Lyrik für Alle

Literatur, Malerei, Bildhauerei
Salome23
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#11 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von Salome23 » Di 28. Jan 2014, 21:18

Fand keine Folge 7 :? -und blieb bei E. Kästner hängen

Folge 150

Fantasie von Übermorgen


Und als der nächste Krieg begann,
da sagten die Frauen: Nein!
und schlossen Bruder, Sohn und Mann
fest in der Wohnung ein.

Dann zogen sie, in jedem Land,
wohl vor des Hauptmanns Haus
und hielten Stöcke in der Hand
und holten die Kerls heraus.

Sie legten jeden übers Knie,
der diesen Krieg befahl:
die Herren der Bank und Industrie,
den Minister und General.

Da brach so mancher Stock entzwei.
Und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab's Geschrei,
und nirgends gab es Krieg.

Die Frauen gingen dann wieder nach Haus,
zum Bruder und Sohn und Mann,
und sagten ihnen, der Krieg sei aus!
Die Männer starrten zum Fenster hinaus
und sahen die Frauen nicht an....


Erich Kästner

closs
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#12 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von closs » Di 28. Jan 2014, 22:08

Trauriger Fall

Ein Mensch, der manches liebe Jahr
mit seinem Weib zufrieden war,
dann aber plötzlich Blut geleckt hat,
denkt sich: "Varietas delectat -"
und schürt sein letztes, schwaches Feuer
zu einem wilden Abenteuer.
Jedoch bemerkt er mit Erbosen,
dass seine alten Unterhosen
ausschließlich ehelichen Augen
zur Ansicht, vielmehr Nachsicht, taugen
und dass gewiss auch seine Hemden
ein fremdes Weib noch mehr befremden,
dass, kurz, in Hose, Hemd und Socken
er Welt und Halbwelt nicht kann locken.
Der Mensch, der innerlich noch fesche,
nimmt drum, mit Rücksicht auf die Wäsche,
endgültig Abschied von der Jugend
und macht aus Not sich eine Tugend.

(Eugen Roth)

Lena
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#13 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von Lena » Mi 29. Jan 2014, 16:50

Folge 7

Johann Wolfgang Goethe schrieb 100 Jahre später:

Christian Günther besass eigentlich alles, was dazu gehört im Leben, ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen. Aber er wusste sich nicht zu zähmen. Und so zerrann ihm dieses Leben ebenso wie sein Dichten.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
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#14 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von Lena » Do 30. Jan 2014, 11:04

Folge 8

Das Kutschpferd

Ein edler Hengst sah einen Gaul den Pflug im Acker ziehn
Und wiehernd voller Stolz blickt er herab auf ihn.
Nun, sprach er und fing an, die Schenkel schön zu heben,
Nun, Freund, kannst du dir solches Aussehn geben
Und wirst, wie ich, bewundert in der Welt?
Schweig, rief der Gaul, und lass mich ruhig pflügen.
Denn baute nicht mein Fleiß das Feld,
Wo würdest du den Hafer kriegen,
Der deiner Schenkel Aussehn dir erhält?
Die ihr uns Niedern so verachtet,
Vornehme Müßiggänger, wisst,
Dass selbst der Stolz, mit dem ihr uns betrachtet,
Ja, euer Vorzug selbst, aus dem ihr uns verachtet,
Auf unsern Fleiß gegründet ist!
Gesetzt, du hättest wirklich bessre Sitten,
So wär der Vorzug doch nicht dein.
Denn stammtest du aus unsren Hütten,
So hättest du auch unsre Sitten,
Und was du bist, und mehr, das würden wir auch sein,
Wenn wir wie du erzogen wären.
Dich kann die Welt sehr leicht, uns aber nicht entbehren.

Christian Fürchtegott Gellert
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
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#15 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von Lena » Mo 3. Feb 2014, 19:18

Folge 9

Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Klopstock schrieb, dass Gleim einen brennenden Durst hatte, Freunden ein Freund zu sein.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
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#16 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von Lena » Mi 5. Feb 2014, 11:19

Folge 10

Sie war in der Lage aus dem Stegreif Gedichte zu erfinden.
Lutz Görner


An Denselben

Milon, gestern war ich selig,
Wie ein Sonnenbürger ist:
Ach mein Auge hat unzählig
Diese Stirne sanft geküßt,
Die der Mahler kaum so göttlich
Mahlen wird, als du sie hast.
Mache mir doch künftig spöttlich
Nicht die Tage mehr zur Last -
O was hab ich ausgestanden,
Als Zemire ward gespielt,
Und mich deine Blicke fanden,
Und ich nicht den Trost erhielt,
Daß du in der Nähe bliebest.
Sage mir, warum du so
Meiner Seele Kummer liebest?
Sprich, warum dein Fuß entfloh,
Daß ich deiner vollen Schläfe
Feine Locken nicht mehr sah?
Denke nur, wie mir geschah,
Fast als ob ein Blitz mich träfe,
Weinen wollt ich eine Fluth,
Durfte nicht und musts ersticken.
Schmerz durchflammete mein Blut,
Wehmuth saß in meinen Blicken,
Bis Zemirens Rose kam,
Und ich meine Rosen dachte,
Und der gar zu schwere Gram
Sich durch Thränen leichter machte.

Anna Louisa Karsch
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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Lena
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#17 Re: Lyrik für Alle

Beitrag von Lena » Sa 22. Dez 2018, 16:03

Folge 12


Gefangener
...
Es gähnt mich an die Einsamkeit,
Ich wälze mich auf Nesseln;
Und selbst mein Beten wird entweiht
Vom Klirren meiner Fesseln.
...

Christian Friedrich Daniel Schubart
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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