Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

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seeadler
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#41 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von seeadler » Fr 28. Feb 2014, 08:16

Samantha hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben: Eine sehr gute Frage, auch biblisch gesehen, Samantha, denn im Grunde sind wir eine Manifestation von Gedanken, einem Traum gleich, den wir durchträumen.
Ich glaube aber, dass wir mehr werden können, als wir sind.

Ja, das ist auch die Aussage der Bibel! Das sollte auch das Ziel sein, ansonsten bleiben wir Gefangene des Systems, ein Teil jener Matrix.
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

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Scrypton
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#42 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Fr 28. Feb 2014, 09:46

seeadler hat geschrieben:ich muss dir danken, Darkside, für diesen Link, den ich erstmals gelesen und auch aus meiner Sicht heraus verstanden habe.
Es handelt sich dabei lediglich um wilde Vermutungen, die maximal als Hypothesen zu benennen wären. Es gibt (noch) überhaupt keinen Grund, sich daran festzuhalten.
Es ist lediglich eine interessante Idee, nicht mehr. Das sagt nichts über deren Richtigkeit aus.

seeadler hat geschrieben:Darum, lieber Darkside, bin ich jetzt um so mehr überzeugt, dass unser sichtbares Universum eben nicht jene Ausdehnung hat, welche wir von hier aus zu messen glauben
1. Warum darum?
2. Wie kommst du überhaupt darauf?
3. Weshalb sollte es nicfht eben jene Ausdehnung haben, welche Befunde sprechen dagegen?

seeadler hat geschrieben:ich finde es durchaus interessant, wie die Wissenschaft tatsächlich mit allen Mitteln eine Welt erklären möchte, die allein durch den Glauben und mit Hilfe der Bibel eigentlich wesentlich besser und einfacher erklärt werden kann
Das ist aber nun nichts weiter als eine Glaubensbehauptung. Meiner Ansicht nach erklärt die Bibel praktisch garnichts besser oder einfacher, wie die Welt entstand sondern enthält schlicht und einfach Mythen und Legenden darüber, wie die primitiven Menschen sich damals vorstellten, dass es passiert ist.
Es gibt so viele Glaubensbücher, so viele Religionen - und die jeweiligen Anhänger behaupten alle, die Erklärungen in ihren Büchern wären die richtigen und doch so einfach zu verstehen. Glaubensbehauptungen eben.

seeadler hat geschrieben:dass es jeder Mensch verstehen kann, der allein nur Gott annimmt und deshalb mittels des Heiligen Geistes jene Informationen erhält
Im Grunde ist auch das ein Glaubensbekenntnis, welcher inhaltlich nichts anderes hergibt als: Wer meinen Glauben teilt, wird meinen Glauben und damit meine Ansicht teilen.
Das trifft auf jeden Glauben zu, so überzeugt der einzelne auch davon sein mag. Daher eher nicht relevant.

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Halman
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#43 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Halman » Fr 28. Feb 2014, 14:19

Samantha hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Modern gesehen gibt es diese Diskussion gar nicht, weil der Materialismus neuronales Geschehen als Ursache und nicht als Abbild dieser Einflüsse versteht.
Dann wäre alles, was wir sagen, tun und denken so etwas von egal - es gäbe keine Sünden, es gäbe nur Reaktionen. Auch unser Bewusstsein ist dann eingebildet. Sind wir überhaupt da?
Die Meisten Reaktionen laufen wohl unterbewusst ab. So will ich schreiben, aber ich denke nicht darüber nach, wie ich meine Finger bewege.

Das menschliche Gehirn ist das wohl komplexeste mir bekannte Objekt im Universum. Als Laie kann ich selbstverständlich nur vergleichsweise oberflächlich hierüber sprechen. Daher scheint es mir klug zu sein, wenn ich mich bei folgenden Ausführungen auf einen Artikel von Wolf Singer (Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt) stütze, der auf einen Festvortrag basiert, der 2005 auf der Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Rostock gehalten wurde.
Die folgenden Zitate sind der verlinkten PDF-Datei von Wolf Singer entnommen: http://www.mpg.de/980045/W000_Zur-Sache_014_018.pdf

Unser Gehirn
Unsere Intuition verleitet uns zu der Annahme, es müsste eine zentrale Instanz die Organisation im Gehirn steuern – ja unser bewusstes ICH repräsentieren. Dies liegt vermutlich darin begründet, dass unser Denken an eine mesokosmische Welt angepasst ist, in der wir es überwiegend mit linaren Systemen zu tun haben, die einer starken Kausalität unterliegen und hart determiniert sind. Solche Systeme sind prognostisierbar und somit berechenbar. Diese Kenntnisse ermöglichten es uns Menschen Technologie zu entwickeln.

