Ich weiß, dass ich nichts weiß

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#111 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Demian » Fr 26. Sep 2014, 05:25

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Natürlich "weiß" der denkende Mensch "etwas", er hat Informationen in seinem Kopf gespeichert, er hat "etwas gelernt"
Das wusste Sokrates auch - schließlich war er einer der Schlauesten seiner Zeit. - Was er meint, ist, dass alles Wissen des Menschen unter Vorbehalt steht - dass er also nur Wissen innerhalb SEINER Systeme hat, von denen er nicht weiss, ob sie überhaupt richtig sind.

Unter anderen haben Augustinus und Descartes diesen Gedanken auf den Punkt gebracht, indem sie sagten: "Das einzige, was wir WIRKLICH wissen, ist, dass es das ICH gibt". - "Ich bin" ist ein Satz, der absolut sicher ist. - Alles andere, was wir sonst wahrnehmen, ist unter Vorbehalt. - Denn die Natur könnte Täuschung sein, weil wir sie uns nur einbilden - das Gegenüber könnte Einbildung sein, weil wir es uns nur einbilden. - Wir müssen also "annehmen" (da wir nicht wissen KÖNNEN), dass es die Natur und das Gegenüber gibt. - Und wir tun das auch, weil uns unser Geist das sagt: "Nimm es an".

So ist es auch mit Gott. - Er ist nicht wissbar, aber annehmbar, weil es unser Geist so sagt.
.
Das Problem heute ist, dass man gerne trennt zwischen a) Naturwissen und b) geistigem Wissen (Gott). - a) sei sicher und wissbar, b) nicht. - Sokrates, Augustinus und Descartes (und viele andere geistigen Leute) waren da weiter: Sie wussten, dass weder a) noch b) wissbar, sondern nur annehmbar sind. - Insofern hat Sokrates schon recht - aber eben in dieser Interpretation, wie eben dargelegt.

So ist es. Durch das Hinterfragen demontieren wir unsre falschen Sicherheiten.Dadurch entsteht RAUM und WAHRHEITS-FÄHIGKEIT. Wie Rupert Spira es mal sehr schön formulierte: "GEWAHRSEIN oder BEWUSSTSEIN ist das offene NICHTWISSEN, auf das jede Erfahrung geschrieben wird."

Es scheint selbstverständlich zu sein, dass ein physischer Körper und eine materielle Welt existiert. Genau genommen wissen wir aber nur, dass beispielsweise die Empfindung des Körpers existiert. Das „materielle Objekt“ ist aus Empfindung, „geistigem Stoff“ gemacht. Diese Empfindung ist „Wissen“ und „Erkennen“ im BEWUSSTSEIN.. Das SEIN der Welt und des Körpers wird erkannt und gewusst im BEWUSSTSEIN/SEIN, erst der Verstand unterscheidet BEWUSSTSEIN und SEIN.

Im Grunde ist es EINS. Dieses EINE ist „DAS-WAS-NICHT-BENANNT-WERDEN-KANN“, aber doch immer wieder, als 'BEWUSSTSEIN', 'GOTT', 'PURES WISSEN', 'SEIN', 'ICH BIN', 'HEILIGER GEIST', 'VATER' usw. bezeichnet wurde. ;)

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sven23
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#112 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von sven23 » Fr 26. Sep 2014, 07:20

closs hat geschrieben:
"Geist" ist auch insofern transzendent, dass man (mit Gleichgesinnten - übrigens Gleichgesinnten verschiedenster Kulturen und Religionen) ein schnelles Verständnis hat. - .

Das gibt es auf allen Gebieten. Egal, ob es sich um Musik oder Fußball handelt. Gleiche Interessen können verbinden oder polarisieren. Die weltweite Gemeinschaft der Donaldisten läßt grüßen. :lol:

http://de.wikipedia.org/wiki/Donaldismus

Übrigens: trotz gegenteiliger Beteuerungen: Donald Duck gibts nicht wirklich. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#113 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Fr 26. Sep 2014, 09:39

Demian hat geschrieben: Genau genommen wissen wir aber nur, dass beispielsweise die Empfindung des Körpers existiert.
Das meinte Descartes mit seiner Trennung von "Res cogitans" und "Res extensa" - dieser Ur-Gedanke zieht sich seit spätestens Sokrates durch die Zeit. - Allerdings war Descartes auch Naturwissenschaftler (oder ein Vorläufer davon), weil er das, was sein "Res cogitans" wahrnahm, als verbindlich verstanden hat. - Das Nicht-Wissen-Können ist nicht gleichbedeutend damit, dass das Ungewusste nicht unabhängig vom eigenen "Cogitans" existieren würde.

