ThomasM hat geschrieben:Wenn ich dich korrekt verstanden habe, ist Dialektik für dich eine Methode, um logisch widersprüchliche Dinge zu vereinen, indem man sie auf ein gemeinsames, höheres Etwas zurückführt.
Genauso - wobei ich hoffentlich nicht darauf hinweisen muss, dass das nur EIN Aspekt ist, der mir im theologischen Kontext jedoch besonders wichtig zu sein scheint.
ThomasM hat geschrieben:Wenn also Dialektik eine Methode ist, um Widersprüche zu vereinen, dann muss sie auch Mittel mitbringen, diese Vereinigung zu beschreiben und zu zeigen, vielleicht ja sogar zu beweisen.
Das wird sie im Einzelfall NICHT tun, weil sie ja im Grunde "nur" eine philosophische Technik ist. - Salopp: Ein Auto muss nicht begründen, warum Du lieber nach Flensburg als nach Prag fährst.
ThomasM hat geschrieben:Gelingt das nicht und erschöpft man sich in der Behauptung, es gäbe eine solche Vereinigung, kann das aber nicht logisch/objektiv zeigen, dann ist das so, als hätte man einen mathematischen Satz, von dem man behauptet, er wäre wahr, aber der Beweis gelingt nicht.
In meinem einfachen Beispiel kann man logisch/objektiv zeigen, dass ein Rechteck und ein Halbkreis authentisch sind zum Halbzylinder und ein Dreieck nicht.
Beim Thema Mensch-Gott kann man es NICHT logisch/objektiv zeigen, aber man kann mit meinem einfachen Beispiel ein Verständnis-Muster bekommen. - Wichtig finde ich dabei bspw. die daraus erzielbare Erkenntnis, dass man ohne Kenntnis des Halbzylinders nicht begründen kann, warum ein Dreieck nicht-authentisch ist, aber Rechteck und Halbkreis authentisch sind. Denn es wird nichts nützen, wenn man diese drei geometrischen Figuren in ihrer Dimension miteinander vergleicht, um zu diesem Ergebnis zu kommen - man muss im Gegenteil einen Entwurf des dimensional übergeordneten Halbzylinders im Kopf oder Empfinden haben, um überhaupt unterscheiden zu KÖNNEN.
Diese Beobachtung finde ich eminent wichtig im Gespräch zwischen Christen und Agnostikern - denn dann lautet die Frage:
Wie kann man einem Agnostiker ohne jeglichen Gottesentwurf die Stellung des Menschen in der geistigen Welt beschreiben? Geht das eigentlich? - Was beim einen ohne jegliches Aufheben verstanden wird, kann beim anderen schlicht unvermittelbar sein.
Aber zurück zu Deiner Anmerkung:
Ich glaube, dass man im spirituellen Bereich niemals Beweise abliefern, jedoch Beweis-Muster niederer Dimension anbieten kann, die als Matrix dienen können für (für uns) Unbeweisbares: "Könnte man vom göttlichen Wesen aus schauen, würde der Mensch als Aufhebbares ("Ebenbild") erscheinen, so wie meinetwegen der Kreis in der Kugel aufhebbar ist". - WIE das geht, wissen wir natürlich nicht - aber dass man wenigstens mal ein gedankliches Muster hat, wie höhere und tiefere Dimension verbunden sein können.
Weil Du Naturwissenschaftler bist:
Ich habe lange überlegt, ob die (inzwischen bewiesene) Poincaré-Vermutung ein solches Muster liefern kann. - Hast Du eine Meinung dazu?