Nichtlineare, hochkomplexe Systeme, die einer schwachen Kausalität unterliegen und weich determiniert sind, sind aber schwerlich berechenbar und daher nicht prognostizierbar. Für unsere Intuition ist die hochkomplexe Dynamik nichtlinearer Systeme nicht greifbar. Dies trifft insbesondere auf unser Gehirn zu. Man stelle sich ein Orchester ohne Dirigenten vor, welches im Gleichtakt, selbstorganisierend, die verblüffendste und komplexeste Symphonie in harmonischer Schönheit mit Bravour spielt.
Wie ist dies möglich? Magie? Das glaube ich nicht. Unser Gehirn scheint auf ganz natürliche Weise zu funktionieren. Natürlich kann ich keine detaillierte Beschreibung der hochkomplexen neurologischen Prozesse schildern, doch basieren diese meines Wissens auf Natrium- u. Kalium-Ionen und Neurotransmitter.
Selbst der Experte WOLF SINGER räumte in seinem Artikel auf Seite 16 (1. Absatz) ein:
… Wir sind jedoch noch weit davon entfernt, die Prinzipien zu verstehen, nach denen sich verteilte Prozesse im Gehirn zu kohärenten Zuständen fügen – Zuständen, die dann als Substrate von Wahrnehmungen, Vorstellungen, Entscheidungen und Handlungen dienen.
Allerdings stammt der Artikel aus dem Jahre 2005. Inwieweit sich der Forschungsstand bis heute verändert hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings spricht er u. a. auch von Entscheidungen, die durch „verteilte Prozesse“ im Gehirn hervorgerufen werden. Offenbar kann unser distributiv arbeitendes Gehirn die Prozesse zusammenfügen und so Bilder erkennen oder Entscheidungen fällen.

So erfolgt die Wahrnehmung nicht zentral, sondern distributiv in verschiedenen Teilen des Gehirns, die parallel Teilaspekte der Wahrnehmung verarbeiten.
Sie repräsentieren Objekte der Wahrnehmung – ob visuell, akustisch oder taktil erfasste – jeweils durch eine Vielzahl gleichzeitig aktiver Neuronen, von denen jedes aber nur einen Teilaspekt des gesamten Objekts kodiert.
Diese nichtlinearen Prozesse lassen sich als hochdimensionale Prozesse beschreiben.
Besonders aufschlussreich ist die zweite Spalte auf Seite 16 des Artikels. Die distributiv kodierten Informationen werden durch Gleichtakt zu kohärenten Mustern zusammengefügt. Für die Synchronisationsphänomene bedarf es also keiner zentralen Instanz, sondern sie werden durch Gleichtakt paralleler Prozesse realisiert. Der Gleichtakt kann aber auch gestört sein, was möglicherweise die Ursache einer psychischen Erkrankung ist.
Eine ihrer vielleicht spannendsten Implikationen liefern jüngste Untersuchungen an Patienten mit Schizophrenie: Sie legen nahe, dass die Synchronisation neuronaler Aktivitäten bei diesen Kranken gestört und unpräzise ist.

Eingangs hatte ich schon erwähnt, dass unser Gehirn das komplexeste, bekannte Objekt im Universum ist. Daher sind wir auch weit davon entfernt, bereits alles darüber zu wissen.
Fest steht schon heute, dass die dynamischen Zustände der vielen Milliarden miteinander verknüpften und wechselwirkenden Neuronen der Großhirnrinde ein Maß an Komplexität offenbaren werden, das unser Vorstellungsvermögen übersteigt.

