closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: Aber ich sagte auch, Spinoza ging einen Schritt weiter, und setzte Gott mit der Natur gleich.
Und mit diesem Schritt verlässt er auch aus heutiger Sicht die christliche Auffassung - wobei, wie erwähnt, Spinoza NICHT so klingt, wenn man diagonal durch einige Texte geht.
Tja, lieber closs,
Es ist nicht alles so wie es auf den ersten Blick erscheint. Spinoza war Jude, und äußerte sich so kritisch über den Talmud, dass er ausgestoßen (exkommuniziert) wurde.
closs hat geschrieben:Hier wäre wieder mal interessant, was Spinoza wirklich meint und wie er rezipiert wird.
Es gibt nur einen Weg: Spinozas "
Ethik" selber lesen.
Daraus geht klar hervor, dass er an einen an den Körper gebundenen Geist glaubte. Dieser Glaube widersprach der damals gängigen Formel von Descartes, dem berühmtesten Philosophen seiner Zeit. Mit seinem stark naturalistischen Weltbild war Spinoza seiner Zeit weit voraus und wurde u.a. deswegen geächtet und aus seiner (jüdischen) Gemeinde ausgestoßen, was ihn offenbar überhaupt nicht zu kümmern schien.
closs hat geschrieben:Was war eigentlich zuerst: die Software oder die Hardware? Bei Computern meine ich: die Software - oder nicht?
Schwer zu sagen. Es war wohl eher eine Art Ko-evolution. Man benutzte die Hardware um Zahlen in binär Representation zu speichern und zu manipulieren. Programmabläufe kamen aber schnell hinzu. Selbst Alan Turing, der "Erfinder" von Software sah diese als Erweiterung der Hadrware.
Analog dazu sehen Neurobiologen den Geist als evolutionäre Entwicklung aus primitiven (neuronalen) Anfängen: Spezialisierte Zellen entwickelten sich in primitiven Lebewesen als Sensoren für äußere Einflüsse. Daraus entstanden dann Reaktionen auf körperliche Reize, um z. Bsp. Flucht vor Gefahren einzuleiten.
Neulich las ich von einem Seestern ohne Augen der die Biologen verblüffte, weil er trotzdem auf Licht und Schatten reagiert. Man hat festgestellt, dass der gesamte Körper von Lichtempfindlichen Nerven übersäht ist. Damit kann der Seestern Schatten von Licht erkennen und sich in einem Felsspalt vor Raubtieren verstecken.
Höhere Lebewesen (Säugetiere) haben aus den körperlichen Reaktionen auf äußere (audio-visuell, tasten, riechen, schmecken) und innere Reize (Hunger, Durst, usw.), sehr differenzierte geistige Gefühle (weiter-)entwickelt. Zusammen mit einem erweiterten Gedächtnis führt dies du einem filmählichen Ablauf des aktuellen Zustands des Körpers.
Aus dieser körperzentrischen "Sicht" auf die Welt, entstand das was wir Menschen als "Ich-Bewusstsein" erkennen. Parallel dazu entwickelten sich viele geistige Fähigkeiten wie bspw. die Symbolik mit der der Mensch nicht nur kommunizieren, sonder auch die Konsequenzen seiner Handlungen in Bildern vorstellen kann, und so die nahe Zukunft vorhersagen kann. Ein weiteres Merkmal des Spezies Mensch ist seine ungeheuer starke Empathiefähigkeit, was sich sowohl im Positiven (Nächstenliebe, soziale Kompetenz) als auch im Negativen (Folter) äußert.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: behauptest du, Materie sei Folge von Geist. Was fehlt ist allerdings der Mechanismus.
Dafür sind Leute wie Tipler oder Dürr zuständig.
Stimmt. Leider haben sich aber ihre Prämissen als (vermutlich) falsch herausgestellt.
Tiplers "Omegapunkt" geht von einem geschlossenen, in sich kollabierenden Universum aus, was mit der seit etwa 1997 bekannten beschleunigten Expansion des Universums nicht kompatibel ist (falsifiziert!). Dürrs Sicht des Bewusstseins als Ursprung von allem führt zu einem Widerspruch mit der (sehr plausiblen) evolutionsbiologischen Erklärung für die Entstehung des Bewusstseins (s. oben).
closs hat geschrieben:Unter geistigen Gesichtspunkten leistet man sich auch mal eine Blackbox, weil das Phänomen selbst so klar erscheint, dass man es auch ohne Kenntnis der genauen Abläufe für wahr annimmt.
Das Konzept einer Black Box erinnert mich an die Metapher eines UFO (
Unidentifiziertes Fliegendes Objekt) oder an diesen Comic:

[ Quelle:
http://cafehayek.com ]
Wenn etwas nicht identifizierbar ist, kann und darf man nicht seine Eigenschaften beschreiben. Wer es trotzdem tut, riskiert sich in den schier unendlichen Weiten der
geistigen Fantasie zu verirren.
closs hat geschrieben:Das ist etwas ganz anderes - rational erklärbar ist es natürlich - es sei denn, das Wort "rational" sei inzwischen inhaltlich auch geshiftet worden.
Hmm... Rationaltät = Vernunft, Verstand
Also... wenn du deine These
vernünftig und
verständlich erklären kannst, dann bitte ich darum.