fin hat geschrieben:
Oh, tatsächlich - hast du den Sprung wahrgenommen - nein?!
Und wer organisiert, strukturiert und dirigiert diese Prozesse als parallele Erscheinung im Gleichtakt?
Dies wird in dem von mir verlinkten PDF-Dokument von Wolf Singer erklärt:
http://www.jo-ortner.at/attachments/Fil ... ortrag.pdf
Die nicht weiter reduzierbare neuronale Entsprechung eines kognitiven Objekts besteht demnach in einem raumzeitlich strukturierten Erregungsmuster in der Großhirnrinde, jeweils erzeugt durch eine Vielzahl von Zellen. Ähnlich, wie eine begrenzte Zahl von Buchstaben durch Rekombination nahezu unendlich viele Worte und Sätze liefert, so lassen sich durch Rekombination von Neuronen, die jeweils nur einzelne, elementare Merkmale kodieren, nahezu unendlich viele Objekte der Wahrnehmung repräsentieren – auch solche, die noch nie zuvor gesehen wurden. Allerdings verlangt diese Strategie, dass die Erregungsmuster zwei Botschaften gleichzeitig vermitteln: Zum einen müssen die Neuronen damit melden, dass das spezielle Merkmal, für das sie kodieren, im Sichtfeld vorhanden ist; zum anderen aber müssen sie signalisieren, mit welchen anderen Neuronen sie in dem Augenblick gemeinsame Sache machen.
Wir haben vor mehr als einem Jahrzehnt entdeckt, dass Neuronen in der Sehrinde ihre Aktivitäten mit einer Genauigkeit von wenigen tausendstel Sekunden synchronisieren können, wobei sie meist rhythmische Oszillationen in einem Frequenzbereich um 40 Hertz erzeugen. Dazu kam die weitere, wichtige Beobachtung, dass Zellen vor allem dann ihre Aktivität synchronisieren – und damit sozusagen im Gleichtakt arbeiten -, wenn sie an der Kodierung ein und desselben Objekts beteiligt sind. Das führte uns zu dem Schluss, dass diese präzise Synchronisierung neuronaler Aktivitäten die Signatur dafür darstellen könnte, welche Zellen sich temporär zu funktionell kohärenten Ensembles gebunden haben –
eine Hypothese, mit deren experimenteller Prüfung sich mittlerweile weltweit viele Laboratorien befassen.
fin hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Hochkomplexe Systeme können selbstorganisierend sein.
Ah verstehe, die einzelnen Informationen formieren sich zu Systemen,
die sich irgendwie selbst organisieren, hochkomplex,
(Vermutlich in Latein), versteht sich
Ein echtes Kunststück möchte man meinen und ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht.
Du verstehst eben nicht die Dynyamik hochkomplexer Systeme.
fin hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Unterstütz wird dies durch ein „hierarchisches“ System neben- und übergeordneter Zentren (Deecke).
Klingt spannend, ja, fast gleichnishaft, als würde ein altes Königreich aufgelöst, der Bolschewismus eingeführt und dezentraliserte Trabbi Kisten in ein Rennen geschickt. Halman, kennst du eigentlich Peter Falk (Columbo) - eine Frage hätte ich noch:
Halman hat geschrieben: Für die Synchronisationsphänomene bedarf es also keiner zentralen Instanz (???)
Wie willst du aus dieser Nummer wieder rauskommen?
Das „hierarchische“ System ist nicht für die Synchronisation und den Gleichtakt zuständig, von der Singer "spricht", sondern dafür, Aufgaben vom Frontalhirn an hintere Hirnregionen zu delegieren.
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 112):
Andere Handlungsexperimente, bei denen es auf Aufmerksamkeit ankommt, zeigen die Delegation der Hirnaktivität von zunächst frontal nach parietal. Den bildgebenen Verfahren, z.B. der funktionellen Kernspintomographie, entgeht die führende Rolle des Frontalhirns, weil ihre zeitliche Auflösung zu gering ist. Dem Willen liegt ein verteiltes System von Funktionen zugrunde. Für die Aufmerksamkeit, die eine Teilfunktion des Willens ist, gibt es zwei Zentren, das strategische im vorderen Gyrus cinguli, das taktische in der hinteren parietalen Rinde.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass manche Hirnforscher, wie Singer und Deecke, unterschiedlicher Auffassungen über die Arbeitsweise des Gehirns vertreten, insbesondere bezüglich der Willensfreiheit. So wie ich dies verstanden habe, geht Singer nur von einem verteilten System aus. Decke ergänzt dies durch ein „hierarchisches“ System.
Die Klinische Neurologie hat das größte Erfahrungsgut über Fähigkeiten und Gehirn des Menschen gesammelt. Diese Erfahrung hat zu zwei Theorien („Modellen“) über die Hirnfunktion geführt: erstens ein „hierarchisches“ System neben- und übergeordneter Zentren; dafür sprechen spezifische Ausfälle bei lokalisierten akuten Hirnläsionen, auch die Fähigkeit zur vernünftigen Selbstführung des Menschen, die Ergebnisse der funktionellen Kernspintomografie und die Hirnpotentiale. Zweitens ein verteiltes System, in dem durch Leitungen das meiste mit vielem anderen verbunden ist und das seine Leistungen stets durch ausgedehnte Zusammenarbeit hervorbringt. Dafür sprechen das assoziative Gedächtnis und die allmähliche Erholung von Funktionen (mit Hilfe von aktiver Übung) nach Läsionen, aber auch die Histologie und Hodologie cerebraler Netze.
Zitatquelle:
http://www.erika-mitterer.org/dokumente ... 3-2010.pdf (Deecke)
Unser Gehirn gleicht einem hochdimensionalen Zustandsraum. Diese "Dimensionen" erlauben aufgrund der Komplexität ein verteiltest - und ein „hierarchisches“ System.
fin hat geschrieben:fin hat geschrieben:Halman, nimmst du den Sprung in der Schallplatte wahr? Man spricht von Nervenzellen, Schaltkreisen und Komplexität ... und dann ist auf einmal Gedächtnis (Bewußtsein, etc.) vorhanden. Ich frage gerne nocheinmal: nimmst du den Sprung in der Schallplatte wahr?
Halman hat geschrieben: Ja, gewiss. Ich weiß auch, wo der
"Sprung in der Schallplatte" zu finden ist.
Du hast tatsächlich den Sprung in deiner Schüssel gefunden
Dann sollten wir die Gunst der Stunde nutzen und deinen Läsionen den Prozess machen!?
Tja, leider spreche ich nicht mit Columbo, denn er wüsste, dass der Sprung in deiner Schüssel ist und nicht in meiner.
fin hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Nimm Feuer als Beispiel. Was ist dies für ein Element? - Moment, ist es nicht ein Prozess?
Nein, Halman, Feuer ist ein Element - kein Prozess!
Überleg doch mal ... - oder
Da haben wir den Sprung in Deiner Schüssel. Damit hingst Du der hellenistischen Philosophie rund zweieinhalb Jahrtausende hinterher. Schon der vorsokratische Philosoph Heraklit von Ephesos (* ~ 520 v. Chr.; †~ 460 v. Chr.; ὠΣκοτεινός,
ho Skoteinós, „der Dunkle“) machte sie Gedanken über das Feuer, welches er meines Wissens schon als "Prozess" begriff.