Ich weiß, dass ich nichts weiß

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#231 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 13:09

closs hat geschrieben:Sie wären blöde, wenn sie es wegdiskutieren WOLLTEN - natürlich (wie auch von mir ausgeführt) gibt es dieses Steuerpult NICHT. - Descartes ist allgemein so zu verstehen, dass das Geistige über dem MAteriellen steht.
Das ist wieder mal deine private Interpretation.
Descartes selbst hat doch beschrieben wie er es sah: Der Geist als "Kapitän am Steuerpult des Gehirns" (Zirbeldrüse).

Querschnitt eines menschlichen Gehirns — Wo ist das "Steurrpult"?
Bild
[ Quelle: Anatomy of the Brain ]

Deutlicher hätte er es nicht ausdrücken können. Traurig ist nur, dass sich sein Irrtum 300 Jahre lang in der Köpfen so vieler Menschen festgesetzt hat.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:die durch ihre Zusammenarbeit Geist, Seele und Bewusstsein des Menschen erzeugen.
Willkürliche Interpretation
Willkürlich ist das keineswegs. Es ist eine logische Schlussfolgerung zahlreicher Beobachtungen von Experten die teilweise ihr ganzes Leben lang auf diesem Gebiet geforscht haben.

Wenn du mehr zu den Hinweisen für die Richtigkeit dieser Erkenntnisse suchst.. hier zwei Buchempfehlungen:
Descartes' Irrtum vom portugiesischen Neurowissenschaftler Prof. Antonio Damásio (1994)
Wir sind unser Gehirn von Prof. Dick Swaab (2011), holländischer Neurobiologe und Hirnforscher.

closs hat geschrieben:es kann genauso gut sein, dass durch Materie geeignete Voraussetzungen geschaffen werden, dass sich der Geist dort niederlassen kann.
Nein: Diese Interpretation ist eine Sackgasse.
Die Erkenntnis eines selbststeuernden Gehirn erhärtet sich mit jedem neuentdeckten Datenelement, immer mehr.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das bestätigt auch dass es keine unabhägigen Instanzen wie res cogitans und res extensa gibt.
Moment: Jetzt haben wir wieder die Verwechslung von Wahrnehmung und "Realität"/Sein.
Ich verwechsle hier nichts. Du selbst hast gesagt, der Monismus sei Teil der christlichen Lehre, und dieser kann nicht gleichzeitig cartesianischer Dualismus sein.

closs hat geschrieben:Descartes spricht (meines Wissens) nie davon das Res cogitans und Res extensa unterschiedliche Instanzen seien
Warum verwendet er dann die beide Begriffe? Sind sie etwa austauschbar?

closs hat geschrieben:Insofern können wir grundsätzlich NICHT wahrnehmen, ob das, was wir wahrnehmen, tatsächlich "extensa" ist oder Teil unserer Vorstellung - nicht falsifizierbar. - Diese Aussage bleibt.
So lange man Körper und Seele als "vereinte Entitäten" sieht, bleibt diese Aussage diffus und verwirrend, weil sie keinerlei Fragen über das "Woher" oder "Wie" der Funktionalität beantworten.
Es bleibt eine Frage des Glaubens und der persönlichen Präferenzen.
Wenn man aber Geist als emergente Eigenschaft eines komplexen Gehirns erkennt, erhält man ein klares scharfes Bild dessen wie der Mensch (in groben Zügen) funktioniert.

closs hat geschrieben:Das Aussage heisst aber nicht, dass es einen Seins-Dualismus zwischen Ich und "Res extensa" gibt - diese Frage wird garnicht gestellt.
Laut Aussage von Descartes sind res extensa und res cogitans zwei unterschiedliche Entitäten. Wenn du sie irgendwie verschmelzen lässt, dann ist das eine Interpretation, die Descartes' Oritignaltext nicht hergibt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#232 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 16:02

Pluto hat geschrieben:Wo ist das "Steuerpult"?
Es gibt kein Steuerpult. - Dieser Ausdruck war der missglückte Versuch, die Dominanz des Geistes über Materie zu beschreiben.

Pluto hat geschrieben:Es ist eine logische Schlussfolgerung zahlreicher Beobachtungen von Experten die teilweise ihr ganzes Leben lang auf diesem Gebiet geforscht haben.
Keine Forschung der Welt kann unterscheiden, ob Geist von Materie erzeugt wird, oder ob sich Geist in Materie niederlässt. - Die Beobachtungen wären diesselben.

