Wabi und Sabi

Literatur, Malerei, Bildhauerei
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Demian
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#1 Wabi und Sabi

Beitrag von Demian » Mo 24. Jun 2013, 23:58

„Das Kennzeichen eines japanischen (oder auch chinesischen) Meisterwerkes frei von modernem Einfluss ist seine natürliche und ungestellte, beinahe nebensächliche und unbeabsichtigte Erscheinung. Der Künstler arbeitet mit der Natur und harmonisiert diese in ihren unendlichen Erscheinungsformen. Wabi und Sabi sind zwei massgebende Prinzipien, sie bilden ein ästhetisches Konzept, dabei ist es jedoch keine Kunstrichtung, sondern vielmehr die Art Dinge wahrzunehmen. Wabi und Sabi sind sehr eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden. Zen sucht und stärkt die Beziehung des Individuums zu seiner Innenwelt und widmet sich ihr, wobei er sich jeglicher Form von Dogmatismus, ob nun intellektuell oder spirituell, verweigert. Wabi bezieht sich dabei auf ein Gefühl von Raum, Richtung oder Weg, während Sabi die Idee von einem dem Verlauf der Zeit ausgesetzten und somit vergänglichen Objekt ist. Obwohl es sich dabei um getrennte Begriffe handelt, bilden sie als miteinander kombiniertes Wabi-Sabi ein einziges ästhetisches Prinzip.“

„Es ist der einfache Grundsatz, dass sich Kunst besser definiert durch das, was weggelassen wird als durch das, was hineingetan wird. Schlichtheit ist Einfachheit, die Anwendung des Notwendigen und geeigneten - nicht mehr als diese ist nötig. Alles, was nicht nötig oder nicht am Platz seiner Bestimmung ist, ist Ablenkung und ein Hindernis. Alles Nebensächliche wird fortgelassen und was bleibt ist das Grundlegende und auf das Wesentliche reduziert. Die Einfachheit erhält das natürliche Motiv indem sie nichts ändert oder verschönert. Die ausbleibende Verfälschung oder Zurschaustellung bewirkt die Authentizität des Werkes. Die Arbeit steht für sich selbst und stellt kein Symbol für etwas anderes dar.“

„Dieses Konzept bezieht sich darauf nicht alles sofort zu enthüllen. Das Werk hat verschiedene Bedeutungsebenen und erfordert die Zuwendung des Betrachters. Es zeigt seinen Sinn subtil im kaum wahrnehmbaren Detail, die Schönheit erschliesst sich aber nur durch Kontemplation als eine ganzheitliche emotionale Erfahrung und stammt nicht aus einem bestimmten Detail der Arbeit. Der Erfassung mit analytischen Methoden widersetzt sich das Werk. Diese Tiefgründigkeit kann nicht gefälscht werden und erfordert die Hand eines Künstlers, der tief in den Zen eingetaucht ist - damit kann er aber gleichsam ein Tor zu einer anderen Welt aufstossen.“

„Obwohl der Künstler hochgradig diszipliniert ist hat er einen freien Geist, der sehr wunderlich sein kann. Viele Meister der Zen-Schule waren äusserst exzentrisch und unkonventionell. Die Unterwerfung unter eine festgelegte Denkweise oder einen Ismus, sei er religiös oder politisch, gilt als Knebelung des Geistes und Verstandes. Der Künstler streift somit alle Vorschriften und Regeln ab, so dass sich seine Seele unmittelbar, frei und ohne mentale Fesseln der Sache zuwenden kann. Diese Freiheit dehnt sich auf alle Bereiche des täglichen Lebens aus, der Künstler wird sich nach dem Zerbrechen seines einzigen Pinsels nicht sorgen, dass er nun nicht mehr malen kann — er wird sich von der Konvention befreien und mit den Fingern oder einem Strohbüschel malen.“

Quelle

barbara
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#2 Re: Wabi und Sabi

Beitrag von barbara » Di 25. Jun 2013, 20:10

oh ich mag wabi-sabi. :angel:

Eien besondere Affinität habe ich zu "sabi", auf gut deutsch: Schäbigkeit. Gerade bei Kleidung habe ihc viele Lieblingsstücke seit langer Zeit - und früher oder später (meist früher :lol: ) kriegt noch jedes mindestens einen Fleck ab, der nicht mehr rausgeht, oder einen kleinen Riss, oder sonst einen Makel. Das macht aber nichts, ich mag die Sachen dann umso mehr. Oder manchmal, wenn ich super motiviert bin, nähe ich eine Applikation drüber, zum Vertuschen.

grüsse, barbara

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