Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Philosophisches zum Nachdenken
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Naqual
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#91 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Naqual » Mo 3. Mär 2014, 08:43

seeadler hat geschrieben: Denn in dem, was ich hier schreibe liegt ein bedingt zwingender Entwicklungsprozess vor. Es ist doch klar und logisch, dass du, wenn du etwas bestimmtes nachprüfen willst, und du hast dafür noch nicht die entsprechenden Messgeräte, dann musst du diese doch erst einmal entwickeln. Und du musst im Voraus wissen, was du damit messen möchtest. Du musst also zumindest eine Ahnung haben, wie das Messergebnis entweder im positiven oder im negativen fall auszusehen hat.
Dies allein diktiert dann auch deine Planung und Entwicklung. das Gerät, welches du für deine Messung benötigst muss entsprechend vorher begründbaren Anforderungen genügen. Tut es das nicht, so kannst du damit entweder nichts anfangen, oder ab, das was du dabei heraus bekommst ist von dir in keinster Weise interpretierbar.
Es ist nicht verkehrt was Du schreibst, aber die Einordnung in den wissenschaftlichen Gesamtzusammenhang fehlt. Und die ist erforderlich für eine korrekte Wertung, die dann naturgemäß abweicht von Deiner.
In der Wissenschaft ist es in aller Regel so, dass die Methoden bereits vorliegen, wenn diese auch ständig weiterentwickelt werden. Taucht ein völlig neues (!) Phänomen auf (selten genug, jedenfalls im wissenschaftlichen Alltag) dann kann man nicht einfach die Methoden auf das Erkenntnisinteresse oder Voreinstellungen zurechtbiegen. Genau hiergegen haben die Wissenschaften selbst ausgefeilte Methoden entwickelt, genau weil diese von Dir genannte Gefahr durchaus exisitiert.
Die Absicherung des Prozesses der Erkenntnisgewinnung gegen Manipulation ist zumindest im letzten Jahrhundert um einiges weitergebracht worden (am schärfsten sogar in der deutschen Soziologie im sog. "Positivismusstreit" der Frankfurter Schule). Also in den Geisteswissenschaften ist das ein sehr durchtriebenes Spiel mit normer Raffinese. Aber auch die Anwendung der Methoden untersteht stets einer kritischen Prüfung. Das geht soweit, dass während eines Forschungsprozess eine methodische Umorientierung oder Neuaufnahme anderer Gesichtspunkte sogar entscheidend werden.
Das Beispiel mit den Messgeräten von Dir ist in Deinem Fall auch nicht so günstig. Messgeräte hast Du in den Naturwissenschaften, was wir hier betreiben gehört auf wissenschaftlicher Ebene in den Bereich der Geisteswissenschaften, insbesondere der Philosophie und Religionswissenschaften.
Alles was Du hier schreibst (oder ich) kann man genau genommen gar nicht beobachten. Das einzige was man machen kann, ist a) sicher darüber klar sein, dass es sich um theoretische Erklärungsmodelle handelt, b) sie auf Schlüssigkeit prüfen (vor allem innere Schlüssigkeit im Gedankensystem selbst).


Wären wir nicht für dieses Universum geschaffen, könnten wir es in keinster Weise überhaupt wahrnehmen. Das bedeutet, unsere Entwicklung und die Entwicklung des Universum bedingen sich gegenseitig.
Hier sehe ich die zwingenden Schlüsse nicht, die Du konstatierst.
Es fehlt hier z.B. jegliche Ableitung wie Du von Satz 1 auf die Schlussfolgerung im Satz 2 kommst.
Insbesondere müssten hier Alternativen genannt und ausgeschlossen werden. Sonst reimt sich jeder so seine Dinge zusammen, wenn man das nicht bereit ist zu tun.
Die in Satz 1 enthaltene Erklärung ist wiederum eine mehrfache Behauptung (inklusive impliziert angenommener Sachverhalte) die als Tatsache hingestellt wird.

