ThomasM hat geschrieben:Wenn aus Gott Materie und Zeit kommt, ist dann Materie und Zeit von Gott verschieden?
Aus meiner Sicht ist Gott Geist - das ist sogar biblisch. Materie halte ich für eine Verdünnung (nicht Verdickung) von Geist - etwas, was irgendwann wieder in Geist aufgeht.
Natürlich ist Gott nicht in einer Zeit wie der unsren, sondern über der Zeit (deshalb der Begriff "über-zeitlich"). - Allein der Satz "Im Anfang schuf Gott" verrät uns, dass Gott aus SEINEM Sein die Zeit schuf, an deren Anfang Gott (Materie) schuf. - Meines Wissens ist dies nicht soo weit weg von der Interpretation des Urknalls, der "im Anfang" aus Energie, Zeit- und Materie-Chaos gesteht, aus dem sich dann (in sehr kurzer Zeit) Ordnung entwickelt. - Es gibt kein "vor" dem Anfang, sondern es gibt ein "über" dem Anfang.
ThomasM hat geschrieben:Den Punkt, dass du rein logisch gar nicht sagen kannst, dass aus Gott die Zeit kommt, wenn Gott selbst nicht in "einer" Zeit ist
Natürlich geht das. Gerade WEIL Gott "über" der Zeit ist (also NICHT Teil der Zeit ist), kann Zeit aus ihm kommen.
ThomasM hat geschrieben:Wie wirkt Gott in Materie und Zeit?
Das werden wir nie objektiv nachweisen können, weil es außerhalb "unserer" Physik in "unsere" Physik hineinwirkt. - Dialektisch würde man sagen: "Unsere Physik ist ein kategorial niederes Abbild von etwas, von dem sie abgeleitet ist - was auch immer das ist". - Aus meiner Sicht ist es anthropoznetriische Hybris zu meinen, dass UNSERE Wahrnehmungs-Kategorie maßstäblich ist für das, was der Fall ist. - Wenn Gott der Fall ist, kann Gott nicht UNSERER Wahrnehmungs-Kategorie unterworfen sein. - Wo simmer denn?
ThomasM hat geschrieben:Wie manifestiert sich Gottes Handeln?
Auch das wird nie objektiv nachweisbar sein. - Ob Dir ein Stein auf dem Kopf fällt, weil es Gott gewollt hat oder Dein Nachbar, ist nicht nachprüfbar.
ThomasM hat geschrieben:Wie verbinde ich Gottes Handeln mit dem, was wir Naturwissenschaft nennen?
Mit Natur-WISSENSCHAFT gar nicht - Natur-Wissenschaft ist eine Wahrnehmungs-Disziplin für die Natur. - Mit Natur selber ist Gottes Handeln insofern verbunden, dass Gott die von ihm geschaffenen Gesetze der Schöpfung nutzt, um mit ihnen zu handeln (Ob Gott Natur-Gesetze dabei hin und wieder Naturgesetze außer Kraft setzt/setzen kann - "Wunder" -, wäre eine ganz andere Frage).
ThomasM hat geschrieben:Wenn - wie du behauptest - Naturwissenschaft deinem geistigen System untergeordnet ist, musst du diese Unterordnung beschreiben.
"Geistiges System" heisst hier NICHT "Geist/Gott" (der Gegenbegriff wäre hier "Natur"), sondern "Geistige Wahrnehmung" contra "naturwissenschaftliche Wahrnehmung".
Diese "geistige Wahrnehmung" zeichnet sich dadurch aus, dass sie
a) aus Sicht naturwissenschaftlicher Wahrnehmung willkürlich ist, da nicht falsifizierbar,
b) tatsächlich äußerst heterogen ist, weil in ihr Wahrheit und Irrtum putzmunter unmittelbar nebeneinander fröhliche Urständ feiern.
Mit anderen Worten: Die "Aufklärung" hat vollkommen recht, wenn sie darin kein verlässliches System erkennen kann - der visionäre Prophet, der tatsächlich die Wahrheit sieht, ist objektiv nicht unterscheidbar vom Kristallkugel-Wahrheitsleser, der sich sein Taschengeld aufbessern will.
Objektiv zutreffend ist aus meiner Sicht die Positionierung des "geistigen Wahrnehmungs-Systems" im philosophischen Sinn des Wortes "Spekulation" ("speculatio")
"Spekulation (von lateinisch speculari = beobachten) ist eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet." (wik) - Dies ist gut für eine Positions-Beschreibung, taugt aber im Sinne der Naturwissenschaft methodisch nichts.
Der klügste mir bekannte diesbezügliche Satz stammt von Chr.M.Wieland: "Geist ist nicht beweisbar, erkennt sich aber gegenseitig", . Das taugt aber ebenfalls nicht methodisch im Sinne der Wissenschaft.
![Lachend :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
- Damit müssen wir leben. - Und dies sollte einmal mehr klarmachen, dass naturwissenschaftliche und geistige Dinge nicht in Interferenz zueinander gebracht werden sollten - denn es gibt diese Interferenz nicht.
ThomasM hat geschrieben:Dein a, b, c sind vielleicht für dich interessante Punkte, betrifft meines Erachtens aber lediglich eine reine philosophische Diskussion ohne jegliches Interesse für Menschen.
Es ist eine extreme Verdichtung für denjenigen, der Christentum aus dem Sein heraus verstehen mag - also Ergebnis "geistiger Grundlagenforschung".
WEIL dies, wie Du zurecht sagst, Menschen in der Regel nicht erreicht, bin ich eh für 1.Kor. 13 als Grundlage fürs Christentum - eigentlich sollten Christen ausschließlich 1.Kor 13 verstehen und danach pastoral unterwegs sein - Fundamental-Theologie oder geistiges Halbzeug daraus haben auf den Kanzeln der Kirchen nichts zu suchen - das kann nicht gut gehen.
ThomasM hat geschrieben:Wo in aller Welt begegnet mir im täglichen Leben oder in meiner Beziehung zu Gott schon Ontologie oder Dialektik
Nirgends - es hat da auch nichts zu suchen. - Solche Begriffe sollte man nur auf der Meta-Ebene verwenden.
ThomasM hat geschrieben:oder andere hochtrabende Worte für wenig Inhalt.
Nicht "wenig", sondern "zu viel".