Der liberale Papst

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Magdalena61
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#1 Der liberale Papst

Beitrag von Magdalena61 » Do 22. Aug 2013, 12:05

Neulich gelesen...

Die Medien stellen das Pontifikat Papst Franziskus als Gegenentwurf zu dem Benedikts XVI. dar.
Liegen die Medien richtig? Der amerikanische Blogger Pat Archbold ist auf seinem Blog dieser Frage nachgegangen.


Irondale (kath.net/jg)
In der Darstellung vieler Medien ist Papst Franziskus das genaue Gegenteil seines Vorgängers, schreibt Pat Archbold auf seinem Blog. Insbesondere seine Aussagen zu Frauen, Homosexuellen und anderen „heißen Eisen“ auf dem Rückflug von Rio de Janeiro hätten gezeigt, wie wohltuend sich Franziskus von seinem doktrinären Vorgänger unterscheide.

Nun müssten sich auch die Katholiken, die eine Kontinuität zwischen Benedikt und Franziskus sehen würden, den Tatsachen stellen, fährt Archbold fort. Und diese würden zeigen, dass der Papst wirklich liberal ist. Zehn Aussagen würden dies beweisen, schreibt der Blogger und führt folgende Zitate an:

Der Papst schlägt eine weiche Linie gegenüber dem Islam ein:
1) „Es ist wahr, dass die muslimische Welt nicht ganz fehl geht, wenn sie den Westen der christlichen Tradition für seine moralische Dekadenz und die Manipulation des Lebens kritisiert.

Er richtet die Homosexuellen auf:
2) „Es ist nachdrücklich zu bedauern, dass homosexuelle Personen Objekt übler Nachrede und gewalttätiger Aktionen waren und weiterhin noch sind. Solche Verhaltensweisen verdienen, von den Hirten der Kirche verurteilt zu werden, wo immer sie geschehen.“

Er setzt sich für die Armen ein:
3) „Vielen jungen Menschen fehlt es heute an Hoffnung. Sie sind voller Zweifel angesichts der Fragen, die sich in einer verwirrenden Welt immer dringender stellen, und oft sind sie unsicher, welchen Weg sie einschlagen sollen, um Antworten zu finden. Sie sehen Armut und Ungerechtigkeit und drängen darauf, Lösungen zu finden.“
4) „Doch wenn wir gierig sind, wenn wir uns weigern, das, was wir haben, mit den Hungernden und den Armen zu teilen, dann machen wir unseren Besitz zu einem falschen Gott. Wie viele Stimmen in unserer materialistischen Gesellschaft sagen uns, daß das Glück darin zu finden ist, so viel Besitz und Luxusartikel zu erwerben, wie wir können! Das aber bedeutet, den Besitz zu einem falschen Gott zu machen. Anstatt Leben zu bringen, bringt er Tod.“

Er ist demütig und betont sein Amt nicht übermäßig
5) „Die Autorität des Papstes ist nicht unbegrenzt“
6) „Die Herrn Kardinäle haben mich gewählt, einen einfachen und bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn. Mich tröstet die Tatsache, dass der Herr auch mit ungenügenden Werkzeugen zu arbeiten und zu wirken weiß. Vor allem vertraue ich mich euren Gebeten an.

Er betont die Rolle der Frau in der Kirche:
7) „Es ist theologisch und anthropologisch wichtig für die Frau, im Zentrum des Christentums zu stehen. Durch Maria und die anderen heiligen Frauen steht das weibliche Element im Herzen der christlichen Religion.“

An die Neo-Pelagianer die glauben, sich ihren Weg in den Himmel durch Frömmigkeitsübungen verdienen zu können, anstatt durch Nächstenliebe:
8) „Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Wenn ich aber die Zuwendung zum Nächsten aus meinem Leben ganz weglasse und nur ,,fromm’’ sein möchte, nur meine ,,religiösen Pflichten’’ tun, dann verdorrt auch die Gottesbeziehung. Dann ist sie nur noch ,,korrekt’’, aber ohne Liebe. Nur meine Bereitschaft, auf den Nächsten zuzugehen, ihm Liebe zu erweisen, macht mich auch fühlsam Gott gegenüber. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt.“