Und, was viel wichtiger ist, und was mich sehr wundert, dass du es nicht verstehst : All das, was du in irgend einer Form wahrnimmst, ob jetzt mit deinen Sinnen, die die Gott gegeben hat oder mit technischen Hilfsmitteln, die das, was du zuvor nicht mehr mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst, in einer Form wieder geben, damit du es dann doch noch mit deinen normalen Sinnen erfassen kannst... all ads steht nun mal immer in einer unmittelbaren Beziehung zu dir selbst! Du bist immer das Zentrum jener Betrachtungsweise, der "Endverbraucher", der "Konsument" dessen, was er wahrnimmt und zu verstehen versucht. Nicht dein Nachbar, nicht dein Kollege, nein, du selbst!! Das Universum, welches Du wahrnimmst, steht allein in Beziehung zu dir - und nicht zu deinem Nächsten. Der spielt dabei zunächst überhaupt keine Rolle.
Den Sachverhalt als solchen verstehe ich ja, er ist auch recht einfach strukturiert. Ich bin ein Wesen mit Wahrnehmung in einer gegebenen Umwelt. Schwieriger wird für mich das Folgende:
wenn du irgendwann vor Gott stehst, so fragt dich Gott ganz sicher nicht, was hat dein Nachbar gesehen, was hast du von diesem oder jenen gelernt. Du kannst dich nicht auf andere stützen; Du bist dnan das Zentrum dessen, was Gott geschaffen hat. Gott hat DICH in dieses für DICH geschaffene Universum gesetzt und dir somit die Möglichkeit geboten, das Wirken Gottes an dir auch durch das was du wahrnimmst durch das Universum zu erfahren, zu erkennen. Du kannst dich dann nicht rausreden, wie R.F ganz richtig geschrieben hat. Denn du bist in diesem Moment das Zentrum des Seins, Gottes Gegenüber, wie du in der Genesis lesen kannst. Du bist Adam, du bist Eva. Dich hat Gott in dieses Universum gesetzt am sechsten Schöpfungstag.... nicht irgend jemand anderen, nicht irgend jemanden von Milliarden von Menschen. Es geht um DICH. Du und dein Universum, ihr seid Eins.
Also wie kommt man von dem recht einfachen Umstand, ein beobachtendes Wesen zu sein, darauf Dich in das Zentrum zu setzen? Wie schließt Du die Alternativen auf, inklusive solcher, die ganz gängig zum Allgemeingut gehören?

Wahrnehmungstechnisch gesehen ist jeder sein eigener Mittelpunkt. So wie die Chinesen sich als das Reich der Mitte sehen, die Franzosen sich noch für eine Weltmacht und Mittelpunkt erlesener Essenskultur, die Weltkarten eurozentriert sind, ganz traditionell wie die ersten Entwürfe im europäischen Umfeld, usw.
Die Quintessenz aller Religionen ist nun, dass der Mensch nicht sich selbst zum Mittelpunkt macht, sondern sich selbst als Zahnrad eines größeren Ganzen, das ihn selbst bei weitem übersteigt.
Hier müssten wir uns eigentlich wieder treffen, da Du ja religiös argumentierst.

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Naqual
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#92 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Naqual » Mo 3. Mär 2014, 08:51

seeadler hat geschrieben: wenn du tot bist, so sagt es auch die schrift, hast du keinerlei Wechselwirkung mehr zwischen deinem Bewusstsein und der Existenz des Universum. das Universum existiert dann genauso wenig, wie du selbst. Du befindest dich dann nicht mehr im Universum.
Die Schrift ist für mich nicht ein Beweisstück (mehr eine Art Beweisstück für den Stand des Denkens ihrer Autoren). Aber der von Dir genannte Sachverhalt trifft nicht zu. Also die Bibel schreibt dies nicht.
Da wird mal locker der Geist eines Verstorbenen herausgeholt, der - ohne lebendig zu werden - seine Wechselwirkungen mit dem Universum demonstriert. Die hatten sich das als eine Art Schattenreich vorgestellt, das man durchaus interagieren lassen konnte mit der erfahrbaren Welt.

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#93 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mo 3. Mär 2014, 10:05

seeadler hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben:das Universum existiert dann genauso wenig, wie du selbst.
Nein; würde ich morgen sterben, käme die Diskussion hier noch längst nicht zum Erliegen.
Und würde das Leben auf Erden morgen aussterben, so würde die Sonne dennoch aufgehen...
Eben nicht, Darkside!!!
Eben doch, seeadler!!!!!111einseinself (jaja, viele Ausrufezeichen machen eine völlig irrationale Behauptung eben auch nicht richtiger).

seeadler hat geschrieben:Du bist tot, das Universum ist mit dir gestorben. Jene Diskussion, von der du sprichst, war und ist ein Teil deines individuellen Lebens.
Mein (individuelles) Leben != Universum
Das Universum wurde auch nicht mit mir geboren.

