Gedanken über Verschwörungstheorien

Politik und Weltgeschehen
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#31 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von sven23 » So 3. Jan 2021, 08:52

piscator hat geschrieben:
Sa 2. Jan 2021, 16:10
Das passt. Scheinbar hat Schopenhauer geahnt, dass heute das Irrationale - gefühlt - dabei ist, zum Standard zu werden. :D

Ja, ich glaube auch, dass sein Spruch universal und zeitlos ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#32 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von sven23 » So 3. Jan 2021, 08:56

SamuelB hat geschrieben:
Sa 2. Jan 2021, 19:59
sven23 hat geschrieben:
Sa 2. Jan 2021, 13:06
Ich glaube nicht, dass es aus Liebe geschieht, wenn man anderen schwerste Verbrechen ohne jegliche Beweise vorwirft.
Ja, das widert mich an der Sache auch an.
Und ich verstehe nicht, warum diese Leute irgendwo aufhören, genau zu prüfen. Entweder will ich es wissen oder nicht. Und man hält sich zurück, wenn man es nicht weiß. Ist die bessere Lösung, als jmd zu Unrecht zu beschuldigen. Die Vorwürfe gehen in die religiöse Richtung, (hochrangige) Politiker, Stars,... sollen Mitglieder von Geheimgesellschaften sein, grausigste Rituale durchführen und den Satan anbeten. Das ist nichts Neues, hat es schon zu früheren Zeiten gegeben und Menschen wurden deswegen verfolgt. Oft sind Freimaurer Zielscheibe. Wenn es wirklich interessiert, kann man Kontakt aufnehmen und Fragen stellen, sich Symbole mal aus deren Sicht erklären lassen - soweit sie das zulassen, natürlich - denn auch da scheinen manche verunsichert zu sein, scheuen aber davor zurück, sich zu erkundigen. Raff ich echt nicht. Also, woran liegt es, dass sich nicht mehr informiert wird?
Ja, liebe SamuelB, dieser Einschätzung kann ich nur zustimmen.
Dabei hat man ja heute Möglichkeiten zu Information, wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Aber leider auch zu Desinformation. Da erweist sich das Internet als Fluch und Segen zugleich. Aber das Internet hat daran keine "Schuld", es ist nur ein Werkzeug.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#33 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von sven23 » So 3. Jan 2021, 09:17

Lena hat geschrieben:
Sa 2. Jan 2021, 20:53
sven23 hat geschrieben:
Sa 2. Jan 2021, 13:06
Ich glaube nicht, dass es aus Liebe geschieht, wenn man anderen schwerste Verbrechen ohne jegliche Beweise vorwirft.

Das hat was. 

Ich verstehe auch nicht, wie man solchen Verschwörungstheorien anhängen und gleichzeitig von positivem Denken schwurbeln kann. Es zeugt doch im Gegenteil von einem zutiefst negativen Welt - und Menschenbild.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#34 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von Lena » So 3. Jan 2021, 12:09

sven23 hat geschrieben:
So 3. Jan 2021, 09:17
Ich verstehe auch nicht, wie man solchen Verschwörungstheorien anhängen und gleichzeitig von positivem Denken schwurbeln kann. Es zeugt doch im Gegenteil von einem zutiefst negativen Welt - und Menschenbild.

Wir hören täglich in den Medien das es Menschen in der Welt gibt die negative Dinge tun. 
Also bewiesene Dinge. So ganz falsch ist ein solches Welt und Menschenbild nicht. Aber eben, 
es sollte aus echten Beweisen entstehen und nicht aus Spekulationen und eigenen Vorstellungen. 
Leider wird zu oft das negative gross herausgeschrien und all das viele, wunderbare das Menschen
vollbringen, nur am Rande erwähnt. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Benutzeravatar
SamuelB
Beiträge: 3740
Registriert: Sa 30. Sep 2017, 17:02