Pluto hat geschrieben: Du selbst hast gesagt, der Monismus sei Teil der christlichen Lehre, und dieser kann nicht gleichzeitig cartesianischer Dualismus sein.
Der christliche Monismus ist ein Seins-Monismus - der cartesianische Dualismus ist ein Wahrnehmungs-Dualismus. - Descartes sagt NICHT, dass "Ich" und "Res extensa" seins-mäßig getrennt sind, sondern dass sie wahrnehmungs-mäßig getrennt sind. - Descartes sagt vielmehr, dass der Mensch nicht wahrnehmen KANN, ob das, was ihm als "Res extensa" erscheint, Teil seiner Vorstellung oder eigenständiges Sein ist - da hat er nach wie vor vollkommen recht. - Über SEINS-Strukturen sagt das nichts aus.

Pluto hat geschrieben:Warum verwendet er dann die beide Begriffe? Sind sie etwa austauschbar?
S.o. - weil er deutlich machen will, dass nur im Ich Subjekt und Objekt identisch sind, für alles andere also andere Wahrnehmungs-Grundlagen da sind.

Austauschbar sind beide Begriffe nicht, weil beide Begriffe klar definiert sind in ihrem Subjekt-Objekt-Verhältniss.

Pluto hat geschrieben:Wenn man aber Geist als emergente Eigenschaft eines komplexen Gehirns erkennt, erhält man ein klares scharfes Bild dessen wie der Mensch (in groben Zügen) funktioniert.
Du versuchst schon wieder, ontologische (Seins-) Fragen über die Wahrnehmungs-Schiene zu beantworten - das ist an sich schon ein Kategoriefehler. - Solche Fragen beantworten sich nicht dadurch, was einem lieber wäre.

Pluto hat geschrieben:Laut Aussage von Descartes sind res extensa und res cogitans zwei unterschiedliche Entitäten.
Wahrnehmungs-mäßig auf jeden Fall. - Descartes würde aber seinen eigenen Körper NICHT als etwas wahrnehmungs-mäßig Unterschiedliches verstehen, weil bereits der eigene Körper Teil der "Res extensa" ist.

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#233 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Wind » Di 30. Sep 2014, 18:40

Witzig finde ich ja das Thema, das über dieser ganzen Diskussion steht :lol:

Ich glaube, hier wurde das Thema verfehlt. :devil:

... vielleicht ist aber auch nur ein Wörtchen an der falschen Stelle: das zweite "ich".

Wenn es dann heißt: "Ich weiß, dass Du nichts weißt", dann könnte es passen.
... wobei dann das Ich und das Du jeweils beliebig ihre Seite wechseln - je nachdem, wer meint etwas zu wissen ... :mrgreen:

Pluto
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#234 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 19:42

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wo ist das "Steuerpult"?
Es gibt kein Steuerpult. - Dieser Ausdruck war der missglückte Versuch, die Dominanz des Geistes über Materie zu beschreiben.
Sag ich doch.... Descartes' großer Irrtum.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist eine logische Schlussfolgerung zahlreicher Beobachtungen von Experten die teilweise ihr ganzes Leben lang auf diesem Gebiet geforscht haben.
Keine Forschung der Welt kann unterscheiden, ob Geist von Materie erzeugt wird, oder ob sich Geist in Materie niederlässt. - Die Beobachtungen wären diesselben.
Das ist Schwarz- Weißmalerei. Und JA, man kann durchaus unterscheiden weil es in der Wissenschaft um Wahrschenlichkeiten geht. Die Ergebnisse neurologischer Untersuchungen deuten darauf, dass der Geist eine emergente Eigenschaft der Komplexität des Gehirns ist. Dagegen spricht nur der gefühlte Glaube, dass dies nicht so sein darf.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn man aber Geist als emergente Eigenschaft eines komplexen Gehirns erkennt, erhält man ein klares scharfes Bild dessen wie der Mensch (in groben Zügen) funktioniert.
Du versuchst schon wieder, ontologische (Seins-) Fragen über die Wahrnehmungs-Schiene zu beantworten - das ist an sich schon ein Kategoriefehler. - Solche Fragen beantworten sich nicht dadurch, was einem lieber wäre.
Richtig, es geht nicht darum was einem lieber wär. Wenn man aber die Ergebnisse von hunderten von Untersuchungen hat, und die Erkenntnis ist immer die Gleiche... was schließt der rational vernünftige Mensch daraus?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Laut Aussage von Descartes sind res extensa und res cogitans zwei unterschiedliche Entitäten.
Wahrnehmungs-mäßig auf jeden Fall. - Descartes würde aber seinen eigenen Körper NICHT als etwas wahrnehmungs-mäßig Unterschiedliches verstehen, weil bereits der eigene Körper Teil der "Res extensa" ist.
Das mag DEINE Sicht sein, aber Descartes' Zeichnung deutet auf eine ganz andere Interpretation hin (Kapitän am Steuerpult des Gehirns).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#235 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 19:48

Wind hat geschrieben:Ich glaube, hier wurde das Thema verfehlt. :devil:
Ansichstssache, liebe Wind.

