Kerzen

[Ruth]

Wenn man sich im Internet umschaut, erkennt man, dass religiös geprägte Foren seit geraumer Zeit mehr oder weniger ein Schattendasein führen.

Das ist kein Merkmal von religiösen Foren, sondern liegt allgemein an den ständig erweiterten Angeboten. Jeder sucht sich natürlich das aus, was am Besten zu den eigenen Interessen passt.

Ich persönlich bin gerade wieder in einem christlichen Forum unterwegs, das ganz neu gestaltet wurde. Dort ist im Moment ziemlich viel los. Wenn auch hauptsächlich, um sich mit der neuen Benutzeroberfläche zurechtzufinden. 

Ich rede gerne über Glaubensthemen. Hier habe ich bisher immer genossen, dass ich über alles reden kann, was für oder gegen den Glauben spricht. Allerdings fühle ich mich oft ausgebremst, weil es scheinbar den meisten nicht möglich ist, anders glaubende zu respektieren. Man greift gerne zu Spott, Ironie, um den Glauben anderer abzuwerten, und tratscht über andere Menschen. Diskussion wird häufig NUR im negativen Sinn geführt, indem man die Meinung anderer abwertet. 

DAS ist anders in diesem christlichen Forum. Da kann ich über meinen Glauben reden, ohne dass dieser zerredet, zerstückelt und abgewertet wird. 
Natürlich schaue ich immer mal wieder hier rein. Kann aber nicht wirklich mehr Themen erkennen, die auf gegenseitigen Respekt und Interesse aneinander deuten.
Das ist MEIN Grund, warum ich im Moment eher unsichtbar hier unterwegs bin. 

Aber da ich schon im Laufe meines Internet-Lebens mehrere Foren im laufenden Auf und Ab beobachten konnte, wo manche eben nicht untergehen, sondern immer mal wieder einen neuen Aufschwung erleben, hoffe ich gerne, solange dieses Forum besteht, dass sich da auch mal wieder etwas positiv verändert - und das auch zugelassen wird von den "Alten Hasen" 

[sven23]

Wenn man sich im Internet umschaut, erkennt man, dass religiös geprägte Foren seit geraumer Zeit mehr oder weniger ein Schattendasein führen.

Diskussion wird häufig NUR im negativen Sinn geführt, indem man die Meinung anderer abwertet. 

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Oft wird ja Kritik an der Meinung als Abwertung der eigenen Person empfunden. Das ist aber - in den meisten Fällen - sicher nicht so gemeint. Man sollte schon differenzieren zwischen der Person und der geäußerten Meinung dieser Person.
Wenn jemand die Meinung vertritt, dass die Erde eine Scheibe ist, dann müssen ja auch Gegenargumente erlaubt sein, die den offensichtlichen Irrtum korrigieren, unabhängig davon, wer hinter dieser Meinung steckt.
Schwierig wird es allerdings, wenn z. B. rechtsextreme Ansichten oder Holocaustleugnung vorliegen. Ist da eine saubere Trennung von Meinung und Persönlichkeit überhaupt noch möglich?

[R.F.]

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Die klassischen Themen, wie Schöpfung und Evolution oder Homosexualität und Sex allgemein, scheinen selbst in evangelikalen Kreisen niemand mehr hinter dem Ofen vor zu locken.
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Hallo Piscator!

Wer sich ausführlich mit den Themen Schöpfung und Evolution befasst und zumindest zeitweilig das in Schule und Studium Erlernte mal hintenangestellt hat, wird sich eher mit den biblischen Vorhersagen befassen. Das sollte auch im Hinblick auf die aktuelle Weltlage sinnvoll erscheinen.

[Ruth]

Oft wird ja Kritik an der Meinung als Abwertung der eigenen Person empfunden. Das ist aber - in den meisten Fällen - sicher nicht so gemeint. Man sollte schon differenzieren zwischen der Person und der geäußerten Meinung dieser Person.

Ich würde dazu einfach mal sagen: der Ton macht die Musik.
Egal, ob man die Person oder deren Meinung anspricht - man kann das abwertend klingen lassen oder auch sachlich betrachten und stehen lassen - die eigene Meinung daneben stellen.

Abwertend empfinde ich etwas, das abgebügelt wird, indem man die eigene Sicht der Dinge darüber stellt. 
Ich hatte von Anfang an, seit ich in diesem Forum mitschreibe, den Eindruck, dass kaum jemand fähig dazu zu sein scheint, der Ansicht/Meinung/Glauben Andersdenkender einfach akzeptieren kann, und seine eigene Ansicht der Dinge "daneben" stellt. Meistens wird "von oben herab" geurteilt und kommentiert. So dass der Gesprächspartner sich zur Rechtfertigung gedrängt fühlen muss. Welche dann selbstverständlich auch wieder plattgemacht wird, indem man darüber spottet, den Angesprochenen oder seine Ansicht mit eindeutigen Bezeichnungen abwertet, und seine eigene Sicht der Dinge absolut darstellt.
 

