ThomasM hat geschrieben:Ich denke, das Paradoxon und auch die Begriffe kranken an der genauen Definition und der Rahmenbedingungen.
Ganz und gar nicht. Das weißt nur du als unparteiischer Beobachter, der über dem Experiment steht.
Der Mensch ist in der mathematischen Beschreibung völlig Unwissend, und wendet lediglich seinen Verstand an, um nach der besten Strategie, um die Fügung zu überlisten, zu suchen.
ThomasM hat geschrieben:Das Paradoxon krankt daran, dass es annimmt, dass der Auswählende der Box 1. weiß, dass es eine Fügung gibt und 2. worin diese Fügung besteht. Das sollte nicht angenommen werden.
Das ist ein Gedankenxperiment, in dem die Bedingungen absichtlich überschaubar gehalten werden, um den Punkt prinzipiell zu beweisen:
Fügung, bzw. Allwissenheit ist mit einem realen Freien Willen nicht immer vereinbar.
ThomasM hat geschrieben:Wenn es eine vollständige Fügung gibt, dann wissen wir das nicht und wir wissen auch nicht, worin diese besteht. Wir hätten also vermutlich die Illusion der Freiheit, wenn es eine vollständige Fügung gibt.
Vermutliche Illusion...?
Ich denke eher nicht, denn das "Spiel" zeigt uns, dass es möglich ist, die Fügung zu durchschauen, und sie sogar zu unserem Vorteil zu nutzen.
ThomasM hat geschrieben:Die Frage ist auch, was Fügung ist und was freier Wille.
Ich würde eine vollständige Fügung mal definieren als einen vollständigen Algorithmus, nach dem etwas abläuft. Der Algorithmus bestimmt zu 100%, welchen Verlauf die Geschehnisse nehmen.
ThomasM hat geschrieben:Aber was ist freier Wille?
Ist freier Wille bereits eine freie Auswahlmöglichkeit unter einer endlichen Anzahl von Möglichkeiten?
Ist freier Wille das absolute Selbstbestimmen der eigenen Verhaltensweisen und/oder Handlungen.
Beispiel:
Ich stehe auf einem Dach und trete einen Schritt ins Leere.
Dass ich danach falle ist nicht mehr meinem Willen unterworfen. Es gibt also keinen absoluten freien Willen. Es gibt immer nur die Auswahlmöglichkeiten.
So z.B. ob ich den schritt vom Dach mache.
Aber auch das könnte kein freier Wille sein, wenn ich z.B. vom Mafiaboss gestossen werde.
Oder doch freier Wille, wenn ich lebensmüde bin.
Es gibt natürlich ganz unterschiedliche Definitionen, aber für mich sind es diejenigen Dinge die wir auch beeinflussen können.
Mit anderen Worten: Dinge auf die wir keinen Einfluss haben, oder die unter äußerem Zwang geschehen, können und müssen wir ausschließen.
So ist es auch in deinem Beispiel "Freier Wille" wenn du weißt, dass du an einem Abhang stehst. Wenn dich einer von hinten stößt, dann springst du völlig
unfreiwillig.
Nach diesem Vorgeplänkel, meine Meinung:
Ja, es gibt Fügung, aber keine absolute. Es gibt den Algorithmus, aber er legt nicht alles fest, sondern nur wahrscheinlichkeiten. Innerhalb der Wahrscheinlichkeiten gibt es freie Auswahl.
Ich würde es lieber so ausdrücken: Es gibt Kausalität, aber es gibt keine Vorbestimmung, weshalb der Mensch in seiner Handlungsfreiheit NICHT eingeschränkt ist, das zu tun was er
nicht tun will.
Ja, es gibt freier Wille, aber keinen absoluten. Ich bin immer auch von den Rahmenbedingungen der Fügung begrenzt.
Von einer imaginären Fügung sind wir IMO nicht begrenzt, sondern von der Realität der Welt (nennen wir es "Naturgesetze") sind wir definitiv eingeschränkt. Das hat aber nicht mit dem zu tun, was ich mit Entscheidungsfreiheit beschreiben möchte.
Und da ich das Absolute in beiden Begriffen ausschließe, können sie koexistieren.
Generell stimmt das eben nicht.
Es gibt sicher für den Einzelnen Grenzen, wo nicht jeder beliebige Wunsch erfüllbar ist, aber wie er mit der Welt klar kommt, muss ein bewusster Mensch selbst entscheiden.
Deshalb ist eine allgemeine schöpferische Fügung nicht anwendbar.