#35 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von SamuelB » So 3. Jan 2021, 17:35

sven23 hat geschrieben:
So 3. Jan 2021, 08:56
Dabei hat man ja heute Möglichkeiten zu Information, wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Aber leider auch zu Desinformation.
Ja, weil jeder was beitragen kann. Was natürlich auch schön ist auf der einen Seite, so hat man Vielfalt, aber man muss eben gucken, wo man sich worüber informiert. Wenn man jmd solch heftiger Verbrechen beschuldigt wie Mord, Kindesmisshandlung, Kannibalismus usw sollte man schon echte Beweise haben und sich nicht auf Aussagen von irgendwelchen Youtubern verlassen. Dann wäre ja der nächste Schritt, die Polizei einzuschalten und nicht auf weiteren Plattformen Gerüchte zu streuen. Das tun die Verschwörungsheinis nämlich auch nicht. Warum wohl?

Benutzeravatar
CoolLesterSmooth
Beiträge: 949
Registriert: Do 21. Apr 2016, 17:03

#36 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von CoolLesterSmooth » So 3. Jan 2021, 18:59

Lena hat geschrieben:
So 3. Jan 2021, 12:09
Leider wird zu oft das negative gross herausgeschrien und all das viele, wunderbare das Menschen
vollbringen, nur am Rande erwähnt.
Die Relevanz von Negativem wird als höher wahrgenommen als von Positivem, weil Negatives wahrscheinlicher eine Reaktion erfordert bzw im Ignorieren von Negativen eine größere Gefahr gesehen wird (unabhängig davon ob es zutrifft).
Das ist sehr tief in uns verankert. Gehen wir etwas zurück, ein kleiner Stamm in der Wildnis, die Jäger kommen von der Jagd und bringen zwei Informationen mit, zum einen hat Knurschk an einem wunderschönen See ein Bienennest gefunden und leckeren Honig mitgebracht, zum anderen hat Blornk aber auch die Spuren anderer Menschen in der Nähe des Lagers entdeckt. So schön der Honig und der hübsche See auch sind, die für das Wohl der Gruppe relevantere Information ist der Hinweis auf eine potentielle Gefahr.
Oder noch einfacher, was ist der für das Überleben relevantere Reiz, der positive Reiz, der durch den Anblick einer Blume mit schöner Farbe entsteht oder der negative Reiz der durch das Rascheln eines Busches und damit die mögliche Existenz einer Gefahr?
Das Problem heute ist, dass sich der Bereich aus dem wir Informationen beziehen nicht mehr auf das Areal um unser Lager herum beschränkt sondern die komplette Welt umfasst, d.h. wir werden zum einen von mehr Meldungen überflutet, als wir verarbeiten können, egal ob nun gute oder schlechte und wir springen im Zweifelsfall eher auf negative Schlagzeilen an, weil es unseren Überlebensinstinkt triggert. Betrifft mich das? Muss ich reagieren? Kann ich es mir leisten das zu ignorieren? In unserem Hirn passiert mehr, wenn wir mit negativen Reizen konfrontiert werden.
Diese Form von negativity bias hat leider noch einen weiteren ziemlich fiesen Effekt, es macht uns anfällig dafür, negative Schlagzeilen als von vorne herein vertrauenswürdiger einzustufen, als positive Schlagzeilen. Dazu muss ich sagen, dass ich das paper auf das ich mich hier beziehe, auf die Schnelle nicht mehr finde und wenn ich mich recht erinner ging es dort primär um die Bewertung von Produkten, also muss man das vielleicht eher mit Vorsicht genießen. Aber man kann sich ja einmal selbst hinterfragen, wenn man online einkauft und dabei auf Bewertungen schaut, findet man dann die positiven vertrauenswürdiger oder die negativen? Hat man vielleicht das Gefühl, dass positive Bewertungen wahrscheinlicher gekauft sind, als negative?

