Halman hat geschrieben:Bist Du der Auffassung, dass wir nur wissen und denken können, was wir wahrnehmen?
Das Gehirn hat Zusammenhangsanalyse- und Zusammenhangsintegrationsfähigkeiten. D.h. es spaltet komplexe Datensituationen in einzelne Zusammenhangsdetails auf und sorgt für ein möglichst korrektes Kombinationspotential und die entsprechende Aktivierung bei einer Anwendung.
Aus dieser Organfähigkeit wird eine Körperfunktion, indem das Gehirn mit Datensituationen eines „aktiven Körpers in der Welt“ gefüttert wird.
Weil das Gehirn auf biologischen Zellen basiert, kommt Vererbung ins Spiel, d.h. nach einer evolutionären Entwicklung, startet das Gehirn nicht jedes Mal von Null ab, sondern bringt bereits eine Vorprägung in Form einer „geeigneten“ Zelltypverteilung mit sich.
Insgesamt besteht unser „Wissen und Denken“ aber nur aus den Zusammenhängen, die sich aus der Evolution und unserem bisherigen Leben ergeben hat.
Das worauf du abzielst, sind Kombinationen aus diesen Zusammenhängen. D.h. „Einfälle und Ideen“ sind Zusammenhangs-Kombinationen in einem Gehirn, das eine Spezialisierung in dieser Richtung (also der Kombination) durchlaufen hat.
Die philosophisch/religiöse Spinnerei einer „Transzendenz“ ist damit hinfällig, denn es handelt sich immer nur um Körper-/Weltzusammenhänge, also niemals um ein „über unsere Grenzen hinaus“.
Halman hat geschrieben:Warum ist Dir die “Café wall illusion†so wichtig?
Wenn es das „schräge Bild“ nicht gibt, weil es noch nicht einmal hergestellt werden kann, dann bist du nicht „etwas“, das einer Repräsentation gegenübersteht.
Diese Konsequenz scheint dir nicht bewusst zu sein, denn damit entfallt natürlich auch der „Qualia“-Feststell-Können-Anspruch.
Damit entfällt auch das Wort „Geist“, denn alles, was hier entfällt, hat man zuvor in den „Geist-Topf“ geworfen.
=> Der philosophisch phantasierte „Kern“ des Menschen entfällt.
Halman hat geschrieben:Es gibt noch mehr Unterschiede zwischen Realtität und Wahrnehmung. Ist Dir bewusst, dass Menschen räumliche und zeitliche Lücken in der Wahrnehmung haben?
Klar, unsere Reaktion („das Bewusstsein“, „das Mentale“) hat eine Auflösung, für die wir kein Verständnis zur Verfügung haben.
Das Interessante daran ist, dass sich wohl noch niemand gefragt hat, woher denn dann das Kontinuitätsverständnis kommt, was eine ähnliche Problematik ist, wie die „schrägen Linien“, also ein Verstehen, das von dem abweicht, was tatsächlich vorliegt.
Ich sage:
die Kontinuität ist ein sinnvoller/korrekter Zusammenhang, denn der Körper, um den es bei „Ich“ geht, liefert genau diese Kontinuität - er und die Umwelt existieren dauerhaft und kontinuierlich.
Innerhalb des Schlafes, also einer „Trainingseigenständigkeit des Gehirns, unter Abschaltung der Weltinteraktion“, liegt die Kontinuität nicht so vor, wie bei Wachheit, weil hier der Körper die Zusammenhänge nicht „auf sich zieht“.
Halman hat geschrieben:In dem Link steht lediglich eine grobe Zusammenfassung, welche einen Bogen über die gesamte Philosophie-Geschichte spannt.
Das
Philosophielexikon aus deinem Link kann nicht falsch liegen, denn die „Qualia“-Debatte bestätigt die Aussage mit wehenden Fahnen.
Wer „Qualia“ als gültige Problematik annimmt, hat sich definitiv für einen „Nicht-Gehirn-Anteil“ (Stichwort: „Polarität zu…“) entschieden - dazu mehr weiter unten.
Halman hat geschrieben:Sehen ist eine visuelle Wahrnehmung, eine Funktion unserer Augen, des Sehhirns und anderer Hirnbereiche.
„Sehen“ ist ein Begriff für eine,
auf den Körper abstrahierte Handlung.
