closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Hier bedürfte es eines wirklichen Nachweises.
Das war meinerseits erst mal eine Schlussfolgerung aus Asts Definition von H. - Diese Definition kann man natürlich falsch finden (ist ja auch schon 200 Jahre alt).
Ich werd mir das mal angucken, was Herr Ast geschrieben hat, und auf welcher Basis seine Aussagen ruhen könnten.
So, wie es klang, lag dem etwas zugrunde, von dem ich hoffe, dass wir es eigentlich überwunden haben:
dass man bestimmten Menschen den "Geist" abspricht und dann ihnen die Berechtigung abspricht, etwas "richtig" zu interpretieren.
Da liegt ein Hochmut drin verborgen, den ich nicht akzeptieren kann.
Aber auch, wenn man "Geist" und "Materie" einander gegenüberstellen will: als systematisierenden Ansatz finde ich das noch in Ordnung, also wenn man Physisches von Geistigem unterscheidet.
Aber in der PRAXIS ist es im Menschen immer gemischt: wir können nichts Materielles wahrnehmen, ohne dass wir das mit dem mens, der Vernunft, also dem Geist, tun; und wir können keine geistige Tätigkeit ausüben, ohne dazu Materie zu benutzen.
Und das dritte: dass man denen, die behaupten, es gäbe keinen Geist, sondern nur Materie, ebenfalls die Fähigkeit abspricht, "geistvolle" Interpretationen zu machen. Aber siehe dazu die nächste Replik.
Im Grunde müsste man noch einen Thread eröffnen, wo man die verschiedenen Bedeutungen von "Geist" und vor allem "geistig" durchreflektiert.
Da werden hier im Forum nämlich auch verschiedene Bedeutungen abwechselnd gebraucht, und man weiß nie richtig, was die Aussage ist.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Natürlich kann auch ein Materialist wunderbare Interpretationen bringen - man macht sich vielleicht falsche Vorstellungen von Materialisten.
Aus meiner Sicht liegt das daran, dass "Materialismus" eine Ideologie ist, die am Wesen des Menschen nichts ändert - spirch: Auch ein sich selbst als "Materialist" Bezeichnender hat nicht weniger Geist als ein sich als "Idealist" Bezeichnender.
Das finde ich sehr schön gesagt.
Ich hatte als Studentin mal verblüfft festgestellt, dass in dem Buch "Weltall Erde Mensch" - ein Buch, das man denen schenkte, die die "Jugendweihe" (kommunistrisches Pendant zur Konfirmation) gerade vollzogen hatten - den Schülern erklärt wurde, wie falsch der Idealismus sei und wie richtig der Materialismus sei, und dann kam fast schwärmerisch die Definition von "Materie", der ewigen und sich ewig wandelnden Materie, die uns alle trage:
ich musste also verblüfft feststellen, dass man die Materie genauso definierte, wie man anderswo im Idealismus "Geist" definierte.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Nach dem obigen Vier-Punkte-System ist "Hermeneutik " nach Punkt 2 tatsächlich nicht synonym mit Exgese, weil sie - mal ganz nüchtern betrachtet - nur eine Unterform von Exegese ist.
Interessant: Aus meiner Sicht ist Exegese ein Wasserträger für Hermeneutik.
Mir liegt ja nun gerade daran, dass man systematisch die verschiedenen Bedeutungen von Hermeneutik überhaupt erst mal feststellt.
Wenn der theologische Artikel, auf den ich mich im Moment beziehe, erläutert, dass Hermeneutik in EINER Bedeutung eine bestimmte Form der Exegese sei - wenn ich das überhaupt richtig verstanden habe -, dann muss man nachgucken, ob DEINE Auffassung in den vier Punkten enthalten ist.
Wenn nein, muss man gucken, ob der Artikel von bibelwissenschaft. de Deine Bedeutung unterschlagen hat, und wenn ja, warum.
Möglicherweise ist sie aber doch in den vier Punkten enthalten, oder sie wird normal gar nicht angewandt.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Wieso lassen die sich nicht klar begrifflich trennen?
In der Praxis scheint das ohnehin zu sein. - Und Pluto hat eine Quelle genannt, in der beide de fact als deckungsgleich definiert werden.
Könntest Du die Quelle finden und hier posten?
Noch eine Bitte an Dich: dass Du aussagekräftiger zitierst.
Ich weiß jetzt überhaupt nicht mehr, worauf sich das "die" bezieht, die sich begrifflich nicht klar trennen können.
Ich habe so oft eine Suchaktion starten müssen, um zu finden, worauf Du Dich beziehst, das raubt furchtbar viel Zeit - und oft fand ich es gar nicht mehr und musste dann den ganzen Vorgang unkommentiert lassen.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Man muss halt erst mal wissen, wie "Exegese" definiert wird, und dann die vier Definitionen von Hermeneutik damit abgleichen.
Das wäre jetzt der Ansatz, wie man das heute strukturiert macht. - Kann ja gut sein. - Am Ende wird sich zeigen, ob sich damit wissenschaftliche Beobachtung und weltanschauliche Interpretation unterscheiden lassen.
Aber der Begriff Hermeneutik ist doch nicht dazu, um wissenschaftliche Beobachtung und weltanschauliche Interpretation unterscheiden zu können?
Das hast Du schon mal geschrieben, und das habe ich überhaupt nicht verstanden.
Welche der vier Bedeutungen würde denn Deiner Meinung nach diese Funktion erfüllen?