Faire Kleidung

Politik und Weltgeschehen
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Magdalena61
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#1 Faire Kleidung

Beitrag von Magdalena61 » Mi 8. Mai 2013, 11:22

Moderne Sklaverei, und wir sind die "Herren", die Nutznießer derselben. Man muß informieren-- damit jeder Konsument sich eine Meinung bilden und Entscheidungen treffen kann, die er verantworten kann.
Am Mittwoch, dem 24. April strömten tausende Menschen zu ihren Arbeitsplätzen in den Stockwerken über dem Rana Plaza-Einkaufszentrum in Savar, Dhaka. Obwohl tags zuvor große Risse in den Wänden des Gebäudes festgestellt wurden, mussten sie zur Arbeit kommen. Nach derzeitigem Stand (2.5.2013) wurden über 400 Menschen, die meisten Frauen, an diesem Tag getötet und mehr als zweitausend verletzt. Das Gebäude stürzte ein und begrub sie unter Tonnen von Schutt.

Die toten und verletzten ArbeiterInnen nähten Bekleidung für nordamerikanische und europäische Unternehmen als das Gebäude in sich zusammenstürzte. Einige Firmen haben bereits bekannt gegeben, dass ihre Kleidung im Rana Plaza-Gebäude gefertigt wurde. Darunter Primark (UK/Irland), Bon Marche (UK), Joe Fresh (Loblaws, Kanada), El Corte Ingles (Spanien) und Mango (Spanien). Labels bzw. Kleidung von Benetton und KiK wurden ebenfalls im Schutt gefunden. Hinweise auf weitere Marken werden verfolgt.

Diese Tragödie hat das Leben von tausenden Familien zerstört. Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter haben entsetzliche Verletzungen erlitten, die sofortige wie auch langfristig medizinische Behandlung erfordern. Die Markenunternehmen müssen unverzüglich handeln, um Soforthilfe und Entschädigungszahlungen zu gewährleisten.

Aber es braucht mehr, um diese Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Seit dem Einsturz der Spectrum Fabrik 2005 wurden Sicherheitsmängel in bangladeschischen Zulieferbetrieben wiederholt aufgezeigt. Markenunternehmen können nicht länger ihre Verantwortung von sich weisen. Es war ihr Versäumnis, das diese Tragödie ermöglichte. Konkrete Schritte müssen jetzt unternommen werden, um diese Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Unternehmen müssen ohne weitere Verzögerung das Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommen unterzeichnen und umsetzen. CIR-- Christliche Initiative Romero
Aber was können wir tun, außer, diese Kleidung, die in der Regel auch nicht viel taugt und stark schadstoffbelastet ist, liegen zu lassen?
Hier geht es zur internationalen Petition, die Bekleidungsunternehmen auffordert, das Abkommen zum Brand- und Gebäudeschutz umgehend zu unterzeichnen.

http://www.cleanclothes.org/action/curr ... rana-plaza
Quelle: s.o.
Die Unterschriftenaktion verbessert die Bedingungen, unter denen die Menschen dort für uns arbeiten müssen noch nicht grundsätzlich.

Aber es KANN einfach nicht sein, dass in fast regelmäßigen Abständen immer wieder Hunderte von Menschen ums Leben kommen oder, weil sie unter katastrophalen Umständen arbeiten müssen, bei Unfällen verletzt und irreversibel verkrüppelt werden--- und die meisten Käufer hier ahnen nichts davon. :(
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Abischai
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#2 Re: Faire Kleidung

Beitrag von Abischai » Mi 8. Mai 2013, 12:03

Das ist irre, es ist entsetzlich.
Aber was genau kann ich als absichtlich blindgehaltener Deutscher, der auch in einem Streßgetriebe "lebt", nur anders als dort in der Ferne, was kann ich tun!? Eine Petition zu unterschreiben ist wie eine das eigene Gewissen belügende "Spende".

Ich war von Anfang an strikter Globalisierungsgegner, darüber lachen heute immer noch viele ganz schlaue Leute. Aber ohne Globalisierung gäbe es solche Billiglohnsklaverei nicht in diesem zügellosen Ausmaß.

Fazit: Wir können nichts dagegen machen, außer hilflosen und zweifelhaften Warenboykott.
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Magdalena61
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#3 Re: Faire Kleidung

Beitrag von Magdalena61 » Mi 8. Mai 2013, 12:19

Das will ich nicht hinnehmen!

