Afghanistan

Politik und Weltgeschehen
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Detlef
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#11 Afghanistan

Beitrag von Detlef » Do 19. Aug 2021, 10:04

R.F. hat geschrieben:
Mi 18. Aug 2021, 18:08
... Wir Deutschen und auch die anderen europäischen Staaten waren anscheinend nicht in der Lage, ein militärisches Kontingent zusammen mit dem afghanischen Militär aufrecht zu erhalten....
Anstatt aller drei Jahre eine neue Armee aufzubauen (die "alten" Armeeangehörigen haben in der übergroßen Mehrzahl einfach nicht die unattraktiven Verträge verlängert) wäre wohl eine allgemeine Wehrpflicht die bessere Lösung gewesen oder die Aufstellung von Frauen-
Bataillonen...
Jürgen Todenhöfer hat diesen Krieg schon vor mehr als zehn Jahren heftig kritisiert. Er sagte u.a., dass die USA haben von Anfang an keinen Respekt vor der afghanischen Kultur gezeigt hätten und die westlichen Besatzungstruppen seit Kriegsbeginn erheblich mehr Zivilisten getötet haben, als die Taliban.

https://taz.de/Todenhoefer-ueber-Afghan ... /!5148811/
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piscator
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#12 Afghanistan

Beitrag von piscator » Do 19. Aug 2021, 13:17

Das Zitat war nicht von R.F sondern von nur, aber egal. Danke, dass du Todenhöfer zitierst, Detlef. Der Mann hat aus meiner Sicht recht.

Die Amerikaner sind in dieser Weltgegend nicht sonderlich beliebt, sie werden als Invasoren wahr genommen und ihr Verständnis von demokratischen Strukturen wird vorwiegend als "american way of live" gesehen, mit dem allenfalls die Stadtbevölkerung etwas anfangen kann.

Wahrscheinlich werden auch wir Deutschen dort als sonderlich wahrgenommen, zum einen der militärische Auftritt, zum anderen Gepflogenheiten, die den Afghanen unverständlich erscheinen mögen.

So hat mir ein Soldat, der dort stationiert war, erzählt, dass sich um den Müll im deutschen Lagen nicht die afghanische Müllabfuhr kümmern durfte, was Arbeitsplätze bedeutet hätte, sondern dass der Müll gesammelt und Flugzeug zur ordnungsgemäßen Entsorgung nach Deutschland geflogen wurde. Es kursieren noch mehr solche Erzählungen, wenn nur ein Teil davon wahr ist, braucht man sich wirklich nicht zu wundern. 

Vor einigen Wochen erschien irgendwo eine Meldung, dass die restlichen Bier- und Alkoholbestände auch ausgeflogen wurden, anstatt das Zeug einfach zu verschenken oder irgendwo hinter einen Felsen zu gießen.  :shock:

 
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Detlef
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#13 Afghanistan

Beitrag von Detlef » Do 19. Aug 2021, 13:58

Sorry, es ließ sich nicht mehr editieren.
piscator hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 13:17
Danke, dass du Todenhöfer zitierst, Detlef. Der Mann hat aus meiner Sicht recht....
Ich hatte gestern einen Hörbeitrag im Radio (MDR Aktuell) gehört, da wurde so über einiges spekuliert, z.B. ob die Taliban-Führer das ernst meinen mit Amnestie für Unterstützer/Helfer von Amerika- und anderen Fremdtruppen oder mit der Ankündigung, Frauen sollten arbeiten- und in die Öffentlichkeit gehen dürfen, oder ob die Taliban nur "Kreide fressen" es seien ja trotzdem noch die "alten" Taliban... Liest man in dem elf !!! Jahre alten Artikel von Todenhöfer, muss man feststellen, der (und sicher noch einige anderen Experten) haben dies bereits damals gewusst und darauf hingewiesen.
Noch verhehrender fällt der Vergleich von Bidens Rechtfertigung für den Einmarsch und jetzigen Truppenabzug und Todenhöfers Einschätzung der damaligen Lage aus!
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#14 Afghanistan

Beitrag von piscator » Do 19. Aug 2021, 16:08

Es fällt mir schwer, den Taliban auch nur ein Wort zu glauben. Religiöse Fanatiker sind in der Regel erbarmungslos. Und selbst wenn sie ein paar Leute amnestieren oder Frauen erlauben würden, arbeiten zu gehen, leben die nach wie vor in Unfreiheit. Selbstbestimmung oder Gleichberechtigung wird es da wohl nie geben.

Für den Westen ist das Ganze eine Katastrophe, wer in der muslimisch geprägten Welt wird uns jetzt noch ernst nehmen? Für die Chinesen ist das Ganze ein gefundenes Fressen. die werden gnadenlos die Lücken besetzten, die der Westen hinterlassen hat.



 
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#15 Afghanistan

Beitrag von R.F. » Do 19. Aug 2021, 17:48

Lena hat geschrieben:
Mi 18. Aug 2021, 16:55
R.F. hat geschrieben:
Mi 18. Aug 2021, 14:29
Der Aufstieg Europas zur militärischen Großmacht.

Dann wird wohl nur zusammen mit der USA geschehen können.
 
Würde ich meine Meinung lediglich auf der Grundlage der aktuellen Lage und den Medien bilden, würde sie wahrscheinlich gleich der Deinen lauten. Doch gibt es Quellen, deren Beachtung zu anderen Schlüssen führt.

