Der Prozess

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#1 Der Prozess

Beitrag von Pluto » Do 14. Nov 2013, 16:55

Gemeint ist der Prozess gegen einen ex-Bundespräsidenten, der heute begann.

Worum geht es eigentlich in dem Prozess? Was hat Wulff getan, was diesen Prozess rechtfertigt?
Der Staatsanwalt wirft Wulff vor, sich als Ministerpräsident korrupt verhalten zu haben. Der Expräsident hat in einer 45-minütigen Erklärung alle Vorwürfe zurückgewiesen.
[Quelle: Die Zeit]
Im Mittelpunkt des Prozesses steht das Beziehungsgeflecht zwischen Wulff und dem Filmfinanzierer David Groenewold. Der soll 2008 eine München-Reise der Familie Wulff gesponsert und 753,90 Euro an Kosten übernommen haben. Die Summe setzt sich unter anderem zusammen aus einem Hoteizimmer-Upgrade und einem Festzelt-Abend auf dem Oktoberfest .
[Quelle: GMX Nachrichten]

Was geht hier eigentlich vor?
Wird Christian Wulff hier wegen einer Lapalie vorgeführt, oder geschieht hier Gerechtigkeit?
Findet ihr es richtig, wenn ein Staatsoberhaupt derart öffentlich vorgeführt und zerrisse wird?

Heir noch weitere Hintergrund-Infos:
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closs
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#2 Re: Der Prozess

Beitrag von closs » Do 14. Nov 2013, 20:48

Pluto hat geschrieben:Worum geht es eigentlich in dem Prozess?
Um es mal brutal zu sagen: Es geht hier um Aufarbeitung von Medien-Faschismus.

Falls Wulff freigesprochen wird (was ich sehr hoffe), könnte er die nächsten Jahrzehnte nutzen, die Rolle der Medien in einer Medien-Gesellschaft zu thematisieren.

Martinus
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#3 Re: Der Prozess

Beitrag von Martinus » Do 14. Nov 2013, 21:34

closs hat geschrieben: Es geht hier um Aufarbeitung von Medien-Faschismus.
Falls Wulff freigesprochen wird (was ich sehr hoffe), könnte er die nächsten Jahrzehnte nutzen, die Rolle der Medien in einer Medien-Gesellschaft zu thematisieren.

Wen es nicht um die Bibel geht bin ich, wie so oft, mit Kurt einer Meinung. Das ist ein peinliches Theater auf Kosten der Steuerzahler.
Angelas Zeugen wissen was!

Pluto
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#4 Re: Der Prozess

Beitrag von Pluto » Do 14. Nov 2013, 21:52

Martinus hat geschrieben:Das ist ein peinliches Theater auf Kosten der Steuerzahler.
Wenn man das "Sümmchen" von weniger al 1000 Euro sieht, um den es geht, bin ich geneigt dir zuzustimmen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Martinus
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#5 Re: Der Prozess

Beitrag von Martinus » Do 14. Nov 2013, 22:02

Pluto hat geschrieben:]Wenn man das "Sümmchen" von weniger al 1000 Euro sieht, um den es geht, bin ich geneigt dir zuzustimmen.

Und dann noch der simple Anlass für Ausgaben!!!! Zwei mehr oder weniger gut betuchte Freunde besuchen gemeinsam das Oktoberfest. Aus diesen Ausgaben dann Bestechlichkeit zu konstruieren ist lächerlich.
Angelas Zeugen wissen was!

norbert
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#6 Re: Der Prozess

Beitrag von norbert » Do 14. Nov 2013, 22:43

Wulff hat sich in der Banken- und Finanzwelt einige mächtige Feinde gemacht, als er, noch bevor oder als er gerade Präsident war, über die ganze Eurodingsbumensgeschichte erstaunlich deutliche Worte gefunden hatte. So deutliche Worte, dass zu befürchten war, er würde das, was Gauck fast vorauseilend unterschrieben hatte, gar nicht unterschreiben wollen. Ob diese Worte wirklich seiner Erkenntnis entsprangen, daran kann man zweifeln, wenn man die Dummheit seines Verhaltens während der weiteren "Affäre Wulff" betrachtet.

Und man sollte jetzt, wo das Augenmerk auf diesem Schau"Prozess" liegt, genau daraf achten, was andernorts gemauschelt und getuschelt wird, weil ja auch die Staatsmedien Wulf tagtäglich in neuen Empörungswellen hochköcheln lassen. Ich könnte wetten, dass einiges im Halbdämmer passieren könnte, was aufgrund der Omnipräsenz dieses "Prozesses" leicht übersehen werden kann.

Abischai
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#7 Re: Der Prozess

Beitrag von Abischai » Fr 15. Nov 2013, 02:29

Ich meine, daß das Arbeitsamt mir zu Unrecht etwa die gleiche Summe vorenthalten, bzw. zurückverlangt hat. Ich hätte dagegen prozessieren können/müssen. habe es aber nicht gemacht.

Frau Merkel veruntreut mit ihrer Regierung etwas mehr, es sind wohl bescheidene 140 oder 180, weiß die Zahl nicht so genau (Mrd. versteht sich) Ich bin gespannt. Denn sobald die Sache mit Herrn Wulff durch ist, kommt bestimmt Frau Merkel dran, denke ich, hoffe ich, oder ist die Frau gar nicht angezeigt worden? Hat man das etwa vergessen?