seeadler hat geschrieben:Darum hatte ich geschrieben, DU bist das Zentrum DEINES UNiversums; niemand sonst.
Nein, ich bin lediglich für mich (innerhalb meiner Perspektive) das Zentrum des Universums - das ist ein erheblicher Unterschied.

seeadler hat geschrieben:Und wie gesagt, wenn das Universum so aufgebaut ist, dass ich überall den gleichen Abstand zum relativen Rand des Universums messen würde, egal wo ich mich befinde - und das glaube ich - so sagt das eine ganze Menge über die physikalische Beschaffenheit unseres Universums aus. Denn es kann sich dabei dann nur um das Innere eines Schwarzen Lochs (Weißes Loch) handeln.
Nein, es kann sich dann eben nicht nur um ein schwarzes Loch handeln - weiterhin!
Dass wir uns als Beobachter immer im "Mittepunkt" erkennen (merke: Als Mittelpunkt dessen, was wir erkennen, nicht den Mittelpunkt des Universums!) liegt schlicht und einfach daran, dass die Distanz der Beobachtbarkeit in sämtlichen Blickrichtungen gleich begrenzt ist. Egal wo wir uns befinden.

Dahingehend bist du ohnehin auf jenen Punkt, welche deine Idee verwerfen, nicht eingegangen:
seeadler hat geschrieben:dachte ich in keiner Sekunde an meine Theorie, dass das Universum ein schwarze Loch sei (womit ich ja nun mal weltweit nicht alleine stehe, das weißt du ja
Ein paar wenige haben sich dazu Gedanken gemacht, richtigö. Die Thesen dazu wurden mittlerweile jedoch wieder verworfen, da sie mit den neuesten Beobachtungen schlicht nicht zusammen passen. Seit dem hört man auch nichts mehr darüber, du klammerst dich da an alte Ideen.

Die Vorhersagen der Thesen, das Universum wäre ein Schwarzes Loch weichen von den Daten des Planck-Observatoriums der ESA ab (bezüglich der Temperaturunterschiede in der kosmischen Hintergrundstrahlung), während eben diese Daten mit der bisherigen Theorie (Urknall- und Ausdehnungstheorie) genau übereinstimmen.

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Naqual
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#94 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Naqual » Mo 3. Mär 2014, 11:28

Darkside hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben:Du bist tot, das Universum ist mit dir gestorben. Jene Diskussion, von der du sprichst, war und ist ein Teil deines individuellen Lebens.
Mein (individuelles) Leben != Universum
Das Universum wurde auch nicht mit mir geboren.

Die Sicht kann ich gut nachvollziehen.
Ich bin mir aber noch nicht sicher, wie es Seeadler tatsächlich sieht, da gibt es noch verschiedene Möglichkeiten.
Deswegen die Nachfrage an diesen, mit der Bitte diese zu vergleichen und anzumerken, welche Sicht die seine am ehesten trifft.

Wenn ich sterbe, stirbt mein individuelles Universum. Universum wäre dann das, was ich wahrnehme und das was ich gedanklich produziere.

Wenn ich sterbe, stirbt das Universum. Universum hier deckungsgleich mit dem Zeit-Raum-Gebilde nach heutigem Verständnis.

Wenn ich sterbe, stirbt mein individuelles Universum zusammen mit dem intersubjektiven Universum.

Wenn ich sterbe, stirbt mein individuelles Universum, das intersubjektive Universum bleibt bestehen.


Das soll keine Fangfrage sein, sondern mich interessiert die Präzisierung.

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#95 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Halman » Mo 3. Mär 2014, 13:56

@seeadler
Die gedachte Kugelschale unseres Beobachtungshorizonts ergibt sich, wie Darkside schon ausgesagt hat, aus dem Weltalter des Universums. Aufgrund des endlichen Alters des Universums von 13,82 Mrd. Jahren, begrenzt der Beobachtungshorizont den Teil des Universums, aus denen uns Informationen in Form von EM-Strahlung erreicht haben können. Innerhalb des beobachtbaren Universums gibt es nur eine endliche Anzahl von Lichtquellen, die seit endlicher Zeit strahlen. Grundsätzlich könnte dies Teil eines unendlichen Universums sein, welches sich größtenteils unserer Beobachtung entzieht.
Wer abends vor der Haustüre feststellt, dass der Nachhimmel dunkel ist, darf also messerscharf kombinieren: Aha, das Universum expandiert!
Zitatquelle: http://www.dlr.de/desktopdefault.aspx/t ... ead-21784/
So lässt sich das Olbers'sche-Paradoxon erklären.

