Was ist Populismus?

Politik und Weltgeschehen
closs
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#1 Was ist Populismus?

Beitrag von closs » Mi 21. Dez 2016, 10:02

Man hört ja heute ständig das Wort "Populismus". - So wie es verwendet wird, gilt die Gleichung: "Populismus = geistig zurückgeblieben + rechts". - Wie seht Ihr das?

Pluto
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#2 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von Pluto » Mi 21. Dez 2016, 10:12

"Geistig zurückgeblieben" würde ich es nicht nennen.

Populisten sind meist hoch intelligente Menschen, die mit Worten versuchen, andere Menschen zu beeinflussen. Populisten sind machthungrige Menschen, dessen Ziel es ist Einfluss über andere zu erlangen.

Und... es gibt auch linken Populismus (siehe Putin).

Meine Frage wäre: Ist Populismus Teil der Demokratie, oder ist sie eine Gefahr für die Demokratie?
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Mimi
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#3 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von Mimi » Mi 21. Dez 2016, 10:54

Hallo,
Pluto:
Populisten sind meist hoch intelligente Menschen, die mit Worten versuchen, andere Menschen zu beeinflussen. Populisten sind machthungrige Menschen, dessen Ziel es ist Einfluss über andere zu erlangen.
Mmhhh…dies könnte glatt auch zur Beschreibung einiger unserer „mittigen“
Politiker gereichen…
(Wobei ich "hochintelligent" bei Manchen auch "ä glois bissle" in Frage stelle)
LG
Zuletzt geändert von Mimi am Mi 21. Dez 2016, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
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das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
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#4 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von Pluto » Mi 21. Dez 2016, 10:58

Mimi hat geschrieben:Mmhhh…dies könnte glatt auch zur Beschreibung einiger unserer „mittigen“ Politiker gereichen…
Genau so sehe ich das!
Es gibt mMn nur sehr wenige Politiker die nicht populistisch agieren; es scheint ein Teil ihrer Persönlichkeit zu sein.

Allerdings kann man es mit dem Populismus auch übertreiben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#5 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von Pluto » Mi 21. Dez 2016, 11:03

Mimi hat geschrieben:(Wobei ich "hochintelligent" bei Manchen auch "ä glois bissle" in Frage stelle)
Ich schrieb ja "meistens".
Oder würdest du Frauke Petry, Donald Trump oder Wladimir Putin, Intelligenz absprechen wollen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Mimi
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#6 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von Mimi » Mi 21. Dez 2016, 13:28

Hallo,
Pluto:
Ich schrieb ja "meistens".
Oder würdest du Frauke Petry, Donald Trump oder Wladimir Putin, Intelligenz absprechen wollen?
Sorry, das „meistens“ habe ich überlesen.
Nein, denen spreche ich die Intelligenz nicht ab.
Wobei ich mich mit den Thesen einer Frauke Petry bisher am wenigsten auseinandergesetzt habe.
Wladimir Putin halte ich in der genannten Reihe allerdings mit Abstand für den „Intelligentesten“, was keineswegs bedeutet, dass man sein „Freund“ sein muss.
Ich denke, es ist eine Frage der Motivation, wie man vorhandene Intelligenz-Ressourcen einsetzt und dass es somit sowas wie ein Intelligenz-Ranking gibt, hinsichtlich der
jeweiligen Angelegenheit, wo diese vorhanden – bzw. eingesetzt wird.
Geht es nur um persönliche Machtansprüche, an der Spitze stehen zu wollen – rein aus
völlig egoistischen Beweggründen – holen auch die nicht so Schlauen das größtmögliche
(falls vorhandene) Potential aus sich heraus.
Die andere (weitreichendere) Art Intelligenz wäre, die Gesamtlage ins Auge zu fassen,
Konsequenzen (für andere) der Handlungen und Äußerungen zu bedenken, auch global gesehen….Verantwortung!!!
Klar ist, dass man gewöhnlich in der Politik intern leider nicht weit kommt, wenn man sich nicht ellenbogenmäßig (kann man auch egoistisch nennen) weiter nach oben durchkämpft um das „ursprüngliche Anliegen zum Wohle des Bürgers“ überhaupt deklarieren zu können.
Spätestens dann sollte man sich aber erinnern, was man eigentlich mal wollte….

