Pluto hat geschrieben:Du sollst nicht beweisen, dass sie nicht inexsistent ist, sondern dass sie existent ist. Wie würdest DU vorgehen um die Existenz der Seele nachzuweisen. Beschreibe den Weg!
Je nach Perspektive werden wir eine andere Sprache gebrauchen. Der Mensch hat nicht nur einen naturwissenschaftlichen Blick auf die Seele, sondern ein universal menschlichen, jeder wird andere Worte und Bilder gebrauchen ... und das ist auch völlig legitim ... aus eigenen Erfahrungen heraus kam ich zum vedischen Menschenbild, das den Menschen immer zugleich als spirituelles Wesen versteht, als einen höherdimensionalen Menschen. Jedenfalls ist das – dieser Sichtweise nach – das schlummernde Potential jedes Menschen. Der dem Menschen innewohnende, göttliche Funke, der ganz unabhängig von unsrem Glauben oder Nichtglauben ist. Meine bevorzugte Erkenntnismethode ist typisch vedisch: Meditation und Versenkung. Das ist für mich eine legitime Erkenntnismethode, die gewissermaßen – gegenüber der modernen Naturwissenschaft – von der anderen Seite her kommend die Wirklichkeit erforscht. Ich bin davon überzeugt, dass man innerlich Wissen empfangen kann und es sogar Wissen gibt, dass man vornehmlich oder ausschließlich innerlich erreicht. Für mich ist Bewusstsein – und unsre wahre Natur - „mehr“ als eine bloße Körperfunktion; „Atman“, das individuelle Selbst, ist für mich der Träger des absoluten oder höchsten Selbst, welches schlechthin alles ist. Reines Bewusstsein. So heißt es in den Upanishaden: „
sarvam khalvidam brahma - wahrlich, alles ist Brahman.“
Der methodische Naturalismus ist der Rahmen für ordentliche Naturwissenschaft - und zweifellos kann man die Wirklichkeit materialistisch deuten. Ich behaupte nur, dass diese Deutung viel zu unvollständig ist. Während Rene Descarte den Geist noch als wesentlich ansah, eliminierte man ihn mit der newtonschen Mechanik aus der Physik, was sich zweifellos fatal auswirkte. Die Mission der Naturwissenschaft war es fortan Wissen zur Kontrolle und Herrschaft über die Natur bereitzustellen. Das wirkte sich in Form des „genetischen Determinismus“ auch auf das Menschenbild aus. Der Mensch schien eine Art Maschine zu sein, ein Mensch wurde hauptsächlich als durch die Gene bestimmt angesehen und die Medizin betrachtete einen kranken Menschen mehr als eine beschädigte Maschine, dessen Krankheitssymptome man medikamentös behandeln – oder sogar operieren - muss, anstatt ganzheitlich die Wurzeln von Gesundheit und Krankheit im Bewusstsein zu suchen. Heute würde man vielleicht sagen: Im Energie- oder Informationsfeld. Es ist also ganz und gar nicht so, dass die NT wirklich völlig voraussetzungslos und objektiv die Wirklichkeit betrachtet, auch wenn dies das wissenschaftliche Ideal ist. Das Streben nach Objektivität – was aus Abgrenzung zur Religion erfolgte – führte zu einer Trennung von „Subjekt“ und „Objekt“ in der Wissenschaft. Mit der Quantenphysik sehen wir nun, dass diese Subjekt-Objekt-Trennung nicht aufrecht zu erhalten ist, wo wir dann wieder bei der vedischen Philosophie wären.
Im abendländischen Denken kann man den mechanistischen Materialismus auf Demokrit und die spirituelle Philosophie mit ihrem transzendentalen Wirklichkeitsbegriff auf Sokrates zurückführen. Sokrates ging davon aus, dass es eine unsichtbare Energie, eben eine „Seelenkraft“ gibt, die der Materie Form verleiht. Diese Energie sei schon immer da gewesen, perfekt, ideal und unveränderlich. Er sprach von der materiellen Welt, als einem „Schatten“ des Ideals. Wir können uns das anhand eines perfekten Kreises vorstellen, der zwar als Idee denkbar ist, den wir aber in seiner Vollkommenheit nicht zeichnen können. Die Quelle des Seins ist für Sokrates somit höherdimensional. Demokrit hingegen sagte: die materielle Welt ist alles. Es gibt für ihn nur die Atome und den leeren Raum und das Zusammenspiel der Atome in diesem Raum. Von Demokrit, über Descarte zu Newton können wir dann einen Bogen zur Herausbildung der modernen Wissenschaft und des Materialismus spannen, was für die Wissenschaft einerseits eine „Unabhängigkeitserklärung“ und ein nie da gewesener Befreiungsschlag war, aber auch andererseits mit daraus resultierenden Problemen bis heute einhergeht. Etwas vorsichtig gesagt: unsre Gesellschaft leidet heute unter einer gewissen Seelenvergessenheit.