Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

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Savonlinna
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#191 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » So 30. Nov 2014, 17:26

Salome23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Aber fragt man mich, was sie anhatten: habe ich keinen blassen Schimmer.
Glaub ich dir gerne-aber könnte es möglich sein, dass unter Hypnose dann doch die Details, was sie anhatten-hochkommt?
Dass ich vieles trotzdem abgespeichert habe, obwohl ich darauf nicht geachtet habe, dessen bin ich ziemlich sicher. Denn so vieles taucht ja in den Träumen wieder auf, worauf ich nie bewusst geachtet habe.
Trotzdem sind diese inneren Bilder im entspannten Wachzustand noch mal von anderer Qualität als die Träume.

Ob Hypnose das hoch bringt, weiß ich nicht. Aber diese Bilder sind ja keine Erinnerungen, sondern Kreationen. Auch wenn Anleihen bei der Realität gemacht werden, keine Frage.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass manche so etwas als Eingebung Gottes bezeichnen und daraus auch ihre Vorstellungen von "Engeln" etc. herleiten.
Ich selber neige nicht dazu, das so zu bezeichnen; mir liegt daran, das menschliche Potential auszuloten, über das man so wenig erst weiß.

Pluto
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#192 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » So 30. Nov 2014, 17:33

Savonlinna hat geschrieben:Ich nehme es aber nun einmal als Wahrnehmungsorgan wahr. ;)
Das ist auch völlig Okay.
Das tun die meisten Menschen wenn sie die eigenen Prozesse ihres Gehirns bewusst wahrnehmen.

Das Wort "geistige Wahrnehmung" habe ich aber extra ausgeschlossen. ;)
Oh ja. Das tue ich auch wenn es im Sinn von göttlicher Wirkung verstanden werden soll. :lol:
Hier geht es um die geistige Begabung der Vorahnung, die zwar Jedermann besitzt, aber oftmals nicht so fein "getunt" wie bei Karajan oder Schumacher der Fall. Woher kommt diese Begabung (Fähigkeit) zur Vorahnung?
Im Grunde ist sie ein Merkmal was uns zum Überleben dient. "Schaffe ich es noch bis zur nächsten Tankstelle, bevor der Sprit ausgeht?" Solche banalen Fragen des Alltags bilden die Grundlage unserer Vorahnungen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#193 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 30. Nov 2014, 18:16

Pluto hat geschrieben:Solche banalen Fragen des Alltags bilden die Grundlage unserer Vorahnungen.
Auch hier gilt: Jedes System muss Phänomene im eigenen Sinn und Horizont bewerten.

JackSparrow
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#194 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von JackSparrow » So 30. Nov 2014, 19:37

closs hat geschrieben:Trotzdem erfüllst Du den Begriff "Ideologie", wenn Du Dein Weltbild als universal verbindlich darstellst.
Das freut mich. Wer wäre nicht gern Erfinder einer eigenen Ideologie.

Die dazu nötigen Begriffe sind meistens inzwischen materialistisch besetzt, bedeuten also etwas anderes - Beispiele gefällig? Geist, Sünde, Schuld, Liebe, Strafe, Realität, Wahrnehmung, ...
Möchte man einem bekannten Begriff in abweichender Bedeutung nutzen, müsste man diesen ebenfalls definieren. Oder sich passendere Begriffe suchen. Statt Daseins-, Nicht-Daseins-, geistiger und materieller Realität könnte man beispielsweise einfach zwischen gehörter, gesehener, gerochener, ausgedachter, erinnerter und erhoffter Realität unterscheiden, und schon würde man von der breiten Allgemeinheit verstanden werden.

Andererseits dienen unverständliche Fachbegriffe ja auch der Abgrenzung zu Andersgläubigen. Ob man weiß, was das Wort "Sünde" bedeutet, ist dabei zweitrangig. Um als legitimer Christ anerkannt zu werden, reicht es völlig aus, die erlernten Sätze über "Sünde" einfach regelmäßig zu wiederholen.


Pluto hat geschrieben:Jack redet von physiologischen Organen (Auge, Ohr,...), du higegen von geistiger Wahrnehmung.
Leider muss ich solche Begriffe immer erst in meine Sprache übersetzen, bevor ich sie kommentieren kann. Etwas geistig wahrnehmen => etwas nicht über die Sinnesorgane wahrnehmen => sich etwas ausdenken; Fantasie haben.

