Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#121 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 31. Mär 2015, 09:47

barbara hat geschrieben: Weil der Nachweis, den du verlangst, immer von MENSCHEN geführt werden muss. Nicht etwa von Kaulquappen oder Veilchen. Sprich, du machst das, was relevant ist, von der menschlichen Wahrnehmung abhängig, aber die ändert sich mit der Zeit, nicht zuletzt da sich die technischen Hilfsmittel zum Gewinnen von Daten verändert.

Nach dem Gedankengang wäre Radioaktivität noch vor dreihundert Jahren irrelevant gewesen, da nicht nachweisbar. Und auf einmal wurde sie nachgewiesen und damit relevant? ich bitte dich. Radioaktivität hat auch dann Wirkungen, wenn man sie nicht kennt und nicht nachweisen kann.
Ich mache Existenz abhängig von der prinzipiellen Nachweisbarkeit. Das schließt natürlich alle Entdeckungen der Vergangenheit mit ein, und bezieht sich auch auf künftige Entdeckungen.
Die Annahme, dass Gott jenseits der bekannten Welt agiert führt uns direkt zum Konzept des Lückenbüßer-Gottes.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#122 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von closs » Di 31. Mär 2015, 10:46

Pluto hat geschrieben:Ich mache Existenz abhängig von der prinzipiellen Nachweisbarkeit.
OK - da könnten wir uns einig werden, wenn man offen lässt:
a) ob die Nachweisbarkeit vom Menschen leistbar sein MUSS,
b) ob die Nachweisbarkeit im Dasein stattfinden MUSS.

Wenn dies nicht der Fall sein MUSS, wäre Deinem Satz zuzustimmen, dass Existenz abhängig ist von prinzipieller Nachweisbarkeit.

Pluto
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#123 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 31. Mär 2015, 23:15

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich mache Existenz abhängig von der prinzipiellen Nachweisbarkeit.
OK - da könnten wir uns einig werden, wenn man offen lässt:
a) ob die Nachweisbarkeit vom Menschen leistbar sein MUSS,
b) ob die Nachweisbarkeit im Dasein stattfinden MUSS.

Wenn dies nicht der Fall sein MUSS, wäre Deinem Satz zuzustimmen, dass Existenz abhängig ist von prinzipieller Nachweisbarkeit.
Das sind sonderbare Bedingungen.
Natürlich muss ein Nachweis prinzipiell durch Menschen intersubjektiv und reproduzierbar sein, und "prinzipiell" bezieht sich auf die gesamte Welt (Universum).
Postulierte transzendente und oder metaphysische Dinge sollte auf jeden Fall außen vor bleiben, denn wir können diese Dinge ohnehin weder beschreiben noch erkennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#124 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von JackSparrow » Di 31. Mär 2015, 23:55

closs hat geschrieben:a) ob die Nachweisbarkeit vom Menschen leistbar sein MUSS,
Wenn der Nachweis nicht leistbar ist, brauchst du auch das Ding nicht, dessen Existenz du nachweisen willst.

Beispiel: Wenn nicht nachweisbar ist, dass Beten Wünsche erfüllt, gibts auch keinen Grund zu beten. Würde der Wunsch durch Beten häufiger eintreten als ohne Beten, wäre der Nachweis ja erbracht, q. e. d. Nachweisbarkeit und Sinnhaftigkeit sind demzufolge äquivalent.

barbara
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#125 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von barbara » Mi 1. Apr 2015, 08:16

Pluto hat geschrieben:Ich mache Existenz abhängig von der prinzipiellen Nachweisbarkeit.

Was ein völlig unbrauchbares Kriterium ist und zu entscheiden, was tatsächlich existiert; schliesslich kannst du heute nicht wissen, was morgen oder in fünfhundert Jahren oder in zehntausend Jahren alles nachgewiesen werden wird. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass wir heute nicht am Ende aller Weisheit angelangt sind, sondern dass es noch weitere solche radikalen Brüche geben wird, wie die Aufklärung ein Bruch zur naiven Religiosität war.

gruss, barbara

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#126 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von barbara » Mi 1. Apr 2015, 08:18

Pluto hat geschrieben: Postulierte transzendente und oder metaphysische Dinge sollte auf jeden Fall außen vor bleiben, denn wir können diese Dinge ohnehin weder beschreiben noch erkennen.

Nur weil DU das nicht kannst, heisst längst nicht, dass andere das nicht können. Schliesse nicht von dir auf andere, setze nicht dein Erkenntnisvermögen als Goldstandard für die ganze Menschheit!