Du scheinst "Realität" mit "Wahrnehmung" analog zu setzen. Dennoch negierst Du, dass unser Universum tatsächlich so beschaffen ist, wie es uns erscheint und stützt Dich dabei insbesondere auf Deine Rezeption der Bibel.
Nun, offenkundig vertraust Du deiner Wahrnehmung bezüglich des Lesens des biblischen Textes.

Mal ein Gedankenspiel: Nimm einmal an, wir säßen in einem gemütlichen Wohnszimmer einer kleinen Stadt beisammen, das Kaminfeuer knisterit. Auf dem Tisch liegt eine Bibel und wir sprechen über das Universum. Nun trete ich mal in die Fussstapfen eines extremes Skeptikers und konfrontiere Dich damit, dass doch alles Phantasma sein könnte, schließlich könnten uns unsere Sinne täuschen.
René Descartes erkannte bereits, dass alles, was wir über die Welt wissen (oder zu wissen glauben), uns über unsere Sinne vermittelt wird. Wenn ich nun anfange die Dinge, welche ich durch die Sinne wahrnehme, anzuszweifeln, warum sollte ich bei dem Buch auf dem Tisch (von dem mir die Sinne vermitteln, dass es die Bibel sei) eine Ausnahme machen. Wenn ich das Buch (die Bibel) aber für real halte, dann doch konsequenterweise auch den Wohnzimmertisch, auf dem sie liegt und auch das Zimmer, in dem der Tisch steht. Warum sollte ich das Haus, in dem sich das Zimmer befindet, die Stadt, indem das Haus steht, das Land und die Welt, auf dem sich die Stadt befindet, nicht für real halten? Oder - zuende gedacht - das unermessliche Universum?
Zweifel ich das an, was mir meine Sinne vermitteln, warum sollte ich bei dem Buch auf dem Tisch eine Ausnahme machen?

Vielleicht freust Du dich darüber, eine halbes Stündchen den philsophischen Gedanken von René Descartes zu lauschen.


Hierzu noch ein Gedanke, der laut Wheeler ("Gravitation und Raumzeit") auf Leibniz zurückgeht:
Zitat von Gottfried Wilhelm von Leibniz:
Obwohl gesagt wurde, daß dieses ganze Leben nichts als ein Traum ist und die physikalische Welt nichts als ein Phantasma sei, so sollte ich doch diesen Traum oder dieses Phantasma für real genug halten, falls wir, den Verstand wohl gebrauchend, nie von ihnen getäuscht worden sind.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#96 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von seeadler » Mo 3. Mär 2014, 15:43

hallo Naqual

ein toller Nickname! Heißt du wirklich so oder ist er eine Ableitung von "Nagual"?

deine Fragenauflistung ist nicht so einfach zu beantworten. Ich denke, du hattest dir eigentlich längst selbst schon eine Antwort gegeben?. Am ehesten trifft zunächst folgende Fragestellung zu :
Naqual hat geschrieben:Wenn ich sterbe, stirbt mein individuelles Universum. Universum wäre dann das, was ich wahrnehme und das was ich gedanklich produziere

Aber trotzdem fießen aus den anderen Fragen logischer Weise Teilaspekte mit hinein

Das Universum offenbart sich uns letzten Endes als ein Produkt unseres individuellen Verständnisses, welches ebenso geboren werden musste, wie wir selbst und somit auch mit uns groß wurde, quasi wuchs und reifte. Unser Verständnis für das Universum, welches uns umgibt, ob nun bis hin zu den tiefsten Tiefen des Kosmos, oder gerade mal bis zum Nachbarn und allenfalls noch den Stammtischgesprächen oder beim Kaffeeklatsch mit Tante Trute.... ob nun äußerst komplex und gespickt mit entsprechenden Wissen oder einfach nur "oh wow, heute haben wir´nen schönen Abendhimmel", oder vielleicht auch noch erweitert durch´s Fernsehen mit den doch ansehnlichen "wissenschaftlich" angehauchten Programmen in ntv, Phönix, arte, n24 usw....

Es ist ein Produkt meines individuellen Verstehens, meiner Synapsen, die dieses Universum in meinem Kopf entstehen lassen, und mit dem ich folglich in manigfaltiger Form auch interagiere (auch wenn dies schon wieder in Richtung Esoterik gehen sollte). Das Universum ist ein Bild in meinem Kopf dank meiner Sinneswahrnehmungen und der Kombinationsgabe meines Verstandes. Das Universum ist also ein Bild und keinesfalls die Realität. Ich lasse dieses mir verständliche Bild zur Realität werden (intersubjektiv) und somit ist es stets mein persönliches Universum, mit dem ich verbunden bin - niemand sonst!