Das tue ich auch wenn es im Sinn von göttlicher Wirkung verstanden werden soll.
Dito. Göttliche Wirkung => eine Wirkung, deren Ursache man nicht kennt, von der man aber gern wollen würde, dass ein Gott sie erzeugt hätte.

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#195 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » So 30. Nov 2014, 20:54

Jetzt wird das hier aber ein bisschen komisch. Mir werden Begriffe angehängt, die ich gerade ablehne, aber man argumentiert munter, als hätte hier jemand diese Begriffe benutzt, und versucht nun, deren Sinnlosigkeit zu behaupten.

Aber ich glaube, man will hier nur ein bisschen spielen, insofern ist es wohl das Klügste, das zu ignorieren. :engel:
Obwohl, an einiges kann man anknüpfen ->

JackSparrow hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Jack redet von physiologischen Organen (Auge, Ohr,...), du higegen von geistiger Wahrnehmung.
Leider muss ich solche Begriffe immer erst in meine Sprache übersetzen, bevor ich sie kommentieren kann.
Ich auch. Darum benutze ich solche Begriffe ja auch nicht. Hat mir Pluto nur unterstellt - natürlich nur aus Versehen.

JackSparrow hat geschrieben:Etwas geistig wahrnehmen => etwas nicht über die Sinnesorgane wahrnehmen => sich etwas ausdenken; Fantasie haben.
Theoretisch ist das alles möglich. Wie würdest Du dann das bezeichnen, was ich in den letzten posts beschrieben habe?
Pluto meint, es sei "Ahnung". Ich finde, es ist eine geschulte Fähigkeit, etwas wahrzunehmen. Wie siehst Du das?

JackSparrow hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das tue ich auch wenn es im Sinn von göttlicher Wirkung verstanden werden soll.
Dito. Göttliche Wirkung => eine Wirkung, deren Ursache man nicht kennt, von der man aber gern wollen würde, dass ein Gott sie erzeugt hätte.
Wenn Pluto meint, es sei göttliche Wirkung, dann ist es göttliche Wirkung. Punkt. :)

Also, noch einmal von vorn.
Wie man etwas nennt, ist erst mal egal. Ich möchte am liebsten verschiedene Wahrnehmungsebenen durchnummerieren, oder mit A, B, C etc. bezeichnen, denn mehr als 26 Ebenen werden ja wohl hier im Forum nicht gefunden werden. ;)

Ebene A nenne ich jetzt mal die Ebene, deren wir uns im Alltag bewusst werden, wenn wir wirklich nichts anderes machen als stumpf durch die Straßen zu laufen.

Ebene B nenne ich dann die Wahrnehmungsebene, die aus inneren Bildern besteht, wie Traumbilder - im Schlaf oder Tagtraum -, oder auch sonst am Tag. Während Musikhören, bevor ich ein Bild male oder Ähnliches.

Ebene C nenne ich die Ebene, die nicht nur einzelne Phänomene wahrnimmt, sondern Zusammenhänge zwischen ihnen zu sehen meint.
Dabei meine ich das nicht als Resultat des Verstandes, sondern wirklich als Resultat der Wahrnehmung.

- Die Ebenen A, B und C sind sehr grob beschrieben, sie können Unterpunkte bekommen wie A 1, A 2.
- Mir scheint wichtig, zu unterscheiden, ob die Wahrnehmungen den Anspruch erheben können, intersubjektiv zu sein, oder ob sie auch von der Struktur her komplett nur von einem Individuum aktualisiert werden können.
- Weiter scheint mir wichtig, die Wahrnehmungen soweit irgend möglich von Verstandesverknüpfungen zu unterscheiden.
- Wie sie entstehen, ist auch egal. Das ist bis auf Weiteres eher eine weltanschauliche Frage.

Ich gehe jetzt zu Ebene A: Ich laufe stumpf durch die Straßen.
Was nehme ich da alles wahr?
Ich höre Verkehrslärm, ohne groß drauf zu achten, ich sehe flüchtig Menschen, gucke etwas genauer, wenn ich die Straße überquere, jemand tritt mir auf den Fuß, ich rieche die Bratwürste vom Weihnachtsmarkt, ich schmecke meinen Hustenbonbon.
Sind die äußeren Sinne. Sie alle erzeugen eine Wahrnehmungsdimension der eigenen Art.

