Thaddäus hat geschrieben:Du triffst also jedesmal einen Glaubensentscheid, wenn du sinnvolle Sätze schreibst und die Grammatik und Bedeutung der Wörter respektierst?
Du verdrehst. - Wenn ich weiß, dass die Bedeutung eines Wortes je nach weltanschaulicher Ausrichtung unterschiedlich ist, kann ich nicht einfach dichtmachen, indem ich die Bedeutung auf Basis MEINES gesetzen Verständnisses als alternativlos setze.
Thaddäus hat geschrieben:Es gibt nur eine Vernunft wie es nur eine Rationalität gibt.
Die Frage ist, was das ist. - Woher willst Du sicher sein, dass Deine anthropozentrische Definition sicher ist? - Sogar Kant sieht das anders: " In der Kritik der reinen Vernunft wird der Begriff <hier ist vom 'Archetyp' die Rede> im Sinne der göttlichen Vernunft (intellectus archetypus) verwendet im Gegensatz zur menschlichen Vernunft (intellectus ectypus). Durch die göttliche Anschauung und durch das Selbstverständnis Gottes seien alle Gegenstände selbst gegeben (KrV B 68, 72, 135, 138 f., 145, 159, 723). Die menschliche Vernunft (intellectus ectypus) sei nur diskursiv (begrifflich), nicht anschauend (Prolegomena § 57)."(wik)
Welche Vernunft meinst DU? Intellectus archetypus oder Intellectus ectypus? - Wie auch immer und worauf ich hinaus will: Woher willst Du wissen, dass Du mit DEINEM Vernunft-Vermögen göttliche Vernunft als solche wahrnehmen kannst?
Thaddäus hat geschrieben:Mach' dich nicht vollends lächerlich ...
Weißt Du: Das mag ich an Dir NICHT. - Du springst zu kurz und machst das lächerlich, was über Dein System hinausdenkt.
Thaddäus hat geschrieben:Nur dann, wenn du willkürlich Begriffe umdeutest und versuchst, ihnen Bedeuteungen und Definitionen zu geben, die sie nicht haben.
Die sie im heutigen Mainstream-Verständnis nicht haben - aber dieses kann doch nicht Grundlage einer philosophischen Diskussion sein.
Zur Erinnerung: Worte wie "Geist", "Bewusstsein", "Vernunft", etc. können je nach Weltanschauung semantisch ganz unterschiedlich besetzt sein. - Es reicht doch nicht, auf heutiges Alltagsverständnis oder sogar heute vorherrschendes philosophisches Verständnis zu verweisen. - Damit werden doch die eigentlichen Fragen nicht beantwortet.
Thaddäus hat geschrieben:Ich habe dir die Begründung oben genannt. Du musst sie nur lesen ...
Heute modisch-gebräuchliche Bedeutungen reichen eben NICHT.
Thaddäus hat geschrieben:Das Minimum ist die Einhaltung logischer Konsistenz und Widerspruchsfreiheit deiner Aussagen.
Die Aussagen sind selbstverständlich logisch konsistent und widerspruchsfrei - es sei denn, man prüft sie über modisch-gebräuchliche Bedeutungen. - Ein Philosoph sollte es sich doch nicht leisten, über erworbene Sprachhoheiten weltanschaulich ungewünschte Fragestellungen zu eliminieren.
Thaddäus hat geschrieben:Also kannst du logischerweise Gott Rationalität und Vernunft nur in der Form, in der Defintion und mit dem Begriffsumfang zusprechen, wie du selbst Rationalität und Vernunft verstehst.
Falsch - Deine Argumentationsführung ist falsch. - Man kann die eigene Ratio/Vernunft auf menschlicher Ebene reflektieren und postulieren, dass eine höhere Wahrnehmungs-Ebene eine höhere Form von Ratio/Vernunft hat, die wir als Menschen NICHT verstehen.
