Was ist die Substanz der Welt?

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Demian
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#41 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Demian » Mi 8. Okt 2014, 17:56

JackSparrow hat geschrieben:Um sich des Körpers bewusst zu sein, benötigt man ein Nervensystem. Wäre das Bewusstsein überall, dann könnte ich mit einem Hammer gegen die Wand schlagen und du würdest den Schlag spüren.
Wir wissen, dass es den Körper gibt, weil eine Empfindung des Körpers existiert, und die Welt gibt es, weil es eine Wahrnehmung der Welt gibt. Am Anfang steht die Bewusstheit, welche die Quelle allen Wissens ist. Wenn Du das Wissen durch die Empfindungen und Wahrnehmung weg nimmst, was bleibt dann übrig?

Pluto
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#42 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Mi 8. Okt 2014, 18:11

Demian hat geschrieben:Wir wissen, dass es den Körper gibt, weil eine Empfindung des Körpers existiert, und die Welt gibt es, weil es eine Wahrnehmung der Welt gibt.
Ganz richtig!
Wir nehmen die Welt mit unserem (menschlichen) Bewusstsein wahr.

Am Anfang steht die Bewusstheit, welche die Quelle allen Wissens ist. Wenn Du das Wissen durch die Empfindungen und Wahrnehmung weg nimmst, was bleibt dann übrig?
Nichts. Nur der Mensch hat dieses Bewustsein der Welt. Jeder weiß, dass ein Stein, eine Wand oder das Wasser kein solches Bewusstsein hat.
Die Ausweitung eines solchen Bewusstseins auf die Welt ist deshalb sinnlose "Vermenschlichung" der Welt. Dazu ist es ein unnötiger Anthropomorhismus der uns keinerlei Erkenntnis bringt.

Nichts. Buddha sagte: „Leere ist Form und Form ist Leere“. Mit Leere meinte er reine Bewusstheit und mit Form meinte er die Welt.
Buddha hatte offenbar eine sehr kuriose Vorstellung von "Nichts".
Meine Überlegungen gehen z. Bsp. dahin, ob "Nichts" die Struktur der Raum-Zeit besitzt, die vollkommen leer ist von dem was wir unter Materie oder Strahlung verstehen, oder ob Nichts tatsächlich aus nichts besteht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#43 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Demian » Mi 8. Okt 2014, 18:30

Pluto hat geschrieben: Die Ausweitung eines solchen Bewusstseins auf die Welt ist deshalb sinnlose "Vermenschlichung" der Welt. Dazu ist es ein unnötiger Anthropomorhismus der uns keinerlei Erkenntnis bringt.
Dein Verstand ist es, der dogmatisch festlegt, dass Bewusstsein rein menschlich sei. Mit welchem Recht begrenzt Du Bewusstsein auf irgendein Konzept?

Pluto
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#44 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Mi 8. Okt 2014, 18:36

Demian hat geschrieben:Mit welchem Recht begrenzt Du Bewusstsein auf irgendein Konzept?
Ich begrenze Bewusstsein auf den Mensch und möglicherweise auf wenige höhere Tierarten.
Ist der Mensch in deinen Augen ein bloßes Konzept?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#45 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Demian » Mi 8. Okt 2014, 18:47

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Mit welchem Recht begrenzt Du Bewusstsein auf irgendein Konzept?
Ich begrenze Bewusstsein auf den Mensch und möglicherweise auf wenige höhere Tierarten.
Deine Denkweise ist anthropozentrisch, wenn Du Bewusstsein hauptsächlich auf den Menschen begrenzt. Wenn ich sage, dass Bewusstsein alles ist, dann gehe ich von der direkten Erfahrung aus. Alles, was wir erfahren, sind Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen. Du kannst Dir zwar gedanklich eine Trennung zwischen Bewusstsein und Welt vorstellen, aber in der direkten Erfahrung gibt es das nicht.
Ist der Mensch in deinen Augen ein bloßes Konzept?
?

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Scrypt0n
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#46 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Scrypt0n » Mi 8. Okt 2014, 19:03

Demian hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Um sich des Körpers bewusst zu sein, benötigt man ein Nervensystem. Wäre das Bewusstsein überall, dann könnte ich mit einem Hammer gegen die Wand schlagen und du würdest den Schlag spüren.
Wir wissen, dass es den Körper gibt, weil eine Empfindung des Körpers existiert, und die Welt gibt es, weil es eine Wahrnehmung der Welt gibt.
Falsch: Dass die Welt existiert, davon gehen wir aus weil wir die Welt wahrnehmen!
Deine Aussage aber, dass es DESHALB diese Welt gibt, WEIL diese von uns (oder sonst wen) wahrgenommen werden kann entspricht deshalb NICHT der Richtigkeit.

Demian hat geschrieben:Am Anfang steht die Bewusstheit, welche die Quelle allen Wissens ist.
Behauptung.

closs
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#47 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mi 8. Okt 2014, 22:14

Scrypt0n hat geschrieben:Dass die Welt existiert, davon gehen wir aus, weil wir die Welt wahrnehmen!
"Wir gehen davon aus" - ganz recht - wir nehmen eine Anschauung als Grundlage - wir setzen etwas voraus, was wir nicht veri-/falsifizieren können.

