Kulturkampf im Westen

Politik und Weltgeschehen
stereotyp
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#1 Kulturkampf im Westen

Beitrag von stereotyp » Sa 22. Feb 2020, 10:41

Hallo,

Ich habe mich in letzter Zeit hauptsächlich im englischsprachigen Netz umgetrieben, weil mir die deutsche Medienlandschaft irgendwie zu schwarz und weiß vorkam. Aber dann passierte Trump. Aus "Yes, we can" wurde, "Just do it" aber mit umgekehrten Vorzeichen. Die Moralapostel der Demokraten (hier SPD) kriegen sich gar nicht mehr ein, und steigern sich von Hysterie zu Hysterie in immer abstrusere Weltuntergangsphantasien. Vom globalen Patriarchat mit seinen unsichtbaren Decken, über systematische Xenophobie bis zum obersten Sacrament, dem ökologischen Gleichgewicht.

Plötzlich prügeln sich normale Bürger auf der Straße wegen ihrer politischen Anschauung. Terror hier, Anschlag da, Demo und Gegendemo..was ist denn plötzlich los?

Interessanterweise scheint die religiöse Domäne davon ausgenommen zu sein. Ich meine, sagte man nicht immer, dass Kriege Konflikte (um im Rahmen zu bleiben) hauptsächlich auf die Religion zurückzuführen sind?

Was meint ihr, wer sind in diesem augenscheinlich den ganzen Westen betreffenden Konflikt die Pro- & Antagonisten? Wer hat angefangen, wer ist der Übeltäter und wie wird die Geschichte enden?

MfG

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lovetrail
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#2 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von lovetrail » Sa 22. Feb 2020, 10:51

Hi,

Ich denke dass die pseudo-religiöse linke Kulturrevolution, welche die ganze Welt erfasst hat, auch die Christen fressen wird, soweit dies möglich ist.

Zum einen dadurch, dass viele Kirchen sich dem ökosozialen Primat (schon jetzt) freiwillig verpflichten, zum anderen werden die noch widerstrebenden Kirchen/Christen immer mehr in die Ecke gedrängt.

LG
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sven23
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#3 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von sven23 » Sa 22. Feb 2020, 11:19

stereotyp hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 10:41
Interessanterweise scheint die religiöse Domäne davon ausgenommen zu sein. Ich meine, sagte man nicht immer, dass Kriege Konflikte (um im Rahmen zu bleiben) hauptsächlich auf die Religion zurückzuführen sind?
Ganz ohne religiösen Background geht es auch hier nicht. Denn gerade die Rechtspopulisten wie Trump, Bolsonaro und auch die AfD berufen sich auf christliche Werte. Dementsprechend sind Trumps Zustimmungswerte im Bible Belt besonders hoch.
Der Widerspruch zu dem, was man heute unter "christlichen Werten" versteht und der Politik der Rechtspopulisten, wie etwas gesteigerter Nationalismus, nationaler Egoismus, Unterwanderung von rechtsstaatlichen und demokratischen Prinzipien, rücksichtslose Umweltzerstörung, Ausgrenzung von Minderheiten und Fremdenfeindlichkeit, usw., könnte also nicht größer sein.
Es scheint also einen grundlegenden Dissens zu geben, was man unter christlichen Werten überhaupt versteht.

 
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sven23
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#4 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von sven23 » Sa 22. Feb 2020, 11:22

lovetrail hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 10:51
Hi,

Ich denke dass die pseudo-religiöse linke Kulturrevolution, welche die ganze Welt erfasst hat, auch die Christen fressen wird, soweit dies möglich ist.
Was wir beobachten können, ist doch das genaue Gegenteil, nämlich ein Erstarken der Rechtspopulisten.

lovetrail hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 10:51
Zum einen dadurch, dass viele Kirchen sich dem ökosozialen Primat (schon jetzt) freiwillig verpflichten, zum anderen werden die noch widerstrebenden Kirchen/Christen immer mehr in die Ecke gedrängt.
LG
Du meinst also, die Kirche solle sich von ökologischen und sozialen Fragen fern halten?
 
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lovetrail
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#5 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von lovetrail » Sa 22. Feb 2020, 11:29

sven23 hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:22

Was wir beobachten können, ist doch das genaue Gegenteil, nämlich ein Erstarken der Rechtspopulisten.
Das würde ich eher als Effekt bezeichnen. Die Meinungshoheit haben eindeutig linke, kulturmarxistische Ideen.