[piscator]

Hallo Ruth,

danke für deine Ausführungen. Ich sehe das genauso wie du. Normale Diskussionen in öffentlichen Foren werden zunehmend schwieriger. Das liegt mitunter daran, dass Foren oft eine Breitenwirkung haben und missbraucht werden um Propaganda aller Art zu verbreiten.

Vor Jahren konnte man das im rechten Spektrum beobachten. Da wurden überzeugte Neonazis angehalten, sich an Foren zu beteiligen um peu à peu rechtes Gedankengut salonfähig zu machen. Ziel war es, diese Ideologie in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Man ging dabei subtil vor und hat Themen, die für viele Christen wichtig sind, wie Abtreibung, Schule oder die latente Angst vor dem Islam, genutzt um die Themen die gewünschte Richtung zu bringen.

Der Aufstieg der AfD und der Querdenkern hat das Ganze beschleunigt, so dass plötzlich der Hass, Intoleranz oder ganz einfach glatte Lügen selbstverständlich waren. Auf diese Weise wurde das bekannte forum.livenet.ch zerstört, ein Teil dieser Leute treibt heute in einem andrem Forum sein Unwesen.

Seltsamerweise haben die normalen Christen damit keine Probleme, soweit zum oft bemühten "Scheiden der Geister". 

Das Ganze ist nicht auf christliche Foren beschränkt, auch politische Foren sind davon betroffen, selbst fachliche geprägte Foren, insbesondere wissenschaftlich ausgerichtete Foren werden nicht verschont.


 

[sven23]

Ich würde dazu einfach mal sagen: der Ton macht die Musik.
Egal, ob man die Person oder deren Meinung anspricht - man kann das abwertend klingen lassen oder auch sachlich betrachten und stehen lassen - die eigene Meinung daneben stellen.

Im Prinzip gebe ich dir Recht, aber es gibt auch Meinungen, die kann man nicht so einfach daneben stehen lassen.
Z. B. ist die Erde nun mal nicht flach und die Nazi-Ideologie ist keine, die man unwiderprochen so stehen lassen, bzw. tolerieren sollte.

[piscator]

Die Nazi-Ideologie ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. 

[SamuelB]

Im Prinzip gebe ich dir Recht, aber es gibt auch Meinungen, die kann man nicht so einfach daneben stehen lassen.
Z. B. ist die Erde nun mal nicht flach und die Nazi-Ideologie ist keine, die man unwiderprochen so stehen lassen, bzw. tolerieren sollte.

Wo sind hier Beiträge mit Nazi-Ideologie? Sowas dürfen wir überhaupt nicht stehen lassen.

Ich denke, du verstehst Ruth falsch.

[piscator]

Gibt's hier zum Glück nicht, aber sowohl Sven aus auch ich meinen das nicht auf unser Forum bezogen,  sondern allgemein.

Es schadet nicht, darauf hinzuweisen, denn diese Nazi-Ideologie ist nicht immer klar erkennbar.

[sven23]

Im Prinzip gebe ich dir Recht, aber es gibt auch Meinungen, die kann man nicht so einfach daneben stehen lassen.
Z. B. ist die Erde nun mal nicht flach und die Nazi-Ideologie ist keine, die man unwiderprochen so stehen lassen, bzw. tolerieren sollte.

Wo sind hier Beiträge mit Nazi-Ideologie? Sowas dürfen wir überhaupt nicht stehen lassen.

Piscator hat es ja schon angedeutet: es geht nicht nur um dieses Forum, sondern allgemein gesprochen. Aber aktuell findet man solche Beiträge hier nicht mehr. Ein Grund ist sicher, dass viele abgewandert sind oder gar nicht mehr hier schreiben.
Man darf sich das auch nicht so plump vorstellen, dass sich jemand hinstellen und sagen würde: ich bin bekennender Nazi und leugne den Holocaust. Das läuft viel subtiler ab und man muss auch mal zwischen den Zeilen lesen.
Wenn also jemand sagt, dass Nazideutschland nach 1933 noch eine Demokratie und ein Rechtsstaat war, dann riecht mir das sehr streng nach Verharmlosung und Relativierung.
Oder eine Userin beschimpft den "Juden Einstein" als Verräter, weil er in die USA emigriert ist. Dazu passen dann auch abwertende Bemerkungen über die Flüchtlinge von 2015.
Oder wenn ein User andeutet, dass die 6 Millionen getöteter Juden Propaganda sind und er nicht weiter darüber sprechen will, weil Holocaust-Leugnung strafbar ist, dann kann man ahnen, wes Geistes Kind er ist.
Den Vogel abgeschossen hat aber ein User, der bekennender Flacherdler war und Literaturempfehlungen des Nordmann-Verlages gab, der als Verlag der SS hauptsächlich antisemitische Bücher veröffentlichte.
Ich weiß nicht, ob ich da besonders empfindliche Antennen habe, aber bei mir schrillen da immer die Alarmglocken.