Pluto
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#48 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Mi 8. Okt 2014, 22:21

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Dass die Welt existiert, davon gehen wir aus, weil wir die Welt wahrnehmen!
"Wir gehen davon aus" - ganz recht - wir nehmen eine Anschauung als Grundlage - wir setzen etwas voraus, was wir nicht veri-/falsifizieren können.
Aber das hatten wir doch längst, lieber closs.
Natürlich ist die Welt falsifizierbar, und zwar über die Urknalltheorie, dessen Vorhersagen sich empirisch überprüfen lassen. Mit anderen Worten, die materielle Welt IST falsifizierbar. Die spirituelle Welt bleibt allerdings nicht falsifizierbar.

Das ist der feine Unterschied, den du offenbar nicht verstanden hast.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#49 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mi 8. Okt 2014, 23:57

Pluto hat geschrieben:Natürlich ist die Welt falsifizierbar, und zwar über die Urknalltheorie, dessen Vorhersagen sich empirisch überprüfen lassen.
Sie lassen sich nur auf Basis der Voraus-Setzung empirisch überprüfen. - Diese Voraus-Setzung selbst ist NICHT falsifizierbar.

Pluto hat geschrieben:Das ist der feine Unterschied, den du offenbar nicht verstanden hast.
Genau mein Punkt - Du verstehst nicht, dass der Urknall nur dann falsifizierbar ist, NACHDEM wir als Wahrnehmungs-Wesen voraus-setzen, dass das, was wir wahrnehmen, "real" in Deinem Sinne ist. - Diese Voraus-Setzung ist genauso pragmatisch sinnvoll wie notwendig. - Erst dann können wir auf dieser Basis den KR in dem wirken lassen, was wir "natürliche Welt" nennen - und DANN (und eben ERST dann) kann man innerhalb dieses Systems verifizieren und falsifizieren.

Konkret: Wir müssen setzen, dass es einen Urknall überhaupt als "reales Geschehen" (in Deinem Sinne) gibt - wir könnten nämlich genauso gut rein geistige Wesen sein, deren Bewusstsein überhaupt erst die Vorstellung einer "natürlichen Welt" in Deinem Sinne erzeugt. - Dieser Meinung bin ich selbst ausdrücklich NICHT - aber ich kann es nicht falsifizieren (niemand kann das).

Diese Diskussion kommt deshalb bis zum Erbrechen immer wieder auf, weil ansonsten Aussagen kommen wie:
Pluto hat geschrieben:Natürlich ist die Welt falsifizierbar ... Die spirituelle Welt bleibt allerdings nicht falsifizierbar.
Diese Aussage ist unzutreffend bzw. muss präzisiert werden:

Die "natürliche Welt" (in Deinem Sinne) ist nur falsifizierbar, nachdem man ihre "reale" (in Deinem Sinne) Existenz voraus-setzt (genau das tut Popper) - das unterscheidet sie in der Tat von der spirituellen Welt, die nicht falsifizierbar ist. - Einen Schritt VORHER jedoch sind "natürliche Welt" und "spirituelle Welt" insofern gleich, dass auch die Existenz der "natürlichen Welt" erst gesetzt werden muss, damit dieser Unterschied zur spirituellen Welt überhaupt greift. - Auf der Ebene des Schrittes zuvor ist die Aussage "Es gibt die natürliche Welt" kategorial gleich mit der Aussage "Es gibt Gott" - beides sind nicht falsifizierbare Setzungen.

Solange das nicht klar wird, braucht man sich nicht zu wundern, dass der MAterialismus meinen kann, bei ihm gehe es um "reale" Dinge, während es beim Spiritualismus um "virtuelle" Dinge gehe. - Und genau das ist der Grunddefekt materialistischen Denkens, aus dem ein Ráttenschwanz aus Fehleinschätzungen resultiert - der Materialismus immunisiert sich durch eine Setzung, die er als solche negiert bzw. ignoriert.

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Demian
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#50 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Demian » Do 9. Okt 2014, 00:09

Scrypt0n hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Am Anfang steht die Bewusstheit, welche die Quelle allen Wissens ist.
Behauptung.
Die sich ganz einfach belegen lässt: Du kannst ohne Bewusstheit nichts wissen und Du kannst das Wissen - genauso wie übrigens die Liebe - nur ausdehnen, vertiefen und verfeinern durch ein Wachstum oder eine Erweiterung der Bewusstheit. Deswegen werden in der spirituellen Tradition Liebe und Wissen gleichgesetzt. Liebe ist Wissen, weil sie ein erweitertes Bewusstsein vermittelt und der Mensch nicht nur selbstsüchtig um sein Ego und die begrenzten Ideen und Vorstellungen des denkenden Geistes kreist. Die Liebe transzendiert das Ich und macht es wahrheitsfähig.

Liebe vermehrt das Empfinden von Schönheit, Herzensgüte, Verständnis, Mitgefühl, Achtsamkeit, Gleichmut, Kreativität. In der Liebe gelangt der Mensch zur Wahrheit, weil sein Verständnis nur so weit reicht, wie seine Bewusstheit – und seine Bewusstheit reicht nur so weit, wie seine Liebesfähigkeit. Deshalb sage ich, dass Bewusstheit die Quelle ist. Egal was wir meinen, glauben, hoffen, denken oder fühlen. Bewusstheit ist das, was uns alle miteinander und alles mit allem verbindet.

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