* Melancholia's Heimat *

Literatur, Malerei, Bildhauerei
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erbreich
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#1 * Melancholia's Heimat *

Beitrag von erbreich » Di 16. Mär 2021, 18:56


Punch
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#2 * Melancholia's Heimat *

Beitrag von Punch » Di 16. Mär 2021, 19:42

Schon von dir wieder zu lesen, oder besser  - zu hören.

Am Beginn des Videos sieht man einen weinenden Harlekin (wenn ich das dann richtig erkannt habe), hat dieses Symbol eine tiefere Bedeutung für dein künstlerisches Schaffen?

erbreich
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#3 * Melancholia's Heimat *

Beitrag von erbreich » Mi 17. Mär 2021, 08:50

Punch hat geschrieben:
Di 16. Mär 2021, 19:42
Schon von dir wieder zu lesen, oder besser  - zu hören.

Am Beginn des Videos sieht man einen weinenden Harlekin (wenn ich das dann richtig erkannt habe), hat dieses Symbol eine tiefere Bedeutung für dein künstlerisches Schaffen?

Hallo Punch! Das habe ich mir so eigentlich noch gar nie überlegt... 

Die Fotos zu den Liedern "Abgrunds Wege" und "Ich weiss nicht was Liebe ist" stammen aus der "Tingel-Tangel-Tour" von Lucienne (meine Frau) & Uodal. Das war vor ca. 15 Jahren, wir haben in unseren Ferien eine kleine Tour durch die Schweiz gemacht und sind unterwegs jeweils spontan irgendwo aufgetreten. Lucienne hat in diesem Programm die Inhalte meiner Lieder pantomimisch dargestellt. 

Aber die Spannung zwischen purer Lebensfreude und abgründigem Lebensüberdruss, die kenne ich sehr gut, und gerade auf das *Melancholia's Heimat*-Projekt bezogen kann der "weinende Harlekin" durchaus symbolhaft stehen. Damit steht er vor allem auch für mich als Person, denn als *Melancholia's Heimat*, sehe ich unter anderem mich selber als der Mensch, der ich bin. Dazu eine kurze Erklärung:

"Ahd Uodal Richi" ist die altgermanische Urform meines Namens "Ulrich" und bedeutet "an Erbe (oder Heimat) reich". Deshalb heisse ich hier "Erbreich". Inzwischen hat für mich selber die Bedeutung von "Heimat" mehr Gewicht erlangt. Mit zunehmendem Alter (und vielleicht auch ein bisschen mit zunehmender Reife) wurde das "Erbe" (das noch in der Zukunft lag und durch mich noch nicht angetreten war) zur "Heimat" (das "Erbe" ist angetreten, es wurde zur "Heimat" im Hier und Jetzt). 

"Uodal" bedeutet also nun für mich "Heimat" und steht sowohl für meine Person wie auch für das Sein überhaupt. Der "weinende Harlekin" nun ist die "Melancholia", die in mir und im Sein wohnt. Melancholia wird geboren und lebt in der Spannung zwischen der utopischen Vorstellung einer eventuell möglichen "paradiesischen" Existenz und der brutalen (leid- und todunterworfenen) Wirklichkeit des irdischen Seins. 

Um auf deine Frage zurückzukommen: Die "Melancholia" oder eben der "weinende Harlekin" hat wohl durchaus eine sogar sehr tiefe Bedeutung für mein künstlerisches Schaffen, denn diese Spannung (zwischen Utopie oder Phantasie und Wirklichkeit) ist sozusagen der Urgrund in dem meine Texte gezeugt und aus dem sie geboren werden. Gerade in den 16 ausgewählten "liederlichen Gedichten" und in den diese erläuternden Erklärungen im Büchlein wird das sehr offensichtlich. 

Mit einem lieben Gruss
erbreich

Punch
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#4 * Melancholia's Heimat *

Beitrag von Punch » Mi 17. Mär 2021, 09:06

erbreich hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 08:50


Um auf deine Frage zurückzukommen: Die "Melancholia" oder eben der "weinende Harlekin" hat wohl durchaus eine sogar sehr tiefe Bedeutung für mein künstlerisches Schaffen, denn diese Spannung (zwischen Utopie oder Phantasie und Wirklichkeit) ist sozusagen der Urgrund in dem meine Texte gezeugt und aus dem sie geboren werden. Gerade in den 16 ausgewählten "liederlichen Gedichten" und in den diese erläuternden Erklärungen im Büchlein wird das sehr offensichtlich. 