Der Gedanke, dass ich "Sklaven" halte ist mir unerträglich. :( :x (Obwohl ich diese Billigware der in dem Artikel erwähnten Hersteller und Discounter nicht kaufe....aber man weiß ja nicht, ob die "besseren Marken" nicht vielleicht auch irgendwo in Asien "zwischenfertigen" lassen und dann in Deutschland noch ein Schleifchen drum herum binden, und ob dieser aufwendigen Mühe dann behaupten, ihr Produkt sei "Made in Germany".)
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kandyra
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#4 Re: Faire Kleidung

Beitrag von kandyra » Mi 8. Mai 2013, 12:23

Abischai hat geschrieben:
Fazit: Wir können nichts dagegen machen, außer hilflosen und zweifelhaften Warenboykott.

doch natürlich, da war mal kürzlich eine Petition um eine Hinrichtung zu verhindern, das hat sehr wohl geholfen als es publik wurde...
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Abischai
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#5 Re: Faire Kleidung

Beitrag von Abischai » Mi 8. Mai 2013, 12:30

Eine Petition um einen Einzelfall ist etwas anderes. Aber bei Billiglohnsklaverei ist das was anderes, denn die ist fester Bestandteil der heutigen Weltwirtschaft.

@Magdalena
Du hältst keine Sklaven, erzähle nicht sowas! Du hast Kenntnis davon, daß andere das tun und denkst, daß Du dafür verantwortlich bist, das bist Du aber nicht.
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barbara
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#6 Re: Faire Kleidung

Beitrag von barbara » Mi 8. Mai 2013, 12:46

Wir können sehr wohl etwas tun.

- Kleidung guter Qualität kaufen, die lange hält - dafür eher weniger als mehr. Wozu auch gehören kann, Kleidung selbst zu flicken oder von der hiesigen Schneiderin flicken zu lassen, was dem hiesigen BIP nützt und Geld für die hiesigen Sozialkassen generiert.

- es gibt immer mehr faire Kleidung auf dem Markt, sowohl Bio, wie auch Fair Trade, oder beides zusammen, was oft auch nicht viel mehr kostet als herkömmliche Kleidung.

- alte, kaputte Kleidung rezyklieren und upgraden. Es gibt unzählige Anleitungen dazu, auch für Leute, die nicht manuell extrem begabt sind

- Second Hand einkaufen bzw noch brauchbare Kleidung in den Second Hand Laden bringen.

- lokale und umweltfreundliche Textilien wie Leinen verwenden, wenn möglich (ja ich weiss, sehr teuer, daher nicht immer möglich)

- in Läden immer wieder nach Bio und Fair Trade fragen, um die Nachfrage sichtbar zu machen und zu zeigen, dass ein Interesse daran besteht. (nicht nur für Kleidung, auch zB für Elektronik, dort ist das Problem genau dasselbe)

Immerhin gibt wohl jeder Mensch im Schnitt einen mittleren dreistelligen Betrag pro Jahr für Kleidung aus... oder auch mehr. Das summiert sich mit der Zeit und das macht durchaus einen Unterschied. Und in unserer heutigen Wirtschaftsform, dem Kapitalismus, ist das Portemonnaie ohne Zweifel eine der stärksten Waffen.

grüsse, barbara

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#7 Re: Faire Kleidung

Beitrag von barbara » Mi 8. Mai 2013, 12:49

Abischai hat geschrieben: Du hältst keine Sklaven, erzähle nicht sowas! Du hast Kenntnis davon, daß andere das tun und denkst, daß Du dafür verantwortlich bist, das bist Du aber nicht.

Wer Sklavenhaltung durch Kauf von daraus entstehenden Produkten finanziert, hat sehr wohl Teil an der Verantwortung. Ich nehme mich selbst da auch nicht aus, ich profitiere genauso davon wie alle andern Leute, die in Europa leben.

Es ist natürlich nicht möglich in unserer Welt, jeden Missbrauch zu beseitigen, aber es ist sehr wohl möglich, den Anteil an fair und ökologisch hergestellten Produkten zu erhöhen und die schlimmsten Missbräuche zu meiden. Jeder noch so kleine Schritt zählt.

grüsse, barbara

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Magdalena61
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#8 Re: Faire Kleidung

Beitrag von Magdalena61 » Sa 11. Mai 2013, 13:50

barbara hat geschrieben:- Kleidung guter Qualität kaufen, die lange hält - dafür eher weniger als mehr.
Unter dem Strich ist es sogar günstiger, die bessere Qualität zu nehmen- Erfahrungswerte. Und... man sieht auch noch vorteilhafter aus.
Das Gleiche, was andere "Billigprodukte" betrifft, z.B. Schuhe, Schulrucksäcke, Besteck, Möbel.
barbara hat geschrieben:Wozu auch gehören kann, Kleidung selbst zu flicken
Reparieren ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung, rentiert aber. Flicken kann man öfter aufnähen, auch übereinander. Ich schneide den dazu benötigten Stoff teilweise aus Hosen heraus, welche zu kaputt sind, als dass man sie noch vernünftig reparieren könnte.
Aber: Meine Kids werden in der Schule angemacht... wenn sie mit den Flickenhosen kommen.

