Also, dass, was ihr Geisteswissenschaftler bislang hier geschrieben habt, war schwach, sehr schwach.closs hat geschrieben: Indem man begreift, dass die Aufklärung nur dann Aufklärung ist, wenn sie ihre Grenzen erkennt. - Dann versteht sie nämlich auch den Satz: "Ein Mythos ist, was niemals war und immer ist."
Aus meiner aufgeklärten Sicht des Begriffs "Aufklärung" gehört das Christentum zu den aufgeklärtesten Phänomenen, die mir bekannt sind. - Gleichzeitig ist mir bewusst, dass das heutige reduktive Verständnis von "Aufklärung" das nicht verstehen kann. - Die heutige Aufklärung hat wahrscheinlich nicht erkannt, dass die (aus meiner Sicht: echte) Aufklärung des 17./18. Jh. holistisch angelegt war, während sie heute reduktiv angelegt ist - ein Paradigmenwechsel par excellence, bei dem trotzdem das Wort "Aufklärung" beibehalten wurde - eine dieser beliebten Strategien, bei gleicher Hülle ganz andere Inhalte zu installieren.
Ich fordere ja nicht gleich einen empirischen Nachweis für geisteswissenschaftliche Begriffe, wie das Pluto immer tut, aber eine klare Sprache und ein Weiterdenken würde ich schon erwarten.
Aussagen wie:
- Es gibt nur individuelle Wahrheit
- Aufklärung nur dann Aufklärung ist, wenn sie ihre Grenzen erkennt
-Die Aufklärung von demundem war holistisch, während sie heute reduktiv ist
sind doch Plattituden.
Wenn jede Wahrheit individuell ist (eine Aussage, die ein sehr alter Hut ist), dann verlieren wir den Zugriff auf die gemeinsame Wahrheit.
Wenn Aufklärung (was immer das ist) nur auf ihre Grenzen starrt, dann verliert sie jeglichen Inhalt.
Wenn wir uns auf Holismus konzentrieren, dann verlieren wir die Fähigkeit, etwas Spezielles zu sagen.
Zu allen euren Platituden habe ich immer auf den Lippen
Und? Kommt da jetzt noch etwas Substantielles?
Mein Gefühl ist hier, dass Wilber einen üblichen Trick der Geisteswissenschaft durchgeführt hat. Man nehme einen positiv besetzten Begriff (hier Aufklärung), man fülle ihn mit inhaltsleeren, nichtssagenden "Wohlfühldenken". Benutze die positive Besetzheit, um so zu tun, als hätte man etwas Bedeutendes erreicht.
Im Mittelalter (und auch im Christentum) war die Inhaltsleere der geisteswissenschaftlichen Aussagen ein Problem. Das hat man damit gelöst, dass man sich an gewisse Autoritäten gehalten hat (Aristoteles, Ptolemäus, Päpste usw.) Diese bestimmten den eigentlichen Inhalt (meist vollkommen willkürlich). Es galt also die Devise: Du sagst etwas Richtiges, wenn du es mit einem anerkannten Autoritäten verbinden kannst.
Die Aufklärung hat diese Diktatur der Autoritäten abgeschafft und den Nachweis durch die Natur dafür eingesetzt.
Ja, das war eine Reduktion, aber es war eine notwendige Reduktion, über die Fortschritt möglich wurde, wo vorher nur Stagnation herrschte.
Gruß
Thomas