Es gibt da einfachste Bilder, die sogar in Schulen gebräuchlich sind: Da ist ein Mensch in der 2D-Welt in einer Gefängnis-Zelle, die außer der Tür keinen Zugang hat. Vor dieser Tür sitzt eine 2D-Wärter. - Nachts wird der 2D-Häftling von einem 3D-Typen befreit, indem dieser jenen nach oben heraushebt. - Am nächsten Tag schaut der 2D-Wärter in die Zelle und findet den Häftling nicht vor - und kann sich das mit seiner Vernunft nicht erklären. - Sein 3D-Kollege kann es sich sehr wohl erklären.
Wir sind jetzt 3D-Leute. - Was steht dagegen, dieses 2D-3D-Beispiel, das wir vernünftig begreifen können, auf ein 3D-(3+n)D-Modell zu übertragen? - Nichts steht dagegen. - Und wenn wir es tun, wissen wir, dass es etwas geben kann, was wir in höherer Dimension mit unserer Vernunft nicht verstehen, obwohl es vernünftig ist. - So ähnlich versteht man theologisch "Gott".
Thaddäus hat geschrieben:Der Mensch ist IMMER und STETS das Maß des Urteils, solange es Urteile über Aussagen sind, die von Menschen getroffen werden. Alles andere ist schon logisch nicht möglich.
Um so wichtiger ist es doch, dass der Mensch als Maß des anthropozentrischen Urteils ("Ich habe nichts als mich") erkennt, dass dieses Maß nicht entscheidend ist für das, was "ist".
Das ist doch gerade die christliche Grundaussage, dass der Mensch seinen Anthropozentrismus erkennend in das aufheben lässt, was "ist" - also dem Sein den Vorrang vor seinem anthropozentrischen Urteil darüber gibt. - Ist dieser Gedanke wirklich so weit weg von Deinem System, dass er nicht verständlich sein kann?
Thaddäus hat geschrieben:Deshalb haben die Christen ja auch nicht recht. Und ehrlich gesagt ist das nur frommes Gerede, welches fundamentale logische Zusammenhänge nicht beachtet.
Puuh - wenn DAS Deine Weltanschauung ist, hast Du noch einen langen Weg vor Dir.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du damit sagen willst, du rechnest jederzeit damit, das Gläser, die aus Händen rutschen auch nach oben fallen können und eine verstorbene Verwandte morgen wieder vor der Tür stehen könnte, dann verarschst du dich selbst, vor allem aber mich und die anderen User.
Wenn ich das täte, hättest Du ausnahmsweise mal recht. - Aber Du hast überhaupt nicht verstanden, was ich geschrieben hatte:
Closs hat geschrieben:Jeder Christ denkt genauso, weil er glaubt (siehe Descartes), dass die Natur keine Illusion ist und mit der Schöpfung auch Naurgesetze mitgegeben wurden.
Das ist der Normalfall, an den man sich getrost halten kann.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn Gott meine Tote Oma morgen an meine Tür klopfen lässt, dann bin ich äußerst erstaunt, weil es allen meinen Erfahrungen und der gesamten Menschheitserfahrung mit Verstorbenen widerspricht.
Keine Angst - es wird mit Wahrscheinlichkeit nahe 1 nicht passieren. - Sogar Jesus erschien den Jüngern, indem er durch die geschlossene Tür hereinkam, aber gleichzeitig seine Wunden berührt werden konnten - also nicht so, wie irdisch üblich.
Trotzdem: WENN Materie aus Geist ist (das sagen mindestens die drei abrahamitischen Religionen), ist es möglich. - Wenn man dagegen setzt, dass Geist genuin aus Materie ist, kann man es ausschließen.
Thaddäus hat geschrieben:Rationalität und Vernünftigkeit sind keine Denksysteme. Sie sind die Grundlage für konsistente Denksysteme.
Bezüglich dieser Begriffe ist zwischen uns so viel offen, dass diese Fragen nicht diskutierbar sind.