Der kritische Rationalismus

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#181 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Mi 13. Aug 2014, 12:48

Pluto hat geschrieben:Also leistet die Wissenschaft hier einen großartigen Dienst an die Menschheit. Wo ist das Problem?
Diesbezüglich überhaupt kein Problem. - Am Nutzwert der Naturwissenschaft zweifelt keiner - dass es auch unerfreuliche Erfindungen gibt, lässt sich nicht vermeiden.

Aber darum geht es hier doch nicht - es geht darum, dass Naturwissenschaft ihre EIGENEN Regeln hat und diese nicht brechen darf. - Sie täte dies aber, falls sie sich weltanschaulich äußern würde. Indirekt geschieht dies, wenn sich der Materialismus quasi als Folge wissenschaftlicher Erkenntnisse bezeichnet.


Pluto hat geschrieben:Wenn die Wissenschaft die Frage beantwortet, woher kommen wir, ist das hingegen keine Kontaminierung, sondern die Ausübung ihrer Aufgabe, die Fragen der Welt zu beantworten.
Und jetzt kommen wir exakt in das Terrain herein, das Kardinal Schönborn kritisiert.

Die Wissenschaft hat NICHT die Frage zu beantworten, woher wir kommen, sondern welche biologischen Grundlagen unser Dasein hat. - "Die Fragen der Welt" hat Wissenschaft ebenfalls NICHT zu beantworten, sondern wissenschaftliche Fragen der Welt der Natur. - Wenn diese Trennlinie nicht scharf gezogen wird, trifft Schönborns Vorwurf der Ideologie zu. - Warum lässt man es dazu kommen?

closs
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#182 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Mi 13. Aug 2014, 12:51

sven23 hat geschrieben:Was du meinst, ist eher das, was der Fall sein könnte
Dieser Potentialis gilt im übrigen für alles - wollen wir die Diskussion über "Setzungen" nicht schon wieder führen.

Aber schon richtig: Was kann "Sein" sein, was nicht. - Eine Teilmenge des Seins kann man naturwissenschaftlich untersuchen - rein theoretisch (das wäre die materialistische Version) ist diese Teilmenge mit der Gesamtmenge identisch. - Wie auch immer: Es wäre schon mal ein Fortschritt, wenn man die Gesamtheit des Seins nicht zur abhängigen Größe der menschlichen Wahrnehmung macht.

closs
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#183 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Mi 13. Aug 2014, 12:53

W.Bodensee hat geschrieben: Für mich ist "Geist" sehr wohl (und wenn man will sogar täglich) verifizierbar.
Du sagst zu Recht "für mich" - das geht mir genauso. - Aber objektiv oder intersubjektiv ist es nicht möglich.

Pluto
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#184 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Pluto » Mi 13. Aug 2014, 13:02

closs hat geschrieben:
W.Bodensee hat geschrieben: Für mich ist "Geist" sehr wohl (und wenn man will sogar täglich) verifizierbar.
Du sagst zu Recht "für mich" - das geht mir genauso. - Aber objektiv oder intersubjektiv ist es nicht möglich.
Hallo ihr zwei...
Ich sprach von FALSIFIZIERBARKEIT (im Sinn des kritischen Rationalismus).

Wovon sprecht ihr denn?
Darkside würde eure Verifizierungen für grandioses "Kopfkino" halten, mehr nicht.

Also nochmal: Wie könnte man Geist falsifizieren?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#185 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Pluto » Mi 13. Aug 2014, 13:19

W.Bodensee hat geschrieben: "Der Mensch besteht aus Körper und Geist und Seele"! - Das ist noch immer eine recht gute Grund-Aussage.
Nö. — Das ist eine unbegründete Behauptung, mehr nicht.

Außerdem wurde jede Form des Körper/Geist Dualismus (auch diese) vom englischen Philosophen Gilbert Ryle in seinem Buch The Concept of Mind - 1949 widerlegt.
Begründung: Ein solcher Dualismus würde das Energieerhaltungsgesetz der Thermodynamik verletzen (es wäre ein perpetuum mobile).
Körper = Vorhandensein ist anerkannt. Da leicht nachvollziehbar, sichtbar und (an-)fassbar.
Geist = Na ja. mehr oder weniger bei den meistens Menschen vorhanden.
Mit deinem "Geist = Naja" bezeugst du dass es sich im Grunde genommen um nichts weiter als persönliche Vorstellungen (Wunschträume?) handelt.
W.Bodensee hat geschrieben:(Frage: Aus was entspringen denn sonst Bücher , Gedichte, Geniales ?).
Antwort: Aus dem menschlichen Geist.
Aber das beantwortet noch lange nicht die Frage: "Was IST Geist?"
W.Bodensee hat geschrieben:"Seele" (wie auch immer) ist aber m.E. auch real.. Wo ist die Grenze Charakter zu "Seele"?
Das ist auch ein interessantes Thema aber eine andere "Baustelle".
Was ist denn DEINE Vorstellung der Seele? Woher kommt sie? Woraus besteht sie?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#186 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Demian » Mi 13. Aug 2014, 18:43

closs hat geschrieben:Du sagst zu Recht "für mich" - das geht mir genauso. - Aber objektiv oder intersubjektiv ist es nicht möglich.