Oooohhh….heftig….gerade hat mich die Erinnerung an wichtige, zu erledigende Dinge
.... aus meinen Träumen gerissen…

So nebenbei:
Klar ist, dass man sich nicht zuhause einschließen will und kann. Aber das ständige Gerede der „Obrigkeit“ von „nicht einschüchtern lassen“ usw. ist nicht sonderlich tröstlich. Zeitweise habe ich persönlich gar das Gefühl, als wäre es ein Aufruf, sich jetzt viel und noch häufiger zu Großveranstaltungen und Plätzen zu begeben, wo sich sehr viele Menschen versammeln. Vom Grund her sind diese Aussagen - sooo - wahrscheinlich (hoffentlich!) nicht beabsichtigt. Dennoch erinnern sie mich ständig an die Redensart aus einem Märchen:
„Gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor dir stahn“.

LG
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#7 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von fin » Mi 21. Dez 2016, 14:28

closs hat geschrieben:Man hört ja heute ständig das Wort "Populismus". So wie es verwendet wird, gilt die Gleichung: "Populismus = geistig zurückgeblieben + rechts". Wie seht Ihr das?

Scheinbar gibt es auch diese Variante ...

closs hat geschrieben: Unsere Medien sind im Großen und Ganzen heute ähnlich gleichgeschaltet wie früher im Dritten Reich oder heute bei Putin.
-
Eine Putinisierung der Welt.
-
Das ist in etwa so, als würde man Putin Expertisen über Bürgerrechte schreiben lassen.

... der arme Putin :D

closs
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#8 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von closs » Mi 21. Dez 2016, 15:26

fin hat geschrieben:Scheinbar gibt es auch diese Variante ...
Ja - die Medien sind ein Problem. - Da war letzte Woche ein sehr guter und nachdenklicher Beitrag in der ZEIT folgenden Inhalts:

Es sei doch nicht so, dass die amerikanischen Medien NICHT über die Unmöglichkeiten Trumps geschrieben hätten - im Gegenteil: alle namhaften hätten das getan. Aber inzwischen sei es wohl eine Auszeichnung, wenn die Medien gegen einen schreiben. - "So weit ist es gekommen".

Und da sind die Medien wirklich daran schuld, wie ich meine. - Da wurde in den letzten Jahrzehnten zu viel und zu unisono einseitig berichtet, zu viele Fuchsjagden gemacht - auch in Deutschland. - Inzwischen bezeichnet man die heutige Entwicklung als Konter-Revolution zur Revolution von 1968: "Lieber un-liberales Wertebewusstsein als liberale Entgrenzung".

Das wahrhaft SChlimme aus meiner Sicht ist, dass diese "Konter-Revolution" an den falschen Begriffen andockt - Nationalismus und Minderheiten-Bashing (Muslims) ist gefährlich. - Nur: Sollen unsere (schein-) aufgeklärten Kreise nicht meinen, sie wären nicht zu einem Gutteil unmittelbar dafür verantwortlich - sie sind es nämlich.

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sven23
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#9 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von sven23 » Mi 21. Dez 2016, 15:52

closs hat geschrieben:Man hört ja heute ständig das Wort "Populismus". - So wie es verwendet wird, gilt die Gleichung: "Populismus = geistig zurückgeblieben + rechts". - Wie seht Ihr das?
Populisten sind Leute, die in einer immer komplexer werdenden Welt einfache Lösungen anbieten. Dabei liefern sie auch immer gleich die Sündenböcke mit, die ihrer Meinung nach dafür verantwortlich sind.
Fakten spielen oft keine Rolle. Donald Trumps Wahlkampfstatements waren nachweislich zu 70% gelogen. Da er aber der neue Messias der Globalisierungsverlierer ist, interessiert das seine Anhänger nicht die Bohne. Wir leben tatsächlich im postfaktischen Zeitalter.
Irgend etwas ist schief gelaufen mit dem Kapitalismus, meint auch Slavoj Zizek:

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=63799
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#10 Re: Was ist Populismus?

Beitrag von closs » Mi 21. Dez 2016, 16:00

sven23 hat geschrieben:Irgend etwas ist schief gelaufen mit dem Kapitalismus, meint auch Slavoj Zizek
Richtig analysiert.

sven23 hat geschrieben:Populisten sind Leute, die in einer immer komplexer werdenden Welt einfache Lösungen anbieten. Dabei liefern sie auch immer gleich die Sündenböcke mit, die ihrer Meinung nach dafür verantwortlich sind. Fakten spielen oft keine Rolle.
So einfach ist es nicht. - Ich sehe das Problem eher darin, dass ständig untereinander widersprüchliche Fakten und falsche Fakten geliefert wurden und werden.

Es gibt eine Vertrauenskrise in Bezug auf das, was sich als faktisch darstellt. Schein-liberale Dynamik wurde zu sehr hochzogen, so dass jetzt die Phase des Abschmierens beginnt.

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