Seite 2 von 5

#11 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 12:45
von Demian
«If you celebrate it, it's art, if you don't, it isn't.», sagte mal John Cage über Kunst ... das trifft vorallem auf Jackson Pollock zu, bei dem der Arbeitsprozess - das archaische Erleben der Farbe - im Vordergrund steht. So hat er das Action Painting begründet. Einen objektiven Nutzwert hat Kunst nicht, man kann sogar sagen, dass sie nutzlos ist, aber dennoch völlig notwendig: da ein menschliches Bedürfnis. Ob „die Welt“ soetwas braucht, dürfte Pollock herzlich egal gewesen sein. Denn für ihn war Kunst als Lebensform/Lebenskunst der Maßstab. Schon die Tatsache, dass es andere Herangehensweisen an die Wirklichkeit gibt, ist Provokation genug.

Das Nützlichkeitsdenken entstammt sehr stark der christlichen Leistungsethik und preußischen Arbeitsmoral. Pollocks Arbeitstechniken kann man als einen radikalen Versuch verstehen, sich diesen Einengungen zu entziehen. Was seinen Erfolg angeht, hat es sicherlich einen gewissen Witz, dass ausgerechnet ein Vertreter des abstrakten Expressionismus das teuerste Bild verkauft.

#12 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 13:01
von Demian
Tara hat geschrieben: wüsste nicht wozu und warum Bild

Die ganze Welt ist eine zweckfreie und offene Veranstaltung ... ;)

ja und ein viel zu teueres noch dazu :thumbdown:

Der Kunstmarkt ist nicht identisch mit Kunst. Meistens gibt es sogar starke Kämpfe zwischen dem Kunstmarkt, der Kunst nur als Ware betrachen kann ( naturgemäß! ) und dem Künstler, der Kunst nur als Kunst betrachten kann. Kunst selbst ist völlig unbezahlbar. Wenn man sich empören möchte, dann doch bitte über die ( teilweise völlig irrsinnige ) Logik der Warengesellschaft. Bei vielen Kulturschaffenden verhält es sich umgekehrt: sie können kaum von ihrer Arbeit leben.

#13 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 14:08
von Tara
Demian hat geschrieben
Die ganze Welt ist eine zweckfreie Veranstaltung ... ;)
:thumbup:
Der Kunstmarkt ist nicht identisch mit Kunst. Meistens gibt es sogar starke Kämpfe zwischen dem Kunstmarkt, der Kunst nur als Ware betrachen kann ( naturgemäß! ) und dem Künstler, der Kunst nur als Kunst betrachten kann. Kunst selbst ist völlig unbezahlbar. Wenn man sich empören möchte, dann doch bitte über die ( teilweise völlig irrsinnige ) Logik der Warengesellschaft. Bei vielen Kulturschaffenden verhält es sich umgekehrt: sie können kaum von ihrer Arbeit leben.
:clap: bin einverstanden Demian

#14 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 15:23
von Magdalena61
piscator hat geschrieben:Das habe quadratmeterweise im Büro, nennt sich Nadelfilz. :mrgreen:
- :lol: -
Demian hat geschrieben:Das Nützlichkeitsdenken entstammt sehr stark der christlichen Leistungsethik und preußischen Arbeitsmoral.
Über die "Leistung" kann man verschiedener Ansicht sein, aber der erzielte Preis nützt dem Künstler nichts mehr.

In der Musikwelt ist es keine Seltenheit: Nicht wenige der bekannten Komponisten kämpften um's Überleben... vegetierten gerade mal so vor sich hin mit Auftragsarbeiten oder einer Anstellung z.B. als Hofkapellmeister... waren abhängig von der Gunst irgendwelcher Landesfürsten oder Adligen... sie lebten in Armut und starben (zu) früh.
Und die Nachwelt verdient sich mit den Werken eine goldene Nase.
LG

#15 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 17:35
von sven23
Kunst ist längst zum Spekulationsobjekt geworden. Ein paar Quadratmeter Leinwand mit mehr oder weniger kunstvoll verteilter Farbe kann gar nicht einen Millionenwert besitzen. Hier kommen andere Mechanismen ins Spiel. Übrigens hat die russische Mafia den Kunstmarkt als Geldwaschanlage entdeckt und die Preise irrwitzig in die Höhe getrieben. Je teuerer, desto besser, weil mehr Geld gewaschen werden konnte.

