Was ist die Substanz der Welt?

Philosophisches zum Nachdenken
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Münek
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#191 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Münek » Mi 15. Okt 2014, 21:26

closs hat geschrieben:
Salome hat geschrieben:Wieviele Threads bedarf es eigentlich noch, in denen das Thema "Wahrnehmung und Realität" wiedergekaut werden muss?
Wenn es nicht so wichtig wäre ... - Hier entscheidet sich, ob man einen Einstieg ins Geistige nehmen kann oder nicht. - Das Problem ist, dass man sich methodisch so einrichten kann, dass der Einstieg unmöglich ist - und das geschieht gerne.

Was daran liegen könnte, dass dieser Einstieg nur in der Vorstellung
dessen existiert, der an die geistige jenseitige Welt (Traumwelt) un-
bedingt glauben will - und ein nüchterner Mensch dieses durchschaut
und deshalb nicht mitzieht, nicht mitziehen kann.

Der Phantasie des Menschen sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt
und seinen Wunschvorstellungen (Glückseligkeitsstreben) ebensowenig.

closs
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#192 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mi 15. Okt 2014, 22:11

Münek hat geschrieben:Was daran liegen könnte, dass dieser Einstieg nur in der Vorstellung dessen existiert, der an die geistige jenseitige Welt (Traumwelt) un- bedingt glauben will - und ein nüchterner Mensch dieses durchschaut und deshalb nicht mitzieht, nicht mitziehen kann.
Das hat nichts mit "nüchtern" und "besoffen" ("Traum") zu tun, sondern mit philosophischer, ontologischer, selbst-erfahrener, spiritueller, etc. Plausibilität. - Alternative ist: Man strickt sich den Realitäts-Range nach seinen objektiven Wahrnehmungs-Möglichkeiten - kann man auch - aber dann besteht kein Anlass, überhaupt über geistige Dinge zu sprechen - eigentlich auch nicht, über europäische Geistes-Geschichte zu sprechen.

Was glaubst Du, warum es seit der Übernahme des Kulturlebens durch den Materialismus im 19./20. Jh in Europa keine große Literatur (außer vielleicht Th. Mann und J. Joyce), keine große Philosophie und keine große Musik mehr gibt? Oder habe ich etwas seit rumedum 1910/1920 versäumt?

Pluto
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#193 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Mi 15. Okt 2014, 22:52

closs hat geschrieben:Was glaubst Du, warum es seit der Übernahme des Kulturlebens durch den Materialismus im 19./20. Jh in Europa keine große Literatur (außer vielleicht Th. Mann und J. Joyce), keine große Philosophie und keine große Musik mehr gibt? Oder habe ich etwas seit rumedum 1910/1920 versäumt?
:shock:
Natürlich gibt es die Kultur des 20. Jahrhunderts, nur geht sie mit dem Zeiteist der Gesellschaft mit.

Schriftsteller: Hemingway, Grass, Brecht, T. Williams, A. de St.Exupery, Tolkien, Orwell, Christie....
Philosophen: Russel, Wittgenstein, Quine, Popper, Adorno, Habermas....
Musiker: Bernstein, Webber, Presley, Lennon, Hendrix, Marley, Jackson...
Darstellende Kunst: Picasso, Chagall, Dali, Warhole...

...die Liste nimmt kein Ende.

Zugegeben, sie treffen vielleicht nicht deinen persönlichen Geschmack, aber muss man sie deshalb übergehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#194 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Salome23 » Mi 15. Okt 2014, 23:01

@Clösschen

aber dann besteht kein Anlass, überhaupt über geistige Dinge zu sprechen
Was verstehst DU unter geistige Dinge? :)
Könntest du es so erklären, dass auch meine kleine Nichte-welche 7 Jahre alt ist, es verstehen kann... ;)

closs
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#195 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mi 15. Okt 2014, 23:31

Pluto hat geschrieben:Natürlich gibt es die Kultur des 20. Jahrhunderts, nur geht sie mit dem Zeiteist der Gesellschaft mit.
Das war auch meinerseits provoziert. - Trotzdem: Aus meiner Sicht wird vom 20. Jh. in einigen Jahrhunderten wenig übrigbleiben - im Vergleich zu (etwa) Platon, Meister Eckhart, Shakespeare, Bach, Goethe, etc.

Vielleicht liegt der Punkt darin, dass die von mir Genannten substanteill gerade NICHT dem Zeitgeist der Gesellschaft mitgingen.

Salome23 hat geschrieben:Könntest du es so erklären, dass auch meine kleine Nichte-welche 7 Jahre alt ist, es verstehen kann...
Vielleicht - und schöne Grüße auch an Deine Nichte.

Unter "geistigen Dingen" würde ich verstehen
* Wo kommt der Mensch her?
* Wo geht er hin?
* In diesem Kontext: Liebe
* Leid
* Wahrheit
* Vergänglichkeit
* Schuld
* Tragik
* Vergänglichkeit
* Glück
* Unglück
* Kunst
* Musik
* etc.

