Preistreiber Staat.

Politik und Weltgeschehen
piscator
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#1 Preistreiber Staat.

Beitrag von piscator » Di 7. Aug 2018, 10:50

Ein Beispiel aus der Familie:

Ein junges Paar kauft sich vor 2 Jahren hier in der Gegend eine Wohnung. Voll finanziert.
Kaufpreis EUR 335.000,00, dazu Grundwerbesteuer und Notarkosten EUR 361.000,00.

Jetzt ist das Paar gezwungen, aus persönlichen Gründen, die hier keine Rolle spielen, die Wohnung zu verkaufen. Falls ich die Wohnung kaufe,
sieht die Rechnung so aus:
Kaufpreis EUR 361.000,00, dazu Notar und Grunderwerbsteuer EUR 389.880,00. Zum Kotzen.

Politiker finden das natürlich großartig, allerdings verdrücken sie nebenbei noch eine Krokodilsträne, weil Wohnen immer teurer wird und sie gar nicht wissen, wieso. **Heul schluchz**.
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PeB
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#2 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von PeB » Di 7. Aug 2018, 11:20

piscator hat geschrieben: Kaufpreis EUR 361.000,00, dazu Notar und Grunderwerbsteuer EUR 389.880,00. Zum Kotzen.

Politiker finden das natürlich großartig, allerdings verdrücken sie nebenbei noch eine Krokodilsträne, weil Wohnen immer teurer wird und sie gar nicht wissen, wieso. **Heul schluchz**.
Ich glaube, den Politikern ist das ziemlich Banane (so wie fast alles). Der Makler freut sich aber. ;)

piscator
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#3 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von piscator » Di 7. Aug 2018, 11:25

Für die Politiker ist die Grunderwerbsteuer interessant. Die fällt bei nahezu jedem Verkaufsvorgang an. Dazu kommt, dass die Erhebung der Grundwerbesteuer den Staat extrem wenig kostet.
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PeB
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#4 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von PeB » Di 7. Aug 2018, 11:55

piscator hat geschrieben:Für die Politiker ist die Grunderwerbsteuer interessant. Die fällt bei nahezu jedem Verkaufsvorgang an. Dazu kommt, dass die Erhebung der Grundwerbesteuer den Staat extrem wenig kostet.
Na ja...

Erst mal macht die Grunderwerbssteuer bundesweit einen Anteil von weniger als 2% aus. Auf Länderebene sind es etwa 5%. Das ist zwar schon auch Geld, hat aber nicht den Stellenwert wie etwa die Umsatz- oder Mehrwertsteuer.
Und damit komme ich auf den Punkt: es gäbe zwei Möglichkeiten, Grunderwerb zu besteuern; entweder mit der üblichen Umsatzsteuer von 19% oder aber mit einer niedrigeren Grunderwerbssteuer von 3-7% (je nach Gemeinde). Insofern trifft uns (mich auch) Grundstückskäufer das bessere Los.

Nach meiner Ansicht ist die Teuerung im Wesentlichen auf marktwirtschaftliche Effekte zurückzuführen, wie ich schon angedeutet habe. Der Makler verdient einfach mehr, wenn er das Grundstück teurer anbieten kann. Und wenn die Rahmenbedingungen eine Teuerung beim erneuten Verkauf erlauben, nutzt man das auch gerne aus.

Das wäre dann auch meine eigentliche Kritik an der Politik: diesem Profitschlupfloch müsste man einen Riegel vorschieben...

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Travis
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#5 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von Travis » Di 7. Aug 2018, 11:58

Ich lebe gerne in Deutschland und bezahle gerne Steuern. Über Immobilienmakler habe ich mich auch schon geärgert.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

piscator
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#6 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von piscator » Di 7. Aug 2018, 12:46

PeB hat geschrieben:Na ja...
Erst mal macht die Grunderwerbssteuer bundesweit einen Anteil von weniger als 2% aus. Auf Länderebene sind es etwa 5%. Das ist zwar schon auch Geld, hat aber nicht den Stellenwert wie etwa die Umsatz- oder Mehrwertsteuer.
Du darfst das nicht von der absoluten Höhe der Steuer ausmachen, sondern vom Aufwand den der Staat betrieben muss, um die Steuer zu erheben und einzuziehen. Und da sind die Grunderwerbsteuer, die Salzsteuer die Tabaksteuer, Spielkartensteuer und Mineralölsteuer, einfach und effizient zu verwalten.
Und damit komme ich auf den Punkt: es gäbe zwei Möglichkeiten, Grunderwerb zu besteuern; entweder mit der üblichen Umsatzsteuer von 19% oder aber mit einer niedrigeren Grunderwerbssteuer von 3-7% (je nach Gemeinde). Insofern trifft uns (mich auch) Grundstückskäufer das bessere Los.
Umsatzsteuer geht aus systematischen Gründen nicht, denn sonst würden letztendlich auch die Wohnungsmieten der Umsatzsteuer unterliegen. Es spricht natürlich nichts dagegen, Verkaufsvorgänge von Immobilen zu versteuern, allerdings sollte der Gesetzgeber eine soziale Komponente einbauen um Familien zu entlasten.
Nach meiner Ansicht ist die Teuerung im Wesentlichen auf marktwirtschaftliche Effekte zurückzuführen, wie ich schon angedeutet habe. Der Makler verdient einfach mehr, wenn er das Grundstück teurer anbieten kann. Und wenn die Rahmenbedingungen eine Teuerung beim erneuten Verkauf erlauben, nutzt man das auch gerne aus.
Das wäre dann auch meine eigentliche Kritik an der Politik: diesem Profitschlupfloch müsste man einen Riegel vorschieben...
Das dürfte schwierig sein ...
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#7 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von piscator » Di 7. Aug 2018, 12:51