Du meinst also, die Kirche solle sich von ökologischen und sozialen Fragen fern halten?
Nein, das meine ich nicht. Weißt du was "Primat" bedeutet?
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sven23
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#6 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von sven23 » Sa 22. Feb 2020, 11:50

lovetrail hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:29
sven23 hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:22

Was wir beobachten können, ist doch das genaue Gegenteil, nämlich ein Erstarken der Rechtspopulisten.
Das würde ich eher als Effekt bezeichnen. Die Meinungshoheit haben eindeutig linke, kulturmarxistische Ideen.
Dann wären Leute wie Trump, Bosonaro, PIS in Polen und Orban in Ungarn nicht an der Macht und die AfD gäbe es nicht.
Gerade die AfD hat doch ein Klima geschaffen, in dem sich verwirrte Verschwörungstheoretiker wie in Hanau ermutigt fühlen.

lovetrail hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:29
Nein, das meine ich nicht. Weißt du was "Primat" bedeutet?
Du meinst, die Kirche solle diese Fragen hinten anstellen?
Zur Erinnerung: für den galiläischen Wanderprediger waren Reichtum und Armut ein wichtiges Thema.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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SamuelB
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#7 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von SamuelB » Sa 22. Feb 2020, 12:05

stereotyp hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 10:41
Plötzlich prügeln sich normale Bürger auf der Straße wegen ihrer politischen Anschauung.
Das beunruhigt mich ebenfalls. Politisch extreme Ränder, die sich gegenüber stehen, gibt es und die letzten Jahre war das eben Randerscheinung. Mein Eindruck ist auch, dass sich das zzt in die Mitte ausbreitet und diese weiter wegbricht -> Spaltung der Gesellschaft. Unangenehm fiel mir bspw der ÖRR auf. Die sollten sich nun wirklich nicht daran beteiligen ('Umweltsau', Danny Hollek).

Die Erklärung von Sahra Wagenknecht in der Sendung Anne Will vom 09.02.2020 fand ich gut. Die Menschen fühlten sich von den großen Volksparteien nicht mehr gehört, ihre Interessen nicht vertreten.

R.F.
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#8 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von R.F. » Sa 22. Feb 2020, 12:25

lovetrail hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 10:51
- - -
Ich denke dass die pseudo-religiöse linke Kulturrevolution, welche die ganze Welt erfasst hat, auch die Christen fressen wird, soweit dies möglich ist.

Zum einen dadurch, dass viele Kirchen sich dem ökosozialen Primat (schon jetzt) freiwillig verpflichten, zum anderen werden die noch widerstrebenden Kirchen/Christen immer mehr in die Ecke gedrängt.
- - -
Genau das Gegenteil von dem, was die “Aufgeklärten” mit ihrem Naturalismus zu verhindern suchen, nämlich religiöse Orientierung, wird geschehen: Die nie völlig verschwundene Religiosität wird sich explosionsartig entfalten. Die Gesellschaft nähert sich recht schnell dem dazu nötigen Angstpotential.

Diese Religiosität wird im derzeitigen Kampf der Kulturen den Sieg davon tragen. Die Folgen sind jedoch dramatisch. Nicht nur für den Westen...

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Scrypton
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#9 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von Scrypton » Sa 22. Feb 2020, 12:33

R.F. hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 12:25
Religiosität wird sich explosionsartig entfalten. Die Gesellschaft nähert sich recht schnell dem dazu nötigen Angstpotential.

Diese Religiosität wird im derzeitigen Kampf der Kulturen den Sieg davon tragen. Die Folgen sind jedoch dramatisch. Nicht nur für den Westen...
Die Erwinschen Pamphlete sind uns bekannt; doch deine "Prophezeiungen" konnten sich bisweilen noch nie bestätigen.
Tja... :D

stereotyp
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#10 Re: Kulturkampf im Westen

Beitrag von stereotyp » Sa 22. Feb 2020, 12:44

Hi sven,

ich wollte darauf hinaus, dass die Religion nur eine Nebenrolle spielt. Diese "Differenzen", auf die du anspielst, sind doch alle politisch-ökonomischer Natur. Sie sind nur insofern "religiös", als sie Tugendhaftigkeit signalisieren. Es ist ja nicht so, als würde die Politik religiöse Konflikte austragen. Sondern umgekehrt, die Religion trägt politische Konflikte aus. Wobei man sagen muss, dass sich die Kirchen bereits für eine Seite entschieden hat.
sven23 hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:19
Der Widerspruch zu dem, was man heute unter "christlichen Werten" versteht und der Politik der Rechtspopulisten
Was mich interessieren würde.. glaubst du, dieser "Widerspruch" ist historisch konsistent? Standen konservative Parteien den Kirchen in der Vergangenheit nicht deutlich näher? Was genau hat sich hier denn geändert?

 
sven23 hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:50
lovetrail hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:29
sven23 hat geschrieben:
Sa 22. Feb 2020, 11:22

Was wir beobachten können, ist doch das genaue Gegenteil, nämlich ein Erstarken der Rechtspopulisten.
Das würde ich eher als Effekt bezeichnen. Die Meinungshoheit haben eindeutig linke, kulturmarxistische Ideen.
Dann wären Leute wie Trump, Bosonaro, PIS in Polen und Orban in Ungarn nicht an der Macht und die AfD gäbe es nicht.
Hmm... es ist nicht zu leugnen, dass die Meinungshoheit NICHT bei den Rechtspopulisten liegt. Daran kann es gar keinen Zweifel geben, sofern man über ein GEZ-Empfangsgerät verfügt. Dass diese besagten "Leute" trotzdem Aufwind haben lässt sich aber ganz einfach klären.. gerade mit Blick auf die Demokraten in den USA und dem Verfall der SPD wird das nur all zu deutlich.. es ist kein "Rechtsruck", sondern eine "Linksflucht" die wir beobachten.

MfG
 

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