Dieses dynamische Geflecht – unser Gehirn – unterscheidet sich sehr von linearen Systemen, die uns aus unserer Erfahrungswelt bekannt sind. Besonders aufschlussreich ist der zweite Absatz auf Seite 17:
Unserer Intuition erscheint es fremd, dass das neuronale Korrelat dessen, was wir als solides, „greifbares“ Objekt wahrnehmen, ein hoch abstraktes, räumlich und zeitlich strukturiertes Erregungsmuster sein soll – und dass auf diese Weise nicht nur dreidimensionale Gegenstände, sondern ebenso Gerüche, Gefühle oder Handlungsintentionen repräsentiert werden. Dabei entspricht jede solche Repräsentation einem bestimmten Zustand unter nahezu unendlich vielen möglichen. Oder anders ausgedrückt: Das System Großhirnrinde bewegt sich in einem unvorstellbar hochdimensionalen Raum fortwährend von einem Punkt zum nächsten. Dabei hängt die Trajektorie, also die Spur dieser Bewegung, von der Gesamtheit aller inneren und äußeren Einflüsse ab, die auf das System einwirken.
Diese Beschreibung erinnert mich ein wenig an die hochdimensionalen Räume der Quantenmechanik. Anstelle einer „magischen“ zentralen Instanz finden wir ein hochdimensionales Erregungsmuster. Im nächsten Absatz wird ausgeführt:
Während seiner Wanderung durch diesen hochdimensionalen Zustandsraum verändert sich das System dauernd, weil seine funktionelle Architektur ständig durch die „unterwegs“ gemachten Erfahrungen verändert wird. Es kann deshalb niemals an ein und denselben Ort in diesem Raum zurückkehren. Darin liegt begründet, dass wir Zeit als nicht umkehrbar erleben. So bewirkt ein bestimmtes Objekt, wenn es zum zweiten Mal gesehen wird, einen anderen dynamischen Zustand als beim ersten Mal: Es wird zwar als das Gleiche erkannt, doch in dem neuen Zustand wird mitkodiert, dass es schon einmal gesehen wurde.
Dies ist auch der Grund, warum wir einen Film oder eine TV-Serie beim ersten Mal immer anders erleben als in der Wiederholung.

Dass unser Gehirn als hochdimensionaler Zustandsraum beschrieben werden kann, ist wirklich interessant. Ein solches Objekt ist in der Tat für unsere Intuition schwerlich greifbar. Auf der 2. Spalte auf Seite 17 erklärt Wolf Singer diesbezüglich:
Und in dieser Welt gelten die Gesetze der klassischen Physik, die vermutlich aus dem Grund auch vor den Gesetzen der Quantenphysik entdeckt wurden. Die klassische Physik beschreibt die Welt der soliden Körper, der kausalen Wechselwirkungen und der nicht relativierbaren Koordinaten von Raum und Zeit: die Welt, in der lineare Modelle genügen, um den Großteil aller für unser Leben wichtigen Prozesse zu verstehen.

Hingegen fällt es uns außerordentlich schwer komplexe, nichtlineare Systeme zu verstehen, da ihre Dynamiken nur eine schwache Kausalität aufweisen. Dies gilt insbesondere für das hochkomplexeste Gebilde überhaupt.
Das menschliche Gehirn verkörpert fraglos das komplexeste System im uns bekannten Universum – wobei komplex nicht einfach für kompliziert steht, sondern im Sinne der Komplexitätstheorie als terminus technicus spezifische Eigenschaften eines Systems benennt, das aus sehr vielen aktiven, miteinander auf besondere Weise interagierenden Einzelelementen besteht.

Der 2. Teil folgt später ...
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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seeadler
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#44 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von seeadler » Fr 28. Feb 2014, 16:10

lieber Halman,
als ein zwischenzeitliches Resümee deines "Vortrages" a´la Singer, den ich sehr schätze, könnte man sagen, wer nur immer fleißig das lernt, was andere ihnen vorkauen und sich niemals bemüht, selbst etwas heraus zu finden wird auch sein Gehirn niemals dazu bringen, etwas "Komplexer" zu denken, bzw Zusammenhänge zu erkennen, die eben nicht linear sind sondern zunächst einmal einem Puzzle gleichen, welches zusammen gesetzt werden soll. Darum ist es auch vielen Menschen nun mal nicht möglich, Wissenschaft und Glauben miteinander zu verknüpfen, bzw hier ihre Verknüpfungspunkte zu erkennen, wiewohl aber das Gehirn durchaus dazu in der Lage ist. Aber wir gehen von Natur aus den einfach Weg, der darin besteht es den anderen gleich zu tun, weil irgend einer wird sich schon etwas dabei gedacht haben...also vertraue ich darauf, dass es richtig ist

Halman hat geschrieben: in der wir es überwiegend mit linaren Systemen zu tun haben, die einer starken Kausalität unterliegen und hart determiniert sind. Solche Systeme sind prognostisierbar und somit berechenbar. Diese Kenntnisse ermöglichten es uns Menschen Technologie zu entwickeln.

