Jeden Tag ein Gedicht
#51 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Stiller Freund der vielen Fernen, fühle,
wie dein Atem noch den Raum vermehrt[...]
Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.
wie dein Atem noch den Raum vermehrt[...]
Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.
#52 Re: Jeden Tag ein Gedicht
J.W.v. Goethe: Das Beste
Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt,
Was willst du Bessres haben!
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
Der lasse sich begraben.
...
So einfach ist das wahrhaft Schöne.
...
Kein Wesen
Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen!
Das Ew'ge regt sich fort in allen,
Am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig: denn Gesetze
Bewahren die lebend'gen Schätze,
Aus welchen sich das All geschmückt.
Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt,
Was willst du Bessres haben!
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
Der lasse sich begraben.
...
So einfach ist das wahrhaft Schöne.
...
Kein Wesen
Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen!
Das Ew'ge regt sich fort in allen,
Am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig: denn Gesetze
Bewahren die lebend'gen Schätze,
Aus welchen sich das All geschmückt.
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#53 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Für den Frieden unter den Menschen:
"Gemeinsam"
Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam
besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden
Vergesset nicht
es ist unsre
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte
die uns aufblühen läßt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen
Rose Ausländer (1901-1988)
"Gemeinsam"
Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam
besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden
Vergesset nicht
es ist unsre
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte
die uns aufblühen läßt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen
Rose Ausländer (1901-1988)
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#54 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Ich gehe langsam aus der Welt heraus
in eine Landschaft jenseits aller Ferne
und was ich war und bin und immer bleiben werde
geht mit mir ohne Ungeduld und Eile
in ein bisher noch nicht betret´nes Land.
(Hans Sahl)
in eine Landschaft jenseits aller Ferne
und was ich war und bin und immer bleiben werde
geht mit mir ohne Ungeduld und Eile
in ein bisher noch nicht betret´nes Land.
(Hans Sahl)
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#55 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Puh, Demian, hat das nicht noch ein bischen Zeit, mit dem Gehen?
Da halte ich dagegen mit keinem Gedicht sondern einem einfachen Ausspruch:
Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält. J.W.v. Goethe
Da halte ich dagegen mit keinem Gedicht sondern einem einfachen Ausspruch:
Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält. J.W.v. Goethe
#56 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Buddha: „Lehrrede von der Liebenden Güte“
Wie eine Mutter mit Ihrem Leben,
ihr einzig Kind bewacht und schützt.
So mögen wir für alle Wesen,
die grenzenlose Liebe haben.
Erweckt in uns durch reine Wahrheit,
die ganze Welt liebend umfasst,
ganz frei von Hass und jeder Feindschaft.
Im Gehen, Stehen oder Liegen,
wenn man noch nicht müde ist,
können wir auf Liebe achten,
was heiliges Verweilen heißt
Wie eine Mutter mit Ihrem Leben,
ihr einzig Kind bewacht und schützt.
So mögen wir für alle Wesen,
die grenzenlose Liebe haben.
Erweckt in uns durch reine Wahrheit,
die ganze Welt liebend umfasst,
ganz frei von Hass und jeder Feindschaft.
Im Gehen, Stehen oder Liegen,
wenn man noch nicht müde ist,
können wir auf Liebe achten,
was heiliges Verweilen heißt
#57 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Friedrich Hölderlin
Hyperions Schicksalslied
Ihr wandelt droben im Licht
Auf weichem Boden, selige Genien!
Glänzende Götterlüfte
Rühren euch leicht,
Wie die Finger der Künstlerin
Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende
Säugling, atmen die Himmlischen;
Keusch bewahrt
In bescheidener Knospe,
Blühet ewig
Ihnen der Geist,
Und die seligen Augen
Blicken in stiller
Ewiger Klarheit.
Doch uns ist gegeben,
Auf keiner Stätte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab.
Hyperions Schicksalslied
Ihr wandelt droben im Licht
Auf weichem Boden, selige Genien!
Glänzende Götterlüfte
Rühren euch leicht,
Wie die Finger der Künstlerin
Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende
Säugling, atmen die Himmlischen;
Keusch bewahrt
In bescheidener Knospe,
Blühet ewig
Ihnen der Geist,
Und die seligen Augen
Blicken in stiller
Ewiger Klarheit.
Doch uns ist gegeben,
Auf keiner Stätte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab.
#58 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Im Zen vergleicht man jemanden,
der erleuchtet worden ist, mit einem Stummen,
der etwas Wunderbares geträumt hat.
