Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Politik und Weltgeschehen
closs
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#71 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Do 8. Jan 2015, 15:05

piscator hat geschrieben:Favelas sind nicht die Regel im Kapitalismus.
Armenviertel in Kairo sind auch nicht die Regel im Islam - genauso wenig wie Reichenviertel in Dubai.

piscator hat geschrieben:Der Islam ist für mich keine Hochkultur
Gibt es nach Deiner Ansicht überhaupt noch eine Hochkultur zur Zeit?

piscator hat geschrieben:Mein Spott, meine Häme und meine Kritik richtet sich auch nicht gegen die Religionen selbst, sondern gegen diejenigen Gläubigen, die meiner Meinung nach dogmatisch oder fanatisch denken und handeln.
Dazu fiele mir auch das eine oder andere ein: Aber wie will man das trennen? - Ankommen tut es doch als Beleidigung der Religion.

closs
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#72 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Do 8. Jan 2015, 15:10

Martinus hat geschrieben:Zeichne einen blöden Mohammed, und du stirbst. Das kann nicht richtig sein, egal ob respektlos oder nicht.
Ist es auch nicht - darüber sind sich wahrscheinlich 99% einig (incl. Muslime).

barbara hat geschrieben:allerdings hinderte niemand Muslime daran, ebenfalls geschmacklose und fragwürdige Karikaturen zum Thema "der dekadente Wesen" zu zeichen und publizieren
Stimmt schon - das habe ich an anderer Stelle als "Hornhaut" bezeichnet - das Sich-Distanzieren-Können von den Undingen des Lebens. - Andererseits sollte es nicht so weit kommen, dass man es als Sieg der freiheitlichen Grundordnung feiert, wenn man sich gegenseitig in Unkultur übertrifft.

Nach wie vor: Wir brauchen dringend einen Ruck in der Gesellschaft in puncto Freiheits-VERANTWORTUNG (nicht nur Rechte).

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Zeus
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#73 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Zeus » Do 8. Jan 2015, 15:12

piscator hat geschrieben:Nein, solange Religiöse der Ansicht sind, dass ich als Nichtglaubender nach meinen Tod in der Hölle braten werde und dies auch lauthals verkünden, lästere ich weiter.
closs hat geschrieben:[...]Gewalt schafft Gewalt
Seit wann ist Lästern = Gewalt?
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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Janina
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#74 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Janina » Do 8. Jan 2015, 15:16

closs hat geschrieben:"Charly" zeigt unter dem Deckmantel der Freiheit programmatisch, dass man andere gerade NICHT achtet. - Deswegen darf man sie natürlich nicht erschießen
E-ben! Wenn ich jemanden lächerlich mache (weil ich das Recht habe, ihn lächerlich zu finden!), dann bleibt er am Leben, er behält sogar alle Körperteile. Er blutet noch nichtmal! Das ist ein Respekt, der mir von denen NICHT gezollt wird.

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sven23
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#75 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von sven23 » Do 8. Jan 2015, 15:18

closs hat geschrieben: "Charly" zeigt unter dem Deckmantel der Freiheit programmatisch, dass man andere gerade NICHT achtet. - Deswegen darf man sie natürlich nicht erschießen - noch mehr: Man darf das, was "Charly" tut, im Rahmen der freiheitlichen Grundordung sogar tun. - Aber das ändert doch nichts an der inhaltlichen Postionierung von "Charly".

Das nennt man Meinungs- und Pressefreiheit in Fachkreisen.
So lange nicht gegen Gesetze verstoßen wird, ist nichts dagegen einzuwenden. Geschmackfragen sind nicht Gegenstand gerichtlicher Untersuchungen.
Wer damit ein prinzipielles Problem hat, sollte sich fragen, warum er überhaupt in solch ein Land gezogen ist. Es gibt doch genügend Länder, in denen totalitäre Regierungen totalitären Göttern ein zu Hause geben.
Zuletzt geändert von sven23 am Do 8. Jan 2015, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Janina
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#76 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Janina » Do 8. Jan 2015, 15:20

Zeus hat geschrieben:
closs hat geschrieben:[...]Gewalt schafft Gewalt
Seit wann ist Lästern = Gewalt?
Seit man damit Flugzeuge entführen kann.
http://www.4religion.de/viewtopic.php?p=114256#p114256
:lol:

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#77 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Do 8. Jan 2015, 15:25

Janina hat geschrieben:Das ist ein Respekt, der mir von denen NICHT gezollt wird.
Ach DAS meinst Du mit Respekt - auf dieses Wort würde ich in diesem Zusammenhang nicht kommen. - Natürlich üben sie nur in Wort und Bild Gewalt aus und töten nicht körperlich - und das ist in der Tat ein großer Unterschied. Aber sie sind doch prinzipiell genauso gewalt-bereit - oder willst Du das etwa bestreiten?

