Pluto hat geschrieben:Bei dir handelt es sich wohl um einen unbelehrbaren radikalen Konstruktivist.
Nein - weil Wahrnehmung ja nicht Ersatz für Realität ist, sondern mit ihr koinzidiert oder nicht. - Beispiel:
Nachdem ich Dich noch nicht gesehen habe, kann ich mir Dich vorstellen als 1,60 groß, 42 kg, im Rollstuhl und mit Glatze. - Ich kann mir genauso vorstellen, dass Du 180 groß bist, 80 kg wiegst und einen Bart hast. - Verifizieren kann ich meine Wahrnehmung dadurch, dass ich Dich besuche.
Bei Gott ist es prinzipiell ähnlich - nur dass ich ihn erst nach meinem Tod besuchen kann.
Ich kann übrigens NICHT ausschließen, dass Du überhaupt kein Mann bist, sondern ein gut programmierter Computer, der in der Lage ist, auf meine Mails menschen-ähnlich zu reagieren - Du könntest also komplette Fiktion sein. - Aber wie gesagt: Ich kann es auf Erden verifizieren - bei Gott geht das erst später.
"Konstruktivismus" macht nur Sinn, wenn er sich auf nicht diesseitig Verifizierbares bezieht. - Was hätte es für einen Sinn, innerhalb (!!) des Daseins die Wahrnehmung als Ersatz für Daseins-Realität zu postulieren - da geht es in der Tat ausschließlich darum, eigene Vorstellungen auf Koinzidenz mit Daseins-Realität abzugleichen. - Dafür sind Wissenschaften mit ihrer Methodik sehr gut geeignet.
Insofern ist das Auto-Baum-Beispiel ungeeignet. - Geeignet wäre ein Beispiel, das diesseitig NICHT verifizierbar (oder noch nicht verfizierbar) ist. - Dann stellt sich die Frage: Ist meine Wahrnehmung koinzident mit einer Realität, die ich als solche nicht nachweisen, sondern "nur" wahrnehmen kann.
Es ändert nichts daran, dass der Mensch ausschließlich wahrnehmen kann. - Nur macht es aus operativen Gründen Sinn, im Daseins-Sinn (!) subjektive und objektive Wahrnehmungen zu unterscheiden.
Konkret: "Mir ist warm" und " das Thermometer zeigt 5 Grad minus" sind unterschiedliche WAHRNEHMUNGEN desselben Sachverhalts. - Stellt man nun fest, dass subjektive und objektive Wahrnehmung (!) NICHT koinzidieren (wie hier), würde man fragen: "Wie kann Dir warm sein, wenn es 5 Grad minus hat?". - Diese Frage macht operativ Sinn.
Insofern gibt es schon einen "operativen" Unterchied zwischen subjektiven und objektiven Wahrnehmungen (!). - Aber das Sein an sich ist trotzdem autonom dazu.