Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

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Halman
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#141 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Halman » So 30. Aug 2015, 14:51

sven23 hat geschrieben:Und wenn ein Großteil der Forschung von einer Naherwartung ausgeht, dann ist es eben so.
Das mag ja so sein, deshalb muss ich mich diesem Mainstream aber nicht anschließen und widerspreche.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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sven23
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#142 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 15:03

Halman hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und wenn ein Großteil der Forschung von einer Naherwartung ausgeht, dann ist es eben so.
Das mag ja so sein, deshalb muss ich mich diesem Mainstream aber nicht anschließen und widerspreche.
Mir geht es gar nicht mal so sehr um den Mainstream, sondern mehr um die Qualitität und Nachvollziehbarkeit der Begründungen. Wenn Begründungen ohne Glaubensdogmen auskommen, ziehe ich diese immer vor.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Andreas
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#143 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Andreas » So 30. Aug 2015, 16:42

Halman hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und wenn ein Großteil der Forschung von einer Naherwartung ausgeht, dann ist es eben so.
Das mag ja so sein, deshalb muss ich mich diesem Mainstream aber nicht anschließen und widerspreche.
Das ist nicht so. Das wird nur monoton behauptet.

Jeder kann in eine theologische Buchhandlung gehen und wird sehen: den hier mit so unfairen Mitteln lautstark propagierten Konsens der HKM gibt es nicht. Man kann auch einfach mal nach "Mk 1,15" und "Kommentar" googeln und wird ebenfalls sehen, dass die überwältigende Mehrheit den Satz "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" nicht so versteht, dass "Jesus sich irrte".

Die einzige Möglichkeit das nicht wahrzunehmen, besteht darin die eigene Doktrin mit dem Argument zu immunisieren: Jeder Theologe der was anderes behauptet ist ein Dogmatiker. Dieser hier parolenhaft wiederholte Konsens ist niemals irgendwie plausibel belegt worden. Die paar hier gebrachten Zitate sind alles andere als repräsentativ und von der Anzahl her so was von lächerlich, wenn man sich vor Augen hält, dass es zichtausende von universitär, wissenschaftlich ausgebildeten Theologen gibt. Eine repräsentative Umfrage zu dieser Thematik ist mir nicht bekannt.

Am lustigsten finde ich, dass man sich diesen "Konsens" sicherheitshalber per E-Mail von demjenigen "bestätigen" lässt, der diese Mär am wirksamsten in seinen Büchern verbreitet hat.

ThomasM
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#144 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von ThomasM » So 30. Aug 2015, 16:50

Andreas hat geschrieben: Man kann auch einfach mal nach "Mk 1,15" und "Kommentar" googeln und wird ebenfalls sehen, dass die überwältigende Mehrheit den Satz "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" nicht so versteht, dass "Jesus sich irrte".
Ich habe letztens zu diesem Satz eine Predigt gehalten.
Bei der Vorbereitung wurde mir klar, dass "ist nahe" nicht im zeitlichen Sinn verstanden werden sollte.

Sondern im Sinn von "anfassbar", "fühlbar", "schon zu sehen", "dicht an unserer Wirklichkeit".

Dieser Satz bekommt damit eine zeitlose Komponente. Denn genauso, wie das Reich Gottes mit Jesu Kommen nahe war, genauso ist es auch heute immer noch nahe. Es ist noch nicht da, aber es ist bereits sichtbar.
Für solche, die Augen haben, es zu sehen. Für die ehemals Blinden, denen die Augen geöffnet wurden. Für die ehemals Tauben, die jetzt in der Lage sind zu hören.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#145 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Pluto » So 30. Aug 2015, 17:16

Halman hat geschrieben:Das mag ja so sein, deshalb muss ich mich diesem Mainstream aber nicht anschließen und widerspreche.
Kannst du gerne tun.
Allerdings solltest du dir dabei vor Augen führen, dass man rein statistisch gesehen, weit öfter Unrecht hat wenn man dem "Mainstream" widerspricht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#146 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Andreas » So 30. Aug 2015, 17:21

Belege doch diesen angeblichen Mainstream erst einmal mit etwas anderem als ein paar wenigen Einzelmeinungen.

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Savonlinna
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#147 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Savonlinna » So 30. Aug 2015, 17:22

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das mag ja so sein, deshalb muss ich mich diesem Mainstream aber nicht anschließen und widerspreche.
Kannst du gerne tun.
Allerdings solltest du dir dabei vor Augen führen, dass man rein statistisch gesehen, weit öfter Unrecht hat wenn man dem "Mainstream" widerspricht.
Da ja dieser Mainstream gar nicht existiert, sondern herbeigeflunkert wurde - wie sieht es da aus?