Na vielleicht sind 1xx Mrd. auch nicht der Rede wert, bei Hrn. Wulff hingegen geht es um das Prinzip. Ich hoffe es gibt wenigstens einen einzigen Menschen, der so wenig Zeit zum Nachdenken hat, daß er das einsieht.

Und im Übrigen - um allen Verschwörungstheorien vorzubeugen - mit dem Gesetz, daß Herr Wullf als Bundespräsident nicht "durchwinken" (unterschreiben) wollte, hat diese Affäre, sein Rücktritt und so, nicht das Geringste zu tun, es geht hier nicht um Rache oder sowas, es geht hier ums Prinzip.

Und wenn Hr. Wulff verknackt wird, dann gehe ich mit dem Präzedenz-Urteil zum Arbeitsamt und dann, aber wehe euch!!
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

closs
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#8 Re: Der Prozess

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 08:12

Abischai hat geschrieben: bei Hrn. Wulff hingegen geht es um das Prinzip.
Wulff ist damals wirklich in die falschen Kreise reingekommen - und hat Fehler gemacht. Aber dass man sich nicht einladen lassen darf, ist der Bevölkerung schon schwer vermittelbar. Schließlich bedeutet "Bestechlichkeit", dass jemand aufgrund von Vorteilen Entscheidungen trifft - das ist bei Finanzierung einer Oktoberfest-Sause wirklich albern.

Der einzige Skandal aus meiner Sicht ist das Medienverhalten, das an den Satz von B.Brecht erinnert hat: "Der Schoß ist fruchtbar noch". - Dass solche kollektive Propaganda-Hetze das Volk mitreißen konnte, ist aus meiner Sicht erschütternd.

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sven23
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#9 Re: Der Prozess

Beitrag von sven23 » Fr 15. Nov 2013, 17:36

Pluto hat geschrieben: Was geht hier eigentlich vor?
Wird Christian Wulff hier wegen einer Lapalie vorgeführt, oder geschieht hier Gerechtigkeit?
Findet ihr es richtig, wenn ein Staatsoberhaupt derart öffentlich vorgeführt und zerrisse wird?


Ich glaube Wullf hat nie verstanden, warum er überhaupt zurücktreten mußte.

Allerdings muß man hier auch vermuten, daß die Staatsanwaltschaft unter einer Profilneurose leidet.
Man hätte das Verfahren auch wegen Geringfügigkeit abschmettern können. 22 Verhandlungstage stehen in keinem Verhältnis mehr.
Andererseits finde das Signal, das von diesem Prozess ausgeht, begrüßenswert, wenn man an Fälle vor dem Arbeitsgericht denkt, wo es um einen Pfandbon oder ein paar Maultaschen ging.

Wulff geht aber auch ein Risko mit dem Prozess ein. Bei einem Freispruch mangels Beweisen bleibt immer noch ein unangenehmer Geruch zurück.
Aber angesichts der unangemessen hohen Strafzahlung von 20000 € blieb ihm wohl keine andere Wahl.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#10 Re: Der Prozess

Beitrag von closs » Fr 15. Nov 2013, 19:49

sven23 hat geschrieben:Aber angesichts der unangemessen hohen Strafzahlung von 20000 € blieb ihm wohl keine andere Wahl.
Ne - das war nicht der Grund. Die hätte er über eine Spendenaktion in Nulolkommnix gehabt. :lol: - Es geht darum, dass er vollkommen rehabilitiert sein will - um dann, wie ich vermute, seine kommenden Jahre dem Verhältnis "Bürger und Medien" zu widmen - als Bundespräsident a.D.

sven23 hat geschrieben:Bei einem Freispruch mangels Beweisen bleibt immer noch ein unangenehmer Geruch zurück.
Das werden einige Medien aus Selbstschutz-Gründen versuchen, so darzustellen. Es wird aber nicht gelingen, weil inzwischen ALLE Vorwürfe gerichtlich behandelt wurden und er gegen die Wiederholung selbiger gerichtlich vorgehen kann (und wird).l

Der Geruch wird bei den Medien hängen bleiben. - Vermutlich wird es in Zukunft keine medien-faschistischen Ausbrüche mehr geben wie bei Engholm, Ypsilanti, Eva Hermann, Guttenberg, Mixa, van Elst, Schavan - und eben Wulff (zumindest hoffe ich das).

sven23 hat geschrieben:Andererseits finde das Signal, das von diesem Prozess ausgeht, begrüßenswert, wenn man an Fälle vor dem Arbeitsgericht denkt, wo es um einen Pfandbon oder ein paar Maultaschen ging.
So gesehen: richtig. - Es hat sich bei uns eine fatale Obrigkeitsgläubigkeit (wieder) eingenistet, die besorgniserregend ist.

Da gibt es dieses Heer an Jüngern einer gesellschaftlichen (Un-) Kultur, in der man als Straftäter angesehen wird, wenn man einen Pfandbon (angeblich) unterschlagen hat, und in der man gleichzeitig gefeiert wird, wenn man die Preise für Klamotten aus Bangladesh so weit runterhandelt, dass die Leute, die die Arbeit machen, buchstäblich dran verrecken. - Macht nix: Wir sind ja ein Markt- und Leistungs-Gesellschaft. :devil:

Früher nannte man das "Schreibtischtäter" und hat das - da nazi-bezogen - kopfschüttelnd verurteilt. Wenn die heutigen Steigbügelhalter der neuen Obrigkeitsgläubigkeits-Kultur wüssten, wie nah sie ihren Kollegen aus dem 3. Reich sind, würden sie a) erblassen und b) komplett empört sein. Der Schoß ist fruchtbar noch.

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