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Im heutigen Handelsblatt MorningBriefing schrieb mir Gabor Steingart:

Guten Morgen Herr...,
unsere heutige Titelgeschichte liest sich wie ein Märchen. In einem kleinen Land hinter den sieben Bergen regierte fast ein Vierteljahrhundert ein Herrscher, der konnte Stroh in Gold verwandeln. Das Bruttoinlandsprodukt steigerte er in seiner Regierungszeit von 9,5 Milliarden Euro auf 45,3 Milliarden Euro, ein sagenhaftes Wachstum von 376 Prozent. Dafür hatte er mit dem Zauberstab des Staates steuerliche Bedingungen geschaffen, denen Firmen aus aller Herren Länder nicht widerstehen konnten. 50.000 Holdings mit dem Betriebszweck der Steuervermeidung haben sich angesiedelt. Der Mann, der das Märchen schrieb, hieß nicht Bruder Grimm, sondern Jean-Claude Juncker. Er sollte die Geschichte vom Aufstieg seines Zwergenstaates zur weltweiten Nummer eins der Wohlstandsnationen vielleicht noch mal selbst erzählen - am besten vor einem Untersuchungsausschuss des Europaparlaments.

Und die Frau Doktor weiß von diesen Missständen erst jetzt, nach dem Juncker Komissionspräsident geworden ist und die europäische Wirtschaft mit 300 Milliarden Euro beleben möchte?

Geht den Mann von der Straße nichts an? Durch die “Steuervermeidung” werden nach den Worten des Präsidenten des Europäischen Rates – Herman Van Rompuy - den europäischen Haushalten jährlich etwa eine Billion Euro vorenthalten. Von den hinterzogenen Steuern nicht zu reden. Warum hat die Merkel nicht schon längst interveniert? Die Folgen ihrer “Zurückhaltung” für den Bürger sind nicht allein Arbeitslosigkeit und Niedriglöhne, nein, die Viten von Hunderttausenden junger Menschen werden zerstört...

Die seit Beginn der Weltwirtschafts- und Finanzkrisen vereinzelt aufgeflammten Demonstrationen gegen Einsparungen im Sozialbereich haben sich zwar wieder beruhigt. Doch die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sollten sich nicht zu sicher sein, dass es in naher Zukunft nicht doch in Europa zur generellen Erhebung der Massen kommt...

Und nicht vergessen: Zum Versagen der Politik auf wirtschaftlichen Gebiet kündigt sich derzeit auch Versagen im Bereich der äußeren Sicherheit an. Putin liegt gewiss nicht an einem Krieg gegen West-Europa. Ihm liegt an etwas anderem, und das wird er sehr wahrscheinlich erreichen...Dann erst wird sich die Welt richtig wundern...

R.F. hat geschrieben: Und die Frau Doktor weiß von diesen Missständen erst jetzt, nach dem Juncker Komissionspräsident geworden ist und die europäische Wirtschaft mit 300 Milliarden Euro beleben möchte?

Ich glaube, es ist in der Politik generell weniger eine Frage des Wissen um Mißstände, als vielmehr eine Frage der Bereitschaft, diese abzustellen.
Daß Luxemburg und viele andere EU Länder Steueroasen sind ist nicht erst seit gestern bekannt. Es ist aber gut, daß das Thema endlich auf die politische Tagesordnung kommt, das ist seit Jahrzenten längst überfällig.

Auch bei Anne Will war Steuerflucht das Thema.



Daß die Luxemburger ihren charmanten Außenminister in die Runde schickten konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß Luxemburg einer der Hauptakteure im internationalen Steuervermeidungskarussel ist.
Seine Einlassung, Luxemburg sei nun mal ein kleines Land und habe nicht so viel Platz für Firmengebäude, deshalb die vielen Briefkästen, wurde allgemein mit Heiterkeit aufgenommen incl. des Außenministers selbst.
Eine gute Figur machte wie immer Sarah Wagenknecht, die die Gründe für die Misere auch beim Namen nannte.

Auch die heute show hat Sensationelles entdeckt:

Luxemburg ist eine Steueroase, wer konnte das ahnen?

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag ... -Luxemburg

Dass naturalistisch orientierte Zeitgenossen die Brisanz der Gegenwart nicht wahrhaben, wundert mich nicht. Dass aber auch von Seiten der Biblianer nichts kommt, wirft kein gutes Licht auf jene, die unter “Gläubige” laufen. Das lässt im Grunde nur den Schluss zu, dass die meisten unter diesen geistig Ermattete oder Angsthasen sind...