Eben, aber das will das einfache Fleisch, der einfache Geist, er will nicht gefordert werden, sondern sein 1+1 in aller Ewigkeit aufsagen dürfen. Herausbrechen tun wir erst, wenn dieses 1+1 nicht mehr so funktioniert, wie man erwartet hat, wenn also eine Störung eingetreten ist. Das problem ist, der Mensch versucht mit Hilfe der Technik dann diesen Zustand seines ursprünglichen 1+1 wieder herstellen zu können... das ist ein langer Weg, aber er ist bereits auf den Weg dahin.

Halman hat geschrieben:Nichtlineare, hochkomplexe Systeme, die einer schwachen Kausalität unterliegen und weich determiniert sind, sind aber schwerlich berechenbar und daher nicht prognostizierbar. Für unsere Intuition ist die hochkomplexe Dynamik nichtlinearer Systeme nicht greifbar.

Dazu gehört auch das Wesen des Glaubens. Denn hier wagen wir den Weg in etwas Ungewissem mit nicht absehbaren Folgen. Darum versuchen wir auch dem Glauben den bereits bekannten Weg aufzustempeln und ihm deshalb menschlich einen Weg vorzugeben. das bedeutet, dass wir nicht wirklich frei sind für das "Hören des Geistes", sondern wir selbst machen uns dabei zum Geist und geben allem ungewohnten sofort ein greifbares manipulierbares Bild

Halman hat geschrieben:So erfolgt die Wahrnehmung nicht zentral, sondern distributiv in verschiedenen Teilen des Gehirns, die parallel Teilaspekte der Wahrnehmung verarbeiten.

ganz im Sinne des komplexen Zusammenspiels der sehr unterschiedlichen Wahrnehmungsformen, also der "sechs" Sinne, die entsprechend unterschiedlich ausgeprägt sein können. Das geht sogar noch weiter, indem man annehmen kann, dass selbst den Organen ein relativ selbständiges "Denken" bereits innewohnt, bzw sie dezentral vom Gehirn schon Befehle umsetzen, bevor das Gehirn selbst damit konfrontiert wird, weil einfach der Weg zum Gehirn und wieder zurück viel zu lange dauert für eine Befehlsschleife.

Halman hat geschrieben:Die distributiv kodierten Informationen werden durch Gleichtakt zu kohärenten Mustern zusammengefügt. Für die Synchronisationsphänomene bedarf es also keiner zentralen Instanz, sondern sie werden durch Gleichtakt paralleler Prozesse realisiert

das ist es, was wir auch überall in der Natur wieder finden, weshalb ich auch stets den vergleich wage zwischen scheinbar rein biologischen Prozessen und zugleich physikalischen Prozessen im Kosmos wie innerhalb der Erde. Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, der Mensch setzt das menschlich um, was überall im Kosmos in gleicher Weise abläuft. Darum reagiert auch der Mensch auf physikalische Veränderungen eben auf seine sehr eigene menschliche Art und weise (Der Bereich, der so gerne als Esoterik abgetan wird)

Gruß
Seeadler
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#45 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Pluto » Fr 28. Feb 2014, 16:16

Samantha hat geschrieben:Dann wäre alles, was wir sagen, tun und denken so etwas von egal - es gäbe keine Sünden, es gäbe nur Reaktionen. Auch unser Bewusstsein ist dann eingebildet. Sind wir überhaupt da?
Willkommen in der Matrix, Samantha! :mrgreen:

Vielleicht sind wir doch nur bedeutungslose Spielfiguren in einem gigantischen Computerspiel? Widerlegen können wir das jedenfalls nicht. In der Tat, ist das Bewusstsein nicht etwas was wir ergreifen können, denn es ist nichts weiter als ein Erregungszustand eines neuronalen Netzwerks im Gehirn.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#46 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Halman » Fr 28. Feb 2014, 16:35

So, nun wie versprochen der 2. Teil zum Thema Gehirn.