Es gibt ganze Bibliotheken die mit eben solchen Beschreibungen gefüllt sind... ob dann allerdings dem Leser Erkenntnis aus dem Lesen der Beschreibungen erwächst, ist eine Frage der persönlichen Neigungen.

gruss, barbara

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#127 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von barbara » Mi 1. Apr 2015, 08:19

JackSparrow hat geschrieben: Wenn der Nachweis nicht leistbar ist, brauchst du auch das Ding nicht, dessen Existenz du nachweisen willst.

Freundschaft ist nicht nachweisbar, heisst das, du brauchst keine Freundschaft?

Mein Beileid. Du musst ein sehr trauriges Leben haben. :cry:

gruss, barbara

closs
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#128 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von closs » Mi 1. Apr 2015, 08:36

Pluto hat geschrieben:Natürlich muss ein Nachweis prinzipiell durch Menschen intersubjektiv und reproduzierbar sein
Es dürfte also keine Wesen geben, die es nachweisen könnten und wir NICHT --- ??

Pluto hat geschrieben:Postulierte transzendente und oder metaphysische Dinge sollte auf jeden Fall außen vor bleiben, denn wir können diese Dinge ohnehin weder beschreiben noch erkennen.
Man dürfte damit also nur von dem ausgehen, was der Mensch naturalistischer Weltanschauung als "Welt" bezeichnet.

Das sind gleich zwei Bestätigungen, dass es sich hier um anthropozentrische Vorgehensweise handelt.

JackSparrow hat geschrieben:Wenn der Nachweis nicht leistbar ist, brauchst du auch das Ding nicht, dessen Existenz du nachweisen willst.
Woher willst Du das wissen? - Auch hier: Anthropozentrismus pur.

ThomasM
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#129 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von ThomasM » Mi 1. Apr 2015, 09:31

JackSparrow hat geschrieben: Beispiel: Wenn nicht nachweisbar ist, dass Beten Wünsche erfüllt, gibts auch keinen Grund zu beten. Würde der Wunsch durch Beten häufiger eintreten als ohne Beten, wäre der Nachweis ja erbracht, q. e. d. Nachweisbarkeit und Sinnhaftigkeit sind demzufolge äquivalent.
Das ist ein sehr schlechtes Beispiel.
Denn Beten ist wichtig für Menschen. Jenseits aller Fragen, ob Gott ein Betwunscherfüllungsautomat ist oder nicht.

Besseres Beispiel:
Wir kennen in der Physik 4 Grundkräfte und die Phänomene der dunklen Materie und dunklen Energie.

Nehmen wir mal an, es gäbe eine Wechselwirkung - nennen wir sie mal Magik - mit den folgenden Eigenschaften:
- Sie wechselwirkt nicht mit Teilchen unseres Universums
- Sie wechselwirkt nicht mit anderen Wechselwirkungen
- Sie benötigt weder Energie noch Masse.
- Sie hat nichts mit dunkler Energie und nichts mit dunkler Materie zu tun.

Diese Wechselwirkung wäre weder messbar noch merkbar, hätte keinen Einfluss und keine Wirkung. Sie existiert in irgendeinem nicht erreichbaren und nicht wahrnehmbaren Universum.
Diese Wechselwirkung wäre nicht relevant, egal, unbedeutend.

Sie wäre "kategorial" von uns getrennt, sie hat keine Bdeutung. Sie mag in einem geistigen Sinn existieren.
Aber das wäre so etwas von unwesentlich.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#130 Re: Metaphysik und das Verhältnis zur Wissenschaft

Beitrag von ThomasM » Mi 1. Apr 2015, 09:35

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Wenn der Nachweis nicht leistbar ist, brauchst du auch das Ding nicht, dessen Existenz du nachweisen willst.
Woher willst Du das wissen? - Auch hier: Anthropozentrismus pur.
Und?
Du bist doch ein Mensch, closs, oder?
Ein Mensch muss die menschliche Sicht einnehmen, auch auf Gott, auch auf geistige Dinge.

Tatsächlich betonst du immer wieder deine kategoriale Trennung, aber über die Hintertür nimmst du doch immer wieder eine anthropozentrische Haltung ein. Das sieht man an deinem "energetischen" Postulat für HP oder daran, dass du oben von "anderen Wesen" sprichst, die das, was du nicht wahrnehmen kannst, eben wahrnehmen.
Was sind das für andere Wesen? Engel?
Du nimmst selbstverständlich an, dass du mit Engeln kommunizieren kannst, auch mit Gott.
Also GIBT es eine nachweisbare Wirkung, die du annimmst.
Du willst sie nur nicht wissenschaftlich untersuchen.

Warum?

Gruß
Thoams
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