#1 "Ich verkündige euch große Probleme"
Verfasst: Di 31. Dez 2013, 14:58
Warum mein Kollege nie wieder in die Kirche geht
„Ich war seit gefühlt 20 Jahren mal wieder in einem evangelischen Gottesdienst.“ So beginnt die Mail eines Kollegen an mich, den viele aus dem Fernsehen kennen.
Seinen Freunden, die gerade zu Besuch sind, sei gelungen, ihn zu Weihnachten in eine Kirche zu schleppen.
„Ich war wirklich in Weihnachtsstimmung und bereit, mich von der frohen Botschaft erfassen zu lassen. Nur – die Botschaft war nicht froh, sondern das Pädagogen-Gelaber eines Gleichstellungs- und Flüchtlingsbeauftragten.“
Dabei lautet doch die Botschaft des Engels in der Heiligen Nacht: „Siehe, ich verkündige euch große Freude!“ und nicht: „Ich verkündige euch große Probleme!“
Natürlich muss, kann und darf Kirche auch politisch sein, doch hat Altkanzler Helmut Schmidt recht, wenn er sich wünscht: „Predigt ist etwas anderes als die ,Tagesschau‘.“
Warum machen Kirchen also nicht die einzig überfüllten Gottesdienste des Jahres zu einer Werbung für sich selbst und für die tolle Botschaft von Freude und Hoffnung?
Warum werden stattdessen blutleere Vorträge gehalten, wie sie jeder Krankenkassenfunktionär und jeder Parteipolitiker besser hinbekommt?
Mein Kollege jedenfalls, seit seinem letzten Gottesdienst-Besuch „niedergeschlagen von der Weltenmoral des Herren Pfarrers“, will nie mehr eine Kirche betreten.
Ich kann das bedauern, verdenken kann ich es ihm nicht.
BILD am Sonntag
Von Peter Hahne

Gut, dass jemand das mal sagt.
"Gottesdienste" dieser Sorte sind mir leider auch bekannt. Man- sprich: Der Christ- möchte Gott begegnen, jedenfalls ist das bei mir so. Man steht früher auf, geht oder fährt extra hin, sucht eventuell mühsam einen Parkplatz... richtet sich im Versammlungsraum/ der Kirche für etwa eine Stunde häuslich ein, schaltet innerlich um auf "Gottesdienst"... und dann?
Man wartet und wartet... und wenn das Ganze fertig ist, dann ist man innerlich etwas verwirrt, hat eigentlich nichts wirklich begriffen und fragt sich, ob sich der Aufwand jetzt rentiert hat.
Wenn man es wagt, darüber zu sprechen und etwa zu bemerken, diese Veranstaltung sei total langweilig gewesen, bekommt man möglicherweise zur Antwort: "Es liegt an dir! -- Wenn du nicht erwartest, << etwas zu hören>>, wenn du nicht offen bist dafür, dann hörst du auch nichts!"
Dann bin ich also zu anspruchsvoll oder nicht fromm/ demütig genug. (?)

Und wenn ich es als Zeitverschwendung ansehe, mir Vorträge, wie sie in dem Zitat da oben beschrieben werden anzuhören, bin ich ein schlechter Christ, der zu faul ist, um sich einer Gemeinde anzuschließen.
Hm.... diese Erfahrungen sind aber nicht überall gleich.
Sicher, ich erwarte nicht Highlights ohne Ende; ein Pastor oder Prediger ist auch nur ein Mensch und kann nicht ununterbrochen Höchstleistungen bringen.
Aber.... irgendwelche Vorträge über Psychologie, die Bewerbung gemeindespezifischer Gurus... oder politische Statements bis hin zu reinrassiger Polemik... Anklagen der Sünden anderer... Drohbotschaften und Moralpredigten, in denen die Zuhörer nieder und klein gemacht werden, bis sie bald nicht mehr wissen, wie sie heißen...will ich in der Kirche, am Sonntag im Gottesdienst, WIRKLICH nicht hören. Dafür können diese "Propheten" doch eine Extraveranstaltung ansetzen, wenn sie meinen, es sei notwendig, das Volk dahingehend zu belehren.
Manche Gemeinden setzen auf "Lobpreis"; möglichst poppig und trotzdem eintönig. Für meinen Geschmack ist eine dreiviertel Stunde "Lobpreis" VOR dem eigentlichen Gottesdienst einfach.... ZU VIEL.
Andere setzen das Abendmahl inklusive Gebete und so VOR den Godi, und die Besucher, die nicht zum Abendmahl gehen, müssen warten, bis die Frühgänger fertig sind, das heißt: Der Event für die Nichtabendmahlsbesucher fängt nicht pünktlich an. Man hat sich abgemüht, um pünktlich da zu sein, und dann steht man (blöd) herum und wartet, weil die Ersten noch nicht fertig sind.
Nochmal andere machen eine Bibelstunde, ebenfalls für nicht ganz Freiwillige, vor dem eigentlichen Gottesdienst.
Wenn man reinkommt, ist die Luft verbraucht, das halte ich nicht lange aus- mir wird schlecht.
Da ist man ja schon müde, bevor man überhaupt einen Ton gesungen oder gebetet hat.
Aber.... was erwarte ich eigentlich, wenn ich mir die Mühe mache, einen Gottesdienst zu besuchen? Was kann ich erwarten- was wäre wichtig und richtig?
LG