Pluto
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#196 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Mi 15. Okt 2014, 23:43

closs hat geschrieben:Unter "geistigen Dingen" würde ich verstehen
* Wo kommt der Mensch her?
* Wo geht er hin?
Mir scheint, In der heutigen Zeit sind vielleicht Physik und Biologie eher in der Lage, Antworten zu diesen Fragen anzubieten, als es die Philosophie in den letzten 5000 Jahren tat.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Münek
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#197 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Münek » Mi 15. Okt 2014, 23:51

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was daran liegen könnte, dass dieser Einstieg nur in der Vorstellung dessen existiert, der an die geistige jenseitige Welt (Traumwelt) un- bedingt glauben will - und ein nüchterner Mensch dieses durchschaut und deshalb nicht mitzieht, nicht mitziehen kann.
Das hat nichts mit "nüchtern" und "besoffen" ("Traum") zu tun, sondern mit philosophischer, ontologischer, selbst-erfahrener, spiritueller, etc. Plausibilität. - Alternative ist: Man strickt sich den Realitäts-Range nach seinen objektiven Wahrnehmungs-Möglichkeiten - kann man auch - aber dann besteht kein Anlass, überhaupt über geistige Dinge zu sprechen - eigentlich auch nicht, über europäische Geistes-Geschichte zu sprechen.

Doch, der "nüchterne" Mensch kennt die starke Neigung des Menschen, sich alle
möglichen Glaubenswelten "zusammenzuspinnen". Darum tappt er nicht soooo
schnell in "diese verlockende Falle."

Du weißt doch selbst, es gibt Millionen von Menschen, die fest an den Einfluss der
Gestirne auf das menschliche Schicksal (Astrologie) glauben oder an den Spiritis-
mus
oder an göttliche Wesen oder an die Wiedergeburt, an Teufel, Dämonen und
Engel und und und...

Da ist von Objektivität und Plausibilität weit und breit nichts zu erkennen. Das trifft
natürlich auch auf Deinen Glauben an einen in der Transzendenz wesenden allmä-
chtigen Gott
zu, der in diesem unendlichen Universum gerade den Menschen in väter-
lich-liebevoller Art zugewandt sein soll und ihnen nach ihrem Tod aus reiner Liebe die
Auferstehung gewährt und das ewige Leben schenkt. Was soll an einem solchen Hoff-
nungsglauben plausibel sein
?

Ich erkenne hier nur das Nachjagen einer Illusion, pures Wunschdenken (Glückseligkeits-
trieb) - ohne Fundament fernab jeglicher Plausibilität und Realität; das Sich-nicht-Abfin-
denkönnen mit der schlichten Tatsache, dass nach dem Tod (der auch Pflanzen und Tie-
re ereilt, sogar das Universum) nichts mehr kommt. Nüchtern betrachtet!

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#198 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Do 16. Okt 2014, 00:28

Münek hat geschrieben:Du weißt doch selbst, es gibt Millionen von Menschen, die fest an den Einfluss der Gestirne auf das menschliche Schicksal (Astrologie) glauben oder an den Spiritismus
Es gibt vielen falschen Glauben - das ist gerade in geistigen Kreisen bekannt - leider kann man den Glauben an Gott und an Pumuckl mit Mitteln des Kritischen Rationalismus nicht unterscheiden. - Das heisst aber nicht, dass es nicht wahren Glauben geben KANN - also den Glauben an etwas, das nicht im Dasein nachweisbar ist, jedoch Realität ist ("der Fall ist").

Münek hat geschrieben:Ich erkenne hier nur das Nachjagen einer Illusion, pures Wunschdenken (Glückseligkeitstrieb) - ohne Fundament fernab jeglicher Plausibilität und Realität
Das könnte aber an Dir liegen - man kann sehr wohl plausibel machen (Generationen sehr schlauer Menschen bis incl. Kant konnten das), dass es Geist gibt, der Realität ist (objektiv, also unabhängig vom Wahrnehmenden, der Fall ist). - Aber beweisen kann man es halt nicht, weil dies bei Phänomenen nicht geht, die den Zugriffs-Bereich des Kritischen Rationalismus überschreiten.

closs
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#199 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Do 16. Okt 2014, 00:31

Pluto hat geschrieben:Mir scheint, In der heutigen Zeit sind vielleicht Physik und Biologie eher in der Lage, Antworten zu diesen Fragen anzubieten
Zu ALLEM, was im Dasein ist, kann Naturwissenschaft (prinzipiell) etwas anbieten - das ist auch ihre Mission.

Pluto hat geschrieben: als es die Philosophie in den letzten 5000 Jahren tat.
Der Vergleich passt nicht - soweit Philosophie spirituell ist (dazu gehört auch Kant), findet sie auf einer ganz anderen Ebene statt als Naturwissenschaft. - Dass man sich gegenseitig befruchten kann, steht auf einem anderen Blatt - natürlich geht das.

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#200 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Do 16. Okt 2014, 00:38

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mir scheint, In der heutigen Zeit sind vielleicht Physik und Biologie eher in der Lage, Antworten zu diesen Fragen anzubieten
Zu ALLEM, was im Dasein ist, kann Naturwissenschaft (prinzipiell) etwas anbieten - das ist auch ihre Mission.
Richtig!
Aber was ist, wenn die Naturwissenschaft tatsächlich plausible Erklärungen vorlegen kann?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: als es die Philosophie in den letzten 5000 Jahren tat.
Der Vergleich passt nicht - soweit Philosophie spirituell ist (dazu gehört auch Kant), findet sie auf einer ganz anderen Ebene statt als Naturwissenschaft. - Dass man sich gegenseitig befruchten kann, steht auf einem anderen Blatt - natürlich geht das.
Ich meinte das eher so wie eine Art Wachablösung: "Lassen wir mal andere kluge Köpfe ran."
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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