Trumps Nahost-Friedensplan

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Naqual
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#1 Trumps Nahost-Friedensplan

Beitrag von Naqual » Mi 29. Jan 2020, 15:34

Es ist auffällig. Die Presse und die Medien bringen groß, dass ein neuer Vorschlag für die Lösung des Pälastinsenser-Problems (bzw. "Israel-Problems") von US-Präsident Donald Trump vorgelegt wurde. Aber: die wesentlichen Punkte, um die zu erfahren, da muss man erst surfen. Kaum gelesen, weiß man sofort, der Vorschlag ist zu schade als Klopapier. Er hat von vornherein keine Chance. Was den Palästinensern dort angeboten wird ist eine satte Zumutung und schöne Worte, was die bekommen sollen sind medienwirksame Windeier.

1. Sie bekommen einen Staat und dann doch auch wieder nicht. Es muss ein Staat ohne Waffen sein und der Erzfeind Israel soll damit beauftragt werden, diesen "waffenlosen Staat" zu schützen. Nach der üblichen politischen Terminologie handelt es sich dann nicht um einen Staat, sondern ein abhängiges Protektorat.

2. Jerusalem bleibt ungeteilte Hauptstadt. Die Palästinenser bekommen (einen Teil von) Ostjerusalem als Haupstadt. Ja was denn nun, geteilt oder nicht geteilt?
Fest steht, die Palästinsenser sollen dann zu ihrer Hauptstadt das gegenwärtige Elendsviertel im Osten machen.

3. Die Palästinenser bekommen eine Verdoppelung ihrer Gebiete. Naja.
a) erst einmal werden damit die völkerrechtlich verbotenen Gebietseinverleibungen der Israelis legalisiert. Und Dutzende Israel verurteiltende UN-Beschlüsse zu Aschehäufchen.
b) die Gebiete, die den Palästinensern zugesprochen werden sollen sind Flecken in der Landkarte Israels. Keine zusammenhängende Landmasse. So macht nun wirklich nicht ernsthaft einen Staat. Vor allen Dingen: der Straßenzugang von Fleck 1 zu Fleck soundsoviel läuft durch Israels Gebiet und der palästinensische Staat wäre von daher schon dem Wohlwollen Israels im politischen Alltag ausgesetzt.

4. Für die PALÄSTINSER wird eine Wohlverhaltensphase installiert. Bei Bewährung bekommen sie ein paar Rechte mehr (welche eigentlich wenn es ein selbständiger Staat wäre?)

Also das ist keine echte Zwei-Staaten-Lösung, das ist von der Anlage her ein Provisorium, Staatenstatus wird nach den gängigen Definitionen gar nicht erreicht, große Teile dieses Vorschlags sind eine Zumutung für die palästinenische Seite (aber nicht für die israelische, in keinem Punkt). Und praktisch kann das gar nicht funktionieren.

Es ist unter Fachleuten völlig unbestritten, dass eine solche "Lösung" keine ist. Warum dann die Vorlage? Reine Ablenkung vom "Impeachment-Verfahren"? Also die Tage: bei der Presse hats geklappt!

Punch
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#2 Re: Trumps Nahost-Friedensplan

Beitrag von Punch » Mi 29. Jan 2020, 15:42

Naqual hat geschrieben:
Mi 29. Jan 2020, 15:34
Es ist auffällig. Die Presse und die Medien bringen groß, dass ein neuer Vorschlag für die Lösung des Pälastinsenser-Problems (bzw. "Israel-Problems") von US-Präsident Donald Trump vorgelegt wurde. Aber: die wesentlichen Punkte, um die zu erfahren, da muss man erst surfen. Kaum gelesen, weiß man sofort, der Vorschlag ist zu schade als Klopapier. Er hat von vornherein keine Chance. Was den Palästinensern dort angeboten wird ist eine satte Zumutung und schöne Worte, was die bekommen sollen sind medienwirksame Windeier.