Gleichzeitig aber habe ich meine Kinder vor meinem inneren Auge, sehe sie fast bildhaft, weil ich Angst habe, das Kleinere fällt in die Badewanne, wenn die Größere nicht aufpasst.
Das ist bereits Ebene B.

Dann erreicht plötzlich meine Nase ein Geruch von feuchtem Brückenholz mit Teer vermischt, ein Geruch aus meiner Kindheit, und schlagartig fühle ich mich unter der Brücke meiner Heimatstadt, mit Herzklopfen.
Ist auch noch Ebene B, wahrscheinlich, auch wenn sie durch Ebene A ausgelöst wurde.
Ebene C ist mir für heute Abend zu schwer.

Frage nach der Intersubjektivität oder Subjektivität:
Die Wahrnehmungsorgane der Ebene A funktionieren wohl alle intersubjektiv in ihrer Wahrnehmungsart.
Deren Inhalte aber sind subjektiv.

Die Wahrnehmungsorgane der Ebene B funktionieren vermutlich - formal gesehen - wahrscheinlich auch intersubjektiv. Die inneren Bilder, die Träume, die Erinnerungen - sie alle laufen im Inneren in ähnlicher Form ab.
Ich hab jedenfalls bei der Schauspielausbildung von Laien oft gefragt, was in ihnen abläuft, wenn sie sich das und das vorstellen. Und das war immer ganz ähnlich in der formalen Gestalt.
Nur die Inhalte waren natürlich subjektiv.

Hält man aus der versuchten Beschreibung solcher Wahrnehmungsprozesse philosophische und religiöse Begriffe draußen, dann kann man sich auf das konzentrieren, was wirklich im Menschen abläuft, und kann nicht sagen: Sowas gibt es nicht, das ist bloß ausgedacht. Denn man kann selber überprüfen, ob es das gibt.

Bitte um Kommentierung. :)

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#196 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » So 30. Nov 2014, 21:26

JackSparrow hat geschrieben: Wer wäre nicht gern Erfinder einer eigenen Ideologie.
Das wiederum ist selten - meistens schließt man sich einer an.

JackSparrow hat geschrieben:schon würde man von der breiten Allgemeinheit verstanden werden
Also was bei "geistiger und materieller Realität" überfordernd sein soll, erschließt sich nicht ohne weiteres.

JackSparrow hat geschrieben:Möchte man einem bekannten Begriff in abweichender Bedeutung nutzen, müsste man diesen ebenfalls definieren.
Oft genug geschehen - wird nicht akzeptiert, wenn es dem eigenen System widerspricht.

JackSparrow hat geschrieben:Andererseits dienen unverständliche Fachbegriffe ja auch der Abgrenzung zu Andersgläubigen.
Viel einfacher. - Begriffe wurde definiert, stehen so in diversen Schriften, sind aber nicht mehr verständlich aufgrund semantischer Shifts.

Pluto
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#197 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » So 30. Nov 2014, 21:36

Savonlinna hat geschrieben:Jetzt wird das hier aber ein bisschen komisch.
Meinst du jetzt komisch wie merkwürdig, oder komisch wie hahaha? ;)

Savonlinna hat geschrieben: Hat mir Pluto nur unterstellt - natürlich nur aus Versehen.
:lol:

Savonlinna hat geschrieben:Pluto meint, es sei "Ahnung". Ich finde, es ist eine geschulte Fähigkeit, etwas wahrzunehmen. Wie siehst Du das?
Nee, nee...
Ich meinte im Prinzip dasselbe wie du. Ich sehe es als eine Art "geistiger" Voraus-Planung, die man durch ständiges Training verbessern kann.

Savonlinna hat geschrieben:Wenn Pluto meint, es sei göttliche Wirkung, dann ist es göttliche Wirkung. Punkt. :)
Du kannst manchmal wirklich komisch (hahaha) sein. :clap:

Savonlinna hat geschrieben:Ebene B nenne ich dann die Wahrnehmungsebene, die aus inneren Bildern besteht, wie Traumbilder - im Schlaf oder Tagtraum -, oder auch sonst am Tag. Während Musikhören, bevor ich ein Bild male oder Ähnliches.
Sind denn für dich solche geistigen Bilder real oder fiktiv?

Savonlinna hat geschrieben:Ebene C nenne ich die Ebene, die nicht nur einzelne Phänomene wahrnimmt, sondern Zusammenhänge zwischen ihnen zu sehen meint.
Dabei meine ich das nicht als Resultat des Verstandes, sondern wirklich als Resultat der Wahrnehmung.
Könnte man dies als "Assoziation" bezeichnen? (Damit meine ich das Zusammenfügen von unterschiedlichen Gedanken.)