Alles in dieser Welt lässt sich mehr oder weniger objektivieren, nur nicht BEWUSSTSEIN. Was schließen wir daraus?

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#187 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Mi 13. Aug 2014, 18:45

Pluto hat geschrieben:Also nochmal: Wie könnte man Geist falsifizieren?
Wie schon oft gesagt: Nein. - Genauso, wie man die "Res externa" nicht falsifizieren kann.

Pluto hat geschrieben:Außerdem wurde jede Form des Körper/Geist Dualismus (auch diese) vom englischen Philosophen Gilbert Ryle in seinem Buch The Concept of Mind - 1949 widerlegt.
Aber doch nicht existentiell, sondern nur methodisch. - Das sagt nichts aus, wenn es um "Sein" oder "Nicht-Sein" geht.

Pluto hat geschrieben:Darkside würde eure Verifizierungen für grandioses "Kopfkino" halten, mehr nicht.
Systembezogen zu Recht: Aus Sicht des Materialismus MUSS es "Kopfkino" sein.
Zuletzt geändert von closs am Mi 13. Aug 2014, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.

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#188 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Mi 13. Aug 2014, 18:46

Demian hat geschrieben:Alles in dieser Welt lässt sich mehr oder weniger objektivieren, nur nicht BEWUSSTSEIN. Was schließen wir daraus?
Lass mich kalkulieren - weil das Bewusstsein immer Subjekt und nie Objekt ist.

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#189 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Demian » Mi 13. Aug 2014, 19:02

Pluto hat geschrieben:
W.Bodensee hat geschrieben: "Der Mensch besteht aus Körper und Geist und Seele"! - Das ist noch immer eine recht gute Grund-Aussage.
Nö. — Das ist eine unbegründete Behauptung, mehr nicht.

Das ist ein mögliches spirituell-philosophisches Konzept, wie das Konzept Bewusstsein würde vom Gehirn erzeugt werden ein materialistisches Konzept ist. Anstatt uns gegenseitig mit Konzepten zu erschlagen, empfehle ich, dass wir sie in verschiedenen Kontexten gebrauchen und zueinander in mögliche Beziehungen setzen. Kein Konzept ist etwas Absolutes.

Es gilt die Wahrheit hinter der konzeptuellen Ebene zu entdecken.

Gehirn und Geist bilden einen wunderbaren Werkzeugkasten, mit dessen Hilfe wir praktische Dinge bewältigen können. Ein sinnvoller Gebrauch des Werkzeugkastens kann uns der Wahrheit näher bringen, aber die Wahrheit geht weit darüber hinaus. Vielleicht wäre es angemessen, unser Leben als ein bestaunenswertes Mysterium voller Schönheit zu verstehen?

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#190 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Demian » Mi 13. Aug 2014, 19:55

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Alles in dieser Welt lässt sich mehr oder weniger objektivieren, nur nicht BEWUSSTSEIN. Was schließen wir daraus?
Lass mich kalkulieren - weil das Bewusstsein immer Subjekt und nie Objekt ist.

Bewusstsein ist der Zeuge. Kann der Zeuge gesehen werden? Alles, was das bezeugende Bewusstsein sieht, wird innerhalb seiner bezeugenden Präsenz gesehen. Nur Bewusstsein wird nie als Objekt gefunden. Die Welt – als das Reich der Objekte – kann gefunden, gesehen, erlebt und objektiviert werden durch das sehende Bewusstsein, alles erscheint im Raum seiner bewussten Präsenz, seiner Stille, seinem Gewahrsein, seiner Intelligenz.

Wendet sich Bewusstsein nach außen, so erscheint es, als Geistes- und Weltaktivitäten. Wendet es sich nach innen, so kehrt es heim in sich selbst. Wenn Bewusstsein in seiner Präsenz verweilt, dann wird es als RAUM – STILLE – LIEBE wahrgenommen, in dem absolut alles erscheint, aber es kann nicht als ein beschränktes Ding gesehen werden. Es ist viel mehr die natürliche Offenheit und Weite des Seins. Wir können keine Definition oder ein Konzept daraus machen, weil auch das nur beschränkte, vorübergehende Auffassungen des denkenden Geistes sind, die darin erscheinen. In diesem Sinne ist Bewusstsein Freiheit.

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