1. Sie bekommen einen Staat und dann doch auch wieder nicht. Es muss ein Staat ohne Waffen sein und der Erzfeind Israel soll damit beauftragt werden, diesen "waffenlosen Staat" zu schützen. Nach der üblichen politischen Terminologie handelt es sich dann nicht um einen Staat, sondern ein abhängiges Protektorat.

2. Jerusalem bleibt ungeteilte Hauptstadt. Die Palästinenser bekommen (einen Teil von) Ostjerusalem als Haupstadt. Ja was denn nun, geteilt oder nicht geteilt?
Fest steht, die Palästinsenser sollen dann zu ihrer Hauptstadt das gegenwärtige Elendsviertel im Osten machen.

3. Die Palästinenser bekommen eine Verdoppelung ihrer Gebiete. Naja.
a) erst einmal werden damit die völkerrechtlich verbotenen Gebietseinverleibungen der Israelis legalisiert. Und Dutzende Israel verurteiltende UN-Beschlüsse zu Aschehäufchen.
b) die Gebiete, die den Palästinensern zugesprochen werden sollen sind Flecken in der Landkarte Israels. Keine zusammenhängende Landmasse. So macht nun wirklich nicht ernsthaft einen Staat. Vor allen Dingen: der Straßenzugang von Fleck 1 zu Fleck soundsoviel läuft durch Israels Gebiet und der palästinensische Staat wäre von daher schon dem Wohlwollen Israels im politischen Alltag ausgesetzt.

4. Für die PALÄSTINSER wird eine Wohlverhaltensphase installiert. Bei Bewährung bekommen sie ein paar Rechte mehr (welche eigentlich wenn es ein selbständiger Staat wäre?)

Also das ist keine echte Zwei-Staaten-Lösung, das ist von der Anlage her ein Provisorium, Staatenstatus wird nach den gängigen Definitionen gar nicht erreicht, große Teile dieses Vorschlags sind eine Zumutung für die palästinenische Seite (aber nicht für die israelische, in keinem Punkt). Und praktisch kann das gar nicht funktionieren.

Es ist unter Fachleuten völlig unbestritten, dass eine solche "Lösung" keine ist. Warum dann die Vorlage? Reine Ablenkung vom "Impeachment-Verfahren"? Also die Tage: bei der Presse hats geklappt!

Politik also. Ein Thema dem ich mich seit langer Zeit standhaft verweigere. Einzig was mir noch zur Politik einfällt wäre dieser Aphorismus:

Autoverkäufer verkaufen Autos, Versicherungsvertreter Versicherungen. Und Volksvertreter?
(St. Lec)

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#3 Re: Trumps Nahost-Friedensplan

Beitrag von Lena » Mi 29. Jan 2020, 16:46

Der Mensch zerstört und flickt den Weltenteppich andauernd. Um bleibenden Frieden zu schaffen fehlt das passende... 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#4 Re: Trumps Nahost-Friedensplan

Beitrag von Vitella » Mi 29. Jan 2020, 21:28

Punch hat geschrieben:
Mi 29. Jan 2020, 15:42
Autoverkäufer verkaufen Autos, Versicherungsvertreter Versicherungen. Und Volksvertreter?

der ist echt gut... :biggrin:
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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#5 Re: Trumps Nahost-Friedensplan

Beitrag von sven23 » Fr 31. Jan 2020, 17:25

Naqual hat geschrieben:
Mi 29. Jan 2020, 15:34
Es ist unter Fachleuten völlig unbestritten, dass eine solche "Lösung" keine ist. Warum dann die Vorlage? Reine Ablenkung vom "Impeachment-Verfahren"? Also die Tage: bei der Presse hats geklappt!
Wie kann man einen sog. Friedensplan verkünden ohne Einbeziehung derer, um die es auch ganz entscheidend geht?
Die Palestinenser haben ja deutlich gesagt, was sie davon halten.
Sowohl Trump als auch Netanjahu benötigen wohl Ablenkung von ihren innenpolitischen und persönlichen Schwierigkeiten.
 
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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