:mrgreen: Meine Jeans haben auch alle irgendwann Flicken. Man wird immer so herzlich angeschaut damit :lol:.
Und ich denke: Leute... wenn ich eine bestimmte Hose MAG, dann MAG ich sie halt und bin ihr treu. Und wenn ihr euer Geld lieber bei den Händlern lasst, dann sei es euch gegönnt. Irgendjemand muß ja die neuen Klamotten bezahlen, damit ich sie (ein Mal getragen oder fast neu) ersteigern kann.
barbara hat geschrieben:- es gibt immer mehr faire Kleidung auf dem Markt, sowohl Bio, wie auch Fair Trade, oder beides zusammen, was oft auch nicht viel mehr kostet als herkömmliche Kleidung.
Die sind oftmals nicht farbecht. Indische Stoffe und so...Handwäsche.
barbara hat geschrieben:- Second Hand einkaufen bzw noch brauchbare Kleidung in den Second Hand Laden bringen.
Oder ins ebay- Schlafaffenland. - Dort herrschen Vorkriegspreise.
barbara hat geschrieben:- lokale und umweltfreundliche Textilien wie Leinen verwenden, wenn möglich (ja ich weiss, sehr teuer, daher nicht immer möglich)
Leinen ist DER Stoff... absolut angenehm zu tragen, unempfindlich, pflegeleicht, und sehr robust. Wenn mehr Nachfrage da ist, wird mehr produziert und angeboten werden, zu günstigeren Konditionen.
barbara hat geschrieben:Und in unserer heutigen Wirtschaftsform, dem Kapitalismus, ist das Portemonnaie ohne Zweifel eine der stärksten Waffen.
Und die öffentliche Empörung.

Nach Angaben des Zentrums für Katastrophenmanagement bargen die Rettungskräfte bis Freitag 1043 Leichen aus den Trümmern des Gebäudes. Die meisten Toten sind Frauen, die in den Textilfabriken in den oberen Stockwerken des Hauses Kleidung nähten. Quelle
:( Und Tausende schwer verletzt, verstümmelt:
Als das achtstöckige Geschäfts- und Fabrikgebäude in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka am 24. April in sich zusammenstürzte, wurden fast 2500 Menschen verletzt. Zahlreichen Menschen mussten Hände oder Füße amputiert werden, um sie aus den Trümmern befreien zu können. Quelle
Das können wir Christen nicht nur mit Bedauern registrieren! Wir können eine Petition formulieren... die direkt zum Höchsten geht.

Update:
Dhaka.
Die Behörden ließen bereits 18 gefährdete Fabriken schließen.
Die Regierung will außerdem 200 Fabrikinspektoren einstellen, die die Sicherheit von Gebäuden überprüfen und gefährdete Fabriken umsiedeln sollen. Quelle
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#9 Re: Faire Kleidung

Beitrag von Magdalena61 » Sa 11. Mai 2013, 14:15

Abischai hat geschrieben:Eine Petition um einen Einzelfall ist etwas anderes. Aber bei Billiglohnsklaverei ist das was anderes, denn die ist fester Bestandteil der heutigen Weltwirtschaft.
Ich fürchte.... du hast Recht.
@Magdalena
Du hältst keine Sklaven, erzähle nicht sowas! Du hast Kenntnis davon, daß andere das tun und denkst, daß Du dafür verantwortlich bist, das bist Du aber nicht.
Im Grund genommen nicht, da hast du auch Recht.
Die andere Seite der Medaille ist: Wenn die in Asien hergestellen Produkte nicht mehr gekauft werden, verlieren die Arbeiter dort ihren Job.

Gestern sprach man in den Nachrichten wieder von einem "Wunder". Mir scheint, es ist wirklich ein Wunder:
Wunder in Bangladesch
Nach fast drei Wochen: Überlebende geborgen!
Fast zweieinhalb Wochen nach dem Fabrikeinsturz in Bangladesch haben Einsatzkräfte noch eine Überlebende befreit. Aufnahmen lokaler Fernsehsender zeigten, wie Helfer die Frau am Freitagnachmittag heraustrugen und in einen Krankenwagen brachten. Die Textilarbeiterin hatte 16 Tage unter dem Trümmerberg überlebt... Quelle
Sie zeigten diese Frau, die aus der "Hölle" gerettet worden war- und sie erhielten sogar ein Interview.
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dvdk
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#10 Re: Faire Kleidung

Beitrag von dvdk » Sa 11. Mai 2013, 16:59

Abischai hat geschrieben: Fazit: Wir können nichts dagegen machen, außer hilflosen und zweifelhaften Warenboykott.
So gesehen, müssten wir den ganzen Markt boykottieren. Nahezu der ganze Konsummarkt wird in Billiglohnländern produziert. Theoretisch müssten wir wegkommen von der Idee des ungebremsten immerwährenden Wirtschaftswachstums. Aber wer will schon auf fette Gewinne und Dividenden verzichten?
Windhauch ...

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