Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person?

Philosophisches zum Nachdenken
2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#181 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von 2Lena » Sa 30. Nov 2013, 09:57

closs hat geschrieben: Wie kommst Du darauf, dass man Gott als reale Person SICHER (sic!) ausschließen kann.
sven23 hat geschrieben: Dann müßte er ja als reale Person nachweisbar sein. Oder läuft er irgendwo undercover herum?
Aber sicher doch dasbuchderwahrheit.de
Dort erzählt ein "Allmächtiger" die künftigen Prophezeiungen. Manche davon erscheinen plausibel. Was ich persönlich nicht verstehe ist, dass ein Allmächtiger es trotz seiner Allmacht nicht schafft, die Leute zur Vernunft zu bringen.

Prophezeit wird von der Spaltung der Kirchen. Es sollen alle Heiden, Atheisten und Gläubige aller Religionen durch eine neue "verweltlichte" Ansicht zur Kirche kommen und maßlos begeistert sein. Gleichzeitig mahnt "er" alle seine Anhänger und fordert sie auf bei Jesus zu bleiben und der gepredigten Wahrheit.

Lesen das einfache Christen, so beten sie eifrigst das Vaterunser, das sie selbst nicht verstehen. Vermutlich würden sie jeden erschlagen, der ihnen den Inhalt des Vaterunsers erklärt, das dann anders ist. Ich bin gespannt wie sie sich verhalten werden. Viele Leser denken, sie bekommen von "Gott persönlich" die Anleitungen. Leider weiß dieser Gott offenbar nach 2000 Jahren noch immer nicht, was läuft. Er sagt es den Leuten nicht "persönlich", dass die Bibel, an die sie glauben, verkehrt ist. Die Sachlage wäre einfach. Man sollte die WAHRHEIT, das heißt den kompletten Text nehmen.

Aber, man probiert es lieber mit dem Unglück und schickt die bösen, bösen Propheten und Querulanten zum Teufel und tut dann brav was die Prophezeiung sagt: Vaterunserbeten. Weil man es nicht versteht, ist selbst der Allmächtige hilflos.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#182 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von sven23 » Sa 30. Nov 2013, 10:27

Demian hat geschrieben: Das vorallem würde ich an der bürgerlichen Aufklärung kritisieren, dass sie zwar den Menschen von alten Traditionen "befreit", aber nur unzureichend einen Ersatz angeboten hat.

Stimm das denn so? Der evolutionäre Humanismus hat doch eine Menge anzubieten, auch wenn er noch nicht Mainstream ist.

"Wir leben in einer Zeit der Ungleichzeitigkeit: Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder noch von Jahrtausende alten Legenden geprägt. Diese Kombination von höchstem technischen Know-how und naivstem Kinderglauben könnte auf Dauer fatale Konsequenzen haben. Wir verhalten uns wie Fünfjährige, denen die Verantwortung über einen Jumbojet übertragen wurde."
Quelle

Wie Goethe einst sagte:
„Ferner sind Unsterblichkeitsgedanken für solche, die in Hinsicht auf Glück hier nicht zum besten weggekommen sind [...]“

Religion und Glaube als Ersatz für die im Leben zu kurz gekommenen. Wenn sich Religion darauf reduziert, also auf Jenseitsvertröstung, dann kann sie zu einem zynischen Instrument mißbraucht werden, wie das in der Vergangenheit nur allzu oft der Fall war.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#183 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von closs » Sa 30. Nov 2013, 11:06

Pluto hat geschrieben: Wissenschaft befreit den Geist von solchen Fesseln.
Nein - Wissenschaft setzt einen anderen Glauben dagegen.

Pluto hat geschrieben:Man will nicht glauben, dass eine einfache Mühle so was wie Regungen und Gedanken hervorbringen kann, wenn die Komplexität nur hoch genug ist.
Es bezweifelt doch keiner, dass die wachsende Komplexität einer Maschine einhergeht mit einer wachsenden Ausdrucksvielfalt der Maschine.

Der Unterschied besteht darin, ob man die Maschine als primär erzeugende Kraft versteht (so meint die Naturwissenschaft) oder als sekundär wieder (!)-gebende Kraft versteht (so versteht man es aus Sicht des Geistes).

sven23 hat geschrieben:Dann müßte er ja als reale Person nachweisbar sein.
Vollkommen daneben. - Welcher Christ behauptet, dass Gott nachweisbar irgendwo im Dasein rumläuft? Was hat das überhaupt damit zu tun?

Und merkst Du: Du bemisst schon wieder die Realität eines Phänomens (hier Gott als Person) daran, ob sie für Dich nachweisbar ist - das ist komplett daneben.

2Lena hat geschrieben:Was ich persönlich nicht verstehe ist, dass ein Allmächtiger es trotz seiner Allmacht nicht schafft, die Leute zur Vernunft zu bringen.
Weil Dasein Erkenntnisraum und nicht Erlösungsraum ist.