Diesen Begriff auf einen Teil innerhalb des Gehirns anzuwenden, verursacht mir Schmerzen in Bereichen, die gar nicht zu mir gehören -> Fremdschämen.
Halman hat geschrieben:Auch Physiker sprechen von Information
Physiker zielen auf Vorgänge „vor/ausserhalb“ der Wahrnehmung ab und können somit eine eigene Definition festlegen – ich gehe davon aus, dass in der Physik eine geeignet abgegrenzte Zusammenhangsmenge dem Begriff „Information“ zugeordnet wird.
Wenn es jedoch um Wahrnehmung selbst geht, ist es essentiell, dass Daten von „Bedeutung“ getrennt werden und man keine missverständlichen Mischbegrifflichkeiten, wie „Information“ verwendet.
Sinneszellen liefern Daten, aber keine „Bedeutung“. Der Impuls aus einer Augen-Netzhaut-Zelle trägt keinen Bedeutungsanteil in sich, so dass er von einem Impuls aus einer „Innenohr-Hörkanal-Zelle“ unterschieden werden könnte. D.h. „Bedeutung“ kommt in der Verarbeitung der Anfangsimpulse durch das Gehirn ins Spiel.
Deine neuerliche Herausforderungs-Aufgabe, die du anscheinend noch nicht einmal verstehst, dreht sich um die Frage: „wie geht das?“.
Umgangssprachlich: „was ist Bedeutung?“ (bitte keine Beispiele, sondern eine Antwort à la „aus was ist Bedeutung?“ bzw. „wie wird Bedeutung hergestellt?“).
Tipp: streng dich an, denn die Philosophie versagt hierbei.
Halman hat geschrieben:Die „schrägen Linien“ sind eine Quale. Ich erlebe sie ja tatsächlich.
Du bist dir vermutlich nicht bewusst, was du hier machst.
Du entscheidest dich von Anfang an, etwas zu sein, das den eigenen Wahrnehmungsvorgang beurteilen können kann.
Du verwendest hierbei die Zusammenhänge, die du als aktiver Körper gegenüber der Welt zur Verfügung hast. Genauso wie du um Objekte herumgehen und analysieren kannst, möchtest du auch deine eigenen Wahrnehmungsaktionen „betrachten“ können.
Dass du genau das nicht kannst, zeigen die „schrägen Linien“, aber das ist dir ja egal.
Die Konsequenz deiner Entscheidung ist damit von Anfang an, dass du
nicht Teil der Wahrnehmung sein kannst, denn du willst sie ja beobachten können. Als Folge musst du ein Phänomen ausrufen, denn dass so etwas wie „ein eigenständig handelndes Subjekt plus die Konfrontation mit Weltrepräsentationen“ vom Gehirn erschaffen/erzeugt werden kann, kommt einem „reichlich komisch“ vor.
Wie so oft bei diesen "Geist"-Spinnereien liegt der Fehler aber bereits im ersten Schritt
Der menschliche Körper führt über das Gehirn einen Verstehprozess durch, in dem die Situation „des Körpers in der Welt“ verwaltet wird. Zu keiner Zeit wird darin verstanden, wie dieser Prozess abläuft, d.h. es gibt keine Urteilsmöglichkeit à la „ich stelle ein Phänomen fest“.
Du verstehst immer nur deine Körpersituation in der Welt, nicht deinen Wahrnehmungsvorgang.
Deine Reaktionen sind auf „Körper gegenüber Welt“ fixiert – siehe „schräge Linien“.
Wenn du also sagst „ich habe ein subjektives Erleben“, dann ist genau diese Überzeugung eine festgelegte Reaktion (und zwar eine, auf den Körper bezogene Reaktion) und nicht das Ergebnis einer freien Analyse – der eindeutige Hinweis hierzu kommt aus dem Experiment der „schrägen Linien“.
Halman hat geschrieben:Es heißt NICHT Geistwissenschaft, sondern Geisteswissenschaft.
Und was soll dabei der Unterschied sein?
Halman hat geschrieben:Wie weit wollen wir reduzieren? Bist auf die Quantenebene? Wie wäre es mit der Zweiten Quantisierung?
Wie wäre es, wenn wir gar nicht reduzieren, sondern bereits am Anfang das Problem korrekt erfassen würden, so dass wir keine Phänomenspinnereien ausrufen müssten?