#16 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 17:49
von sven23
sven23 hat geschrieben:Kunst ist längst zum Spekulationsobjekt geworden. Ein paar Quadratmeter Leinwand mit mehr oder weniger kunstvoll verteilter Farbe kann gar nicht einen Millionenwert besitzen. Hier kommen andere Mechanismen ins Spiel. Übrigens hat die russische Mafia den Kunstmarkt als Geldwaschanlage entdeckt und die Preise irrwitzig in die Höhe getrieben. Je teuerer, desto besser, weil mehr Geld gewaschen werden konnte.

Noch eine kleine Geschichte zu Pollock. Eine Amerikanerin erwarb auf dem Flohmarkt einen echten Pollock. Kunstkritiker und Pollock-Experten verweigerten aber die Anerkennung als echten Pollock. Eine forensische Untersuchung des Bildes brachte indes einen Original-Fingerabdruck von Pollock zutage. Trotzdem blieben die "Experten" bei ihrer Meinung, ihr Bauch spreche dagegen. Da diese Experten großen Einfluß besitzen, ist das Bild bis heute nicht als echter Pollock zu verkaufen.

#17 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: So 12. Mai 2013, 08:41
von sven23
Bilder, die die Welt nicht braucht, sind meiner Meinung nach die von Herrn Lüpertz.
Aber noch gräßlicher als seine Bilder sind seine Skulpturen. Sein Mozart-Skulptur mußte auf heftige Proteste der Salzburger wieder entfernt werden.

luepertz_presse1.jpg
luepertz_presse1.jpg (218.07 KiB) 3786 mal betrachtet


Wenn man heute sagt, daß Kunst von Können kommt, dann wird man leicht in die Ecke des Kunstbanausen gestellt.
Bei Lüpertz frage ich mich allerdings: kann oder will er es nicht besser.

#18 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: So 12. Mai 2013, 08:51
von kamille
sven23 hat geschrieben: kann oder will er es nicht besser.
Das kann man nicht unbedingt am Kunstgegenstand ermessen, denn ein Künstler präsentiert mit seiner Kunst immer eine innere Welt, eine Menschensicht, einen gesellschaftlichen Zustand, eine Momentaufnahme von geistiger, seelischer und materieller Verformung oder Vollkommenheit, je nach dem, worauf er mehr oder weniger bewußt seinen inneren Blick richtet.

Diese Skulptur kann durchaus eine gesellschaftliche Aussage haben, aber niemand will und mag das wissen, geschweige denn ansehen, und somit bringt der Künstler eine innere Haltung gegenüber der Wahrheit zum Ausdruck, und die ist nun mal nicht schön.

#19 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: So 12. Mai 2013, 09:04
von sven23
kamille hat geschrieben:, eine Momentaufnahme von geistiger, seelischer und materieller Verformung oder Vollkommenheit, je nach dem, worauf er mehr oder weniger bewußt seinen inneren Blick richtet.


Hi Kamilla

Der Künstler scheint schon seit geraumer Zeit an seelischer Verformung zu leiden, außerdem beleidigt er mein ästetisches Empfinden.

Hier noch ein Beispiel seiner Verformung:
LUE0383-Luepertz-Markus-Salieri-Skulptur-2009.jpg
LUE0383-Luepertz-Markus-Salieri-Skulptur-2009.jpg (104.31 KiB) 3785 mal betrachtet

Zu seinem Glück ist er nicht auf den Verkauf seiner "Kunst" angewiesen, da er eine Professur besitzt.
Pisa macht auch vor der Kunst nicht halt. ;)

Machen wir uns nichts vor. Wie in anderen Bereichen auch gibt es auch in der Kunst Blender und Hochstapler.

#20 Re: Bilder die die Welt nicht braucht

Verfasst: So 12. Mai 2013, 09:44
von kamille
Hallo Sven, :lol: tja, auszustellende Kunst würde ich das auch nicht nennen, aber dennoch stimmt es, dass ein Künstler nicht, wie du meinst seine eigene innere Welt darstellt, sondern immer das Kollektiv abbildet.

Wenn diese verstümmelte, deformierte und bekleckste Frau so abstößt, so kann sie aus rein geistiger Sicht durchaus so aussehen. Stell dir nur mal den Körper als Maske der Seele weg, sodass nur noch die förmliche Seele das wiederspiegelt, was sie denkt, fühlt und tun würde, so sie könnte ?
Ich glaube, da würden noch ganz andere abstoßende Erscheinungsbilder zustande kommen.

Es ist der menschliche Körper, der das wahre Innere verbirgt, denn es kann in jedem ganz normal und bieder aussehenden Nachbarn ein Sadist und Kinder und Menschenschinder wohnen, aber man sieht´s nicht.
Ein Künstler aber nimmt es aus dem kolletiven Bewußtsein wahr, er fühlt es innerlich, was an der Gesellschaft faul ist und stellt es eben dar.