2Lena hat geschrieben:Man sollte die WAHRHEIT, das heißt den kompletten Text nehmen.
Natürlich - bis das geht, müssen wir in Chiffren leben.

sven23 hat geschrieben: Wenn sich Religion darauf reduziert, also auf Jenseitsvertröstung, dann kann sie zu einem zynischen Instrument mißbraucht werden, wie das in der Vergangenheit nur allzu oft der Fall war.
Stimmt - das ist das Satanische. - Aber was sagt das zur Sache selbst?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#184 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von sven23 » Sa 30. Nov 2013, 11:22

closs hat geschrieben:Vollkommen daneben. - Welcher Christ behauptet, dass Gott nachweisbar irgendwo im Dasein rumläuft? Was hat das überhaupt damit zu tun?

Und merkst Du: Du bemisst schon wieder die Realität eines Phänomens (hier Gott als Person) daran, ob sie für Dich nachweisbar ist - das ist komplett daneben.

Das war nicht meine Frage, sondern die des Thread-Eröffners. Wenn man Jesus nimmt, soll er ja als ganz reale Person auf der Erde umhergewandelt sein. Aber hier ist wohl eher Godfather himself gemeint.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#185 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von closs » Sa 30. Nov 2013, 11:43

sven23 hat geschrieben:Aber hier ist wohl eher Godfather himself gemeint.
Ja - verstehe ich auch so. - Und? - Ist für Dich "Person" eine ausschließlich naturalistische Größe?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#186 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von sven23 » Sa 30. Nov 2013, 11:48

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber hier ist wohl eher Godfather himself gemeint.
Ja - verstehe ich auch so. - Und? - Ist für Dich "Person" eine ausschließlich naturalistische Größe?

Kann er ja nicht sein, da ja schon in der Bibel steht, daß ihn noch kein Mensch je gesehen hat. Und wenn ich einer Aussage der Bibel vertraue, dann ist es diese. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#187 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von closs » Sa 30. Nov 2013, 11:56

sven23 hat geschrieben:Kann er ja nicht sein
Eine naturalistische Größe kann er nicht sein - richtig. - Meine Frage war:
closs hat geschrieben:Ist für Dich "Person" eine ausschließlich naturalistische Größe?

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#188 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von sven23 » Sa 30. Nov 2013, 12:03

closs hat geschrieben:Ist für Dich "Person" eine ausschließlich naturalistische Größe?

Er könnte wie schon gesagt ein geistiges Prinzip/Ideal sein, aber selbst da hapert es bei der Bibel gewaltig. Wir bräuchten eine Bibel 2.0 reloaded.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#189 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von Demian » Sa 30. Nov 2013, 12:16

sven23 hat geschrieben:Religion und Glaube als Ersatz für die im Leben zu kurz gekommenen. Wenn sich Religion darauf reduziert, also auf Jenseitsvertröstung, dann kann sie zu einem zynischen Instrument mißbraucht werden, wie das in der Vergangenheit nur allzu oft der Fall war.

Das haben wir schon häufig besprochen - im Memento Mori ( "Bedenke, dass Du sterblich bist" ), dem Carpe Diem ( "Nutze den Tag" ) und der Imitatio Christi ( Christusnachfolge im Hier und Jetzt - wie Sören Kierkegaard schrieb: "das Zeitgleich-Werden mit Christus" ) rücken eindeutig das Hier und Jetzt in den Vordergrund. Mit Jenseitsvertröstung hat das nichts zu tun.
Davon abgesehen gab es eine Tendenz der Jenseitsvertröstung, das aber eher aus einem sehr weltlichen Machtkalkül heraus; diese Art von institutionalisierter Religion hat Marx sehr berechtigt als Opium des Volkes kritisiert und abgelehnt. Dort, wo die Religion eine Vertrösterin wird, ist eine scharfe Kritik völlig angebracht. Wer sie aber grundsätzlich damit assoziiert kennt einfach die spirituellen Traditionen in ihrer Vielfalt nicht.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#190 Re: Gott: Ein geistiges Prinzip, Phantasie oder reale Person

Beitrag von 2Lena » Sa 30. Nov 2013, 12:24

sven23 hat geschrieben: Er könnte wie schon gesagt ein geistiges Prinzip/Ideal sein, aber selbst da hapert es bei der Bibel gewaltig. Wir bräuchten eine Bibel 2.0 reloaded.

Nett gesagt, Sven

Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder noch von Jahrtausende alten Legenden geprägt. Diese Kombination von höchstem technischen Know-how und naivstem Kinderglauben könnte auf Dauer fatale Konsequenzen haben. Wir verhalten uns wie Fünfjährige, denen die Verantwortung über einen Jumbojet übertragen wurde Sven23 zitiert aus "Humanistischen Anschauungen"

Wenn jedoch die "Wissenschaft" sich ausklammert, ihre Konstruktion dabei zertrümmert und über "Kleinkindergeschichten" herzieht - wo suchen wir dann die Fehler?

So nicht Demian ... es liegt mehr im Argen als du etwa meinst mit "spirituelle Traditionen" und Religionskritik.
Dort, wo die Religion eine Vertrösterin wird, ist eine scharfe Kritik völlig angebracht. Wer sie aber grundsätzlich damit assoziiert kennt einfach die spirituellen Traditionen in ihrer Vielfalt nicht.

Das Vertrösten hatte eine Funktion, die Glaubensvorstellungen auch.
Die Unvereinbarkeit der Religion mit der Wissenschaft lag nicht allein an diesem Flügel vom glauben, sondern an dem Nachholbedarf der Wissenschaft aus dem Ursprung. Das sind die vergessenen Elemente.

Antworten