Savonlinna hat geschrieben:- Mir scheint wichtig, zu unterscheiden, ob die Wahrnehmungen den Anspruch erheben können, intersubjektiv zu sein, oder ob sie auch von der Struktur her komplett nur von einem Individuum aktualisiert werden können.
Ich plädiere für Letzteres.
Solche geistigen Wahrnehmungen wie Tagträume sind für mich immer "privat", in dem Sinn, dass sie ncht auf andere übertragbar sind. Hast du mal versucht, einen deiner Tagträume Jemand anderem zu erklären? Du kannst den Traum noch so präzise darstellen, er wir es anders träumen, bzw. erleben.
Dann kann von einer Intersubjektivität unserer Gedanken niemals die Rede sein.

Savonlinna hat geschrieben:Weiter scheint mir wichtig, die Wahrnehmungen soweit irgend möglich von Verstandesverknüpfungen zu unterscheiden.
Ich frage mich, wie das gehen soll?
Geistig sind beides letztendlich Gedanken, nur dass das Ergebnis mal mehr, mal weniger gefühlsbetont rauskommt. Was ich sagen will, ist, dass man Gefühle von der Ratio niemals trennen kann; sie bilden immer eine Einheit der Gedanken.

Savonlinna hat geschrieben:Ich gehe jetzt zu Ebene A: Ich laufe stumpf durch die Straßen.

Was nehme ich da alles wahr?
[...]
Ist auch noch Ebene B, wahrscheinlich, auch wenn sie durch Ebene A ausgelöst wurde.
Ebene C ist mir für heute Abend zu schwer.
Was mir an deinen drei Beispielen auffält, ist, dass sie alle mit einer körperlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen...) angeregt wurden. Deshalb bin ich der Meinung, dass wirklich jeder Gedanke als externer oder interner körperlicher Reiz beginnt. Dadurch entsteht ein geistiges Bild im Gehirn von der Straße oder von deinen Kindern in der Badewanne, oder es sind Assoziationen äußerer/innerer Reize mit Erinnerungen die du aus deinem Gedächtnis abrufst.

Das Ganze bezeichne ich dann als geistigen Prozess.

Savonlinna hat geschrieben:Nur die Inhalte waren natürlich subjektiv.
Sehe ich genauso. Es gibt in der Warhrnehmung deshalb keine Objektivität. Das macht die moderne Untersuchungen der Neurobiologie auch so enorm schwierig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#198 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » So 30. Nov 2014, 21:51

@Pluto
Was mir an deinen drei Beispielen auffält, ist, dass sie alle mit einer körperlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen...) angeregt wurden.
Ja-aber lass sie mal zu C kommen

Deshalb bin ich der Meinung, dass wirklich jeder Gedanke als externer oder interner körperlicher Reiz beginnt.
Habe ich andere Erfahrungen gemacht-will aber erst mal abwarten, was Savonlinna weiter erzählen wird-bevor ich mich dazu weiter äussere....

Könnte man dies als "Assoziation" bezeichnen? (Damit meine ich das Zusammenfügen von unterschiedlichen Gedanken.)
Meinst du damit eine Assoziationskette? Eines ergibt sich aus dem anderen?

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#199 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » So 30. Nov 2014, 22:19

Salome23 hat geschrieben:@Pluto
Was mir an deinen drei Beispielen auffält, ist, dass sie alle mit einer körperlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen...) angeregt wurden.
Ja-aber lass sie mal zu C kommen
Savonlinnas 'C' beinhaltet für mich Assoziationen. "Der Geruch der See erinnerte mich an meinen Heimat", oder.... "diese Story erinnert mich an die Zeit als..."
Was ich meine ist, es scheint immer (ohne Ausnahme) etwas körperliches mitzuwirken — auch wenn es nur der Gedanke an einen Duft oder der Inhalt eines Roman ist welchen man gerade liest.

Salome23 hat geschrieben:Habe ich andere Erfahrungen gemacht-will aber erst mal abwarten, was Savonlinna weiter erzählen wird-bevor ich mich dazu weiter äussere....
Okay. Deshalb ist auch so ein Austausch fruchtbar.