Wenn man etwas Schönes geträumt hat,
möchte man gern jedem davon erzählen,
und gerade das kann der Stumme nicht tun.
(Alan Watts)

„National Geographic Fotografie: A husky reclines on the shore.“
der erleuchtet worden ist, mit einem Stummen,
der etwas Wunderbares geträumt hat.
Wenn man etwas Schönes geträumt hat,
möchte man gern jedem davon erzählen,
und gerade das kann der Stumme nicht tun.
(Alan Watts)

„National Geographic Fotografie: A husky reclines on the shore.“
#59 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Fritz Stavenhagen
zum Gedächtnis
Es sprach die Not: Ich quäle dich.
Es sprach der Mut: Ich stähle dich.
Es sprach der Sieg: Ruhm winkt und Licht.
Es sprach der Tod: Ich will es nicht.
O Tod, das hast du schlecht gemacht.
So schöne Kraft für nichts gemacht,
Viel Kräuter stehen hundertweis,
Was rauftest du dies Edelreis?
Spricht der Tod:
Fühl nicht wie ihr, bin hart und schneid
All Kraut und Gras ohn Lust, ohn Leid,
Und schon auch nicht der Blumen. Hüt
Dein Röslein du, so lang es blüht.
zum Gedächtnis
Es sprach die Not: Ich quäle dich.
Es sprach der Mut: Ich stähle dich.
Es sprach der Sieg: Ruhm winkt und Licht.
Es sprach der Tod: Ich will es nicht.
O Tod, das hast du schlecht gemacht.
So schöne Kraft für nichts gemacht,
Viel Kräuter stehen hundertweis,
Was rauftest du dies Edelreis?
Spricht der Tod:
Fühl nicht wie ihr, bin hart und schneid
All Kraut und Gras ohn Lust, ohn Leid,
Und schon auch nicht der Blumen. Hüt
Dein Röslein du, so lang es blüht.
#60 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Gustav Falke: Das Leben lebt
Ich höre einer Flöte süßen Klang
von irgendwo aus offnem Fenster her.
Sie singt von Frieden einen Sommersang,
von reifen Blumen und von Früchten schwer,
von frohen Herzen, seligem Genuß,
Umarmung, Freundschaft, Leidenschaft und Kuß.
Schweig, Flöte, schweig, dies ist nicht Friedenszeit.
Die Welt zerfleischt sich, Ströme Blutes fließen.
Die ganze Erde flammt, ein Grauses schreit
und schreit und schreit, es hilft kein Ohrenschließen.
So schreit Entsetzen rings. Du aber singst,
als ob du unter heitern Sternen gingst.
Von irgendwo klingt diese Flöte her,
singt unbekümmert ihren süßen Sang.
Das Herz, von ungeweinten Tränen schwer,
wehrt doch umsonst dem holden Schmeichelklang.
Der Flöte zürnen? Ach, ich kann es nicht.
Sie singt so süß, und Hören wird zur Pflicht.
So singe, Flöte, singe, unbewegt
von Not und Tod und allem Graus der Zeit.
Du singst das Leben, und wie Sonne legt
dein süßes Lied sich auf die Traurigkeit
der Seele, daß sie leis die Flügel hebt:
Getrost, was weinst du noch? Das Leben lebt.
Ich höre einer Flöte süßen Klang
von irgendwo aus offnem Fenster her.
Sie singt von Frieden einen Sommersang,
von reifen Blumen und von Früchten schwer,
von frohen Herzen, seligem Genuß,
Umarmung, Freundschaft, Leidenschaft und Kuß.
Schweig, Flöte, schweig, dies ist nicht Friedenszeit.
Die Welt zerfleischt sich, Ströme Blutes fließen.
Die ganze Erde flammt, ein Grauses schreit
und schreit und schreit, es hilft kein Ohrenschließen.
So schreit Entsetzen rings. Du aber singst,
als ob du unter heitern Sternen gingst.
Von irgendwo klingt diese Flöte her,
singt unbekümmert ihren süßen Sang.
Das Herz, von ungeweinten Tränen schwer,
wehrt doch umsonst dem holden Schmeichelklang.
Der Flöte zürnen? Ach, ich kann es nicht.
Sie singt so süß, und Hören wird zur Pflicht.
So singe, Flöte, singe, unbewegt
von Not und Tod und allem Graus der Zeit.
Du singst das Leben, und wie Sonne legt
dein süßes Lied sich auf die Traurigkeit
der Seele, daß sie leis die Flügel hebt:
Getrost, was weinst du noch? Das Leben lebt.