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#148 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Andreas » So 30. Aug 2015, 17:25

Pluto hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Vielleicht können wir uns fürs erste darauf einigen, dass es ausnahmsweise tatsächlich Konsens der neutestamentlichen Wissenschaft ist, dass das Evangelium nach Markus kurz nach 70 n. Chr., das Evangelium nach Matthäus zw. 80 und 100 n. Chr. geschrieben wurde, und Paulus ca. 60 n.Chr. gestorben ist. Die Evangelien wurden also erst 10 bzw. 20 - 40 Jahre nach dem Tod des Paulus geschrieben.
Entweder hat Jesus keine Naherwartung gepredigt (die Evangelien geben seine Worte falsch wieder), oder aber Paulus hat sich in seiner Interpretation einer in die Zukunft verschobenen Parusie geirrt.
Wie kann Paulus die Evangelien interpretieren, wenn sie erst nach seinem Tod geschrieben wurden?

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#149 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » So 30. Aug 2015, 17:38

Andreas hat geschrieben: Das ist nicht so. Das wird nur monoton behauptet.
Nicht alles Savonlinna nachplappern.
Es wurden schon unzählige Belege gebracht. Es gibt die Aussage Kubitzas, die bisher keiner widerlegen konnte. Es gibt andere Aussagen, wie die von Detering:
Hermann Detering schreibt in einer Abhandlung über das Buch von Theißen/Merz:
"Seit seinem Erscheinen 1996/97 hat sich das vom Neutestamentler Gerd Theißen zusammen mit Annette Merz verfasste Buch über den „Historischen Jesus“ in Deutschland schnell zum Klassiker entwickelt. Trotz einer gewissen Sperrigkeit des als Studienbuch konzipierten, mehr als 400 Seiten umfassenden Wälzers sind die Thesen des Buches offenbar eingängig. Tatsächlich spiegelt sich darin nicht nur die Position der Autoren, sondern die Summe der Auffassungen heutiger Theologen, .... wider."


Andreas hat geschrieben: Am lustigsten finde ich, dass man sich diesen "Konsens" sicherheitshalber per E-Mail von demjenigen "bestätigen" lässt, der diese Mär am wirksamsten in seinen Büchern verbreitet hat.
Lustig ist wohl eher, daß man dauernd Belege fordert und wenn man diese vorlegt, es dann lustig findet.
Und selbst nicht in der Lage ist, Belege beizubringen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#150 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Pluto » So 30. Aug 2015, 17:45

Andreas hat geschrieben:Belege doch diesen angeblichen Mainstream erst einmal mit etwas anderem als ein paar wenigen Einzelmeinungen.
Aber gerne...
Ich zitiere aus einer christlichen Seite:
Fast alle christliche Gemeinden und Gelehrten stimmen darin überein, daß die Christen in der frühen Gemeinde im 1. Jhdt. n.Chr. an ein Kommen ihres Herrn Jesus noch zu ihren Lebzeiten glaubten. Allerdings stimmen dann auch fast alle christliche Gemeinden darin überein, daß sie sagen, dieses Kommen sei jedoch nicht geschehen und habe sich - nunmehr für fast 2000 Jahre - verzögert. Wie kann das sein? Was ist passiert? Wer hat sich hier geirrt? Wurden die frühen Christen etwa von Irrlehrern falsch gelehrt? Irrten sie mit ihrer Vorstellung einer Naherwartung, d.h. der Erwartung des Kommens des Herrn noch in ihrer Generation? Diese Studie nimmt Bezug auf einige Quellen, die sich mit der Naherwartung der frühen Christen beschäftigen und versucht darzulegen, wo der eigentliche Irrtum in dieser ganzen Sache liegt.
[...]
Albert Schweitzer faßt in seinem frühen Buch "The Quest for the Historical Jesus" das Problem der "Parousia Verzögerung" zusammen mit: "The whole history of Christianity down to the present day... is based on the delay of the Parousia, the nonoccurrence of the Parousia, the abandonment of eschatology, the process and completion of the 'de-eschatologizing' of religion which has been connected therewith."
[...]
Bemerkenswert ist auch, was C.S. Lewis, ein anerkannter Christ und Apologetiker und Autor in einem Essay im Jahre 1960 schrieb: "'Say what you like,' we shall be told, 'the apocalyptic beliefs of the first Christians have been proved to be false. It is clear from the New Testament that they all expected the Second Coming in their own lifetime.
[...]
All diese Kritiken und Anmerkungen, selbst die Ausführungen von C.S. Lewis, sagen eigentlich aus, daß Jesus unrecht hatte im Hinblick auf die zeitlichen Angaben in seinen verschiedenen Voraussagen zu seinem Kommen.
[Quellle: http://www.bibelcenter.de/bibel/studien/d-std121.php]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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