Salome23 hat geschrieben:Meinst du damit eine Assoziationskette? Eines ergibt sich aus dem anderen?
Ja, ganz genau! :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#200 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Mo 1. Dez 2014, 12:40

Erst mal lieben Dank, dass ihr Euch auf das Thema einlasst. Bin darüber happy.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Jetzt wird das hier aber ein bisschen komisch.
Meinst du jetzt komisch wie merkwürdig, oder komisch wie hahaha? ;)
Komisch im Sinne von chaotisch.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ebene B nenne ich dann die Wahrnehmungsebene, die aus inneren Bildern besteht, wie Traumbilder - im Schlaf oder Tagtraum -, oder auch sonst am Tag. Während Musikhören, bevor ich ein Bild male oder Ähnliches.
Sind denn für dich solche geistigen Bilder real oder fiktiv?
Ich habe Buchstaben für die Wahrnehmungsebenen eingeführt, um belastete Begriffe wie "geistig", "fiktiv" u.ä- weglassen zu können. Ich möchte nur konstatieren: hier liegt eine Wahrnehmungsebene vor, die anders ist als die der physischen Wahrnehmung.

Das, was ich im zitierten Sinne als Bild wahrnehme, übersetzt – wahrscheinlich - ein Etwas in mir als Bild. Es scheint mir nicht von Haus aus ein Bild. Prozesse in mir – die man meist als psychische bezeichnet – scheinen vor allem in Form von Bildern abzulaufen, die aber emotional begleitet werden. Das Emotionale scheint Teil dieses psychischen Prozesses zu sein.

Ebene B wäre dann die innere Bilderwelt, die aber schon eine Übersetzung von Abläufen ist.
Diese Ebene, von der die innere Bilderwelt eine Übersetzung ist, lasse ich vorläufig auch unter Ebene B laufen.
Das wirft zwei Fragen auf: Was ist das, was als Bild übersetzt wird?
b. Wie bezeichne ich den "Stoff" - im übertragenen Sinn - dieser Bilder.

Zu a. Mehr als das, dass es im Menschen auffindbar ist, kann man vielleicht erst mal nicht sagen.
Es sind innere Abläufe, analog zu den äußeren Abläufen. Die äußeren Abläufe nehmen wir auf Ebene A wahr, innere Abläufe – erst mal in Bildform – laufen auf Ebene B ab.
Das Interessante dabei ist:
dass Abläufe der Ebene A offenbar immer von Ebene B begleitet ist.
Im Fachjargon ausgedrückt: Wir registrieren alles der Ebene B sowohl bewusst als auch gleichzeitig unbewusst.

Ob es umgekehrt ist – dass alles, was auf Ebene B geschieht, eine physische Begleiterscheinung auf Ebene A hat – ist damit noch nicht behauptet.
Ich vermute, dass das zu den Fragen gehört, die closs aufstellt.
Nur möchte ich das eben Schritt für Schritt für Schritt überprüfen – ohne dass ich die Antwort schon weiß. Ich weiß sie zur Zeit nämlich wirklich nicht.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ebene C nenne ich die Ebene, die nicht nur einzelne Phänomene wahrnimmt, sondern Zusammenhänge zwischen ihnen zu sehen meint.
Dabei meine ich das nicht als Resultat des Verstandes, sondern wirklich als Resultat der Wahrnehmung.
Könnte man dies als "Assoziation" bezeichnen? (Damit meine ich das Zusammenfügen von unterschiedlichen Gedanken.)
Das gibt es, zweifellos. Aber das meine ich nicht.
Angenommen, man steht auf einem hohen Berg und sieht unter sich eine weite sehr vielfältige Landschaft.
Man kann auf das Einzelne achten, aber man kann auch die organische Einheit dieser Landschaft - wie alle Teile zusammenhängen - mit einem Blick erfassen – und in sich spüren. Die Landschaft hat sich mal so entwickelt, aber jetzt liegt das Resultat der Entwicklungsstufen gleichzeitig vor meinem Blick. Ich nehme die Komposition des Ganzen wahr, sozusagen. Als organische Einheit.