Folgen wir weiter den Ausführungen von Wolf Singer.
Solche Systeme zeichnen sich durch eine hoch nichtlineare Dynamik aus; sie können Qualitäten hervorbringen, die aus den Eigenschaften der Komponenten nicht
ableitbar sind – und sie sind kreativ: Sie können nahe zu unendlich viele Zustände in hochdimensionalen Räumen einnehmen und dabei neue, unvorhersehbare Muster ausbilden. Das liegt daran, das sie sich selbst organisieren und ohne den koordinierenden Einfluss einer übergeordneten Instanz hochgeordnete, metastabile Zustände einnehmen können.
Unser neuronales Netzwerk erscheint mir wir ein hochkomplexes, dynamisches „Gewebe“. Darin gibt es keine zentrale Instanz, sondern ein strukturiertes Erregungsmuster (wie Pluto treffend schrieb :) ), welches durch einen hochdimensionalen Zustandraum definiert werden kann.
Unser bewusstes ICH ist keine zentrale Instanz im Gehirn – es ist das Gehirn. Die Kreativität erwächst aus der hochdimensionalen Komplexität.
Hochkomplexe, dynamische und nichtlineare Systeme haben gegenüber linearen Systemen einen geradezu astronomischen Vorteil in der Informationsverarbeitung, wie auf Seite 18 ausgeführt wird:
Denn mit ihnen lassen sich Probleme der Informationsverarbeitung sehr viel eleganter bewältigen als mit linearen Operationen – etwa, wenn es darum geht, Muster zu erkennen, Kategorien zu bilden, große Mengen von Variablen assoziativ zu verknüpfen oder Entscheidungen zu treffen.
Nur die hinreichende Komplexität eines nichtlinearen Systems ermöglicht die erforderliche Flexibilität, die uns als menschliche Wesen ausmacht.

Diese Erkenntnis mag befremdlich erscheinen, denn unsere natürliche „Intuition verführt zu Illusion“. Warum dem so ist, erklärt Wolf Singer folgendermaßen:
Der geniale Trick scheint darin zu bestehen, die niedrigdimensionalen Signale, die von den Sinnesorganen geliefert werden, in hochdimensionale Zustandsräume zu transponieren, sie dort zu verarbeiten und die Ergebnisse dann wieder zurück auf den niedrigdimensionalen Raum zu transformieren, in dem die Verhaltensreaktionen stattfinden. Interessanterweise haben wir keine Einsicht in die hochdimensionalen nichtlinearen Prozesse in unserem Gehirn, sondern nehmen nur die niedrigdimensionalen Ergebnisse wahr. Und deshalb stellen wir uns offenbar vor, es müssten im Gehirn die gleichen linearen Vorgänge ablaufen, die wir den beobachtbaren Phänomenen in der Welt draußen unterstellen – und das ist vermutlich auch der Grund, warum wir glauben, es müsse in unserem Gehirn eine zentrale Instanz wirken.
Die hochkomplexen Prozesse in unserem Gehirn bleiben uns also naturgemäß „verborgen“ und so erscheinen sie uns wie „Magie. Denn …
Lineare Systeme können sich nicht selbst organisieren. Sie sind nicht kreativ. Ihre Dynamik bewegt sich in und veränderlichen Zirkeln, und wenn in ihnen Neues entstehen soll, müssen strukturierende Einflüsse von außen auf sie einwirken: Sie bedürfen eines Bewegers. Weil wir Linearität annehmen, uns aber als kreativ und intentional erleben, kommt unsere Intuition zu dem falschen Schluss, in unserem Gehirn müsse es eine übergeordnete, lenkende Instanz geben, die all die vielfältigen verteilten Prozesse koordiniert und Impulse für Neues vermittelt. Und da wir diese virtuelle Instanz nicht zu fassen vermögen, schreiben wir ihr all die immateriellen Attribute zu, die wir mit dem Begriff des Selbst verbinden: die Fähigkeit, initiativ zu sein, etwas zu wollen, zu entscheiden oder Neues zu erfinden.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#47 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von seeadler » Fr 28. Feb 2014, 16:53

Darkside hat geschrieben:seeadler hat geschrieben:
ich muss dir danken, Darkside, für diesen Link, den ich erstmals gelesen und auch aus meiner Sicht heraus verstanden habe.
Es handelt sich dabei lediglich um wilde Vermutungen, die maximal als Hypothesen zu benennen wären. Es gibt (noch) überhaupt keinen Grund, sich daran festzuhalten.
Es ist lediglich eine interessante Idee, nicht mehr. Das sagt nichts über deren Richtigkeit aus.

ja ja, Darkside ;) ; einerseits bietest du jenen Link closs an, weil du denkst, dass es für ihn interessant sein könnte, und ich geh mal davon aus, dass dies auch für dich so gilt, andererseits wenn ich ihn gut finde, und es unmittelbar auf meine eigenen Erkenntnisse anwenden kann... na ja, dann kann das doch nicht so gut sein, dann sind es lediglich wilde Vermutungen... nun ja...