Mein Universum wird mit mir geboren, es entsteht durch mein zunehmendes Verständnis sowohl mit zunehmender Sinneswahrnehmung und auch dem intensiveren Gebrauch der selben und logischer Weise durch das, was man mir dazu "erklärt", so weit ich es verstehen kann. Aber es ist trotzdem immer nur "mein Universum"; weder deines noch das von Darkside.

.....
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

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#97 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Mo 3. Mär 2014, 16:02

seeadler hat geschrieben:Demian, wenn du mich als einen dummen Menschen einschätzt, dann solltest du dir erst einmal überlegen, warum ein "dummer Mensch" derartige Worte schreibt wie ich es tue.

Moment mal ... das habe ich nicht gesagt. Deine Argumentation ist m.E. einfach nicht „wissenschaftlich“. Es ist für einen Christen aber auch nicht notwendig die strengen Regeln der wissenschaftlichen Methodik auf die eigene Spiritualität zu beziehen. Wittgenstein hat jede Art von Diskussion als „Sprachspiel“ aufgefasst. So kann man auch die Diskussion zwischen Wissenschaft und Religio als Spiel auffassen. Ich persönlich weiß aber, dass ich nicht vordergründig wissenschaftlich argumentiere. Das ist schlicht und ergreifend nicht meine Profession. Meine Perspektive ist eine rein menschliche und existenziell.

Zum Begriff des Sprachspiels bei Wittgenstein

Und dann, weil du von Spiritualität sprichst: Frage, bist du gläubig?

Ja und nein. Ich kann es nur paradox sagen. Was ist „Glaube“?

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#98 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von seeadler » Mo 3. Mär 2014, 16:14

Darkside hat geschrieben:seeadler hat geschrieben:
Du bist tot, das Universum ist mit dir gestorben. Jene Diskussion, von der du sprichst, war und ist ein Teil deines individuellen Lebens.
Mein (individuelles) Leben != Universum
Das Universum wurde auch nicht mit mir geboren.

Natürlich wurde es mit dir geboren! Es wuchs mit dir, nahm Gestalt an und deine Beziehung zu ihm wurde im gleichen Maße größer und intensiver wie deine Synapsen, die dafür verwendet und somit aktiviert wurden. Wärst du mit dem "Mann im Mond" groß geworden, oder mit der Vorstellung, jenes von dir sichtbare Universum wäre nur eine himmlische Projektion im Sinne von "Die Truman Show" mit Jim Carrey, so wärst du auch damit gestorben, wnen nicht irgend jemand dir gesagt hätte "es ist aber doch alles ganz anders, wie du es selbst siehst!"

später mehr dazu.....
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

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#99 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mo 3. Mär 2014, 20:18

seeadler hat geschrieben:Mein (individuelles) Leben != Universum
Das Universum wurde auch nicht mit mir geboren.
Natürlich wurde es mit dir geboren![/QUOTE]Da es Hitler vor meiner Geburt gab, gab es Hitler nicht? :)

Dein Standpunkt ist ein irrationales Glaubensgewürfel und ist natürlich mit nichts zu untermauern, außer deine stetige Wiederholung deiner Behauptung.
Dadurch wirds nicht richtiger.

seeadler hat geschrieben:Wärst du mit dem "Mann im Mond" groß geworden, oder mit der Vorstellung, jenes von dir sichtbare Universum wäre nur eine himmlische Projektion im Sinne von "Die Truman Show" mit Jim Carrey, so wärst du auch damit gestorben, wnen nicht irgend jemand dir gesagt hätte "es ist aber doch alles ganz anders, wie du es selbst siehst!"
Nichts desto trotz, das Wissen hin oder her: Es wäre trotzdem ganz anders gewesen! ^_-

seeadler hat geschrieben:Darum hatte ich geschrieben, DU bist das Zentrum DEINES UNiversums; niemand sonst.
Nein, ich bin lediglich für mich (innerhalb meiner Perspektive) das Zentrum des Universums - das ist ein erheblicher Unterschied.

seeadler hat geschrieben:Und wie gesagt, wenn das Universum so aufgebaut ist, dass ich überall den gleichen Abstand zum relativen Rand des Universums messen würde, egal wo ich mich befinde - und das glaube ich - so sagt das eine ganze Menge über die physikalische Beschaffenheit unseres Universums aus. Denn es kann sich dabei dann nur um das Innere eines Schwarzen Lochs (Weißes Loch) handeln.
Nein, es kann sich dann eben nicht nur um ein schwarzes Loch handeln - weiterhin!
Dass wir uns als Beobachter immer im "Mittepunkt" erkennen (merke: Als Mittelpunkt dessen, was wir erkennen, nicht den Mittelpunkt des Universums!) liegt schlicht und einfach daran, dass die Distanz der Beobachtbarkeit in sämtlichen Blickrichtungen gleich begrenzt ist. Egal wo wir uns befinden.