Ist das intersubjektiv?
Intersubjektiv wäre es dann, wenn – wie Kant analog aufgewiesen hat – in unserer äußeren Wahrnehmung alles in Raum und Zeit und Kausalität eingeordnet wird, weil es die Struktur unseres Verstandes ist. Es wären dann sozusagen anthropologisch vorgegebene Strukturen.
Ich denke, dass auch das innere organische Wahrnehmen Teil unserer anthropologisch vorgegebenen Struktur ist. Denn sonst könnten nicht so viele Menschen das strukturell ebenfalls so wahrnehmen.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:- Mir scheint wichtig, zu unterscheiden, ob die Wahrnehmungen den Anspruch erheben können, intersubjektiv zu sein, oder ob sie auch von der Struktur her komplett nur von einem Individuum aktualisiert werden können.
Ich plädiere für Letzteres.
Solche geistigen Wahrnehmungen wie Tagträume sind für mich immer "privat"
Ja, einerseits sind sie das. Aber ihre "Struktur" ist vermutlich bei fast allen gleich.
C.G.Jung hat mal aufgezeigt, dass Träume einen ähnlichen Aufbau wie die antiken Dramen haben.

Weiter kann man vermuten, dass die Funktion der Träume - für den Träumenden - ähnlich ist bei allen Menschen.
Ganz abgesehen davon, dass alle Menschen Träume haben. Das allein sichert schon ihre Intersubjektivität. Mensch 1 versteht sofort, wenn Mensch 2 von einem Traum erzählt, um welches Geschehen es sich handelt, weil er auch schon geträumt hat. Sie können darüber kommunizieren.

Und wie man sieht, kann man auch über andere Formen von inneren Bildern kommunizieren, weil die meisten Menschen das kennen.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Weiter scheint mir wichtig, die Wahrnehmungen soweit irgend möglich von Verstandesverknüpfungen zu unterscheiden.
Ich frage mich, wie das gehen soll?
Geistig sind beides letztendlich Gedanken, nur dass das Ergebnis mal mehr, mal weniger gefühlsbetont rauskommt. Was ich sagen will, ist, dass man Gefühle von der Ratio niemals trennen kann; sie bilden immer eine Einheit der Gedanken.
Ich möchte ohne Vorentscheidungen die Abläufe in uns untersuchen. Mir geht es darum, unseren Wahrnehmungsformen auf die Spur zu kommen.
Ich nehme einen Unterschied wahr, ob ich rein verstandesmäßig einzelne Phänomene miteinander verknüpfe und als Resultat dann sage: das ist eine ökologische Einheit – oder ob ich eine Landschaft wie eine Art Komposition erlebe.

Die verknüpfende Tätigkeit des Verstandes habe ich hier gar nicht thematisiert, weil es mir nur um Wahrnehmungen ging.
Dass jede physische Wahrnehmung der Ebene A immer auch eine Ebene B der psychischen Wahrnehmung hat, heißt ja nicht, dass es – kategorial gesehen - nicht zwei unterschiedliche Wahrnehmungsformen sind.

Die Ebene der Gedanken und die Ebene der Bilder sind für mich deutlich als unterschiedlich wahrnehmbar. Auch wenn sie oft gleichzeitig auftreten, sind sie – nach Schulung der Wahrnehmung – Verschiedenes.
Beispiel: Ich sehe einen Baum als Nutzobjekt. Dann interessiert mich nur, ob die Äpfel schon reif sind, oder ob der Baum gefällt werden darf, weil ich Kaminholz brauche.
Ich kann aber auch ohne diese Gedanken den Baum in seiner Komposition betrachten, quasi als ästhetische Komposition. Dann kann dabei mein Herz hüpfen, weil es so unglaublich ist, was man dann wahrnimmt.
Dass es schwierig ist, die innerlich andauernd kommentierenden Gedanken zur Ruhe zu bringen, heißt nicht, dass es nicht zwei unterschiedliche Wahrnehmungsformen sind.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was mir an deinen drei Beispielen auffält, ist, dass sie alle mit einer körperlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen...) angeregt wurden.
Ich habe das ja auch extra so aufgebaut. Ich begann mit der sinnlichen Wahrnehmung, um zu zeigen, dass sie nie rein sinnlich ist, sondern automatisch auch auf einer inneren Bilderebene abgespeichert wird.
Ob die innere Bilderwelt stets eines physischen Anlasses bedarf, habe ich noch nicht untersucht. Und Vorentscheidungen lehne ich da ab.

Fragen also wie: Ich habe Angst vor einem Hund, mir bricht der Angstschweiß aus, ist die Angst nur darum entstanden, weil der Angstschweiß ausbrach, oder ist der Angstschweiß ausgebrochen, weil ich Angst hatte – das sind andere Fragen, teiweise weltanschaulicher Natur, die ich hier erst mal nicht ins Auge fassen will.

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