Ich denke, um den Bogen zu verschwörungstheoretischen Gedanken zu machen, dass durch diesen Aspekt erklärt werden könnte, warum manche Leute eine Behauptung der Art "Bill Gates will alle impfen lassen, um uns mit seinem Chip zu versklaven" als inherent vertrauenswürdiger betrachten, als "Bill Gates will alle impfen lassen, weil's blöd ist, wenn Leute unnötig sterben.", obwohl die Chip-Behauptung für sich genommen um ein Vielfaches abwegiger erscheint, weil sie viel mehr Vorannahmen erfordert.
Komplett oberflächlich betrachtet kann das fälschlicherweise auch plausibel erscheinen: Wenn Gates böse ist, ergibt es Sinn, dass ihm gute Absichten angedichtet werden, denn damit sollen die bösen Absichten verschleiert werden. Wenn Gates gut ist, dann ergibt es eigentlich keinen Grund, warum ihn jemand grundlos als Bösen darstellen sollte. Das heißt wenn beide Darstellungen im Raum stehen, ist die positive im Zweifelsfall eher mit Vorsicht zu genießen. "Wenn das stimmt, dann..." ist etwas, was man aus den Kreisen immer und immer wieder hört.
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#37 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von piscator » Mo 4. Jan 2021, 11:05

sven23 hat geschrieben:
So 3. Jan 2021, 09:17

Ich verstehe auch nicht, wie man solchen Verschwörungstheorien anhängen und gleichzeitig von positivem Denken schwurbeln kann. Es zeugt doch im Gegenteil von einem zutiefst negativen Welt - und Menschenbild.
Dieses Weltbild ist für den Verschwörer aus seiner Sicht stringent und hat keine Widersprüche, da er sich selbst gegen andere Meinungen oder äußere Einflüsse immunisiert.

In der Regel pflegt er nur engeren Kontakt mit Menschen, die genauso ticken wie er und sollte er auf Widerstände oder logische Brüche seiner Weltanschauung stossen, dann stecken aus seiner Sicht böse Mächte (Deep State, Freimaurer, Reptiloide, etc.) dahinter.

Das Phänomen ist nicht neu, ähnliches kann man bei manchen Strukturvertrieben beobachten, bei Sekten oder bei politischen Splitterparteien.

Der Verschwörer ist davon überzeugt, dass er Recht hat, nur er hat den Durchblick, er ist der Kämpfer für das Gute, für die Gerechtigkeit. Er betont dies, da er sich zu den
Kräften des Lichts zählt, er signiert seine Äußerungen 'mit Licht und Liebe', was ihn aber nicht daran hindert, seine Gegner und Widersacher zur Hölle zu wünschen und mit Gewaltphantasien zu überziehen.

 
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#38 Die Trutzburg

Beitrag von Lena » Mo 4. Jan 2021, 11:22

Der unsichere Mensch, also der ohne Ur/Gott Vertrauen, muss sich an etwas festhalten können, 
dass ihm ein Gefühl von: Es unter Kontrolle zu haben, schenkt. Irgend eine Idee kann der erste 
Baustein seines Gebäudes sein. Darauf baut er auf. Gibt die Burg ihm Sicherheit genug, hat er gefunden
auf was er Vertraut. Dieses Gebäude muss er nun mit allen Mitteln verteidigen. Keine Angriffe werden 
ihn dazu führen seine Hochsicherheitsburg zu verlassen. Das einzige was helfen könnte, wenn jemand
als Nachbar ein Märchenschloss baut und er sich aus Neugier herauswagt und erkennt: Das ist Besser. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

erbreich
Beiträge: 888
Registriert: Di 24. Dez 2013, 11:28

#39 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von erbreich » Do 7. Jan 2021, 09:09

Paul Schreyer (im Buch "Chronik einer angekündigten Krise"):

"Der Wunsch nach eindeutigen Wahrheiten zeigt sich in der Corona-Krise besonders deutlich im Ausgrenzen abweichender Gedanken. Wissenschaftler, die das Virus und dessen Gefährlichkeit anders einschätzen als die Regierung und deren Berater, werden in vielen Medien pauschal als Spinner, Geltungssüchtige und Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Die Vorstellung, dass Wissenschaft sich überhaupt erst im Widerstreit verschiedener Sichtweisen entwickeln kann, scheint nahezu verschwunden. Stattdessen glauben immer mehr Menschen, "die Wissenschaft" habe dies oder jenes belegt - so, als handle es sich dabei um eine Gruppe von Fachleuten, die kraft eindeutig erwiesener, unleugbarer Argumente selbstverständlich auch alle einer Meinung sind.

