Wissenschaftler machen muss. Die Sau!

barbara
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#22 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von barbara » Mo 13. Apr 2015, 14:14

Janina hat geschrieben: Ach, das ist ja sooo schön einfach, auf den bööösen Wissenschaftler zu zeigen. Die Sau!

Alle Beteiligten können mal in den Spiegel schauen und sich fragen, ob das Entwickeln von Duschgel Nr. 2578 wirklich das ist, was sie für ein sinnvolles Leben halten.

Die dermatologische Sicherheit, die der Kunde wünscht und der Gesetzgeber fordert, muss leider mit gehäuteten, entzündeten und massenweise zu Tode geschundenen Kaninchen bezahlt werden. Klar ist das voll böse, dass die Dreckarbeit im Labor ein Wissenschaftler machen muss. Die Sau!

Müssen muss niemand. Weder solche Kosmetik kaufen, noch Tierversuche im Labor durchführen.

Und man könnte durchaus auch die Gesetze ändern, und andere Wege suchen, um die Sicherheit neuer Materialien herauszufinden.

Aber es gilt halt für Wissenschaftler wie für alle andern auch: erst das Fressen, dann die Moral.

gruss, barbara

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Janina
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#23 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von Janina » Mo 13. Apr 2015, 14:15

Faransil hat geschrieben:Ich bin ein absoluter Gegner jeglicher Tierversuche und sehe darin überhaupt keinen Nutzen.
Das glaube ich dir nur, wenn dein Kosmetikschrank bis auf ein Stück Seife und eine Rolle Klopapier leer ist.

closs hat geschrieben:Wenn eine Ethik-Kommission aus interessens-geleiteten Ethik-Gründen für den Bau einer Atombombe ist, ist doch deshalb eine Atombombe nicht ethisch.
Och, die Entwicklung der Atombombe war durchaus ethisch begründet: Sie verkürzt den Krieg und mindert die Zahl der andernfalls getöteten Menschen (auf unserer Seite).

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#24 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von closs » Mo 13. Apr 2015, 14:34

Janina hat geschrieben:Och, die Entwicklung der Atombombe war durchaus ethisch begründet: Sie verkürzt den Krieg und mindert die Zahl der andernfalls getöteten Menschen (auf unserer Seite).
Einverstanden - mit anderen Worten: "Ethik" ist an sich ein völlig beliebiger Begriff, der erst eine Richtung eingehaucht bekommt, wenn ihm eine (westliche oder östliche oder IS- oder NS-) Weltanschauung unterlegt wird. - Und dazu braucht's dann halt jeweilige Ethik-Kommissionen - lässt sich alles finden.

Wäre es nicht das Gescheiteste, dass man "Ethik" und Wissenschaft ganz einfach kategorial trennt? - Verwerflich ist Wissenschaft nur, wenn sie unwissenschaftlich arbeitet - was soll der Ethik-Quatsch im Zusammenhang mit Wissenschaft? - Man sagt doch auch nicht, dass "rot" unethisch ist, weil es in Form von Blut fließt.

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#25 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Mo 13. Apr 2015, 14:39

closs hat geschrieben:"Ethik" ist an sich ein völlig beliebiger Begriff, der erst eine Richtung eingehaucht bekommt, wenn ihm eine (westliche oder östliche oder IS- oder NS-) Weltanschauung unterlegt wird. - Und dazu braucht's dann halt jeweilige Ethik-Kommissionen - lässt sich alles finden.
Falsch.
Ethik umfasst die moralischen Regeln nach denen wir leben.

closs hat geschrieben:Wäre es nicht das Gescheiteste, dass man "Ethik" und Wissenschaft ganz einfach kategorial trennt?
So lange Wissenschaft von moralischen Wesen (Menschen) betrieben wird, lassen sich diese Begriffe nicht trennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von Faransil » Mo 13. Apr 2015, 14:53

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#27 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von Faransil » Mo 13. Apr 2015, 14:53

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#28 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von closs » Mo 13. Apr 2015, 14:59

Pluto hat geschrieben:Ethik umfasst die moralischen Regeln nach denen wir leben.
Und wer ist "wir"? - "Wir" ist überall etwas anderes - entweder "westlich" oder "östlich" oder "IS" oder "NS" oderoder.

Pluto hat geschrieben:So lange Wissenschaft von moralischen Wesen (Menschen) betrieben wird, lassen sich diese Begriffe nicht trennen.
Natürlich wird Wissenschaft von WissenschaftLERN betrieben - und deren jeweiliger Kulturkreis wird Einfluss darauf nehmen, was jeweils "ethisch" ist.

Frage: Was ist "ethisch" der Unterschied, ob die USA damals die Atombombe entwickelt haben oder später Pakistan und vielleicht demnächst Iran?

Abischai
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#29 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von Abischai » Mo 13. Apr 2015, 15:04

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:"Ethik" ist an sich ein völlig beliebiger Begriff, der erst eine Richtung eingehaucht bekommt...
Falsch.
Ethik umfasst die moralischen Regeln nach denen wir leben.
Also ist es doch richtig, was hast Du denn? Die moralischen Regeln nach denen wir leben sind sehr wohl beliebig. Jede Generation handelt die für sich erneut aus, vor allem nach Umbrüchen wie großen Kriegen oder Katastrophen werden die Karten immer neu gemischt.
Christen z.B. haben für sich als moralische Grundlage die Bibel, haben also gewisse zeitlose Moralvorstellungen, sehrwohl aber auch moderne.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#30 Re: Ideologischer Missbrauch der Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Mo 13. Apr 2015, 15:21

Abischai hat geschrieben:Die moralischen Regeln nach denen wir leben sind sehr wohl beliebig. Jede Generation handelt die für sich erneut aus, vor allem nach Umbrüchen wie großen Kriegen oder Katastrophen werden die Karten immer neu gemischt.
Das trifft auf die "alltags" Moral wohl zu, aber ein Großteil unserer Ethik ist fest im Menschen verankert. Z. Bsp. toleriert Keine Kultur der Welt Mord oder Diebstahl und das ist nicht erst seit Moses so.

Abischai hat geschrieben:Christen z.B. haben für sich als moralische Grundlage die Bibel, haben also gewisse zeitlose Moralvorstellungen, sehrwohl aber auch moderne.
Die Grundlage unserer moralischen Werte geht sehr viel weiter zu den Urmenschen zurück als die Bibel. Das gilt sowohl für die Goldene Regel als auch für die Ächtung von Töten oder Stehlen.

In der Bibel vermisse ich übrigens einiges an moralischen Regeln die wir heute in unserer Gesellschaft für selbstverständlich annehmen, wie z. Bsp. die elterliche Erziehungspflicht für Kinder.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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