Mit einem lieben Gruss
erbreich

Danke für deine Erläuterungen!

Der weinende Harlekin, könnte das nicht ein Symbol für den suchenden Menschen überhaupt sein? Für den Menschen in den Irrgärten und Labyrinthen seiner tausendfältigen Lebenswege meine ich jetzt. Aber um ein wirklicher Harlekin zu sein muss man wohl das Leid dieser Welt selbst durchlitten haben, und sich seiner eigenen Tränen wohl auch niemals schämen.

Wenn des Menschen Herz sprechen könnte, würden wir das aushalten?
 

erbreich
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#5 * Melancholia's Heimat *

Beitrag von erbreich » Mi 17. Mär 2021, 09:52

Punch hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 09:06
Der weinende Harlekin, könnte das nicht ein Symbol für den suchenden Menschen überhaupt sein? Für den Menschen in den Irrgärten und Labyrinthen seiner tausendfältigen Lebenswege meine ich jetzt.
Ja, so würde ich das auch sehen. 
Punch hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 09:06
Aber um ein wirklicher Harlekin zu sein muss man wohl das Leid dieser Welt selbst durchlitten haben, und sich seiner eigenen Tränen wohl auch niemals schämen.
Auch dazu: Ja. Ein Vers von Hans-Joachim Eckstein geht mir durch den Sinn:

So stark muss ich erst einmal werden,
dass ich schwach sein kann,
ohne es als Schwäche zu empfinden.

Punch hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 09:06
Wenn des Menschen Herz sprechen könnte, würden wir das aushalten?
Ich würde meinen: Melancholia ist das "sprechende Herz". Ob wir sie auszuhalten vermögen, die "Melancholie", ist (das tönt jetzt vielleicht komisch) eine Frage des Trainings. Oder vielleicht besser: Eine Frage des Kennen- und Erkennenlernens ihres Wesens und dessen Wertschätzung. Dazu Wilhelm Schmid in "Unglücklichsein - Eine Ermutigung" (Buchumschlag hinten):

Die Stärke der Melancholiker ist ihre Sensibilität, ihr Gespür für Sinn und dessen Fehlen; darin besteht ihr Geschenk an die Gesellschaft. Die Schattenseiten des Glücks sind schon aus diesem Grund nicht sinnlos: Erheblich früher als die Glücklichen bemerken die Unglücklichen eine Gefahr, eine Fehlentwicklung, ein Unrecht und eine Ungerechtigkeit. Eher als bei den Optimisten findet sich Mitgefühl bei den Melancholikern: Eine Ermutigung zum Unglücklichsein.

Der Psychiater Josef Zehentbauer hat ebenfalls ein sehr hilfreiches Buch für Melancholiker geschrieben, es trägt den Titel: "Melancholie - Die traurige Leichtigkeit des Seins". 

Doch, ich denke es ist möglich, als Mensch dahin zu reifen, das Sprechen des Herzens aushalten und schliesslich sogar umarmen und es als ein hoher Wert des Seins akzeptieren und lieben zu können. Der eben ausgesprochene Satz darf nun wiederum als "Utopie" gelten, die fortwährend mit der erlebbaren Wirklichkeit des eigenen Unvermögens, der eigenen Schwachheit kollidiert - und so Wesen und Sein der Melancholia bestätigt. 

Lena
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#6 * Melancholia's Heimat *

Beitrag von Lena » Mi 17. Mär 2021, 11:34

erbreich hat geschrieben:
Mi 17. Mär 2021, 09:52
Die Stärke der Melancholiker ist ihre Sensibilität, ihr Gespür für Sinn und dessen Fehlen; darin besteht ihr Geschenk an die Gesellschaft. 

Solche Aussagen sind unverdiente Geschenke eines denkenden Menschen mit :Herz:

 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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