Dahingehend bist du ohnehin auf jenen Punkt, welche deine Idee verwerfen, nicht eingegangen:
seeadler hat geschrieben:dachte ich in keiner Sekunde an meine Theorie, dass das Universum ein schwarze Loch sei (womit ich ja nun mal weltweit nicht alleine stehe, das weißt du ja
Ein paar wenige haben sich dazu Gedanken gemacht, richtigö. Die Thesen dazu wurden mittlerweile jedoch wieder verworfen, da sie mit den neuesten Beobachtungen schlicht nicht zusammen passen. Seit dem hört man auch nichts mehr darüber, du klammerst dich da an alte Ideen.

Die Vorhersagen der Thesen, das Universum wäre ein Schwarzes Loch weichen von den Daten des Planck-Observatoriums der ESA ab (bezüglich der Temperaturunterschiede in der kosmischen Hintergrundstrahlung), während eben diese Daten mit der bisherigen Theorie (Urknall- und Ausdehnungstheorie) genau übereinstimmen.

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#100 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Di 4. Mär 2014, 00:25

Darkside hat geschrieben:Dein Standpunkt ist ein irrationales Glaubensgewürfel und ist natürlich mit nichts zu untermauern, außer deine stetige Wiederholung deiner Behauptung.
Dadurch wirds nicht richtiger.

Das, was du irrational nennst - die religiöse Erfahrungswelt - gehört seit prähistorischen Zeiten zum Menschsein dazu. Sie ist uns archetypisch einbeschrieben. So gesehen ist der Mensch vielleicht irrational, weil er eben nicht nur rationales Bewusstsein ist, sondern auch das persönliche und kollektive Unbewusste kennt. Das muss man eben beachten, ansonsten kämpft man, als Religionskritiker, gegen Windmühlen. Ich gehe da von der Empirie aus. Mich interessiert zum Beispiel am Motiv der Jungfräulichkeit kaum ob sie „wahr“ oder „falsch“ ist, sondern was damit psychologisch gemeint ist. Warum es eine solche Idee überhaupt gibt. In allen Zeiten gab es Mythen, Märchen und Träume die den Einzelnen und die Gemeinschaft, die Beziehung von Mensch, Natur und Kosmos, Endlichkeit und Ewigkeit, Geburt und Tod, das „Stirb und Werde“, wie Goethe es nannte, in einen mit Sinn erfüllenden Zusammenhang gebracht haben, sodass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Lebenskreis verbunden sind. Buchstäblich: eine Geschichte spürbar wird, die nicht irgendwann eine Schlacht bei den Thermophylen war und Homer oder die Zeit des Cinquecento mit Tizian und Michelangelo oder die Medici-Dynastie im Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts, sondern Hier und Jetzt in unsrem Sosein mitschwingt und: atmet. Da kann es schon mal sein, dass ein Atheist in einer Extremsituation „Oh Gott“ sagt, obwohl er seit seiner Kindheit bewusst keinen religiösen Wortschatz mehr gebraucht hat. Dem kollektiven Unbewussten ist es manchmal eben herzlich egal, was wir wir rational für wahr oder falsch halten. Ehrlich gesagt: bei mir käme mehr geistige Erotik auf, wenn wir über Religionsphänomenologie sprechen würden, anstatt über Meinungen und Glaubenskonstrukte.

"Ob es eine heilige oder sonstige religiöse Wirklichkeit gibt, ist unerheblich. Interessanter ist, wie die »Aura ihrer Faktizität« (Clifford Geertz) hergestellt wird. Solche Fragen, die auch soziale, symbolische, performative Prozesse heranziehen, sind methodisch fruchtbarer als der Vorrang der Intuition in der Rekonstruktion. Respekt gegenüber »Menschen in der Innenperspektive« zollen Wissenschaftler(innen) durch Ausweis ihrer Methodik und nicht dadurch, den behaupteten Inhalten Platz in der eigenen Ontologie einzuräumen." ...Quelle*


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