9) Der Umweltschutz ist ihm ein Anliegen:
Wir müssen, wenn wir überleben wollen, die inneren Gesetze der Schöpfung, dieser Erde, respektieren, müssen diese Gesetze kennenlernen und diesen Gesetzen auch gehorchen. Dieser Gehorsam gegenüber der Stimme der Erde, der Stimme des Seins ist also für unser zukünftiges Glück wichtiger als die Stimmen des Augenblicks, die Wünsche des Augenblicks. Das ist ein erstes Kriterium, das es zu lernen gilt: daß das Sein selbst, unsere Erde, zu uns spricht und daß wir zuhören müssen, wenn wir überleben und die Botschaft der Erde entschlüsseln wollen.“

Er lehnt sogar den Kapitalismus ab:
10) „Alarmierend sind die Spannungen und Konfliktherde, deren Ursache in der zunehmenden Ungleichheit zwischen Reichen und Armen wie in der Dominanz einer egoistischen und individualistischen Mentalität liegen, die sich auch in einem ungeregelten Finanzkapitalismus ausdrückt.

Diese Zitate zeigten einen radikalen Kurswechsel von der Linie früherer Päpste. Es gebe nur ein Problem mit dieser Analyse, schreibt Archbold abschließend: Alle Zitate stammten ausnahmslos von Benedikt XVI.
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#2 Re: Der liberale Papst

Beitrag von closs » Do 22. Aug 2013, 12:58

Magdalena61 hat geschrieben:Es gebe nur ein Problem mit dieser Analyse, schreibt Archbold abschließend: Alle Zitate stammten ausnahmslos von Benedikt XVI.
Gut, dass ich bis zu Ende gelesen habe - denn ich wollte schon protestieren, weil die Aussagen alle zu Benedikt XVI passen..

Franziskus und Benedikt XVi stehen in Kontinuität. - Das, was da Franziskus im Flugzeug gesagt hat, war überhaupt nichts Neues - und er weiß es. - Was Franziskus anders macht, bezieht sich auf die Außenwirkung: Er erscheint weniger als der Gelehrte (der er trotzdem ist - er ist Jesuit!!). - Er stammt aus einem armen Land und setzt damit andere Prioritäten - das ist ok.

Keiner soll erwarten, dass es einen spirituellen Paradigmen-Wechsel mit Franziskus geben wird.

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Magdalena61
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#3 Re: Der liberale Papst

Beitrag von Magdalena61 » Do 22. Aug 2013, 23:30

closs hat geschrieben:Gut, dass ich bis zu Ende gelesen habe - denn ich wollte schon protestieren, weil die Aussagen alle zu Benedikt XVI passen.
:)
Keiner soll erwarten, dass es einen spirituellen Paradigmen-Wechsel mit Franziskus geben wird.
Hoffentlich.
Ein evangelikaler Papst... Benedikt XVI., ein Mann des Gebets... etwas Besseres konnte der Kirche nicht passieren.

Abel-Christen besitzen nicht unbedingt die Coolness, die erforderlich wäre, um den Machtkämpfen innerhalb der Kirche dauerhaft die Stirn zu bieten und sich durchzusetzen.

Was soll man davon halten? Von einem anonymen "Besucher", der die Medien über die "wahren Gründe" des Rücktritts Benedikt XVI. informiert?
Spekulationen zu den Rücktrittsgründen in der Vergangenheit
Als Benedikt im Februar seinen spektakulären Rücktritt verkündete, war viel über die Gründe dafür spekuliert worden. Sein Alter und seine fragile Gesundheit waren genannt worden, auch die Krise im Vatikan wegen der Vatileaks-Affäre. Ob die von Radio Vatikan am Mittwoch aufgegriffenen Äußerungen stimmen, ist nicht überprüfbar.

Bei dieser Eingebung habe es sich nicht um eine Erscheinung oder ein ähnliches Phänomen gehandelt. Vielmehr sei es um eine „mystische Erfahrung“ gegangen, denn Gott habe in ihm den absoluten Wunsch aufkommen lassen, mit ihm allein im Gebet zu sein, so wird Joseph Ratzinger von der anonymen Quelle zitiert. Sein Rücktritt sei deshalb auch keine Flucht vor der Welt gewesen, sondern vielmehr eine „Flucht in Gott“.
focus.de
86 Jahre sind schon ein hohes Alter. Er hat viel geleistet in seinem Leben... er hat es verdient, ein wenig langsamer treten zu dürfen.
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