Dass Wahrheit in der Gesellschaft nie losgelöst von Macht existiert, wird selten diskutiert. Der Medienwissenschaftler Michael Meyen sagt: "Die Wissenschaft, die sich nur für die Wahrheit interessiert und für sonst nichts, ist eine Schimäre" - also ein Trugbild. Der Einfluss von ökonomischen Interessen, auch auf Medien, auch auf die Wissenschaft, scheint ein weiteres Tabu unserer Zeit zu sein."

Ende Zitat.

Welche ökonomischen (und damit Macht-) Interessen stecken also hinter dem Corona-Massnahmen-Szenarium (oder machen sich dieses zunutze)? 
piscator hat geschrieben:
Mo 4. Jan 2021, 11:05
Dieses Weltbild ist für den Verschwörer aus seiner Sicht stringent und hat keine Widersprüche, da er sich selbst gegen andere Meinungen oder äußere Einflüsse immunisiert.
Wer sich bisher als am allerstärksten in solcher Weise immunisiert zeigt, sind die Regierungen und deren Berater. Ein offener Diskurs auf Augenhöhe mit Wissenschaftlern, die das Virus und dessen Gefährlichkeit anders einschätzen als diese, findet nicht statt. Warum nicht? 

Noch einmal Paul Schreyer:

"Ob in Politik, Wirtschaft oder Privatleben: Das Coronavirus gibt den Takt vor. Tausende Unternehmen steuern auf den Konkurs zu, kaum für möglich gehaltene Einschränkungen der Bürgerrechte werden ohne Diskussionen beschlossen - auf unbestimmte Zeit. Viele Menschen verharren in Angst und Passivität. Regierungen unterwerfen sich Empfehlungen von Experten, eine Opposition ist kaum zu sehen und die Medien hinterfragen wenig. Was geschieht hier eigentlich?"

Ist es ein Wunder, wenn Menschen sich zu fragen beginnen, was denn hier eigentlich genau abläuft? Warum gilt man als "Verschwörungstheoretiker", wenn man sich naheliegenden Fragen stellt, die in einem auftauchen? 

"Eine gesunde Gesellschaft kümmert sich um die Kranken.
Eine kranke Gesellschaft bestraft die Gesunden."
(Nicolas Lindt; Quelle)

Mein Herz, mein Bauchgefühl, mein Instinkt, meine Intuition - oder wie auch immer wir diese "stille innere Stimme" nennen wollen (vielleicht ist es auch schlicht und einfach Angst) - sagt mir seit nahezu einem Jahr, dass hier etwas ganz gehörig aus dem Ruder läuft, und das hat weit weniger mit dem Virus selber zu tun (der macht mir keine Angst, erst recht nicht, seit meine 90jährige Mutter in überstanden hat und wieder fit ist), als vielmehr mit der globalen menschlichen Reaktion auf diesen, im Klartext: Mit den Massnahmen. Wer profitiert von diesen? Ökonomisch? Machtpolitisch? 

Warum immunisieren sich Menschen gegen solche und ähnliche Fragen?
Warum gilt, wer solches fragt, als fragwürdiger Spinner?
Sind diese Fragen nicht vor allem eines: Des Fragens würdig?

erbreich

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#40 Re: Gedanken über Verschwörungstheorien

Beitrag von JackSparrow » Do 7. Jan 2021, 10:26

erbreich hat geschrieben:
Do 7. Jan 2021, 09:09
Warum gilt man als "Verschwörungstheoretiker", wenn man sich naheliegenden Fragen stellt, die in einem auftauchen? 
Man gilt als Verschwörungstheoretiker, wenn man glaubt, dass Regierungen aus "ökonomischen (und damit Macht-) Interessen" gefährliche unwissenschaftliche Pandemien erfinden.

Wer profitiert von diesen? Ökonomisch? Machtpolitisch? 
Nicht Präsident Trump, nicht Bundeskanzlerin Merkel und nicht Bill Gates. Vielleicht Herr Biden, aber sicher nicht bis zum nächsten Wahlkampf. Als langfristiges Geschäftsmodell werden sich erfundene Viren wohl eher nicht durchsetzen.

Antworten