Natürlich ist der Titel umgangssprachlich falsch, weil wir alle so Einiges wissen.
Es geht darum wie viel Wissen wir wirklich haben und wie dazu kommen. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#236 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Scrypt0n » Di 30. Sep 2014, 19:53

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wo ist das "Steuerpult"?
Es gibt kein Steuerpult. - Dieser Ausdruck war der missglückte Versuch, die Dominanz des Geistes
Stop! Die behauptete Dominanz...

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist eine logische Schlussfolgerung zahlreicher Beobachtungen von Experten die teilweise ihr ganzes Leben lang auf diesem Gebiet geforscht haben.
Keine Forschung der Welt kann unterscheiden, ob Geist von Materie erzeugt wird
Es gibt keinen Grund, das Gegenteil anzunehmen; es sei denn, man postuliert willkürlich und unnötigerweise irgendwelche Dinge hinzu, die man dann als "nicht überprüfbar" immunisiert.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn man aber Geist als emergente Eigenschaft eines komplexen Gehirns erkennt, erhält man ein klares scharfes Bild dessen wie der Mensch (in groben Zügen) funktioniert.
Du versuchst schon wieder, ontologische (Seins-) Fragen über die Wahrnehmungs-Schiene zu beantworten
Man muss auch über deine überbewertete Ontologie längst nicht auf DEINE Behauptungen kommen; auch wenn du offensichtlich immer wieder meinst, damit ein Argument aufbauen zu können.

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#237 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 20:39

Scrypt0n hat geschrieben:Es gibt keinen Grund, das Gegenteil anzunehmen
Ein disziplinierter Wissenschaftler würde weder das eine noch das andere annehmen, sondern Beobachtung und Interpretation unterscheiden.

Scrypt0n hat geschrieben:Man muss auch über deine überbewertete Ontologie längst nicht auf DEINE Behauptungen kommen
Es würde mir schon reichen, wenn man kopnsequent zwischen "Sein" und "Wahrnehmung" unterscheiden würde.

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#238 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Scrypt0n » Di 30. Sep 2014, 21:20

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Es gibt keinen Grund, das Gegenteil anzunehmen
Ein disziplinierter Wissenschaftler würde weder das eine noch das andere annehmen
Ein disziplinierter Wissenschaftler würde innerhalb einer wissenschaftlichen Arbeit auch keine Position beziehen, da nicht behandelnde Thematik eben kein Thema ist! ;)

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Man muss auch über deine überbewertete Ontologie längst nicht auf DEINE Behauptungen kommen
Es würde mir schon reichen, wenn man kopnsequent zwischen "Sein" und "Wahrnehmung" unterscheiden würde.
DU behauptest doch völlig willkürlich, dass es noch "weitere" Wahrnehmungsformen gäbe die NICHT auf unseren biologischen Sinnen aufbauen!

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#239 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 21:29

Scrypt0n hat geschrieben:Ein disziplinierter Wissenschaftler würde innerhalb einer wissenschaftlichen Arbeit auch keine Position beziehen, da nicht behandelnde Thematik eben kein Thema ist! ;)
Wer sind dann die, welche sich bei ihrer Behauptung, Geist sei Folge von Materie, auf Wissenschaft beziehen?

Scrypt0n hat geschrieben:DU behauptest doch völlig willkürlich, dass es noch "weitere" Wahrnehmungsformen gäbe die NICHT auf unseren biologischen Sinnen aufbauen!
Stimmt. - Aber darüber müssen wir uns gar nicht streiten - mir reicht es, wenn wir uns darüber einig sind, dass etwas "der Fall sein" kann, das vom Menschen nicht wahrnehmbar ist (egal wie). - Alles andere ergibt sich von selbst.

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#240 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Demian » Di 30. Sep 2014, 21:33

closs hat geschrieben:Wer sind dann die, welche sich bei ihrer Behauptung, Geist sei Folge von Materie, auf Wissenschaft beziehen?

Angehörige der materialistischen Religion. :wave:

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