Münek hat geschrieben:Oder sollten wir einfach das Ende der Krise in der Ukraine abwarten?
Um es einmal auf das Real-Politische abzukühlen: Dieser Konflikt ist nicht einfach, da kulturell unterlegt - mit rein legalistischen, völkerrechtlichen Standards wird es nicht zu lösen sein - zur Erläuterung:
Aus historischen Gründen ist die Ukraine eh geteilt - vielleicht (nur zur Anschauung) vergleichbar mit der Teilung der Schweiz in a)deutsch-, b)französisch- und c)italienisch-stämmige Kultur. - Nur dass es in der Ukraine die a) russisch-verwurzelte (=russisch-orthodoxe Kirche unter Moskau), b) westlich-verwurzelte (= westlich-orthodoxe Kirche unter Rom) und c) die muslimisch verwurzelte (= Krim Tartaren) Kultur ist.
Es wäre jetzt falsch, deshalb daraus einen Religions-Konflikt zu machen, denn es geht nicht um Glaubensfragen. - Aber es geht um kulturelle Identität - ein romanischer Schweizer wird sich eher am französischen Savoir Vivre orientieren, ein Deutsch-Schweizer eher am deutschen Lebensstil, dito Ticino und Italien.
Der wesentliche Unterschied ist, dass in der Schweiz die nationalen Bindungen ("Ich bin ein Schweizer") weit enger sind als die sprachlichen Bindungen (Kein Schweizer wird sagen: "Ich bin Deutscher, Franzose oder Italiener," sondern man wird sagen: "Ich bin Schweizer"). - Das ist in der Ukraine NICHT so. - Dazu kommt übrigens noch dazu, dass die Krim ein Geschenk des russischen Ukrainers (!) Chrustschow an die Ukraine war - bis in die 50ger Jahre des 20. Jh. war die Krim russisch.
Man wird das Problem nur dann lösen, wenn man diese kulturellen Hintergründe berücksichtig - vielleicht durch eine entmilitarisierte ost-ukrainische Zone. - Auch eine Teilung der Ukraine ist aus meiner Sicht überhaupt nicht ausgeschlossen - die ethnischen Voraussetzungen dazu sind da.
Man sollte das alles nicht unterschätzen - insofern durchaus eine gewisse Zustimmung zu R.F.. - Es darf nicht ein neues 1914 geben, in das man reinschlittert. - Vor allem sollte Europa den USA klarmachen, dass das nicht ihre Baustelle ist. - Denn ein Nato, die sich am Ende bis direkt zur russischen Grenze ausweiten könnte, wäre eine Kriegserklärung an Russland, die mindestens einen neuen Kalten Krieg zur Folgen haben würde. - Und Europa darf sich nicht dazwischen zerquetschen lassen.