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#114 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Fr 26. Sep 2014, 09:40

sven23 hat geschrieben: Die weltweite Gemeinschaft der Donaldisten läßt grüßen.
Das setzt voraus, dass man Donald Duck aus der "Literatur" kennt - meine Beispiele funktionieren auch ungestützt.

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#115 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Fr 26. Sep 2014, 09:45

sven23 hat geschrieben:Übrigens: trotz gegenteiliger Beteuerungen: Donald Duck gibts nicht wirklich. :lol:
Naja... die alte Geschichte halt...
Es watschelt wie 'ne Ente, es sieht aus wie 'ne Ente, es quakt wie 'ne Ente... Also kommen viele Menschen zum Schluss es IST eine Ente.

Und wahrschenlich haben diese Menschen Recht.
So hat Wissen schon immer fnktioniert, und die Praxis bestätigt uns dies auch in den allermeisten Fällen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#116 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von JackSparrow » Fr 26. Sep 2014, 09:51

closs hat geschrieben:Die Welt ist voll vom Heiligen Geist und wird nicht als solcher erkannt.
Viele Leute bezeichnen die Dinge, die sie erkennen, für gewöhnlich nicht als "Heiliger Geist", sondern irgendwie anders - je nachdem, mit welchem Wortschatz sie aufgewachsen sind. Selbst wenn es die gleichen Dinge wären, welche du oben beschrieben hast.

Aber das macht nichts, denn es gibt kein göttliches Gebot, das den Gebrauch einer nicht biblischen Terminologie unter Strafe stellen würde. Zum Beispiel werden krankheitserzeugende Dämonen, wie sie im Neuen Testament vorkommen, heute auch von vielen Christen bereitwillig als "Viren und Bakterien" bezeichnet, ohne dass es dadurch zu nennenswerten Verständnisproblemen käme. Beim "Heiligen Geist" dauert der Sprachwandel vermutlich etwas länger, weil der Begriff für mehrere unterschiedliche Wahrnehmungen sozusagen als Sammelbegriff verwendet wird.

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Scrypt0n
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#117 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Scrypt0n » Fr 26. Sep 2014, 10:02

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die weltweite Gemeinschaft der Donaldisten läßt grüßen.
Das setzt voraus, dass man Donald Duck aus der "Literatur" kennt - meine Beispiele funktionieren auch ungestützt.
Nein - es setzt voraus, dass man die Vorstellung von z.B. "Gott" kennt - etwas, das man nicht kennt und nichts von wissen kann, kann nicht beurteilt oder herangezogen werden; außer, man denkt sich etwas aus. :)

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#118 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Fr 26. Sep 2014, 10:16

Scrypt0n hat geschrieben:Nein - es setzt voraus, dass man die Vorstellung von z.B. "Gott" kennt
Es gibt Männer, die 50 Jahre verheiratet sind, und trotzdem ihre Frauen noch nicht kennen. ;)

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sven23
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#119 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von sven23 » Fr 26. Sep 2014, 11:26

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die weltweite Gemeinschaft der Donaldisten läßt grüßen.
Das setzt voraus, dass man Donald Duck aus der "Literatur" kennt - meine Beispiele funktionieren auch ungestützt.

So wie man Gott aus der Literatur kennt oder aus Überlieferungen. Deshalb ist in beiden Fällen "Wahrnehmung" das falsche Wort. Man kann sich höchstens eine Vorstellung/Bild machen und diese Vorstellung ist wiederum durch Vorlagen (Hefte,Filme, Bibel) geprägt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#120 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Fr 26. Sep 2014, 11:30

sven23 hat geschrieben:So wie man Gott aus der Literatur kennt oder aus Überlieferungen.
Nein - so wie ihn geistig Aktivierte auch ohne Literatur kennen. - Natürlich gibt es Literatur, um unformuliertes Gottes-Erleben zu fassen - aber sie ist nicht nötig.

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