Pluto hat geschrieben:Wegen dem cartesianischen Dualismus hat viel zu lange gedacht, die Psyche sei vom Körper unabhängig.
Das ist natürlich ein Denkfehler - denn "Unabhängigkeit der Seele" vom Körper bedeutet ja NICHT, dass es keine Interaktionen zwischen beiden gibt. - Aber diesen Denkfehler hat nicht Descartes zu verantworten - und: Man kann nicht von Erkenntnissen zurücktreten, weil sie falsch interpretiert werden könnten.
Pluto hat geschrieben: Sind falsche Schlussfolgerungen die Ursache, oder sind sie, wie ich meine, die Folge einer falschen Weltanschuung?
Ersteres. - Die Weltanschauung selbst halte ich für eine weit fortschrittlichere als die heute gängige materialistische Weltanschauung.
Pluto hat geschrieben:Popper nahm an, dass die Welt existiere; eigentlich eine sehr vernünftige Annahme
Das hat Descartes genauso gesehen.
Pluto hat geschrieben: die keiner formellen Falsifizierung bedurfte
Un-Falsifizierbares fragt nicht danach, ob es einer Falsifizierung bedarf.
Pluto hat geschrieben:Allerdings ist in den letzten 30 Jahren so viel neues Wissen über das frühe Universum zusammengekommen, dass wir heute die Welt und ihre Herkunft aus dem Urknall bestätigen können (ein Beispiel habe ich dir ja genannt).
Das hat ÜBERHAUPT nichts mit der Grundsatzfrage in Bezug auf "Res cogitans" und "Res extensa" zu tun - auch in 300 Jahren wird Unfalsifizierbares durch neue Erkenntnisse der Physik falsifizierbar.
Pluto hat geschrieben:Das glaube ich dir sogar, dass du das so siehst.
Natürlich - und umgekehrt.
Wir beide sind extrem freundliche Exemplare unserer Fraktion, weshalb das Menschliche über dem Weltanschaulichen steht - somit ist die Hauptsache geklärt. - Erkenntnis-mäßig hat dies den Vorteil, dass man dem anderen abnimmt, wie er tickt. - Und diesbezüglich habe ich bisher auf dem Forum viel gelernt - konkret:
In den Uni-Vorlesungen habe ich Materialismus als einen zeit-typischen Versuch gesehen, den es halt auch gibt. - Der Existenzialismus als Provokation des Traditionellen - das gefiel in den Nach-68er-Jahren. - Aber ich habe es eben als Provokation verstanden und nicht als wirklich ernst gemeint. - Auch Popper fanden wir gut als Entstaubung des "Muffs unter den Talaren" - aber wir haben damals schon durchschaut, dass hier Methodik mit Philosophie verwechselt wird (nicht von Popper selbst, sondern von der Rezeption).
Jetzt merke ich hier auf dem Forum, dass dieses diverse Gedankengut (Materialismus, Existenzialismus, KR) TATSÄCHLICH als Philosophie/Weltanschauung GEGLAUBT wird - also ganz ohne "tongue in cheek" - so als wären die spirituellen Erkenntnisse von 2000 (und mehr) Jahren tatsächlich vergessen oder erst gar nicht verstanden. - Das schockt mich wirklich.
Ich meine es ernst UND weiss, dass es nicht verstanden wird: Von den unbestrittenen echten methodisch-pragmatischen Vorteilen des KR abgesehen, sind Materialismus, Existenzialismus, analytische Philosophie, etc. ein Rückfall der Geistes-Entwicklung des Menschen VOR das Mittelalter. - Es scheint möglicherweise Generationen zu dauern, bis dies auf breiter Ebene wieder erkannt wird.