Die nur von wenigen europäischen Politikern befürwortete Verselbständigung Europas wird von den USA als Gefahr gesehen. Die Abhängigkeit der USA von ausländischem, insbesondere von deutschem Kapital ist bedenklich. Wird der Zufluss dieses Kapitals eingeschränkt, werden die USA eine Reihe von ausländischen Militärbasen aufgeben müssen. Sollten ausländische Investoren auf Rückerstattung ihres Geldes bestehen, wird dies weltweit zu massiven Spannungen führen.

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#16 Afghanistan

Beitrag von R.F. » Do 19. Aug 2021, 17:56

piscator hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 16:08
Es fällt mir schwer, den Taliban auch nur ein Wort zu glauben. Religiöse Fanatiker sind in der Regel erbarmungslos.
- - -
Waren Adolf Hitler und Mao Tse Tung religiöse Fanatiker?

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#17 Afghanistan

Beitrag von piscator » Do 19. Aug 2021, 20:18

R.F. hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 17:56
piscator hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 16:08
Es fällt mir schwer, den Taliban auch nur ein Wort zu glauben. Religiöse Fanatiker sind in der Regel erbarmungslos.
- - -
Waren Adolf Hitler und Mao Tse Tung religiöse Fanatiker?
Sie waren führende Figuren einer Ideologie, eines Kults, von Weltanschauungen, Lehren. Da kannst du auch Religionen unterbringen,  es ist alles eine Frage der Definition.
 
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#18 Afghanistan

Beitrag von R.F. » Fr 20. Aug 2021, 18:07

piscator hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 20:18
R.F. hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 17:56
piscator hat geschrieben:
Do 19. Aug 2021, 16:08
Es fällt mir schwer, den Taliban auch nur ein Wort zu glauben. Religiöse Fanatiker sind in der Regel erbarmungslos.
- - -
Waren Adolf Hitler und Mao Tse Tung religiöse Fanatiker?
Sie waren führende Figuren einer Ideologie, eines Kults, von Weltanschauungen, Lehren. Da kannst du auch Religionen unterbringen,  es ist alles eine Frage der Definition. 
Genau. Und zu den Weltanschauungen zählt insbesondere die derzeit dominierende Weltreligion: der Naturalismus. Obwohl kein Mensch je die Entstehung von Leben aus unbelebter Materie beobachten konnte, sind die Uni-Bibliotheken voller Werke, die auf diese Annahme bauen. Den Befürwortern dieser Religion ist deren Gefährlichkeit für die Menschheit offenbar nicht bewusst.

Die Irrlehre “Naturalismus” hat sämtliche Schichten beeinflusst, nicht nur gebildete Kreise. Mäßig Gebildeten gegenüber erwähnte ich mal, dass man meint, auf dem Planeten Mars Wasser entdeckt zu haben. “Dann gibt es dort auch Leben”, meinte einer der Anwesenden. Hätte man diesem in der Schule etwas über die ungeheure Komplexität des Lebens informiert, wären er gegenüber dem Naturalismus vielleicht kritischer eingestellt.

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#19 Afghanistan

Beitrag von Lena » Fr 20. Aug 2021, 19:17

Ulrich Tilgner zeichnet in der Sendung "Gredig direkt" ein etwas anderes Bild von den Taliban:

Gredig direkt - mit Ulrich Tilgner - Play SRF
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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#20 Afghanistan

Beitrag von sven23 » Sa 21. Aug 2021, 12:51

piscator hat geschrieben:
Mi 18. Aug 2021, 12:51
Die Sache mit dem militärischen Rückzug aus Afghanistan macht mich betroffen und wütend zugleich. Betroffen und traurig, weil die afghanischen Bevölkerung weiterhin der Zugang zur Welt verschlossen bleibt und insbesondere die Frauen dort zu leiden haben.
Man kann es nicht anders bezeichnen: es ist ein Desaster. Irgendwie haben mich die Bilder des überstürzten Abzugs an die Bilder aus Hanoi erinnert, die vor ein paar Tagen in einer Vietnamkrieg-Doku liefen. Es ist wieder einmal das unrühmliche Ende eines wenig durchdachten militärischen Abenteuers einer Weltmacht, aber auch des Westens incl. Deutschlands.

piscator hat geschrieben:
Mi 18. Aug 2021, 12:51
Wütend, weil der Westen meiner Meinung nach total versagt hat. Zum einen, weil es in über 20 Jahren nicht gelungen ist, Afghanistan zu stabilisieren, zum anderen ist der überraschende Rückzug eine totale Katastrophe.
Vielleicht reift bei den USA langsam mal die Einsicht, dass asymmetrische Kriege nicht zu gewinnen sind, abgesehen von den horrenden Kosten.
Mir fällt spontan keine Intervention der Amerikaner ein, die nach dem 2. Weltkrieg erfolgreich gewesen wäre. Vielleicht noch der Korea-Krieg, ohne den es das heutige Südkorea wohl nicht geben würde.

Schäbig finde ich auch die Behandlung der sog. "Ortskräfte", auf deren Unterstützung man über afghanische Subunternehmer zurückgegriffen hat und man deshalb von einer Verantwortung für diese Leute nichts wissen will.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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