Ach ja, wegen dieser sozialen Komponente gab es im Vorfeld der letzten Wahl Diskussionen. Linder und Spahn sprechen sich für einen Freibetrag für Familien oder ähnliche Regelungen aus. Passiert ist - wie zu erwarten - nichts.

Was kommt, ist das seltsame Baukindergeld, ein Pfusch ohnegleichen. Und da fragt man sich bei den einzelnen Parteien, warum die Zustimmung der Bürger auf dem Nullpunkt ist. :roll:
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#8 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von PeB » Di 7. Aug 2018, 12:52

piscator hat geschrieben:Umsatzsteuer geht aus systematischen Gründen nicht, denn sonst würden letztendlich auch die Wohnungsmieten der Umsatzsteuer unterliegen. Es spricht natürlich nichts dagegen, Verkaufsvorgänge von Immobilen zu versteuern, allerdings sollte der Gesetzgeber eine soziale Komponente einbauen um Familien zu entlasten.
Eben drum. Daher ist die Grunderwerbssteuer erst einmal die grundsätzlich bessere Steuer für diesen Vorgang. Es ist ja auch nicht verwerflich, wenn der Aufwand zur Erhebung sich in Grenzen hält. Im Gegenteil. Das spart an anderer Stelle Ressourcen.
Und auch Steuern - die uns nachvollziehbarerweise - belasten, sind ja per se nichts Schlechtes, sondern dienen dazu, unser Gemeinwesen zu finanzieren.

Insofern kürze ich ab, indem ich dir recht gebe, dass man die Systeme überdenken muss, um Fehlentwicklungen abzustellen. Ich würde nur das Steuersystem an sich nicht in Frage stellen wollen.

(Ich könnte auch ein Beispiel nennen, wo ich mich konkret benachteiligt fühle, da ich durch den Bruttoanstieg meines Einkommens von ca. 50€ nun ca. 400€ weniger Nettoeinkommen habe)

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#9 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von PeB » Di 7. Aug 2018, 12:53

piscator hat geschrieben:Ach ja, wegen dieser sozialen Komponente gab es im Vorfeld der letzten Wahl Diskussionen. Linder und Spahn sprechen sich für einen Freibetrag für Familien oder ähnliche Regelungen aus. Passiert ist - wie zu erwarten - nichts.

Was kommt, ist das seltsame Baukindergeld, ein Pfusch ohnegleichen. Und da fragt man sich bei den einzelnen Parteien, warum die Zustimmung der Bürger auf dem Nullpunkt ist. :roll:
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#10 Re: Preistreiber Staat.

Beitrag von ThomasM » Di 7. Aug 2018, 12:59

piscator hat geschrieben:Ein Beispiel aus der Familie:

Ein junges Paar kauft sich vor 2 Jahren hier in der Gegend eine Wohnung. Voll finanziert.
Kaufpreis EUR 335.000,00, dazu Grundwerbesteuer und Notarkosten EUR 361.000,00.

Jetzt ist das Paar gezwungen, aus persönlichen Gründen, die hier keine Rolle spielen, die Wohnung zu verkaufen. Falls ich die Wohnung kaufe,
sieht die Rechnung so aus:
Kaufpreis EUR 361.000,00, dazu Notar und Grunderwerbsteuer EUR 389.880,00. Zum Kotzen.

Politiker finden das natürlich großartig, allerdings verdrücken sie nebenbei noch eine Krokodilsträne, weil Wohnen immer teurer wird und sie gar nicht wissen, wieso. **Heul schluchz**.
Moooment.

Ich sehe nicht, wieso Politiker bzw. der Staat hier das Problem ist.
Das Problem ist doch die Familie, die nach zwei Jahren sagt "!Ich will meine Kosten einschließlich der Steuern, die ich bezahlt habe, wiederbekommen".
Mit anderen Worten: Der Egoismus ist schuld. Warum sagt die Familie nicht "Die Wohnung ist 335.000 Wert uns das will ich wiederhaben"?

Das Ganze kannst du auch von einer kleineren Warte aus betrachten:
Zwischen Hersteller und Verbraucher einer Sache gibt es 5 Stationen. Jede Station muss Steuern zahlen. Also zahlt der Verbraucher entsprechend mehr.

Ja, so ist die böse Welt. Der Staat fordert Steuern. "Gebt dem Staat, was dem Staat gehört" sagte Jesus.
Schließlich fordern die Leute, die sich über Steuern beklagen auch, dass sie die Dinge nutzen können, die mit Hilfe der Steuern bereitgestellt wird.

Grundsätzlich ist das in Ordnung. Details, wie Steuergerechtigkeit oder Verschwendung von Steuern wären zu diskutieren.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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