Darkside hat geschrieben:seeadler hat geschrieben:
Darum, lieber Darkside, bin ich jetzt um so mehr überzeugt, dass unser sichtbares Universum eben nicht jene Ausdehnung hat, welche wir von hier aus zu messen glauben
1. Warum darum?
2. Wie kommst du überhaupt darauf?
3. Weshalb sollte es nicfht eben jene Ausdehnung haben, welche Befunde sprechen dagegen?

Die Idee dazu ist meinerseits schon viele Jahre alt.
Der Ursprungsgedanke war dieser, dass wir zum einen in die Zeit zurück gucken, nicht aber wirklich in die wahre Tiefe des Universums, diese können wir überhaupt nicht feststellen. Es ist einfach nicht möglich. Was wir sehen ist immer ein Blick in die zeitliche Vergangenheit, in das, was bereits irgendwo vor dem Augenblick passiert ist, in dem ich das wahrnehme. Wir können niemals etwas sehen, was zeitlich unmittelbar konform geht mit meiner individuellen Eigenzeit. Darum ist jede messbare Entfernung immer eine Entfernung in der Zeit nicht in den Raum. Wir geben der Zeit selbst lediglich einen Raum. Damals bin ich bereits bei meinen Studien über Keplers Aussagen darüber gestolpert, als er die phänomenale Gleichung t² = r³ aufstellte, also der berühmte Satz, "die Umdrehungszeit eines Planeten oder Mondes ist proportional zur Wurzel aus er dritten Potenz seines Abstandes. Schon hier erkannte ich für mich selbst den Zusammenhang zwischen Raum und Zeit.
Zweitens, was wir sehen ist die Abfolge von Bildern einer gewesenen Entwicklung bis hin zu unserem Stadium bzw zurück zur Stunde 0, die gemäß der Expansionstheorie im allerkleinsten sein muss. In etwa so, als würde ich meine eigene Entwicklung bis hin zum Augenblick meiner eigenen Entstehung von innen heraus nachvollziehen können. Das heißt, ich sehe in die kleinste Einheit, die es gibt... und das paradoxer Weise in allen Richtungen die ich in das Universum schaue. Dabei zeichne ich stets nur einen Weg auf, der von der Stunde 0 bis zu meiner eigenen individuellen Gegenwart reicht. Wie ich ebenfalls schon öfters geschrieben habe : Egal wo ich mich befinde, ich bin stets der Mittelpunkt des Universums.
Und drittens: meine Theorie, dass das Universum ein schwarzes Loch ist, macht jede scheinbar objektive Messung von vornherein zunichte. denn die physikalische Eigenschaft eines schwarzen Lochs erlaubt niemals eine objektive Messung der Größe, also Ausdehnung des Raumes. Sie ist stets relativ zu werten; Immer in Bezug zu mir! Ich hatte Pluto geschrieben, wenn ich mich in ein Raumschiff setze und fortwährend beschleunigen würde, dann würde nicht nur das von mir boebachtete SL vor mir immer kleiner werden, je mehr ich mich ihm nähere, sondern auch das gesamte Universum würde sich immer mehr um mich herum verdichten, also scheinbar kleiner werden. bereits bei 262000 km/s hätte das Universum nur noch die Hälfte der ursprünglichen scheinbaren Größe.
Würde ich theoretisch die Lichtgeschwindigkeit erreichen, so wäre für mich meine Reise durch das Universum beendet, ich hätte den Rand erreicht, der im Ruhezustand vielleicht 45 Milliarden Lichtjahre weit weg zu sein scheint. Das heißt, die Ausdehnung des Universum hängt ausschließlich von meiner Geschwindigkeit und Beschleunigung gegenüber dem Universum ab. Aber, wie gesagt, sehen können wir dies ohnehin nicht, denn wir sehen nur die Vergangenheit nicht den Raum

