Hi Demian!
Demian hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben:
'Glaube' ist nichts weiter als die Annahme, dass das, was ich 'glaube', zutreffend ist. Damit sind 'Glaubensinhalte' beliebig und somit sinnlos.
Das stimmt schon im Ansatz nicht: wenn Glaube sinnlos wäre, dann hätte er sich evolutionär nicht bewährt.
'Sinnlos' bezog sich hier auf die logische Analyse. Davon unabhängig: Evolutionär bewährt hat sich der Glaube nicht über logische Stringenz, sondern bestenfalls aus animistischen und sozialen Gründen!
Demian hat geschrieben:
Man kann nun darüber sprechen ob Glaube ein mehr oder weniger sinnvolles Überlebensprogramm ist ( oder eben mehr als das ), [...]
Der Kern, um den es hier geht, bilden Mythen und die daraus hervorgehenden Kulte. Mythen sind eine animistische Form, sich mit der Welt zu arrangieren (Möglichkeiten der Empathie, die Absichten etwa eines sauer geworden Donnergottes nachzuvollziehen, damit dieser durch die Opferung der Jungfrau besänftigt wird). Kulte haben einen sozialen Anspruch, der von Initialisierungsriten bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen reicht.
Demian hat geschrieben:
[...] das übersteigt jedoch die Kompetenzen der bloß naturwissenschaftlichen Methodik.
Es gibt nichts, was die Kompetenz der
"bloß naturwissenschaftlichen Methodik" übersteigt. Dies gilt gerade für Luftschlösser und Weihnachtsmänner, das gilt erst recht gegenüber Selbstimmunisierungsstrategien.
Demian hat geschrieben:
Glaube ist außerdem mehr, als ein bloßes für-wahr-halten, das ist gerade der Unterschied zum Aberglauben: die Erfahrung.
Selbstverständlich besteht zwischen 'Glaube' und 'Aberglaube' nicht der geringste Unterschied. Ein Rabe in einer entsprechenden Versuchsanordnung wird einiges ausprobieren, um an das Futter zu gelangen. Wenn er Erfolg hat, wird er den entsprechenden Bewegungsablauf als Ritus beibehalten, auch wenn objektiv betrachtet, einige Teilmodule des über die Erfahrung gewonnen Ritus entbehrlich sind - Übersteuerungen im Verhalten sind gegenüber dem Ergebnis vernachlässigbar.
Entsprechendes siehst Du besonders im Sport, wo es um etwas geht, nämlich um Sieg oder Niederlage. Da wird vor dem Spiel auf Sex verzichtet, dafür aber die 'Gewinnersocke' als unabdingbarer
Fetisch angesehen. Und warum wohl führt der Moderator solch lustige Kommentare auf, wie etwa
"Bilanz der Fußball-Länderspiele zwischen Deutschland und England seit 1908: 11 Siege, 6 Unentschieden, 15 Niederlagen - das ist kein gutes Omen"? Wohlgemerkt: Diese Statistik ist aus der Erfahrung gewonnen. Und sie findet Verwendung, um Aussagen über die Zukunft anzustellen. Und wenn Deutschland dann doch gewinnt, so macht das dann halt auch nichts ... .
Den Übersteuerungsmechanismus des Aberglaubens findet sich deutlich bei südamerikanischen Mannschaften beim Elfmeterschießen: Sowohl Torwart als auch Elfmeterschütze schlagen vor Antritt das Kreuzzeichen. Preisfrage also: Was hält die Spieler davon ab, es ohne Ritual zu probieren?
Cheers,
Lamarck