Unter Respekt würde ich verstehen, dass man dn Kategorischen Imperativ walten lässt - und davon ist "Charly" programmatisch weit weg.

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#78 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Do 8. Jan 2015, 15:32

sven23 hat geschrieben:Das nennt man Meinungs- und Pressefreiheit in Fachkreisen.
Stimmt - diese sollte unbedroht bleiben, aber auch programmatisch mit Verantwortungs-Willen garniert werden.

Warum darf der erwachsene Mann nicht vor Kindergartenkindern onanieren? Er rührt sie doch dabei nicht an und seiner Meinung entspricht es auch.

sven23 hat geschrieben:So lange nicht gegen Gesetze verstoßen wird, ist nichts dagegen einzuwenden.
Aha - also wäre etwas dagegen einzuwenden, wenn dasselbe gesetzlich verboten wäre?

"Lieber Charly, Religions-Häme ist gesetzlich verboten, also sind wir empört" - Lieber Charly, Religions-Häme ist gesetzlich NICHT verboten, also sind wir NICHT empört?" - Wäre es nicht besser, wenn man eine eigene Instanz hätte, die auch ohne Gesetze weiß, was gut ist und was nicht? - Ist das nicht ein PAradebeispiel für unsere selbstverschuldete Unmündigkeit, wenn wir ein Gesetz fragen müssen, ob wir empört sind oder nicht?

sven23 hat geschrieben:Wer damit ein prinipielles Problem hat, sollte sich fragen, warum er überhaupt in solch ein Land gezogen ist.
Da stimme ich wieder zu. - Wir sind hier im Westen, und wer hierher zieht, muss sich eine Hornhaut in puncto Meinungs-Exzesse zulegen.

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Janina
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#79 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Janina » Do 8. Jan 2015, 15:37

closs hat geschrieben:Natürlich üben sie nur in Wort und Bild Gewalt aus und töten nicht körperlich - und das ist in der Tat ein großer Unterschied.
Puh, da bin ich aber froh, dass du den Unterschied erkennst.

closs hat geschrieben:Aber sie sind doch prinzipiell genauso gewalt-bereit - oder willst Du das etwa bestreiten?
Natürlich bestreite ich das. Wer mich beschimpft und beleidigt, statt mich zu töten, ist bereit mich zu töten? DAS willst du damit sagen? Das ist doch Quatsch mit Soße. Jetzt nicht weinen...

closs hat geschrieben:Unter Respekt würde ich verstehen, dass man dn Kategorischen Imperativ walten lässt - und davon ist "Charly" programmatisch weit weg.
Du redest vom Prinzip der Gegenseitigkeit, das selbstverständlich gewahrt bleibt, solange niemand zu realer Gewalt aufruft.

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#80 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Janina » Do 8. Jan 2015, 15:44

closs hat geschrieben:Warum darf der erwachsene Mann nicht vor Kindergartenkindern onanieren? Er rührt sie doch dabei nicht an und seiner Meinung entspricht es auch.
Ich vermute mal, weil die Erzieherinnen sich davon angemacht fühlen.
Aber im Ernst: Wenn du mir das zeigen möchtest, spricht ethisch gesehen nichts dagegen. Dafür wirst du auch sicher nicht erschossen.

closs hat geschrieben:Wäre es nicht besser, wenn man eine eigene Instanz hätte, die auch ohne Gesetze weiß, was gut ist und was nicht? - Ist das nicht ein PAradebeispiel für unsere selbstverschuldete Unmündigkeit, wenn wir ein Gesetz fragen müssen, ob wir empört sind oder nicht?
Ein Gesetz ist gerade Ausdruck einer mündigen Abstimmung, was man ertragen möchte und was nicht. Eine gesetzgebende Instanz ohne Rückkopplung zur Bevölkerung, die sich Regeln geben möchte, wäre eine Entmündigung.
Abgesehen davon ist kein menschheitsübergreifend anerkanntes Gesetz bekannt.

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