Darkside hat geschrieben:seeadler hat geschrieben:
ich finde es durchaus interessant, wie die Wissenschaft tatsächlich mit allen Mitteln eine Welt erklären möchte, die allein durch den Glauben und mit Hilfe der Bibel eigentlich wesentlich besser und einfacher erklärt werden kann
Das ist aber nun nichts weiter als eine Glaubensbehauptung. Meiner Ansicht nach erklärt die Bibel praktisch garnichts besser oder einfacher, wie die Welt entstand sondern enthält schlicht und einfach Mythen und Legenden darüber, wie die primitiven Menschen sich damals vorstellten, dass es passiert ist.

Die Frage ist doch eher, wie liest man denn die Bibel? Und demzufolge, wie verstehe ich das, was ich lese. Die Bibel ist so verfasst, dass sie jedem Intellekt gerecht wird, dass sie dem einfachen menschen, den du ansprichst ebenso viel zu bieten hat, wie auch dem Menschen, der deiner Meinung nach etwas mehr auf den Kasten haben muss. ich würde mal sagen, wenn Stephen Hawking Gott nicht von vornherein ablehnen würde, würde er sehr sehr viel der Bibel entnehmen können, was dem "einfachen Menschen" nicht so ohne weiteres erschließt. ich glaube, du hast keine Ahnung, wie viel dir die Bibel bieten kann an Informationen, auch den Kosmos betreffend. Dies liegt aber nicht an der Bibel, es liegt auch nicht daran, wes Geistes Kind jene waren, die die Bibel geschrieben haben, sondern ausschließlich, wozu sie dient.
Die Bibel ist ein zeitloses Werk, welches das Wirken Gottes aus der Ewigkeit heraus hinein in unsere Endlichkeit beschreibt und ist deshalb bis zu dem Augenblick für uns relevant, wo es uns in dieser Form gibt.

Gruß
Seeadler
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

Lena
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#48 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Lena » Fr 28. Feb 2014, 17:17

Seeadler und Samantha

Wir werden mehr, als wir sind - wenn wir Gott - alles in uns - Sein lassen.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Pluto
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#49 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Pluto » Fr 28. Feb 2014, 17:27

seeadler hat geschrieben:Damals bin ich bereits bei meinen Studien über Keplers Aussagen darüber gestolpert, als er die phänomenale Gleichung t² = r³ aufstellte,
Hat Kepler aus den emprischen Messungen von Tycho Brahe erkannt.
Übrigens t² = r³ ist keine Gleichung. Die richtige Bezeihung lautet: t²/r³ = 4*pi²/(G(M+m)) ~ 4*pi²/(G*M) (für m viel kleiner als M)
Schon hier erkannte ich für mich selbst den Zusammenhang zwischen Raum und Zeit.
Ist übrigens eine rein "klassiche" Formel, die absolut nichts mit der nicht-euclidischen Raumzeit aus Einsteins RT zu tun hat.
Zweitens, was wir sehen ist die Abfolge von Bildern einer gewesenen Entwicklung bis hin zu unserem Stadium bzw zurück zur Stunde 0, die gemäß der Expansionstheorie im allerkleinsten sein muss. In etwa so, als würde ich meine eigene Entwicklung bis hin zum Augenblick meiner eigenen Entstehung von innen heraus nachvollziehen können. Das heißt, ich sehe in die kleinste Einheit, die es gibt... und das paradoxer Weise in allen Richtungen die ich in das Universum schaue.
:? "Bahnhof" :?:
Und drittens: meine Theorie, dass das Universum ein schwarzes Loch ist
Stopp!
Das ist keine Theorie, sondern eine Behauptung von dir, die nicht falsizierbar ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#50 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Samantha » Fr 28. Feb 2014, 18:36

Pluto hat geschrieben:In der Tat, ist das Bewusstsein nicht etwas was wir ergreifen können, denn es ist nichts weiter als ein Erregungszustand eines neuronalen Netzwerks im Gehirn.
Da muss ich Dir widersprechen. Vielleicht trifft dies bei Tieren zu, aber nicht beim Menschen. Oder kannst Du dies beweisen? Innerhalb kleiner Zeiträume sind die Menschen imstande, sich zu verändern und zu entwickeln ... ich meine jetzt nicht physisch. Das Tier bleibt gleich.

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